DESTYNATION: Interview mit Ronny Blylod
01.10.2006 | 23:13DESTYNATION
Musik muss unterhalten
Bands, die melodiösen Metal spielen, gibt es nicht gerade wenige, weshalb diese Art von Musik in letzter Zeit auch ein wenig in Verruf gekommen ist. Das wird wohl auch in den nächsten Jahren so sein, schließlich kann wohl keine Band mehr dieses Genre neu erfinden.
Aus eben diesem Grund liegt es nunmehr an den Bands selbst, sich in der Szene zu etablieren, indem sie mit besonders gefälligen Melodien und positiv penetranten Kompositionen versuchen, die Gehörgänge der Fans zu erobern. Für das schwedische Quintett DESTYNATION sehe ich diesbezüglich überhaupt kein Problem, schließlich haben die Herrschaften auf ihrem Debüt "Rising Up" jede Menge Melodien für die Ewigkeit abgeliefert.
Grund genug, sich mit der Band näher auseinander zu setzen. Gitarrist Ronny Blylod nahm sich Zeit und gab bereitwillig Auskunft.
Walter:
Euer Album kam quasi aus dem Nichts. Wer oder was verbirgt sich denn hinter dem Deckmantel DESTYNATION?
Ronny:
Unsere Bandgeschichte ist noch nicht wirklich sehr umfangreich. Wir, also Daniel Niemann (g.), Patrik Nordendahl (b.), Martin Larsson (dr.) und ich, haben zuvor bei ETERNIA gespielt und als wir diese Band im Jänner 2005 aufgelöst haben, entschieden wir, uns in DESTYNATION umzubenennen und es nochmals zu versuchen. Nach kurzer Zeit erkannten wir, dass diese Idee sehr gut war und so entstand mehr oder weniger auch die Intention unseres heutigen Sounds. Wir haben in wenigen Wochen erste Songideen zusammengestellt und ein 3-Track-Demo eingespielt. Dafür haben wir einige ganz gute Reviews erhalten und auch das Interesse mancher Plattenfirma erwecken können. Im Endeffekt haben wir uns dann für Sonic Age Records entschieden, weil wir mit diesen Herren schon zu unserer Zeit bei ETERNIA in Kontakt waren und uns diese Griechen obendrein den besten Deal anbieten konnten. Im September des letzten Jahres haben wir dann mit den Aufnahmen zu unserem ersten Album "Rising Up" begonnen und da stehen wir nun mit eben jenem im Gepäck und hoffen, dass dieses auch Abnehmer findet.
Walter:
Das war aber ein bisschen zu schnell. Weshalb wurde das Kapitel ETERNIA denn überhaupt beendet?
Ronny:
Zunächst muss ich festhalten, dass wir mit ETERNIA und unseren sehr melodiösen Klängen schlicht und ergreifend beim falschen Label unter Vertrag waren. Aber wir waren sehr jung und hatten überhaupt keine Ahnung vom Business. Der Deal war obendrein nicht unbedingt großartig und noch dazu bestanden kaum Kontakte zu anderen Labels oder Vertrieben. Von daher war die Sache irgendwie vom Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zudem hat man uns quasi allein gelassen und von Unterstützung, egal in welcher Form auch immer, konnten wir bestenfalls träumen. Irgendwann sind wir noch dazu dahinter gekommen, dass es zeitgleich noch einige andere Bands mit dem Namen ETERNIA gegeben hat, was ebenfalls nicht gerade förderlich war. Als dann im Jahre 2003 der Sänger endgültig die Nase voll hatte und sich von uns verabschiedete, lösten wir diese Band auf und konnten somit auch das Label verlassen. Allerdings versuchten wir so schnell wie möglich unter einem anderen Banner weiterzumachen. Mit ETERNIA verbindet man außerdem eher den Planeten aus den "He-Man"-Cartoons und davon wollten wir ebenfalls weg.
Walter:
Wie würdest du die musikalische Entwicklung der Band bisher beschreiben?
