CRUCIFIED BARBARA: Interview mit Ida Evileye

22.03.2005 | 23:48

Da hab ich mich so gut vorbereitet, eine supergünstige Vorwahl aus dem Internet rausgesucht ("nur 1,8 Cent die Minute") und dann versagt das Aufnahmegerät nach der ersten Frage. Während dem Gespräch mit Ida Evileye, ihres Zeichen Bassistin bei CRUCIFIED BARBARA, hab ich verzweifelt nach neuen Batterien gesucht. Gefunden hab ich sie letzten Endes in meiner "Schokischublade"! Beim zweiten Anlauf unterrichte ich sie über den Aufbewahrungsort meiner Batterien, was sie mit einem lachenden "everything is working now?" kommentiert.
Was CRUCIFIED BARBARA angeht, so handelt es sich um ein weibliches Quartett, das den Sound der 80er-Hairspraybands mit "neueren" Sounds à la THE HELLACOPTERS verbindet. Ich hatte dabei das kurze Vergnügen, mich mit ihr in erster Linie über ihre Musik zu unterhalten, wobei der Schwerpunkt auf ihrer Debüt-CD "In Distortion We Trust" lag.

Tolga:
Eure Pseudonyme/Spitznamen hören sich furchteinflößend an. Haben die einen wahren Hintergrund oder habt ihr die euch nur aus Imagegründen zugelegt?

Ida:
Ich glaube, das hat eher damit mit der Tatsache zu tun, dass wir die Sache etwas interessanter gestalten wollten, was eher mit unserer Einstellung zu tun hat um Rockstarlike rüberzukommen. Es geht nur darum, in Form dieses Images und der Einstellung aufregender zu wirken.

Tolga:
Was Mia Coldhearts (Sängerin und Leadgitarristin - d. Verf.) Stimme angeht, so hört sie sich meiner Meinung nach an wie eine punkige LITA FORD. Siehst du das ähnlich?

Ida:
Ich denke niemand von uns hat sich je an den RUNAWAYS (legendäre Frauen-Rockband aus den Siebzigern, wo u.a. JOAN JETT auch dabei war - d. Verf.) orientiert. Ich denke, sie sind gut und kenne auch ein paar Lieder von ihnen. Sie haben uns während der Albumaufnahmen nicht großartig beeinflusst, und sie ist nicht eine meiner Lieblingssängerinnen. Nichtsdestotrotz ist LITA FORD echt cool!

Tolga:
Wer sind deine Lieblingssänger?

Ida:
Das ist eine wirklich schwierige Frage! Ich mag Sänger mit einer ureigenen Stimme. Lemmy (MOTÖRHEAD - d. Verf.) ist zwar kein guter Sänger, aber die Sachen, die er singt, sind echt wunderschön. Mike Patton (Ex-FAITH NO MORE) natürlich... Es gibt so viele gute Sänger!

Tolga:
Meine Lielingssongs auf der CD sind 'In Distortion We Trust' und 'I Wet Myself', das über dieses orientalische Gitarrensolo verfügt. Welche Songs magst du am meisten?

Ida:
Das ist eine weitere schwierige Frage... Ich steh total auf 'I Need A Cowboy From Hell'! Ich denke, das ist ein echt cooler Song.

Tolga:
Wegen dem Text?

Ida:
Nicht wegen dem Text, sondern der Chor und der Song an sich ist echt gut. Es ist eine gute Mischung aus Hard- und Punkrock und repräsentiert uns so, wie wir klingen möchten. Ebenso mag ich den Gesang total gerne.

Tolga:
Aurora Parmacek, die die Deathgrowls...

Ida:
(Fängt an lauthals zu lachen)

Tolga:
...auf eurem Titeltrack beigesteuert hat, wer ist sie? Für mich hört sie sich an wie Angela Gossow von ARCH ENEMY.

