DEEP INSIDE MYSELF: Interview mit Marco Bauer

01.01.1970 | 01:00

Am 26. August veröffentlichen DEEP INSIDE MYSELF die CD "At A Late Hour", die im Gothic-Bereich für einiges Aufsehen sorgen dürfte. Die Oberpfälzer Band wird dem deutschen Publikum eine Scheibe mit 13 anspruchsvollen, solide aber vor allem innovativ komponierten Liedern präsentieren. Grund genug, vorab einmal mit Sänger, Gitarrist und Songwriter Marco Bauer über die Scheibe, die Band und die Hintergründe zu plaudern. Und der Mann hat einiges zu sagen!

Mathias:
Erzähl' uns doch kurz ein bißchen was zur Geschichte von DEEP INSIDE MYSELF: Wo kommt Ihr her, was habt Ihr vorher gemacht, seit wann gibt es Euch, wart Ihr schon auf Tournee und wenn ja mit wem?

Marco:
Wir sind in der Oberpfalz in Bayern zu Hause und es gibt uns bald schon zehn Jahre. Bevor wir den Bandnamen DEEP INSIDE MYSELF angenommen hatten traten wir als GONE SADNESS oder HEREAFTER AND NOW auf. In der GONE SADNESS-Zeit hatten wir bis 1998 drei Alben in Eigenproduktion rausgebracht. Eine "richtige" Tournee hatten wir eigentlich noch nicht. Bisher waren´s "nur" einzelne Gigs mit Bands wie TANKARD, CYBERYA, TOTENMOND, SOMBER SERENITY usw. Doch ich hoffe, das wird sich in absehbarer Zeit ändern.

Mathias:
Was bedeutet der Name DEEP INSIDE MYSELF und wie seid Ihr darauf gekommen?

Marco:
Hinter dem Namen steht die Tatsache, daß ich in meinen Songs meist sehr persönliche Themen aus meinem Umfeld verarbeite. Der Zuhörer hat die Möglichkeit, sich darin wiederzufinden, da das Material zu den Songs aus dem Leben gegriffen ist. Somit paßt der Name nicht nur gut zur Band, sondern auch zu den Denkweisen einiger Zuhörer selbst.

Mathias:
Wie würdest Du Euren Musikstil in ein paar Sätzen selbst beschreiben, wenn Du Ihn nicht in die üblichen Kategorien einordnen musst?

Marco:
Es ist ziemlich schwer, Musik in Worten auszudrücken. Ich würde aber sagen, daß wir uns irgendwo zwischen Dark Rock und Gothic Metal bewegen. In unserer Musik spiegeln sich zu viele Musikstile wieder um sie mit ein paar Worten wirklich beschreiben zu können.

Mathias:
Und hat diese Musik für Dich irgendeine spezielle Message?

Marco:
Die Musik ist nicht nur ein Hobby für mich. Sie ist mein Leben!

Mathias:
Wie würdest Du "At A Late Hour" in wenigen Sätzen beschreiben?

Marco:
Ich würde das Album als sehr abwechslungsreich beschreiben. Beim Songwriting habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, welcher Song in welche Richtung gehen soll. Dadurch ist es auch schwer, dieses Album in eine Schublade zu stecken.

Mathias:
Wie seid Ihr selbst mit der Scheibe zufrieden?

Marco:
Im Nachhinein findet man immer Dinge, die man beim nächsten mal wahrscheinlich anders angehen wird. Trotzdem sind wir sehr zufrieden.

Mathias:
Und wie sind die Reaktionen bisher?

Marco:
Bis jetzt können wir uns nicht beschweren. Besonders freut mich die Tatsache, daß auch Andere unsere Musik nicht in altbekannte Schubladen stecken möchten.

Mathias:
Worum geht es ansonsten in Euren Texten? Basieren sie teilweise auf eigenen Gefühlen, Erfahrungen etc.?

Marco:
Die Texte sind sehr persönlich. Ich verarbeite darin meine Gefühle und Erlebnisse, die mich irgendwann berührt haben. Daher gibt es auch keine themenmäßige Linie, die fortgeführt wird. Wie gesagt, die Songs sind mein Leben.

Mathias:
Deine Texte sind ja insgesamt eher melancholisch bis negativ. Wie würdest Du Dich als Mensch bezeichnen? Positiv oder negativ? Melancholisch? Nachdenklich? Oder eher ganz normal?

Marco:
Ich bin weder positiv noch negativ. Jedes wichtige Ereignis sehe ich als neue Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln. Ob ich normal bin? Keine Ahnung! Was ist schon normal?

Mathias:
Ihr habt es meiner Meinung nach tatsächlich geschafft, eine neue kleine Nische im Gothic-Bereich zu finden. Wie ist Euch das gelungen und was unterscheidet Euch von anderen Gothic-Bands?

Marco:
Es freut mich, daß Du das so siehst! Die Musik hat sich im Laufe der Jahre zu dem entwickelt, was sie heute ist. Ich denke, es ist die "Ehrlichkeit" in unserer Musik, die uns von so manch anderen Bands unterscheidet.

Mathias:
Ich habe mich beim Anhören von "At A Late Hour" irgendwie an alte PARADISE LOST-Scheiben erinnert gefühlt, zumindest was Innovation betrifft. Gehören die zu Euren Einflüssen? Wen würdet Ihr generell als Einflüsse nennen? Wo sind Eure musikalischen Wurzeln?

