COURAGEOUS: Interview mit Chris Staubach, Gerd Lücking
01.01.1970 | 01:00Zum Abschluss ihrer "The Underground Tour 2002" traf ich COURAGOUS-Sänger Chris und Gitarrist Gerd im JUZ Dreieich-Dreieichenhain. Nachdem COURAGOUS mit "Remember" im letzten Jahr eines der geilsten Alben überhaupt rausgehauen haben, war es für mich schon fast Pflicht, die Jungs endlich vor's Mikro zu zerren.
Georg:
Heute ist ja der Abschlussgig eurer "Underground Tour". Wie ist die Tour gelaufen? Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Gerd:
Wir haben einen 5000-er Schnitt. Nein, wenn man also das Ganze nimmt und durchschneidet, so wie man den Durchschnitt berechnet, waren ca. 50 Leute pro Show da. Aber es war trotzdem spaßig.
Chris:
Man muss natürlich dazu sagen, dass uns viele vorher gesagt haben, dass die Tour ein Fiasko werden würde. Viele aus dem Business sagten, dass es zwar geil ist, wenn wir so etwas machen, aber dass es uns nicht viel bringen würde. Und von daher war es wirklich gut, wir hatten einen 50-er bis 60-er Schnitt und die Besucher fanden es echt gut. Und das ist für Underground-Verhältnisse ja auch kein schlechter Schnitt. Und das Zusammenleben der Bands war prima. Wir machen eigentlich die ganze Zeit nur Party.
Georg:
Heute sollte es ja eine Abschluss-Show mit Brainstorm geben. Ist Andy B. Franck noch krank oder warum wurde das abgesagt?
Chris:
Nein, er ist nicht mehr kränklich, ihm geht es schon wieder richtig gut. Nach eigenen Angaben trällert er auch schon wieder mit SYMPHORCE im Studio. Es ist wohl so, dass sie im April / Mai nicht spielen wollten, weil sie schon anfang des Jahres sehr viel gespielt haben. Und da konnten sie sich innerhalb der Band nicht durchringen, den Gig zu spielen. Eigentlich wollten wir in der Hafenbahn, Offenbach, einen größeren Gig machen. Wir hatten z.B. auch REBELLION gefragt und die hätten auch Bock gehabt. Nur hat Jeff Waters zum Randy Black gesagt, er solle etwas früher nach Kanada kommen, weil sie für die anstehende Tour etwas früher proben wollten. Und nach den beiden Absagen haben wir den Gig halt verlegen müssen.
Georg:
Euer Album ist ja in der Presse sehr gut aufgenommen worden. Seid ihr selbst auch noch zufrieden mit dem Ergebnis?
Gerd:
Ja, selbstverständlich, jedesmal wenn ich es höre, gefällt es mir besser. Nein, das ist ja Scheiße. Das ist ja selbstprollig. Ähm, auch jetzt mit etwas Abstand bin ich selbst immer noch sehr zufrieden damit. Die Resonanzen hätten ruhig noch etwas besser sein können. Die Kritiken die wir bekommen haben, waren hammermäßig geil, aber ich fürchte es hat uns nicht viel gebracht.
Georg:
Zumindest scheint noch kein Label auf euch aufmerksam geworden zu sein?
Chris:
Nein, es hat leider kein Label darauf angebissen. Wir hatten zwar zwei bis drei konkrete Angebote vorliegen, aber die waren für uns nicht so vernünftig, dass wir sie hätten annehmen wollen. Das muss ich aber klarstellen. Es waren keine Angebote, die wir aus finanziellen Gründen abgelehnt haben. Wir sagen ja nicht: "Hey, unter Sony geht bei uns gar nix mehr". Sondern das waren Labels, die uns angeboten haben, die CD bundesweit zu vertreiben, aber keine Mark für Werbung oder Tour investieren wollten. Die wollten uns noch ihr eigenes Studio untervermieten, damit wir aufnehmen können. Aber das ist es ja nicht, was eine Plattenfirma machen soll, das können wir auch selber. Das sind dann eher so Wohnzimmer-Plattenfirmen, die ein Musiker halt gegründet hat und die Platte über Point Music bundesweit zu vertreiben versucht. Bloß wenn keine richtige Plattenfirma hintendran steht, machen auch Vertriebe wie Point Music nix. Wir suchen ein Label, das halt auch bereit ist, in uns zu investieren. Wir wissen auch, dass wir nicht von Null auf Hundert starten und viel Geld einbringen würden. In uns müsste Geld und Zeit investiert werden, um uns aufzubauen. Und dazu ist wohl noch niemand bereit.