Ida:
Yeah, sie ist erst 18 Jahre alt und lebt auf ein kleinen schwedischen Insel namens Gotland (oder so ähnlich - d. Verf.). Wir haben dort ein paar Mal live gespielt und haben sie dort getroffen. Zu dem Zeitpunkt sang sie dort in einer Band, wie sie es auch auf unserer CD gemacht hat. Wir dachten: "Sie singt echt cool!" Als wir danach das Album aufgenommen haben und gerade dabei waren 'In Distortion We Trust' einzuspielen, wollten wir so einen ähnlichen Growl auf dem Song unterbringen. Wir haben sie dann gefragt, ob sie bei uns im Studio vorbeikommen kann, was sie dann auch tat. Sie ist echt cool. Sie ist eine sehr kleine und zierliche Person. Du kannst gar nicht glauben, dass sie solche Growls grunzen kann. Einfach unglaublich!

Tolga:
Euren Sound würde ich als eine Mischung aus 80er-Hardrock und THE HELLACOPTERS umschreiben. Siehst du das ähnlich und wenn nicht, wie würdest du euren Sound umschreiben?

Ida:
Das fasst es gut zusammen! Wir sind sehr vom Hard- und Punkrock beeinflusst worden, weshalb wir versuchen das Beste daraus herauszupicken, um unseren eigenen Sound zu kreieren. Aber ich denke, das du unseren Sound gut umschrieben hast.

Tolga:
Die Texte erinnern mich ebenfalls sehr stark an eben jene 80er-Bands wie z.B. POISON, nur der einzige Unterschied ist, dass ihr es aus der Sicht einer Frau beschreibt. Würdest du mir da zustimmen?

Ida:
Wenn wir Texte schreiben, dann versuchen wir unseren Alltag da mit hineinfließen zu lassen, z.B. wenn du am Wochenende mit einem 'Bad Hangover' aufwachst. Wir versuchen es witzig zu umschreiben, so dass es Spaß macht, zuzuhören. In erster Linie geht es darum dich dabei gut zu fühlen, wenn du unsere Musik hörst und dich in Partystimmung zu bringen.

Tolga:
Warum habt ihr nicht ein/zwei schnellere Songs auf's Album draufgepackt? Wenn man sich das gesamte Album anhört, wird's schnell langweilig.

Ida:
Ich weiß, was du meinst, doch wir haben noch nie eine Ballade geschrieben. Ok, vielleicht eine, was auch schon ein paar Jahre her ist. Es wird auf dem nächsten Album vielleicht eine Ballade drauf sein. Wir haben bei den Aufnahmen drüber nachgedacht, hatten aber nur Platz für elf Songs. Wir mögen diese Songs wirklich sehr, weshalb wir sie auch alle auf dem Album haben wollten. Auf dem nächsten wird auf jeden Fall eine Ballade vertreten sein.

Tolga:
Und wie schaut's mit schnellen Songs aus?

Ida:
Es sind doch jede Menge schneller Songs, oder was denkst du (lacht)? Ich glaube nicht, dass wir im Stande sind, schneller als jetzt zu spielen.

Tolga:
Ich hab euch noch nie live gesehen, weshalb ich nicht beurteilen kann, ob ihr schneller seid als auf dem Album, wie z.B. MOTÖRHEAD.

Ida:
Wenn du auf der Bühne und voll auf Adrenalin bist, dann spielst du natürlich die Songs schneller! Wir versuchen es runterzuschrauben, da die Songs in dem Tempo, wie wir sie eingespielt haben, besser rüberkommen.

Tolga:
Du hast gerade angesprochen, dass ihr nur Platz für elf Songs auf eurem Album hattet. Heutzutage ist es jedoch so, dass die meisten CDs mindestens 50/60 Minuten dauern, wohingegen die Spielzeit eurer CD lediglich bei 40 Minuten liegt. Habt ihr nicht mehr Lieder zur Verfügung gehabt oder wolltet ihr die euch fürs nächste Album "aufsparen"?

Ida:
Wenn ich mir ein Album anhöre, so kann ich es höchstens 30-40 Minuten lang anhören, sonst verliere ich schnell mein Interesse da dran und es wird dann langweilig. Wenn du auf ein Konzert gehst, so finde ich anderthalb Stunden viel zu lang, als einzige Ausnahme wäre da AC/DC zu nennen. 40 Minuten ist die perfekte Spielzeit!

