DARZAMAT: Interview mit Flauros

24.02.2005 | 17:00

Die Musik von DARZAMAT aus Polen orientiert sich im Grunde am Black Metal, verbindet diesen aber mit etlichen genrefremden Einflüssen, die manchen Verfechter der reinen Lehre vielleicht abschrecken mögen, aber letztendlich dafür sorgen, dass die Band, die einst aus dem polnischen Black-Metal-Urgestein MASTIPHAL hervorging, nicht als weitere gesichtslose Kapelle von der Stange anzusehen ist, sondern den Kopf meterweit aus der grauen Masse herausstrecken kann. Großen Anteil daran hat die wirklich überragende Sängerin Nera, die sich nicht am völlig ausgelutschten Klassik-meets-Metal-Soprangesinge versucht, sondern kraftvoll, düster und markant, aber dennoch klar und nachvollziehbar, der Band einen ganz besonderen Reiz verleiht. Nera feierte ihren Einstand kürzlich auf DARZAMATs viertem Album "SemiDevilish", das jedenfalls mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als es bisher erhalten hat. Bandgründer Flauros erzählt uns alles über DARZAMAT, ist uns aber auch dabei behilflich, ein wenig Licht in die polnische Metalszene der Achtziger und Neunziger zu bringen...

Rüdiger:
Zunächst ein wenig Geschichtsunterricht. Stell dir vor, ich habe MASTIPHALs Demo "Sowing Profane Seed" zu Hause, welches für die damalige Zeit (1994) ein sehr nettes Tape war. Kannst du uns ein bisschen was über deine frühere Band erzählen?

Flauros:
Es freut mich, dass sich überhaupt noch jemand an jene alten Zeiten erinnert. Ja, in der Tat wurde MASTIPHAL nach einigen Projekten die erste ernsthafte Band meines Lebens. Außer "Sowing Profane Seed" nahmen wir noch das Album "For A Glory Of All Evil Spirits, Rise For Victory" und die Compilation "Seed Of Victory" auf. In Polen erinnert man sich noch heute an MASTIPHAL. Es war eine verdammt großartige Zeit damals, obwohl es nur sehr wenige Bands in der Szene gab. Soweit ich mich erinnern kann, sollten wir damals sogar auf dem Folter Festival in der Nähe von Berlin spielen, was aber dann doch nicht geklappt hat, so dass wir niemals in Deutschland auftreten konnten.

Rüdiger:
Warum habt ihr 1995 eine neue Band gegründet. War die Gründung von DARZAMAT gleichzeitig auch das unwiderrufliche Ende von MASTIPHAL?

Flauros:
Mit DARZAMAT wollten ich und Szymon Ideen realisieren, die über den selbst gesteckten Rahmen MASTIPHALs hinausgingen. Ursprünglich war DARZAMAT nur ein Nebenprojekt. Im Laufe der Zeit zeichneten sich bei MASTIPHAL Personalprobleme ab, welche die Band schwächten, weshalb ich mich immer mehr DARZAMAT widmete. Nach einer Weile stellte ich dann fest, dass DARZAMAT die erste Geige zu spielen hatte. Andererseits ist MASTIPHAL nicht gestorben. Die Band wurde niemals aufgelöst. Zusammen mit Cymeris, der die Band damals mitgegründet hatte, sprechen wir öfters darüber, eines Tages mit MASTIPHAL weiter zu machen. Offen gesagt, haben wir die ersten Schritte hierfür schon getan, werden aber erst weiter fortschreiten, wenn wir geeignete Leute dafür haben. Es gibt keine Eile, wenn die Zeit dafür reif ist, wird es ein neues Album geben.

Rüdiger:
Erzähl uns bitte was über die musikalische Entwicklung DARZAMATs zwischen dem Debüt "In The Flames Of Black Art" (1997) und dem neuen Album "SemiDevilish". Inwiefern habt ihr euch über die Jahre verändert?