Ronny:
Also ich würde sagen, wir haben uns einigermaßen weiterentwickelt. Bei ETERNIA waren wir noch völlig im Fantasy-Metal-Bereich unterwegs und außerdem lebten die Songs in erster Linie vom schnellen Doublebass-Drumming. Abgesehen davon klingt unser neuer Sänger Andres Häggkvist reifer als sein Vorgänger, was sich ebenfalls positiv auf die Musik ausgewirkt hat. Bei DESTYNATION gibt es zudem auch eindeutig mehr Einflüsse aus den 80er Jahren zu hören, obwohl die Basis immer noch melodiöser Metal ist. Ich denke, wir haben uns diesbezüglich ganz gut entwickelt. Logischerweise besteht eine ganz besondere Beziehung zur Musik der 80er Jahre, schließlich sind wir alle mit Bands wie EUROPE, W.A.S.P. oder DIO aufgewachsen.
Walter:
Womit wir schon beim nächsten Thema wären. Welche Bands würdest du erwähnen, wenn man nach Einflüssen fragt?
Ronny:
Das ist nicht einfach zu beantworten, zumal fast täglich neue Einflüsse dazukommen. Aber um für die gesamte Band zu sprechen, muss man auf jeden Fall einige "Fixsterne" der Szene wie WHITESNAKE, EUROPE, HELLOWEEN, DIO, DREAM THEATER oder QUEENSRYCHE erwähnen, aber auch diverse Größen aus dem skandinavischen Raum dürfen keineswegs vergessen werden, wie DREAM EVIL, NOCTURNAL RITES, KING DIAMOND oder TNT.
Walter:
Ausnahmslos nachvollziehbar, würde ich sagen. Kommen wir doch einmal näher auf "Rising Up" zu sprechen. Stammen alle Songs aus der aktuellen Phase der Band oder wurde auch auf älteres Material zurückgegriffen?
Ronny:
Fragmente von manchen Songs stammen in der Tat noch aus ETERNIA-Tagen, doch diese waren damals nicht ganz fertig und kommen eben erst jetzt zu CD-Ehren. 'Shadowgate' und 'Signs' beispielsweise sind von der Idee her schon ein bisschen älter, wurden aber auch erst im Zuge der Aufnahmen des Albums fertig gestellt. Es hat sich ja nicht nur der Name der Band geändert, sondern sehr wohl auch die stilistische Ausführung der Songs und vor allem der lyrische Aspekt. Da wir mit dieser Fantasy-Geschichte nun mehr nicht mehr soviel am Hut haben, ist es nun einfacher Texte zu schreiben. Wenn du nicht mehr in die Fantasy-Ecke gesteckt wirst, darfst du auch ungestraft über Drachen und Schwerter singen und keiner beschwert sich darüber. Aber uns geht es in erster Linie ohnehin darum, die Leute mit unserer Musik zu unterhalten. Deshalb versuchen wir auch soviel als möglich, mit Hooks und Refrains zu arbeiten, damit sich die Songs in den Gehörgängen der Hörer festkrallen und diese unsere Songs nicht gleich wieder vergessen. Es entspricht eben eher unserer Einstellung, sich von Musik unterhalten zu lassen, als irgendeinem Depri-Jünger zuzuhören und im Anschluss daran nur noch an Selbstmord zu denken.
Walter:
Verständlich. Was inspiriert euch zu euren Texten?
Ronny:
Es ist im Rückblick der Zeit betrachtet eigentlich immer nur das Leben an sich. Wenn uns Schlechtes widerfahren ist, haben wir versucht, unseren Frust in den Texten abzubauen und wenn es mir gut geht, dann habe ich auch kein Problem damit, andere Leute daran in Form eines Liedes teilhaben zu lassen. So ist nun einmal das Leben, es gibt immer wieder Höhen und Tiefen. Generell sollte sich jeder Mensch von seinen Träumen lenken lassen, denn so unrealistisch diese auch sein mögen, eine eventuelle Umsetzung hat man dennoch ausschließlich selbst in der Hand.
Walter:
Euer Debüt sollte mittlerweile bekannt sein. Durfte man DESTYNATION denn auch schon auf den Bühnen dieser Welt begrüßen?