Georg:
Das heißt, ihr vertreibt die CD selber?
Chris:
Ja, über die Homepage, auf Konzerten und in Läden, zu denen wir persönlichen Kontakt hegen. Aber so richtig vertriebsmäßig läuft halt nix. Die erste Platte haben wir ja über Point Music vertreiben lassen. Aber das hat überhaupt nichts gebracht. Niemand wollte unsere CD in den Laden stellen, ohne dass ein richtiges Label hinten dran steht. Und auch andere Bands, die wir kennen, haben das gleiche Problem. So dass das Ganze nicht viel bringt.
Georg:
Gerüchteweise war doch mal was mit EMI im Gespräch.
Chris:
Nein, EMI ist keine Plattenfirma für uns. Sie treten nicht als Plattenfirma für uns auf. Wir haben eine Firma gefunden, die uns geil finden. Aber diese Firma macht eher Techno/House und haben so eine kleine Rock-Abteilung, die sie eventuell auch etwas ausbauen wollen. Und die wiederum haben die EMI als Vertragspartner. Und die EMI möchte mit uns zusammen versuchen, GEMA-Einnahmen zu verdienen. Sie wollen uns also auf GEMA-pflichtigen Veranstaltungen unterbringen und versuchen, dass wir auf Sampler kommen. Aber sie treten nicht als Plattenfirma für uns auf.
Georg:
Und was bringt euch die Sache dann?
Gerd:
Nun, sie verwalten unsere Verlagsrechte. Was ja mit Vertrieb und Plattenfirma recht wenig zu tun hat. Es läuft halt so, dass wir die Arbeit der Plattenfirma selbst übernehmen und die EMI unsere Verlagsrechte verwaltet, was ja auch recht viel Arbeit ist. Und den Vertrieb machen wir dann selbst.
Georg:
Eure CD habt ihr ja in eurem Proberaum aufgenommen. Dafür hat sie einen erstaunlich guten Klang. Wieviel Arbeit habt ihr da reingesteckt?
Gerd:
Also Proberaum ist sehr nett umschrieben.[lacht] Immerhin kamen AFTERBURN [Band des Verfassers] ja auch in diesem Proberaum zu ihren Aufnahmen. [Es ist ja ein Proberaum, jedoch mit Studioequipment - der Verf.] Wir haben uns halt von Anfang an in neue Gebiete begeben. Wir haben uns ins Studio gesetzt und angefangen und uns mit den Geräten nicht richtig ausgekannt, deswegen hat es dann auch etwas länger gedauert. Als wir dann die Möglichkeiten kannten, die durch Computeraufnahmen möglich sind, wie z.B. die tausende Spuren, die einem zur Verfügung stehen. Dann gab es beim Endmix auch wieder Probleme. Wir haben das Ganze gemastert, waren dann aber mit dem Endprodukt nicht richtig zufrieden. Dann haben wir neu gemischt und bei Uwe Lullis nochmal gemastert. Und das Endergebnis kennen wir ja alle.
Georg:
In welchem Zeitraum sind die Songs dann entstanden? Du sagtest mir ja mal, daß z.B. "Rebirth" schon zehn Jahre auf dem Buckel hat.
Gerd:
"Rebirth" hab ich vor ungefähr zwölf Jahren geschrieben. Das war auch der Grund, warum Olli mich in die Band genommen hat. Ich hab Olli halt ein Tape mit alten Songs von mir vorgespielt und er meinte: Ich nehm dich wegen dem Anfangsriff in die Band. Nein, er wollte mich auch als Gitarrist haben. Ansonsten gab es Zeiten, da sind uns die Songs aus den Händen geflutscht, aber dann gab es auch wieder Leerlaufzeiten. Vor der Tour haben wir in zwei Monaten zum Beispiel fünf neue Songs gemacht. Ich denke auch, dass wir uns nach der Tour die fünf bis sechs neuen Songs als Demo aufnehmen werden und dann den Plattenfirmen zuschicken werden. Ich denke, dass das für viele Plattenfirmen ein Problem war, ein fertiges Produkt zu bekommen. Die komplette CD, mit Texten und Layout war denen wohl zu viel, weil sie dann keinen Einfluss mehr darauf haben. Deswegen wollen wir das jetzt mal andersrum machen, vermutlich auch nur mit Vierspur- oder Achtspur-Aufnahmen, wie 'ne richtige kleine Demo-Band, die wir ja auch sind. Und wir hoffen, dass wir das dann dadurch besser an den Mann bringen können.
