DARK MOOR: Interview mit Enrik García

01.01.1970 | 01:00

DARK MOOR haben im Frühjahr dieses Jahres mit "The Gates Of Oblivion" ein recht ansprechendes Album veröffentlicht, das die Band einen guten Schritt nach vorne bringen sollte. Das nahm ich zum Anlass, um dem Gitarristen Enrik García ein paar Fragen zu stellen, die er mehr oder weniger ausführlich (meistens eher weniger ;-)) beantwortete...

Martin:
Es soll ja immer noch Leute geben, die DARK MOOR noch nicht kennen. Kannst du mir in ein paar Worten etwas zur Geschichte der Band erzählen?

Enrik:
Die Band wurde 1994 von Enrik García, zusammen mit ein paar Freunden, gegründet. Nachdem zwei Demo-Tapes aufgenommen wurden, unterschrieb DARK MOOR 1999 einen Vertrag mit Arise. Seither hat die Band viele gute Kritiken überall auf der ganzen Welt bekommen.

Martin:
Eine naheliegende Frage: Wie kam es dazu, dass ihr eine Sängerin in die Band geholt habt? War das ein Wunsch von euch?

Enrik:
Nicht wirklich. Wir hatten viele Probleme, einen guten Sänger zu finden, aber nach einigen Jahren kam Elisa von einer anderen Band, die SABATÁN hieß, und sie mochte die Band, und sie wollte es mit uns versuchen. Und wir sahen dann, dass sie die beste Wahl war, da sie sowohl auf melodische als auch kräftigere Weise singen kann.

Martin:
Und weshalb habt ihr euch entschieden, in Englisch zu singen?

Enrik:
Englisch ist die "universale" Sprache, Englisch wird von jedem überall auf der Welt gesprochen, und wir denken, dass es die beste Möglichkeit ist, unsere Texte zu verstehen. Außerdem ist es in dieser Sprache einfacher zu komponieren, weil die Texte irgendwie besser zur Musik passen.

Martin:
Werdet ihr irgendwann auch etwas in Spanisch aufnehmen, unter Umständen einen Bonus-Track oder etwas in der Art?

Enrik:
Ja, einen Bonus-Track für die EP "The Fall Of Melniboné", einen Cover-Song der spanischen Gruppe ÑU, "Cuentos De Ayer Y De Hoy", der auch auf einem Tribute-Album für diese Gruppe veröffentlicht wurde.

Martin:
Viele Bands aus Spanien (z.B. TIERRA SANTA oder MÄGO DE OZ) haben sich entschieden, in Spanisch zu singen. Weißt du weshalb?

Enrik:
Ich weiß nicht genau weshalb (vielleicht können sie überhaupt nicht Englisch sprechen!), aber vielleicht haben sie beschlossen, dass ihre Musik in Spanisch besser klingt. Ich denke, dass jede Band für sich entscheiden muss, welche Sprache die beste für ihre Musik ist: Englisch, Spanisch, Französisch, Japanisch, ...

Martin:
Die anderen Bands sagen, dass es nicht möglich ist, in eurem Land Erfolg zu haben, wenn man in Englisch singt - ist das so? Und habt ihr viele Fans in eurem Heimatland?

Enrik:
Das ist ziemlich schwierig, aber ein anderer Grund ist auch unsere Musik. Wir spielen nicht den typischen "Spanischen Metal"; wir denken, dass wir einen Europäischen Stil haben, der hier nicht den gleichen Erfolg hat wie im Ausland, obwohl auch die Verkäufe hier in Spanien ziemlich gut waren, aber unsere Fans kommen überwiegend aus den großen Städten.

Martin:
Wie würdest du denn die momentane spanische Power Metal-Szene beschreiben, die ja scheinbar immer mehr wächst?

Enrik:
Ich denke, dass es hier zwei grundsätzliche Tendenzen gibt; Gruppen, die diesen Stil spielen, wie AVALANCH, die hier einen sehr großen Erfolg haben, und Gruppen wie EASY RIDER und OVERLIFE, die diesen Stil mit dem Progressive Metal vermischen, aber diese bekommen nicht die gleiche Anerkennung wie die anderen Bands, und ich denke auch, dass es für diese sehr schwer wird, die internationalen Märkte zu erreichen, was natürlich am geringen Support liegt, den Metal in unserem Land hat.

Martin:
Euer drittes Album, "The Gates Of Oblivion", ist das erste Album von euch, das nahezu weltweit veröffentlicht wird. Habt ihr Fans überall auf der Welt? Und wo ist eure Musik am erfolgreichsten?

Enrik:
Nun. Unsere zweite Platte wurde auch auf der ganzen Welt veröffentlicht, aber eben nicht in der Weise wie die letzte Scheibe. Es ist fantastisch! Wir bekommen viele E-Mails von Freunden auf der ganzen Welt, die die Band mögen, die uns unterstützen und die hoffen, dass wir eines Tages in ihrem Land spielen, und wir haben auch viele Besuche auf unseren Internetseiten. Ich glaube, dass wir in Brasilien etwas mehr Erfolg haben, wo wir einen offiziellen Fan-Club haben, aber auch in Deutschland und Japan, wobei es gerade im zuletztgenannten Land war, wo die Platte die besten Verkäufe erzielt hat.

Martin:
Wie siehst du denn "The Gates Of Oblivion" - als einen Startpunkt, um eure Musik weiterzuentwickeln, oder als ein Ziel, das ihr schließlich erreicht habt?