Flauros:
Die ersten beiden Alben DARZAMATs, "In The Flames Of Black Art" und "In The Opium Of Black Veil", ähnelten sich stilistisch sehr stark. Es handelte sich um Black-Metal-Musik mit besonderen atmosphärischen Elementen, die durch symphonische Passagen erzeugt wurden. Der einzige Unterschied zwischen den Alben lag in der Produktion. Das erste Album war im Vergleich zum zweiten deutlich rauer, was viele für einen Vorteil hielten, weil sie meinten die bessere Produktion des zweiten Albums beraube es der "bösen Aura". "In The Flames..." enthält lange Songs, die den Hörer auf eine Reise in Trance mitnehmen, während "In The Opium..." deutlich kürzere, aber besser durchdachte Kompositionen enthält. "Oniriad", das dritte Album, ist dagegen ein völlig anderer Fall. Es ist eine experimentelle Zusammenstellung vieler Stilelemente wie Metal, Gothic und Elektro. Es ist das Ergebnis der Kompromisse, auf die ich mich des anderen Gründungsmitglieds wegen einlassen musste. Es war das letzte Album, das wir gemeinsam machten, weil unsere musikalischen Vorstellungen einfach zu stark auseinander gingen. Er verließ dann die Band und ich beschloss, sie neu zu beleben. Ich suchte neue Musiker, und nun sind wir zurück mit "SemiDevilish", der dunklen Kunst der harten Metalmusik. Die heutige Musik von DARZAMAT ist viel reifer, aber wir sind noch immer auf der Suche nach etwas Neuem. Ich bin mir sicher, dass sich unser Stil mit uns selbst weiter entwickeln wird. Für mich ist das Wichtigste, dass ich es immer noch wissen will, genau wie die anderen Mitglieder von DARZAMAT.

Rüdiger:
Sind all eure Scheiben noch immer erhältlich für Fans, welche die Band eben erst entdecken?

Flauros:
Vor drei Jahren haben Metal Mind Productions die ersten beiden Alben ("In The Flames Of Black Art" und "In The Opium Of Black Veil") wiederveröffentlicht. Man kann sie in Läden in Polen, in Deutschland und anderen europäischen Ländern finden. Sollte es ein Vertriebsproblem geben, kann man die Sachen online bei http://www.metalopolis.pl/ bestellen.

Rüdiger:
Es gibt Leute - selbsterklärte Verteidiger des wahren Black Metal - die sagen, dass Keyboards und klarer Gesang "untrue" sind. Regt dich so was auf, oder ignorierst du solche dumme Bemerkungen über deine Musik einfach?

Flauros:
Ich beachte solche Ansichten eigentlich kaum. Niemand hat das Monopol auf eine Musikrichtung. Sich künstliche Limitierungen aufzuerlegen, macht die Musik tendenziös und weniger natürlich. Kunst muss frei sein. Menschen mit Scheuklappen sollten sich von der Kunst fernhalten. Ich kann schon verstehen, dass das ästhetische Empfinden mancher Leute "wahren Metal" mit klarem Gesang und Keyboards für unvereinbar hält, aber das ist schließlich nicht mein Problem. Ich muss doch nicht auf Ignoranten hören, die zwar keine Lieder komponieren können, aber dafür eine große Klappe haben. Weißt du, ich persönlich mag DARKTHRONEs Alben sehr gerne, aber wenn ich mir die hundertste Kopie davon in schrecklicher Ausführung anhören muss, dann werde ich dieser Szene überdrüssig. War es in den Achtzigern vorhersehbar, dass aus dem Black Metal so etwas wie zum Beispiel die rohe norwegische Schule des Black Metal entstehen könnte? Was auch immer die Leute sagen, die Szene kann nicht limitiert werden.

Rüdiger:
Wenn wir noch eine Weile die Einstellung der sogenannten "wahren" Szene im Hinterkopf behalten, willst du DARZAMAT dann überhaupt noch als Black-Metal-Band einstufen?