Tolga:
Ähnlich wie bei MANOWAR, nur eine Stunde Spielzeit!

Ida:
(Lacht) Eine Stunde ist gut!

Tolga:
Was bedeutet euer Bandname CRUCIFIED BARBARA? Ist es das Gegenteil von Crucified Jesus?

Ida:
(Lacht) Nein, BARBARA werden die Lyrik-Songs in Schweden genannt. Eigentlich ist es ein Lyrik-Song, der "festgenagelt" wird, kann aber auch für jemanden stehen, den du nicht magst oder hasst. Es kann für jeden herhalten, den du gerne "festnageln" möchtest.

Tolga:
Was euren Look angeht, so weckt er Erinnerungen an 80er-Frauencombos wie VIXEN und PHANTOM BLUE. Möchtet ihr diesen Bands huldigen oder seht ihr euch eher in der Tradition von MOTÖRHEAD und GIRLSCHOOL?

Ida:
Wir möchten ihnen nicht damit huldigen. Ohne Frage, es sind gute Bands, doch wir mögen Lederhosen, Make-Up und die Tops, die wir tragen. Es geht uns um das Gefühl und die Einstellung, die wir damit auf der Bühne transportieren. Wir möchten bewusst nicht so aussehen wie MÖTLEY CRÜE und MOTÖRHEAD. Natürlich wirst du inspiriert, doch meine Inspiration ist eher ROB HALFORD. Ich denke, er ist echt cool!
(Danach diskutieren wir über das neue PRIEST-Werk "Angel Of Retribution", das sie noch nicht gehört hat. Ich fasse die zwiespältigen Kritiken im Rock Hard zusammen und wir einigen uns darauf, dass die alten PRIEST echt cool waren. Nach dieser kurzen Diskussion fahre ich mit meinem Fragenkatalog fort. - Anm. d. Verf.)

Tolga:
Wie schaut's mit Tour- und Festivalaktivitäten aus? Ist da was in Planung?

Ida:
Wir spielen auf dem Sweden Rock-Festival. Wir haben eine Booking-Agentur, die sich drum kümmert uns auf den Sommer-Festivals unterzubringen, was aber noch geheim ist.

Tolga:
Ahhh, es ist also als Überraschung gedacht?

Ida:
Wir werden kurz durch Frankreich touren und werden hoffentlich auch in Deutschland Station machen.

Tolga:
Kennst du Powermetal.de und was denkst du generell über Webzines?

Ida:
Ich hab keine Ahnung und hab noch nie was von euch gehört (lacht)! Natürlich kaufe ich mir manchmal Hardrock-Magazine, aber es sind meistens schwedische Magazine, und die sind recht teuer. Es gibt viele gute Rockmagazine in Schweden, weshalb ich mir da öfters das eine oder andere Mal welche kaufe.

Tolga:
Hast du Internetzugang?

Ida:
Ja!

Tolga:
Wenn du nämlich Internetzugang hast, kannst du ja öfters auf Blabbermouth.net reinschauen.

Ida:
Wie lautet nochmal eure Adresse?

Tolga:
Powermetal.de! Hältst du dich immer auf dem neuesten Stand?

Ida:
Jaa, natürlich halte ich mich auf dem neuesten Stand! Ich habe mir aber erst vor kurzem einen Computer zugelegt und bin noch am lernen (lacht).

Tolga:
Möchtest du am Ende deinen Fans oder zukünftigen Fans etwas mitteilen?

Ida:
Dass sie sich unbedingt das Album kaufen sollen! Es ist mittlerweile sehr hart von der Musik zu leben, seitdem jeder sich Musik aus dem Internet downloadet. Die Preise der CDs werden immer höher und keiner legt sich neue Alben an. Du kannst nicht spielen und touren! Das ist wirklich hart, denn wir sind eine richtig gute Liveband. Wir sind live viel besser als auf CD. Alle Leute in Deutschland sollten wirklich eines unserer Konzerte besuchen.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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