Georg:
Für viele kleinere Bands stellt das Internet eine gute Vertriebsmöglichkeit dar. Wie nutzt ihr das Internet?
Chris:
Verstärkt würde ich sagen. Es ist manchmal unglaublich, was du übers Internet für Möglichkeiten hast. Aber es hat alles seine Vor- und Nachteile.Es gibt viele Möchtegern-Leute im Internet und recht viele, die die Möglichkeiten ausnutzen. Ich denke, daß z.B. Powermetal.de eine rühmliche Ausnahme ist, da steckt sicherlich sehr viel Herzblut drin. Aber es gibt viele Online-Magazine, die nur ein paar Promos abgreifen wollen. Und das gilt auch für viele, die sagen, sie würden überhaupt für irgendwas schreiben oder behaupten, von einem Radio zu sein. Das gleiche gilt für irgendwelche MP3-Geschichten. Im Prinzip versuchen wir, das Internet zu nutzen und darüber zu vertreiben. Aber es sind nicht mehr viele bereit, Geld in einen Brief zu legen und den an eine Band zu schicken.Wenn sich schon jemand die Mühe macht, an uns zu schreiben, dann will er entweder ein Freiexemplar oder aber er will wissen, wo er sich noch mehr Songs runterladen kann. Vor zehn Jahren hätten, wenn eine Band so riesen Kritiken bekommen hätte, 100 Leute an die Band geschrieben und die CD bestellt. Heute sind wir Platte des Monats im Metal Hammer und Tip des Monats im Breakout und es kommt halt so ein Brief. Und das ist schon etwas enttäuschend.
Georg:
Denkst du, dass eure Musik zu anspruchsvoll oder zu wenig eingängig für den Massenmarkt ist?
Chris:
Über Anspruch lässt sich natürlich streiten. Natürlich sind die Songs auf "Remember" sehr lang und abwechslungsreich, das kann man nämlich auch dazu sagen [grinst]. Wir reagieren auf jeden Fall darauf. Wir versuchen, die neuen Songs etwas kompatibler zu halten, ohne uns dabei anzubiedern. Unsere Musik ist schon schwer, aber es ist auch fett. Und schau dir NEVERMORE an, mit denen wir ja immer wieder verglichen werden.Die sind genauso vertrackt und kompliziert. Und die feiert jeder verdientermaßen ab.
Georg:
Freut es euch, wenn ihr mit einer Band wie NEVERMORE verglichen werdet?
Gerd:
Also für mich ist es eine Ehre, weil wir mitunter NEVERMORE vergöttern. Das ist für mich auch die Musik, die ich machen möchte. Und ich denke, dass so etwas sich halt auch in der eigenen Musik widerspiegelt. Man hat halt so seine Einflüsse. Und wenn man irgendwas im Kopf hat, dann geht halt auch nix anderes. Da schreibste ein Riff, nimmst es auf und denkst "Oh Scheiße, das ist ja doch NEVERMORE". Aber das ist ganz normal. Für mich ist es eine Ehre, mit NEVERMORE verglichen zu werden. Ich denke, wenn jemand sagen würde: "Ihr klingt wie AOK", dann ist das abwertend. Aber wenn jemand sagt, ihr klingt wie NEVERMORE oder öh Schießmichtot..
Georg:
Die kenn ich noch gar nicht.