Flauros:
DARZAMAT ist keine Black-Metal-Band. Jedenfalls nicht die Art, die man im Kopf hat, wenn man an diese Szene denkt. Natürlich sind Elemente dieser Szene offensichtlich vorhanden, aber es gibt noch viel mehr. In der Musik DARZAMATs findet man Spuren und Einflüsse völlig anderer Art. Es ist schwierig, die Band einzuordnen und wir sehen eigentlich auch keinen Bedarf für ein solches Label. Wir wollen einfach nur, dass unsere Musik hart und düster ist.

Rüdiger:
Dein eigener Gesang und die Gitarrenarbeit der Band klingt für mich definitiv Black-Metal-lastig. Kannst du damit leben mit DIMMU BORGIR verglichen zu werden? Nicht allgemein, aber im Hinblick auf die Gitarren, das orchestrale Element und den männlichen Gesang.

Flauros:
(lacht) Ich habe niemals ein Problem mit anderen Bands verglichen zu werden, so lange der Vergleich nicht idiotisch ist. Zum Beispiel haben uns manche Magazine schon mit CRADLE OF FILTH, andere mit MORBID ANGEL oder FEAR FACTORY verglichen! Ich frage mich, ob jene Journalisten sich nicht einen neuen Job suchen sollten! :-)
Was DIMMU BORGIR angeht, stimme ich zu, dass es einige Parallelen gibt. Aber wenn man in die Neunziger zurückblickt, dann sieht man, dass die MASTIPHAL-Alben die wirklichen Vorfahren dessen sind, was wir heute mit DARZAMAT machen. Das MASTIPHAL-Album "For A Glory Of All Evil Spirits, Rise For Victory" enthielt all die Elemente, von denen du sprichst. Wenn jemand meint, wir würden andere kopieren wollen, soll er sich dieses Album anhören. Er wird erkennen, dass wir diese Musik schon seit zehn Jahren machen. Ich gebe zu, dass es DIMMU BORGIR waren, die Black Metal mit Keyboards populär gemacht haben, deshalb wird dieser Bezug eben heutzutage gerne hergestellt.

Rüdiger:
Das Originellste an DARZAMAT ist für mich der Gesang von Nera. Es ist sehr erfreulich, dass ihr nicht mehr den "Die Schöne und das Biest"-Stil habt, der in der Gothic-Szene so beliebt ist. Nera lässt die Finger von diesem überzogenen Sopran-Geträller, was ich sehr gut finde. Wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden?

Flauros:
Ich möchte nicht verleugnen, was wir vorher gemacht haben, aber ich wusste, dass es Zeit war für einen Wandel. Als unsere vorherige Sängerin Kasia in die USA zog, wurde mir klar, dass dies der perfekte Zeitpunkt wäre, eine Stimme zu suchen, die etwas Neues einbringen könnte, um das in der Entwicklung befindliche neue Profil von DARZAMAT zu prägen. Nach Proben mit verschiedenen Sängerinnen fand ich schließlich Nera (ex-MIDNIGHTDATE), eine Frau mit Ausstrahlung und einem völlig anderen Gesangsstil als Kasia. Ich habe die Schnauze voll von zur Metalmusik quietschenden Mädels. Als ich Nera zum ersten Mal hörte, wusste ich, dass dies die Stimme war, die DARZAMAT neue Perspektiven eröffnen könnte. Ich denke, sie passt perfekt zu uns mit ihrer diabolischen Stimme. Was noch besser ist: Sie widmet sich völlig den Angelegenheiten der Band. Ich bin jeden Tag noch mehr überzeugt, dass ihre Gegenwart in der Band sehr positive Auswirkungen haben wird.

Rüdiger:
Welche Art von Musik machte sie mit MIDNIGHTDATE? Gibt es diese Band noch?

Flauros:
Das war Gothic Metal, aber die Band so richtig zu klassifizieren ist schwierig. Es waren auch Elemente von Black, Power und Heavy Metal vorhanden. Ich weiß nicht genau, ob die Band noch existiert. Ich weiß, dass sie nach Neras Ausstieg vor hatten, eine neue Sängerin zu finden. Aber meiner Meinung nach wird sie schwer zu ersetzen sein.

