DELIRIUM TREMENS: Interview mit Band

01.01.1970 | 01:00

Die deutschen Underground-Thrasher DELIRIUM TREMENS haben mir mit "Thrashing Warthogs" einen dermaßen oldschooligen Knüppelklotz vor die Gräten gerotzt, dass ich erst mal durchgeprügelt wie ein leicht angeeckter Schulbub vor meinem Audiotempel saß und mich fragte, ob da nun eben DESTRUCTION oder doch TANKARD ein bisher noch nicht veröffentlichtes Album aus dem Jahre 1984 auf mich los ließen. Nichts dergleichen. DELIRIUM TREMENS bedienen sich häufig der Attitüde ihrer Vorbilder, verbinden diese aber so charmant und glaubhaft, dass neben einem wohlwollenden Review auch ein Interview herausspringen musste. Ich griff mir also die Truppe und leierte ihnen einige Facts aus dem Kreuz. Unglaubliche Abgründe sollten sich vor mir auftun.

Alex:
Moin, moin! Mensch, da habt ihr mich erst mal voll auf's Glatteis geführt. Beim ersten Sichten eurer neuen Scheibe ist mir gleich das Wort Verriss in den Sinn gekommen, da das Cover Trash pur ist. In Verbindung mit der total destruktiven Oldschool-Mucke ergibt es doch ordentlich Sinn. Beschreib mal "Thrashing Warthogs" aus eurer Sicht.

Rowdy Roll (RR):
Geht dich 'nen Scheißdreck an!

Rowdy Mütze Piper (RMP):
Old School Thrash Metal halt. Da fällt mir gar nix weiter ein.

RR:
Mit einer ordentlichen Portion Rock'n'Roll!

Rowdy Bad Bone (BB):
Und einem geilen Sound aus dem Rosenquarz Studio.

Rowdy Rocket (RRO):
Mir fällt grad kein passendes Filmzitat ein (RRO muss immer alles mit Filmzitaten kommentieren - Anm. der Band).

Alex:
Ich habe euch als Quintessenz der Frühphasen von DESTRUCTION und TANKARD beschrieben. Seht ihr das ähnlich?

Delirium Tremens:
Nee, also mit TANKARD haben wir eher nix am Hut. Klingt halt wie aus den Achtzigern und hätte auch durchaus damals veröffentlicht werden können. Wir machen die Mucke, die wir auch daheim hören und rotzen uns halt immer wieder coole Riffs aus der Kutte!
(Rowdy Chambers betritt den Raum: "Hallo ihr dreckigen Knaben!")

Alex:
Wenn ich beim Arschversohlen von "Thrashing Warthogs" die Augen schließe, meine ich tatsächlich Schmier am Mikro zu hören. Inklusive den hohen "schmieresken" Quiekern ist der Gesang fast identisch. Absicht?

RMP:
Ey, das "Arschversohlen" hätte fast von uns sein können. Wir müssen mal einen Abend zusammen aufsaufen und bescheuerte Sprüche raushauen! Aber zur Frage. Wer ist Schmier? Etwa der Lange mit der hohen Stimme? Natürlich ist das Absicht. Ich wollte schon immer live so klingen wie Schmier und abgehen wie Paul Baloff! Die coolsten Sänger überhaupt.

Alex:
Ihr verbreitet mit eurer Mucke diese Ficken-Saufen-Rock'n'Roll-Attitüde, die vor allem in den Achtzigern Pate für jede Metalband stand, heute allerdings etwas antiquiert wirkt. Ich bin in dieser Zeit aufgewachsen und kann mich sehr gut damit identifizieren. Wie sah denn eure Jugend aus?

Delirium Tremens:
Drink, Kill, Fuck, Die !!!
Wer das genau wissen will, schaut sich bitte die Collage in der LP-Version an. Davon ist übrigens nichts gestellt! Wir haben die Parties halt immer bis zum Schluss durchgezogen und des öfteren auch Schwanzgitarre gespielt. Die Schniedel von Rowdy Roll und Rowdy Rocket sind in der Metalwelt sehr bekannt und bereits auf DVD gebannt!
Wegen unserem starken Partydrang haben wir auch den Gig auf dem Thrash Till Death 2004 total versaut. Wer da war, weiß Bescheid!
Der perfekte DT-Tag sieht übrigens so aus:
- mittags in totaler Trunkenheit neben einer fremden (der Rowdy Roll neben einer fetten) Frau aufwachen
- ab in den Proberaum (Rowdy Roll: "Bin ja schon da!")
- Bier aufmachen
- coole Mucke zocken
- abends ab in die Metal-Kneipe, uns den Rest geben und mit coolen Sprüchen neue Frauen aufreißen

Alex:
Und täglich grüßt das Murmeltier! Ihr bedient ja auf "Trashing Warthogs" allumfassend das volle Metal-Klischee, sei es auf den Fotos, mit euren Namen oder den Lyrics. Erzähl doch mal was über eure Art des Livestyles.