Gerd:
Schießmichtot? Die waren doch mal Vorband von AFTERBURN. [lacht]
Chris:
Es gibt halt zwei Seiten von der Medaille. Einerseits ist es, wie schon gesagt, für uns eine große Ehre, wenn jemand sagt, wir klingen wie NEVERMORE. Gerade weil NEVERMORE auch die Speerspitze einer gewissen Musikrichtung darstellen. Es ist aber auch sehr enttäuschend, wenn die Leute uns darauf limitieren. Wenn jemand sagt, die Band klingt wie NEVERMORE, der Sänger schaut aus wie Warrel Dane und ansonsten ist es nur ein NEVERMORE-Klon. Und das sind wir definitiv nicht. Wir geben offen zu, dass wir NEVERMORE total geil finden und dass wir auf Knien rutschen würden, wenn sie uns fragen würden, ob wir mit ihnen spielen dürften. Aber wir haben auch andere Einflüsse. Wir stehen genauso auf Bands wie MACHINE HEAD, TESTAMENT, KORN - jetzt werd ich hier rausgeschmissen [grinst] - KISS...
Georg:
Gewisse Leute von euch tragen ja auch Pampers-Hosen [Gerd saß mit einer Baggy Pant neben mir - der Verf.]
Gerd:
Geil.
Chris:
Nein, aber die Einflüsse sind grundverschieden. Und nur weil wir zugeben, dass wir NEVERMORE total geil finden, sagen alle, wir würden wie NEVERMORE klingen und das find ich etwas schade.
Georg:
Ihr seid ja auch ansonsten sehr aktive Menschen. Ihr veranstaltet große Konzerte, baut ein eigenes Studio auf usw. Habt ihr dann eigentlich auch noch Freizeit?
Gerd:
Für was? Wir arbeiten alle natürlich noch nebenher. Und versuchen halt, trotzdem so viel Zeit wie möglich in die Musik zu stopfen. Die Tour war auch sehr nerv- und allesaufreibend. Ich denke, wenn es keinen Spass machen würde, würden wir es auch nicht so machen. Geld verdienen kann man damit nicht.
Georg:
Ja schon, aber gerade du. Du spielst in drei Bands, arbeitest bei den Veranstaltern von BLIND-GUARDIAN-, ICED-EARTH- usw. Konzerten mit usw. Das kostet doch ne Menge Zeit und Geld.
Gerd:
Ja, Geld irgendwo auch. Wenn man sich auf einen Schlag alle Gitarren neu kaufen muß, das kostet natürlich viel Geld. Ich mach das Ganze jetzt seit 15 Jahren und hab noch immer meinen Spaß daran nicht verloren.
Georg:
Wenn du es schon ansprichst. Bei euch wurde ja in den Proberaum eingebrochen und es wurden alle 15 Gitarren entwendet. Hat sich da schon etwas ergeben?
Gerd:
Leider gar nichts. Es gab zwar hin und wieder Hinweise, aber ich denke, wir haben wohl keine Chance mehr, an die Gitarren wieder heranzukommen. Das ist sehr schmerzhaft, weil auch sehr seltene Stücke dabei waren.
Chris:
Die Leute haben sich bestimmt mittlerweile davon ein Auto gekauft.
Gerd:
Ja, schreib das bitte doppelt unterstrichen. Aber ich glaube, es gibt wohl keine Chance mehr. Naja, da müssen wir durch. Jetzt mussten wir uns halt die Gitarren neu kaufen.
Georg:
Tja..
Gerd:
Frag doch mal, wie unser Gig in Ludwigshafen war.
Georg:
Wie war euer Gig in Ludwigshafen?
Chris:
Es war der absolute Hammer. Wir haben da vor 600 Leuten gespielt.
Georg:
Ach deswegen habt ihr den guten Schnitt.
[allgemeines Losgepruste und Gelächter]
Chris:
Nein, den haben wir gar nicht eingerechnet. [immer noch Gelächter] Wir haben da vor 600 Leuten gespielt und sind von der ersten bis zur letzten Sekunde abgefeiert worden. Und das, obwohl wir einen Ultraschlechten Sound hatten. Aber den Leuten hat es Spaß gemacht.
Gerd:
Nein, aber man muss sagen, die Schwaben, Bayern und Pfälzer - oder wo liegt Ludwigshafen? - Naja, egal, aber die wissen richtig zu feiern.
Georg:
Die Preußen waren wohl etwas schwieriger?
Gerd:
[lacht] Ja die waren etwas schwieriger. Aber der Gig in Ludwigshafen war der absolute Hammer. Ich habe noch nie so viel Angst gehabt, ins Publikum gezogen und gefressen zu werden.