Rüdiger:
Waren eure früheren Sängerinnen Nera ähnlich, oder hatten sie einen konventionelleren Stil in den üblichen hohen Tonlagen?

Flauros:
Die ersten drei Alben wurden mit Katarzyna Banaszak (Kasia) aufgenommen. Sie hatte eine typische Gothic-Stimme, also schon eine ziemlich hohe Stimme, was in der zweiten Hälfte der Neunziger noch ziemlich interessant war. Wie gesagt, Kasia zog zusammen mit ihrem Ehemann und dem Baby nach South Carolina, um dort mit Indianern zusammen zu leben. Nach ihrem Ausstieg versuchten wir mit einer Opernsängerin zu arbeiten, aber zum Glück besannen wir uns eines Besseren. Nach einer langen Suche und vielen Selbstmordversuchen (lacht) fielen mir ein paar Scheiben von MIDNIGHTDATE in die Hände und das war für mich eine Offenbarung. Deshalb singt Nera heute bei DARZAMAT.

Rüdiger:
Woher kommt der orchestrale Aspekt eurer Musik? Habt ihr klassische musikalische Ausbildungen?

Flauros:
Das kommt von unserer Faszination für Filmmusik. Szymon und ich wurden von den Soundtracks vieler Filme verzaubert. Weißt du, das polnische Volk hat in diesem Bereich einige großartige Musikstücke hervorgebracht. Krzysztof Komeda ("Rosemary's Baby"), Zbigniew Presiner ("Secret Garden" und "Three Colors") um nur ein paar zu nennen. Und den meiner Meinung nach besten Komponisten Wojciech Kilar ("Dracula"). Letzterer lebt in unserer Stadt, vielleicht liegt hier etwas in der Luft? :-)
Fast jeder in DARZAMAT ist fasziniert von Filmmusik, neben anderen Stilen und Genres natürlich. Der einzige mit klassischer Klavierausbildung ist unser Keyboarder Spectre. Weil er sich aber nicht vorstellen konnte in einem Orchester zu spielen, ist er letztlich bei DARZAMAT gelandet. :-)

Rüdiger:
'In Its Cobweb' enthält eine Menge verrückter und experimenteller Passagen. Woher kam die Inspiration hierzu?

Flauros:
'In Its Cobweb' ist ein Experiment, bei dem ich genau wusste, was ich wollte. Ich denke, es ist ein schöner Abschluss für das Album. Mein Freund Cymeris hat das Stück geschrieben. Wir beide sind sehr interessiert an der Ambient-Szene, die viel Frische und Aufrichtigkeit verkörpert. In der Zukunft würden wir diesen Weg gerne weiter beschreiten, aber nicht notwendigerweise mit DARZAMAT. Unser experimentelles Nebenprojekt wäre wohl der bessere Ort dafür.

Rüdiger:
Was sind eure musikalischen Einflüsse im Allgemeinen und was eure derzeitigen Favoriten?

Flauros:
Wir haben alle ziemlich verschiedene Inspirationsquellen. Die Grundinteressen liegen im Bereich des Metal, was mit Black und Death anfängt, aber auch bis zum Heavy Metal und Progressive geht. Manche mögen auch Jazz und klassische Musik. Ich selbst ziehe eine Kombination dessen vor, was mir selbst nahesteht: Experimenteller Black Metal, zum Beispiel DØDHEIMSGARD oder ABORYM. Ich stehe seit Jahren auf FLEURETY, VED BUENS ENDE oder ARCTURUS. Aber den selben Eindruck wie einst diese Metal-Sachen machen heute auf mich die Produkte von Labels wie Old Café Europa oder Cold Meat Industry. Ich könnte noch viel mehr nennen...

Rüdiger:
Viele von euch sind oder waren in andere polnische Metalprojekte involviert. Erzähl uns was darüber!