RMP:
Ich arbeite daran 120 kg zu wiegen… Body-Builder! The best feeling you can get in the gym, is when the blood is rushing into the muscles!

RRO:
Binford Tools & flotte Dreier! Grillen, Brutzeln - bin der Snackkönig!

RR:
Auf Konzerten & Festivals rumbollern und den Schniedel präsentieren

BB:
Fressen, immer fetter werden, zum Kötzenprinzen aufsteigen und blödsaufen!

RC:
Arschparade, Rektalkomiker… alle drei Monate ein neues Schlagzeug (natürlich Vollholz - Fassbauweise!)

Alex:
Wir hatten gerade die Texte zum Thema und wenn schon so elitäre Songtitel wie 'Rot In Hell', 'Worship Satan', 'Army Of Death' und vor allem 'Balls Of Fire' dabei sind, will ich natürlich auch was darüber wissen. Legt mal los.

RMP:
Ich schreib die Texte halt wie ich grad Bock hab.

RR:
Er hat sich im Laufe seiner Textschreiberkarriere übrigens einen Wortschatz von ca. fünfzig englischen Begriffen aus anderen Booklets beigebracht.

RMP:
'Balls Of Fire' handelt von diesen kleinen Problemchen, die man hat, wenn man gut gelaunt mit ein wenig Koks und Alk in der Nachbarschaft rumrennt und die Leute zusammenschlägt. Was halt eben so passiert, wenn man ein bisschen zu viel gekokst und gesoffen hat. Oder ist das bei dir anders? Nicht so wie in unserem Metal-Ghetto? Haha…
'Rot In Hell' - der Songtitel ist auch der Name eines Festivals, das wir mal veranstaltet haben und das übelst in die Hose ging. Der Text selbst hat aber nichts damit zu tun, der handelt eher von evil creatures, die die Welt zerstören.
'Worship Satan'… was soll ich sagen? 'Worship Satan'... Rock'n'Roll! Kill the human to fuck them all!!! 'Army Of Death'? Wie der Titel schon sagt, über die Armee des Todes. Bist du schwer von Begriff oder was?

Alex:
Ach so?!? Ich dachte mir so was, wollte es aber genau wissen. "Thrashing Warthogs" atmet jederzeit die uralte Schule des Thrash Metal. Wo andere Bands heutzutage perfekt und durchdacht wie ein Uhrwerk zur Sache gehen, klingt bei euch alles sehr spontan und urwüchsig. Wie geht ihr an eure Songs ran?

Delirium Tremens:
"Ey, ich hab wieder ein cooles Riff" und "fehlt bloß noch der Mittelteil"!
So geht's eigentlich immer los und dann wird getüftelt bis der Song steht. Viele Teile verschwinden aber auch in der Versenkung, weil nix draus wurde, werden dann irgendwann später wieder ausgegraben und doch noch verbaut. Das Songwriting würde aber schneller gehen, wenn sich unser Schlagzeuger nicht so durch Worte wie "Anus" oder "rektal" von der Sache ablenken lassen würde!!! Der dreckige Anist!

Alex:
Anist? Das zähl ich gleich noch zu den fünfzig Schweinsvokabeln dazu, die ich während dieses Intis gelernt habe. Erzähl mal ein wenig über die Aufnahmen der neuen Scheibe. So wie sie klingt, hattet ihr bestimmt jede Menge Spaß, oder?