Georg:
Ja, aber 600 Leute, was habt ihr den Leuten gezahlt, dass da so viele kamen?
Gerd:
Das war mitunter eines der Highlights der Tour.
Chris:
Wobei man dazu sagen muss, dass das kein reguläres Konzert im Rahmen der Tour war. Die Show war mit GRAVE DIGGER zusammen. Aber die Leute haben uns trotzdem abgefeiert. Trotz siebenseitiger Gitarren.
Gerd:
Wer war das?
Chris:
Metal.de. Vielen Dank für den geilen Bericht.
Gerd:
Ich finde es echt schade, dass es immer noch so engstirnige Vollidioten gibt, die nur auf ihre Sparte vom Metal bestehen. Und alles andere scheiße finden.
Chris:
Wenn wir schon hier bei dem Thema sind, ohne dass du gefragt hast, möchte ihr hier noch was dazu sagen. Es ist so, jeder honoriert, dass wir geile Musik machen. Das finden wir auch sehr nett. Und viele davon sagen, dass sie nix damit anfangen können, weil es zu modern ist. Weil siebensaitige Gitarren benutzt werden, weil Gitarren runtergestimmt werden, weil der Sänger variabel singt, weil er clean singt, weil ab und zu mal ein paar Soundeffekte drin sind. Und dann sag ich denen: "Hört ihr NEVERMORE?". Und wieder sind wir bei NEVERMORE. Und ich sage ihnen "Hört da doch mal genau hin, da sind auch Siebensaitige drin, da sind auch Gitarren runtergestimmt oder Soundsamples dabei." Und die werden abgefeiert. Und wir sind zu modern. Das ist nicht wirklich fair. Und ich finde, wir machen fette, geile Musik, mit harten Gitarren und geilen Melodien...
Georg:
...und keinem Gerappe...
Chris:
Und keinem Gerappe. Und wenn jemand das als Nu Metal, modernen Rock oder Power Thrash beurteilt, ist das dem sein Ding. Wenn es ihm gefällt, ist es o.k., wenn nicht auch. Aber wenn man sagt, dass die Musik geil ist, aber weil es Nu Metal sei, zwei Punkte abgezogen bekommt, dann ist das lächerlich. Das ist Scheiße.
Gerd:
Als der Chris mir von dem Bericht bei Metal.de erzählt hat, da stand drin, dass sie rausgegangen sind und sich lieber CDs gekauft haben, weil wir zu modern waren, da sagte ich, dass das wohl die zwei einzigen waren, die raus sind. Die Halle hat getobt und gefeiert. Das war nur geil.
Chris:
Und weil du nicht gefragt hast, da kam gestern jemand zu uns an den Stand und sagte, dass wir früher mit langen Haaren viel geiler waren. [Chris ist mittlerweile der einzige Langhaarige in der Band - der Verf.]
Gerd:
Ist ja geil, hat der ein T-Shirt gekauft?
[lacht]
Georg:
Naja, ihr könntet ja wenigstens vernünftige Hosen anziehen.[allgemeines Gelächter] Das schaut ja aus, wie wenn du eine Pampers drunter hättest. [Chris kriegt sich nicht mehr ein vor lachen]
Gerd:
Ich hab ja eine drunter. [lacht]
Georg:
Habt ihr noch abschließende Worte?
Gerd:
Ich möchte Powermetal.de für die Unterstützung und fairen Kritiken bedanken. Ich find das wirklich geil, ich denke, dass ich bei Powermetal.de die Objektivität, die ich bei anderen Kritikern vermisse, wiedergefunden habe. Ich find geil, wie ihr die Produkte beschreibt. Ihr schreibt mehr über das Produkt als darüber wie ihr das Produkt findet. Und das ist schon sehr geil.
Chris:
Einerseits muss ich mich dieser Lobhudelei jetzt anschließen. Für mich ist Powermetal.de, jetzt nicht nur was unsere Kritiken anbelangt, gerade was die News anbelangt, der absolute Hammer. Jeden Tag kann man da etwas Neues finden. Und dann wollte ich noch sagen, dass die Leute doch open-minded bleiben sollen und nicht in Schubladen denken sollen. Euch gehen viele geile Bands durch die Lappen, wenn ihr zu engstirnig werdet. Ich höre auch zu Hause die neue MANOWAR und die neue KORN.