Marco:
Generell kann ich keine Einflüsse nennen. Die Art des Songwritings einiger Bands aus den 70er- und 80er- Jahren hat mich schon immer sehr beeindruckt. Dabei ist es mir egal, ob es nun Rock, Metal oder sonst irgendwas ist - doch eine gewisse "Tiefe" darf nicht fehlen.

Mathias:
Und mit wem würdet Ihr Euch am ehesten vergleichen?

Marco:
Mit uns!

Mathias:
Was ist Dein Lieblingslied auf "At A Late Hour"?

Marco:
Momentan ist es der Song "Misjudgement".

Mathias:
Würdest Du für "Early Autumn" den Begriff (Gothic-)Ballade gelten lassen? Wie stehst Du zu dem Song und wie ist er entstanden?

Marco:
Man kann den Song auf jeden Fall als "Ballade etwas anderer Art" gelten lassen. Die Entstehung drücke ich mal so aus: Jemand, der ziemlich viele Gemeinsamkeiten mit mir teilte, starb zu früh.

Mathias:
Die Frage hörst Du sicher oft. Warum arbeitet Ihr mit einem Drum-Computer anstatt mit einem menschlichen Drummer? Aus praktischen oder auch aus musikalischen Überlegungen?

Marco:
Bis 1996 hatten wir an die zehn Schlagzeuger am Start. Doch irgendwie, sei es nun in musikalischer oder menschlicher Hinsicht, paßte keiner davon so richtig in die Band. Wir vergeudeten ständig unsere Zeit mit dem
"Anlernen" von neuen Schlagzeugern. So fiel die Entscheidung für einen Drum-Computer nicht allzu schwer.

Mathias:
Du selbst singst, spielst Gitarre und programmierst den Drum-Computer. Roman Adam spielt Gitarre, Stephan Laubmeier Bass. Wie ist die Hierarchie in Eurer Band? Wer schreibt die Songs und wer hat das Sagen?

Marco:
Alle Songs, bis auf einen, stammen allein aus meiner Feder. Doch in vielen Fragen die Band betreffend herrscht Demokratie. Ich bin das einzige Gründungsmitglied und daher ist es klar, daß ich aber im Zweifelsfall das letzte Wort habe.

Mathias:
Und wie setzt ihr das Live um? Schafft Ihr das alleine oder nehmt Ihr Gastmusiker mit?

Marco:
Es gibt nur uns drei. Die Songs und die Reihenfolgen werden für fast jeden Gig neu programmiert.

Mathias:
Mit welchen Bands würdest Du gerne auf Tournee gehen?

Marco:
Mit Led Zeppelin (wenn´s noch so wäre wie früher).

Mathias:
Und mit welchen Bands würdest Du gerne einmal zusammenarbeiten, entweder für Remixes oder für gemeinsame Projekte?

Marco:
Allgemein läßt sich das schwer sagen. Ich könnte mir aber eine interessante Zusammenarbeit mit Bands wie Wolfsheim, Nine Inch Nails etc. vorstellen.

Mathias:
Welche Musik hörst Du privat?

Marco:
Alles mögliche - außer "Partymusik" und Oberflächliches.

Mathias:
Was hältst Du von Online-Magazinen und vom Internet an sich?

Marco:
Das Internet hat sich mittlerweile als unabdingbares Kommunikationsmedium etabliert. Daher haben auch Online-Magazine heute eine sehr wichtige Bedeutung. Für die Kids unter den Musikbegeisterten hätte ich aber folgenden Rat: Baut mal ein Baumhaus oder stehlt die Puppe des Kindes Eures Nachbarn. Aber hockt Euch nicht vor den Sch... Computer!!!

Mathias:
Was ist für die nähere Zukunft geplant? Tourneen, Festivals...?

Marco:
Erstmal möchten wir unser Album so oft wie möglich auch live vorstellen. Natürlich ist auch eine Tour in Planung. Die ständig aktualisierten Tourdates gibt´s unter www.deepinsidemyself.de oder auch www.silverdust.de. Das nächste Highlight ist unser Auftritt beim Summer Breeze Open Air am 22. August 2002. Außerdem veranstalten wir am 14. August 2002 im "Flash" in Kötzting eine Album-Releaseparty.

Mathias:
Schön, den Gig beim Summer Breeze werde ich mir nicht entgehen lassen. Und was erhoffst Du Dir für die fernere Zukunft?

Marco:
Einen großen Zusammenhalt innerhalb der Band, die Gesundung meines Vaters und ein Loswerden meiner Nikotinsucht.

Mathias:
Hast Du ein spezielles Erfolgsrezept oder Lebensmotto?

Marco:
Ich lebe heute.

Mathias:
Du bist für einen Tag der Herr der Welt. Was würdest Du ändern?

Marco:
Ich würde die allgemeine Weltanschauung ändern.

Mathias:
Sonst irgendwas, das Du schon immer loswerden wolltest?

Marco:
Für alle, die mich mögen oder hassen: Haltet die Ohren gerade!

Mathias:
Vielen Dank und viel Erfolg mit Eurem Album.

Marco:
Danke für Dein Interesse.

Redakteur:
Mathias Kempf

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