Flauros:
Das ist wahr. Jeder von uns ist ein rastloser Geist, also versuchen wir mehr zu machen als nur DARZAMAT. Aber wir sind uns sehr der Tatsache bewusst, dass DARZAMAT Priorität hat. Unser Gitarrist und ich spielen zusammen bei InDREAD COLD. Diese Band hat kürzlich das Album "Underaba" über das englische Label Black Doom veröffentlicht, das von Mitgliedern von MY DYING BRIDE betrieben wird. Die Musik von InDREAD COLD ist schwer einzuordnen. Sie hat psychedelische Elemente und gebrochene Sounds. Es ist keine reguläre Band, ein weiteres Album wird es nur geben, wenn wir etwas spielen wollen, das nicht zu DARZAMAT passt.
Chris spielt außerdem in der Black-Metal-Band INFERNAL WAR, die bald ein Album herausbringen wird. Unser Keyboarder Spectre spielt zeitweise für die Prog Metaller DIVISION BY ZERO und Nera sang früher für die erwähnten MIDNIGHTDATE, ist aber ausgestiegen um sich auf DARZAMAT zu konzentrieren.

Rüdiger:
Was macht dein langjähriger Kollege Szymon heute?

Flauros:
Nun, ich muss zugeben, dass unser Kontakt seit der Trennung fast gleich null ist. Ich habe nur gehört, dass er weiter in seinem Aufnahmestudio arbeitet. Eines Tages erzählte er mir von einem Projekt, das er realisieren wollte, aber ich weiß nicht, ob es geklappt hat oder nicht.

Rüdiger:
Was denkst du über die berüchtigte rechtslastige Black-Metal-Szene in Polen? Hast du schon irgendwelche Erfahrungen oder Kontakte mit GRAVELAND, INFERNUM, VELES und anderen Bands dieser Art, oder mit deren Fans? Tauchen die auf normalen Metalevents in Polen auf?

Flauros:
Ich kenne diese Bands seit zehn Jahren und ich weiß, dass sie nicht nur in der polnischen Szene präsent sind, sondern auch in Deutschland ein ganz schön großes Auditorium haben. Mitte der Neunziger, als ich noch bei MASTIPHAL war, hatten wir wenig mit denen zu tun. Damals erklärten sie MASTIPHAL, BEHEMOTH und CHRIST AGONY zu Feinden des Black Metal. Wir waren lange Zeit Nummer eins auf ihrer Liste und wurden dann von BEHEMOTH überholt (lacht). Um die Wahrheit zu sagen: Mich interessiert diese Szene nicht. Vor kurzem ging sie weit in den Untergrund und ist nicht mehr in aller Munde. Regelmäßige Konzerte geben sie auch nicht. Das ist für die Leute wahrscheinlich "untrue".

Rüdiger:
BEHEMOTH und VADER sind wahrscheinlich momentan die bekanntesten polnischen Bands. Magst du ihre Musik?

Flauros:
Das ist richtig. Sie sind fast weltweit bekannt. Ich bin sehr froh, dass polnische Bands diesen Bekanntheitsgrad erreichen können und mehr und mehr Anerkennung bekommen. Aber auch andere Gruppen sollten erwähnt werden: DEAD INFECTION, DECAPITATE oder LOST SOUL. Und ihnen folgen viele neue Bands, die viel zu bieten haben. Aber zurück zu BEHEMOTH und VADER: Obwohl ich sie respektiere, gehören sie nicht zu meinen Lieblingsbands.

Rüdiger:
Wie sind die Chancen für DARZAMAT in punkto Popularität zu jenen aufzuschließen?

Flauros:
Um die Band bekannt zu machen, muss man große Touren fahren und eine Menge Promotion machen. Um dies zu tun, braucht man viel Geld. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass die heutige Szene so überfüllt ist, dass es einfach nicht mehr reicht, ein gutes Album zu machen. Es ist sehr wichtig, die Leute zu erreichen. Wir sind momentan nicht in der Lage soviel Promotion zu bekommen, wie wir es gerne hätten, also müssen wir unser Bestes geben: Harte Arbeit und Entschlossenheit.

Rüdiger:
Über den polnischen Metal der Achtziger weiß man hier nur sehr wenig. TURBO waren scheinbar sehr groß. Erzähl uns was über den Metal der Achtziger in Polen!

