CREMATORY: Interview mit Markus Jüllich

01.01.1970 | 01:00

Eigentlich waren wir am 08.09.2001 in Leuna mit der Band CREMATORY zum Interview vor ihrem Konzert verabredet gewesen. Leider klappte das dank übereifriger Security und einigem Chaos nicht. Trotzdem war Markus so lieb und hat meine Fragen im nachhinein per Mail beantwortet und bereitwillig Auskunft über die Reaktionen auf die Auflösung der Band, Zukunftspläne und das letzte Album "Remind" gegeben.

Freya:
Ich möchte bewusst nicht auf die Gründe eurer Trennung eingehen, da diese detailliert auf der Crematory Homepage http://www.crematory.de dargestellt werden. Trotzdem: Die Nachricht, dass ihr euch auflöst, hat viele Fans schockiert. Wie waren die Reaktionen?

Markus:
Die Reaktionen auf unsere Auflösung waren unglaublich. Damit hatten wir keinesfalls gerechnet. Es gab sogar Selbstmorddrohungen, die wir aber keinesfalls für gut heißen können. Täglich flattern im Schnitt 30 Fanbriefe ein und von Guestbookeinträgen auf unserer Homepage erst gar nicht zu sprechen.

Freya:
Habt ihr diese Reaktionen erwartet?

Markus:
Keinesfalls in diesem Ausmaß! Da kommen plötzlich Leute auf dich zu, von denen wir nie erwartet hätten, dass sie uns kennen, geschweige denn Fans von uns sind. Einfach unglaublich die Reaktionen.

Freya:
Habt Ihr zu Beginn der CREMATORY- Zeit überhaupt mit so großem Erfolg gerechnet?

Markus:
Keinesfalls! Das, was wir mit unserer Band erreicht haben, war ein großer Traum von jedem von uns, als wir mit CREMATORY begannen. Keiner hatte je daran gedacht, dass wir mal Europas führende Gothic-Metal Band werden würden.

Freya:
An welche Zeit erinnert ihr euch am liebsten zurück?

Markus:
Eigentlich die gesamten 10 Jahre. Wir durften Dinge erleben, die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen sind, wofür wir vor allem unseren Fans, die uns immer unterstützten, sehr dankbar sind. Natürlich gab es auch für uns Höhen und Tiefen, die wir aber immer gut gemeistert haben.

Freya:
Woran würdet ihr am liebsten keinen Gedanken mehr verschwenden?

Markus:
An unsere momentane Situation, die für uns und unsere Fans sehr schwer ist. Zu wissen, dass es dem Ende zugeht, ist wirklich hart.

Freya:
Werdet ihr untereinander in Kontakt bleiben?

Markus:
Selbstverständlich! Wir sind alle gute Freunde und werden es auch bleiben. Wir werden uns einmal monatlich im Proberaum treffen und in Erinnerungen schwelgen und ein wenig jamen.

Freya:
Ein Grund für das Ende von CREMATORY ist, dass ihr euren Lebensunterhalt nicht mit der Musik bestreiten könnt. Werden die neuen Projekte kommerzieller sein?

Markus:
Von neuen Projekten ist momentan noch keine Rede. Unsere Batterien sind leer und müssen erst wieder geladen werden. Ein wenig Abstand zur Musik tut uns erst mal allen gut. Was dann passiert, weiß noch kein Mensch. Mit meiner anderen Band CENTURY werde ich natürlich weitermachen.

Freya:
Felix war in letzter Zeit mit Mozart von UMBRA ET IMAGO und der Goth O Mania Tour unterwegs. Wird es sowas in Zukunft wieder geben?

Markus:
Ich denke schon, denn die Sache soll ja sehr erfolgreich laufen. Details habe ich aber keine.

Freya:
Wird es weiterhin Kooperationen mit anderen bekannten Bands geben?

Markus:
Kann ich zur Zeit nicht sagen. Weiß ich noch nicht.

Freya:
Wie seht ihr die heutige Gothic-Metal-Szene?

Markus:
Da ist leider nicht mehr viel davon übrig. Ich denke, dass wir eine der letzten erfolgreichen Gothic-Metal-Bands sind. Ehemalige Gothic-Metal-Bands drifteten leider in den Pop ab und zerstörten somit die Szene, weil sie den Hals nicht voll genug bekamen, was dann im Endeffekt der schwarzen Szene geschadet hat.

Freya:
Ihr habt zweifelsohne die deutsche Gothic-Metal-Szene mitbestimmt. Was kommt nach euch? Wer könnte nach euch diese Musikrichtung prägen?

Markus:
Wahrscheinlich niemand, denn CREMATORY waren und sind einzigartig. Alles andere wäre nur eine billige Kopie. Wir müssen sehen, was in Zukunft passiert.

Freya:
Euer aktuelles Album "Remind" ist ein Abschiedsgruß an eure Fans. Was gibt es zu hören? Auch alte Songs oder nur neues?

Markus:
Auf der "Remind"-Doppel-CD gibt es zum einen ein komplettes Live-Konzert der letzten Tour und zum anderen extrem rare Tracks wie "Tears Of Time" in deutscher Version und andere Non-Album-Tracks, sowie das original Demo vom 1992.

Freya:
Was bedeutet euch dieses letzte Album und was charakterisiert es?

Markus:
Eigentlich haben wir "Remind" für uns gemacht, denn wir wollten einen Zusammenschnitt unseres zehnjährigen Schaffens in Bild und Ton festhalten. Ich denke, wir haben uns das verdient. Eine schöne Erinnerung, die man sich gerne ansieht und anhört.

Freya:
Wie kommt ihr gerade darauf, in Leuna aufzutreten? Bestimmt hätten euch die Fans auf eurer Abschiedstour in größeren Städten erwartet.

Markus:
Der Veranstalter von Leuna ist ein guter Freund, der uns zu Beginn unserer Karriere durch zahlreiche Konzerte in Ostdeutschland gefördert und unterstützt hat. Wir wollten uns mit diesem Konzert bei ihm bedanken, denn wir vergessen nicht, woher wir kommen und wer uns in den gesamten 10 Jahren unterstützt hat.

Freya:
Letzte Worte, Grüße, Hinweise?

Markus:
Nochmals vielen Dank an alle Fans, die uns jahrelang unterstützt haben und uns zu dem gemacht haben, was wir sind.
Believe in yourself and especially in CREMATORY!!!


Gothicparadise.de - Freya

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