Ronny:
Leider ist es uns bisher nur sehr selten erlaubt gewesen, live zu spielen. Aber zusammen mit unseren Kumpels von NOCTURNAL RITES haben wir hier in Schweden schon einige Gigs gespielt und sind dabei immer ganz gut angekommen. Hoffentlich können wir auch in Zukunft noch so manches Konzert zusammen mit ihnen spielen, denn NOCTURNAL RITES sind live richtig gut und ziehen vor allem hier bei uns reichlich Fans in die Clubs.
Walter:
NOCTURNAL RITES sind für ihre fulminanten Gigs auch hierzulande bekannt. Wie sieht es denn sonst in eurer Heimat, der für schwedische Metal-Verhältnisse relativ ruhigen nördlichen Region des Landes aus, wenn man von Metal spricht?
Ronny:
Uupps, da bin ich leider nicht wirklich der richtige Ansprechpartner. Ich kenne ehrlich gestanden neben DESTYNATION und NOCTURNAL RITES nur PERSUADER, die sind verdammt gut, wohnen allerdings noch eine Ecke weiter nördlich als wir. An Newcomerbands fallen mir auf Anhieb lediglich TAVION und NIGHTSCAPE ein, die spieltechnisch trotz ihrer Jugend schon ziemlich fit sind.
Walter:
Wo erwartet ihr die besten Verkäufe für "Rising Up"?
Ronny:
Ich denke, dass Mitteleuropa und Asien die aussichtsreichsten Märkte für DESTYNATION sein sollten, wobei wir uns speziell in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten, sowie in Japan und Korea die besten Chancen ausrechnen. Abgesehen davon könnte ich mir auch vorstellen, dass wir in Argentinien gut ankommen, denn dort scheint gerade ein großer Markt für melodiösen Metal im Aufbau zu sein.
Walter:
Euer Album sollte auf jeden Fall in den Läden nicht zu übersehen sein, denn das Cover ist recht gut gelungen. Von wem stammt es eigentlich?
Ronny:
Auch wir sind der Meinung, dass es gelungen ist. Gezeichnet wurde es von einem griechischen Künstler namens Giza D. Wir haben ihm mitgeteilt, worum es bei DESTYNATION geht und auch versucht, ihm unsere Historie, sowie unsere Intention zu vermitteln und ihn auch wissen lassen, was wir uns vorstellen. Er hatte dann freie Hand und als wir das Ergebnis gesehen haben, bestand kein Grund in irgendeiner Form etwas zu verändern.
Walter:
Werdet ihr denn auch die Chance haben "Rising Up" live zu präsentieren? Eventuell sogar auf einer Tour?
Ronny:
Dazu darf ich im Moment leider noch keine näheren Auskünfte geben, da noch nichts fixiert werden konnte. Es gibt aber einige Angebote diesbezüglich und auch Verhandlungen, um das Album flächendeckend zu präsentieren. Ob es tatsächlich dazu kommen wird, steht jedoch noch in den Sternen.
Walter:
Dort ist mit Sicherheit auch einiges über die nähere Zukunft von DESTYNATION geschrieben. Was dürfen wir von euch in Bälde erwarten?
Ronny:
Im Moment sind wir dabei, Songs für ein zweites Album zu schreiben. Man darf auch in Zukunft ein Feuerwerk an Melodien von DESTYNATION erwarten. Allerdings werden die neuen Songs wohl auch eine ganze Ecke härter ausfallen, soviel kann ich von den ersten Entwürfen dafür schon preisgeben. Außerdem werden wir auch noch das eine oder andere Video zu Songs von "Rising Up" drehen, denn dieses Medium dürfte demnächst ebenso ein Revival erfahren, wie der klassische 80er Metal generell. Dumm ist nur, dass wir allesamt noch Jobs haben und so nur beschränkt Zeit bleibt, um uns voll und ganz um DESTYNATION zu kümmern
Tja, das alte Lied vom leidigen Hauptberuf. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es DESTYNATION ja schon mit ihrem zweiten Album, den Schritt in das Profitum zu schaffen. Die Vorraussetzung dafür sind mit "Rising Up" auf jeden Fall gegeben.
Bei Interesse kann man die von Ronny erwähnten Videos auf der Webpage der Schweden anchecken, denn dort sie haben ihre Clips zu 'Rising Up' und 'Back From The Dark' als Gratis-Download ins Netz gestellt.
http://www.destynation.com/
- Redakteur:
- Walter Scheurer