Georg:
Geht das wirklich?
Chris:
Ja, wenn man nicht drei Stunden lang auf der Autobahn KORN hören muß, dann geht das schon.
Gerd:
Ja, wir haben die neue KORN.
Chris:
Und deshalb: Open-minded bleiben. Es ist egal, was die Band für einen Stil spielt, wenn es einem gefällt. Egal ob Nu-, Power-, Thrash-, Speed- oder sonst einem Metal-Stil. Und besucht http://www.couragous.de , da gibt es auch kostenlose MP3 für alle, die sich die zehn Euro nicht leisten können.
Gerd:
Da war gestern einer, der fand uns total geil. Und als der Chris ihn gefragt hat, ob er sich nicht eine CD kaufen will, sagte er "Nö, er schaut mal im Internet nach, ob er sich da was runterladen kann". In sofern: COPY KILLS MUSIC.
Georg:
Wobei diese Woche im Spiegel eine Studie veröffentlicht wurde, dass gerade One-Hit-Wonder unter dem Internet leiden. Also Bands, die nur einen guten Song auf der CD haben, weil sich die Leute eben - bei 20 € für eine CD - nicht mehr jede Scheibe blind kaufen. Und gleichzeitig kommen aber viel mehr unbekanntere Bands in die Charts rein.
Chris:
Das ist natürlich sehr zweischneidig. Wir überlegen ja auch, ob wir unsere Sachen einfach ins Netz stellen sollen, um einfach etwas bekannter zu werden. Wir schauen auch mal im Netz, ob wir nicht den einen oder anderen Song vorher zu hören bekommen. Aber die Musikindustrie klagt nicht zu Unrecht. Es bleibt einfach kein Geld mehr hängen.
Georg:
Nun, die CD kostet mittlerweile 20 EUR. Jeder, der Betriebswissenschaft studiert, lernt im ersten Semester, dass bei steigenden Preisen die Verkäufe zurückgehen. Dazu kommt noch, in der Hochphase von Napster kletterten die Verkäufe nach oben, die Musikindustrie sagte aber: "Die könnten ja noch viel höher sein, wenn nicht kopiert würde". Jetzt haben sie die CD-Preise erhöht und sagen "Hey wir verkaufen nicht mehr so viel".
Chris:
Wie gesagt, es gibt viele, die das schön reden. Wir merken das halt als Band ganz deutlich. Das Geld sitzt bei den Plattenfirmen nicht mehr so locker. Wir sind ja auch darauf angewiesen, dass die Leute unsere CD kaufen. Und das machen sie nicht, sie kopiern die Dinger oder laden es sich aus dem Netz. Viele sagen ja auch. "Wir kaufen die Dinger nur von denen, die es brauchen". Aber wo ziehst du die Grenze? Bei einer Band wie METALLICA oder einer, die 10.000 Einheiten, 5.000 Einheiten oder 3.000 Einheiten verkauft? Und woher weißt du, welche Band wieviel verkauft? Ich denke, auf Dauer killt das uns alle.
Gerd:
Heute gibt es auch viel mehr Bands und die Leute kaufen sich einfach nicht mehr alles, so wie früher.
Chris:
Die Kids wachsen halt auch ganz anders auf. Sie wollen gar nicht mehr in den Laden gehen und sich die Platten durchhören. Die wollen sich die Sachen aus dem Netz ziehen. Ich will das jetzt auch nicht verurteilen. Wir machen das ja selbst. Aber es ist schon ein ganz großes Problem. Du kannst ja auch ein Tape nicht mit MP3 oder einer gebrannten CD vergleichen.
Georg:
Ich denke halt, dass Copy nicht nur Music killt, sondern auch Musik fördert. Weil eben nicht mehr jeder das neue MADONNA-Album kauft, nur weil MADONNA drauf steht.
Gerd:
Doch, ich kauf die blind.
Chris:
Es ist sicherlich ein Geben und Nehmen. Für ganz kleine Bands kann das schon ein Vorteil sein. Aber wenn du, so wie wir, viel Zeit und Geld investierst, dann kann dich das töten.
Georg:
Okay, aber jetzt will ich auch noch etwas von RED TO GREY sehen. Von daher, vielen Dank für das Interview.
- Redakteur:
- Georg Weihrauch