Flauros:
In der Tat haben es nicht viele Bands aus dieser Epoche geschafft, den Menschen im Bewusstsein zu bleiben. TURBO ist eine Legende des polnischen Heavy Metal und immer noch aktiv. In ein paar Wochen werden wir zusammen mit ihnen auf dem größten polnischen Metalfestival Metalmania spielen. Was die Achtziger angeht, darf man auch KAT nicht vergessen. Für mich ist das die wichtigste Band aus jener Zeit. Ich habe ganze Nächte damit verbracht, ihre Musik zu hören und ihre Lyrics zu lesen. Ende der Neunziger haben einige Bands einen "Tribute To KAT" aufgenommen, wobei neben all den großen polnischen Gruppen auch MASTIPHAL vertreten waren. Außerdem fingen in den 80ern viele gute Bands an, die ihre großartigen Alben erst in den 90ern machten, zum Beispiel CHRIST AGONY oder PANDEMONIUM.

Rüdiger:
Was hältst du davon, dass Polen jetzt Mitglied der Europäischen Union ist?

Flauros:
Nun, es gibt immer Risiken, aber die muss man eingehen, um die Chancen für Veränderungen wahrnehmen zu können. Ich glaube, dass die EU-Mitgliedschaft eine gute Situation für Polen sein kann. Ein großes Land, in dem viele interessante Dinge geschehen. Die Kontaktmöglichkeiten nach außen werden viel besser sein. Ich persönlich bin mehr als glücklich über die Tatsache, da es ohne Grenzen viel leichter sein wird, den Kontinent zu überqueren, wobei ich natürlich in besonderem Maße an die Musik denke.

Rüdiger:
Zurück zu DARZAMAT. Der Patron eurer Band ist der slawische Gott der Wälder. Zu MASTIPHAL-Zeiten hattet ihr auch schon heidnische Texte. Habt ihr eine spezielle Bindung zum alten europäischen Heidentum, oder sind das für euch nur nette Geschichten, die zur Musik passen?

Flauros:
Richtig, der Name DARZAMAT hat seinen Ursprung im alten slawischen Glauben und wir haben ihn nicht nur einfach so gewählt. Er ist ein Symbol für unsere Faszinationen und Interessen. Aber er drückt auch die Freiheit aus, die wir gerne auf unserer musikalischen Suche ausleben. Wir vergessen nicht woher wir kommen, und wir sind stolz auf dieses Erbe.

Rüdiger:
Nach dem Liveclip auf eurer CD zu urteilen, seid ihr eine sehr professionelle und erfahrene Liveband. Wann werden wir euch endlich mal in Deutschland bewundern dürfen?

Flauros:
Danke. Ich glaube Metalmusik bringt diese Energie einfach mit sich, die muss man einfach spüren, sei es auf der Bühne oder davor. Das ist einfach fantastisch und darum sind Konzerte auch so wichtig für uns. Was Deutschland angeht, hoffen wir euch dieses Jahr besuchen zu können. Wir sind noch in Verhandlungen mit ein paar Promotern und ich glaube, es wird klappen.

Rüdiger:
Mit welcher großen Band würdet ihr gerne auf Tour gehen?

Flauros:
Es gibt eine Menge fantastischer Bands, mit denen wir uns geehrt fühlen würden auf Tour gehen zu dürfen. Wenn wir in einem ähnlichen Stil bleiben wollen, würde ich ARCTURUS oder PECCATUM nennen. Was mich persönlich betrifft: Ich würde KREATOR und ENTOMBED wählen.

Rüdiger:
Gibt's zum Abschluss noch etwas, das du euren Fans und künftigen Anhängern mitteilen willst?

Flauros:
Vielen Dank für das Interview. Ich würde jeden dazu einladen, unser neues Album namens "SemiDevilish" mal anzuhören. Ausschnitte von Videos und Liedern, sowie eine Menge sonstiger Informationen könnt ihr auf unserer offiziellen Homepage http://www.darzamat.art.pl/ finden.

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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