Enrik:
Ich denke, dass "The Hall Of The Olden Dreams" unser Startpunkt war, da dieses Album uns die Möglichkeit gegeben hat, bei den Leuten im Ausland bekannter zu werden, und diese letzte Platte ist nun ein weiterer Schritt in unserer Karriere, in der wir uns jedes Jahr neue Ziele setzen, denn wir wollen nicht an einem bestimmten Punkt stehenbleiben. Ich denke auch, dass wir alles getan haben, was wir tun konnten, aber natürlich müssen wir auch noch viel lernen und wir müssen auch noch viel von uns zeigen.

Martin:
Was kannst du mir denn über das Album und die Musik erzählen?

Enrik:
Das Album wurde während der letzten Tour komponiert und daher mit nicht viel Zeit. Aber für die Aufnahmen haben wir aus den Erfahrungen in Italien im letzten Jahr unsere Lehren gezogen, und so brauchte es weniger Zeit, um das Album aufzunehmen, und wir haben einige Aspekte bei unserem Sound verbessert, bei denen wir dachten, dass sie besser sein könnten.

Martin:
"The Gates Of Oblivion" scheint ein ziemlich ausgefeiltes Album zu sein. Wie lange hat es denn gedauert, um es zu schreiben und aufzunehmen?

Enrik:
Es wurde in ein paar Monaten aufgenommen, aber es hat viel Arbeit gekostet, weil wir unsere Ideen immer wieder überdenken. Denn wir sind einfach nicht zufrieden, wenn es nur eine gute Idee ist, wir wollen die beste Idee haben, und so bringt uns das immer wieder Schwierigkeiten ein und kostet auch mehr Zeit.

Martin:
Ihr habt viele klassische Einflüsse in eurer Musik. Wer ist denn dafür verantwortlich?

Enrik:
Hauptsächlich Enrik und Elisa sind - zusammen mit Anán - Liebhaber klassischer Musik.

Martin:
Wie kann ich mir den Entstehungsprozess eines DARK MOOR-Songs grundsätzlich vorstellen?

Enrik:
Jedes Mitglied der Band schreibt seine eigenen Ideen auf. Nicht nur vom eigenen Instrument, sondern unter Umständen auch einen kompletten Song, und gemeinsam sehen wir dann und entscheiden, welche gut sind und welche nicht.

Martin:
Ist es eigentlich einfach für euch, einen so symphonischen und komplexen Sound auch auf die Bühne zu bringen? (RHAPSODY hatten damit beispielsweise große Probleme.)

Enrik:
Obwohl wir viele orchestrale Elemente und Chöre verwenden, ist DARK MOOR eine Band, die sehr viel Wert auf ihre Konzerte legt. Wir denken immer darüber nach, wie wir unsere Musik live präsentieren können, und so wählen wir aus, welche Teile sehr wichtig sind und welche nicht, für jedes Instrument. Und jeder kann sehen (hören), dass unser Sound auf der Bühne sehr kraftvoll ist und dass man nichts vermisst, wenn man uns hört.

Martin:
Hast du eine Idee, welche Bands beispielsweise mit euch auf Tour gehen könnten?

Enrik:
Wir sind zur Zeit in Spanien mit Bands von unserer Plattenfirma (RED WINE, VHÄLDEMAR und ARWEN) auf Tour, und wir spielen einige Konzerte mit anderen spanischen Bands (SAUROM LANDERTH und SPHINX).

Martin:
Werden wir DARK MOOR in absehbarer Zeit auch live in Deutschland sehen können?

Enrik:
Das hoffen wir sehr stark!

Martin:
Weißt du schon, was ihr dieses Jahr noch anpacken werdet und wie es mit DARK MOOR weitergehen soll?

Enrik:
Wenn wir die Spanien-Tour beendet haben, werden wir einige Songs für eine neue CD aufnehmen, die auch die Bonus-Tracks enthalten wird, die in Japan und Korea veröffentlicht wurden, ebenso wie Tracks, die nur in Spanien veröffentlicht wurden, und noch einige Überraschungen mehr. Und dann warten wir auf eine Zusage, dass wir in Europa spielen können, aber da ist bisher noch nichts sicher.

Martin:
Wie du ja weißt, ist dieses Interview für ein Online-Magazin. Was denkst du denn über Online-Magazine - im Vergleich zu den herkömmlichen Print-Magazinen?

Enrik:
Sie haben ein Problem, und das ist, dass nicht jeder einen Internetanschluss hat, aber wenn mal jeder einen Anschluss hat, dann werden sie viel Erfolg haben. Ich denke, dass sie eine sehr gute Idee sind, auch wenn ich weiterhin auch traditionelle Magazine und Fanzines kaufen werde.

Martin:
Was ist deine Meinung zum Internet im Allgemeinen und zu MP3 im Besonderen?

Enrik:
Es ist ein sehr guter Weg, der den Bands mehr Möglichkeiten einräumt, um auf der ganzen Welt bekannt zu werden. Dem MP3-Format ist es auch zu verdanken, dass wir die Chance haben, viele Bands zu hören und zu erfahren, wie sie sich anhören. Und das hat natürlich den Leuten auf der ganzen Welt auch die Möglichkeit gegeben, miteinander zu kommunizieren, und der Kontakt zwischen den Fans und den Bands wurde dadurch auch verbessert.

Martin:
Das war's von meiner Seite aus... Hast du noch ein paar abschließende Worte für die Fans?

Enrik:
Viel Danke und Tschüss!

Redakteur:
Martin Schaich

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