Delirium Tremens:
Ganz genau! Unser Drummer blieb genau zwei Tage mit zwei riesigen Koffern und hat sogar noch nach einer Waschmaschine gefragt! Das krasse Gegenteil: Der Mütze, der zwei Wochen nicht geduscht hat, obwohl er sich selbst in die Haare gekotzt hat und sich gewundert hat - Zitat: "Warum riecht's hier überall nach Kotze? Egal, wo ich hingeh???"
Wir haben alle rumgeschissen wie die Sau, weil wir uns von der Dani (Freundin vom RRO) nur Furzfressen (Chili, Zwiebelkuchen und so) gewünscht haben. Smells like a fistful of gas from ass of death! Sniff it or die! 300 € haben wir übrigens an einem Abend versoffen! Der Wirt hat uns danach noch einen Kasten umsonst geschenkt. Und als wir den am nächsten, leer natürlich, zurück in die Kneipe brachten, wurde überall applaudiert. Zitat eines Gastes über RR: "Du warst doch der, der die ganze Zeit neben dem Tisch gelegen war, oder?" An dem Abend hatten wir übrigens auch noch eine Stripperin geordert, die so viel Stimmung verbreitete, dass sogar der Wirt auf dem Tisch tanzte (der nackt aussieht wie Homer J.!!!).
In den zwei Wochen, die wir in Lübeck im Rosenquarz Studio waren, haben wir pro Tag zwei bis fünf Kisten Bier vernichtet. Allerdings waren wir zu faul zum nächsten Laden zu latschen und haben sie überteuert an der Tanke gekauft. Jeden Tag!
Aber jetzt mal zu den Aufnahmen an sich: Für die Drums waren drei Tage geplant. Unser Tier war jedoch schon nach vier Stunden fertig. First take!
Dafür verlief das Bass-Einspielen umso langwieriger: Rowdy Roll hat seinen Bass wohl nicht under control! Ansonsten war aber auch fast alles first take und voll Titte. Das Einsingen verlief jedoch wieder unerwartet schwieriger, mit schmerzendem Schädel und ausgekotztem Zäpfchen! Übrigens wurde die Hälfte der Texte an einem Abend vor dem Einsingen geschrieben, da ansonsten nur die Refrains standen.

Alex:
Das nenn ich mal Zeitmanagement. Wer sind eure größten Einflüsse und wie kamt ihr überhaupt auf die ultracoole Coverversion von 'Paradise City', das ja im Original von Oberdiva Axl Rose intoniert wurde?

Delirium Tremens:
Wir wollten das Publikum mal verarschen und mit 'Paradise City' anstelle von 'Seed Of Violence', dem sonst üblichen Opener, überraschen. Im Studio haben wir es spaßeshalber aufgenommen und weil's so geil war, auf die Platte befördert. Unsere Einflüsse? EXODUS, DESTRUCTION, SLAYER, SODOM, CARNIVORE, PRIEST, EXTREME NOISE TERROR, alte SEPULTURA, DARK ANGEL, DEATHROW… lauter altes Zeug halt.

Alex:
Wie sieht es im Zuge der Veröffentlichung von "Thrashing Warthogs" mit Gigs oder vielleicht einer Tour aus? Geht da was?

Delirium Tremens:
Frag das lieber mal den Volker. Geht uns einen Scheißdreck an, hahaha.
Ansonsten spielen wir ziemlich viele Einzel- und Festivalgigs in Deutschland und auch im Ausland. Wer uns mal für ein Konzert holen will, der rührt sich bitte bei webmaster@delirium-tremens.de! Wer eine Tour mit uns machen will, soll sich auch melden!

Alex:
Wie kann ich mir einen DELIRIUM TREMENS-Gig vorstellen? Sex, violence, death und jede Menge Spaß?

Delirium Tremens:
Riot, ass-kicking and near death! Schweinsköpfe, Henker, Bierduschen, Feuerspucken, Notaufnahme, Alcoholocaust und Arschtritte für Mütze, wenn er mal wieder vor lauter Moshen den Einsatz verpasst!

Alex:
Ultracool sind ja wie bereits erwähnt auch die Bilder im Inlet eurer neuen Scheibe. Mensch, ihr seit ja die größten Poser seit Schmier.

Delirium Tremens:
Du hast wohl die LP-Version im Klappcover mit riesiger Old-School-Collage noch nicht gesehen! Posen macht uns halt unglaublich Spaß, haha. Die Platte kommt übrigens auch noch mit einem DIN A1 Old-School-Poster!!!

Alex:
Holy shit, volle Breitseite also! Jungs, danke für dieses kurzweilige Interview und einen Einblick in die Welt des Chaos. Ich wünsch euch viel Erfolg mit "Thrashing Warthogs". Irgendwelche letzten Worte?

Delirium Tremens:
"Warum füllt mich keiner ab, du Schwuchtel?" See you next show!

Redakteur:
Alex Straka

Login

Neu registrieren