DEVIL YOU KNOW: John Sankey im Interview
24.11.2015 | 17:08DEVIL YOU KNOW ist wohl eine der Überraschungen der letzten Jahre im Metalcore. Was vor gerade einmal zwei Jahren als Studioprojekt von John Sankey und Francesco Artusato begonnen hat, ist inzwischen zu einem vollwertigen Teil der Metalcore-Szene gereift. Mit Howard Jones (Ex-KILLSWITCH ENGAGE) konnten sich Artusato und Sankey einen erfahrenen Frontmann ins Boot holen, der mit seiner tollen Leistung einen großen Anteil am Erfolg des Debüts "The Beauty Of Destruction" hatte. Das aktuell veröffentlichte Zweitwerk "They Bleed Red" zeigt die Band dabei in noch bestechenderer Form als auf dem Debüt. Wir haben den Release der Platte zum Anlass genommen, um mit John Sankey über das neue Material und die Zukunft von DEVIL YOU KNOW zu plaudern.
Hallo John. Erst einmal Danke, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst trotz der aktuell laufenden Tourvorbereitungen. "They Bleed Red" ist jetzt schon seit einigen Wochen im Handel, wie zufrieden seid ihr bisher mit den Reaktionen auf die Platte?
Bisher waren die Reaktionen auf die Platte hervorragend, was uns natürlich sehr glücklich macht. Wir selbst sind wirklich zufrieden mit der neuen Platte, daher hoffen wir natürlich auch, dass sie den Fans gefällt. Generell versuchen wir aber, uns beim Schreiben von Musik von den Meinungen und Erwartungen anderer Leute frei zu machen. Wir schreiben einfach die Musik, die sich für uns richtig anfühlt. Natürlich freut man sich aber trotzdem immer über eine positive Resonanz.
Als ihr mit den Arbeiten für DEVIL YOU KNOW begonnen habt, war das Ganze eher als Nebenprojekt geplant. Inzwischen scheint es aber so, als hätte sich das Projekt innnerhalb der letzten 18 Monate zu einer "richtigen" Band entwickelt. War das von Anfang an euer Ziel oder war es eher eine logische Folge aus der ausgedehnten Tour, die ihr gemeinsam gespielt habt?
Zu Beginn hatten wir wirklich nicht vor, hieraus eine "Full-Time"-Band zu machen. Wir hatten ursprünglich nur vor, unserer Kreativität freien Lauf zu lassen und etwas zu schreiben, das wir so mit unseren bisherigen Bands nicht umsetzen konnten. Francesco und ich schrieben so insgesamt über 20 Songs. Dann waren wir beide von dem Material aber so begeistert, dass wir uns anschließend auf die Suche nach einem Sänger machten, um mit ihm die Demos zu vervollständigen. Wir waren einfach gespannt darauf, wie das Material mit Gesang am Ende klingen würde. Ich habe dann Howard kontaktiert und ihm erst einmal die Demos zukommen lassen, sodass er sich ein Bild vom Material machen konnte. Anschließend haben wir regelmäßig telefoniert, Ideen ausgestauscht und so kam der Stein ins Rollen. Seit dem ersten Album war es dann eine ganz natürliche Entwicklung. Inzwischen ist aus dem Projekt eine echte Band geworden, wir haben zusammen viel Spaß und genießen einfach die Möglichkeiten, die uns die Band eröffnet.
Nachdem ihr nun mit einer festen Besetzung auf Tour wart, wie hat sich diese gemeinsame Zeit auf das Songwriting ausgewirkt? Bei eurem Debüt "The Beauty Of Destruction" waren es ja Franscesco und du, die im Alleingang das Material geschrieben haben. War dieses Mal die gesamte Band am Songwriting beteiligt?
Die vielen Touren haben uns auf jeden Fall enger zusammengeschweißt. So haben wir mehr und mehr unseren eigenen Sound gefunden und wir sind eine eingespielte Truppe geworden. Als wir damals das Debütalbum aufgenommen haben, hatten wir noch nicht eine Show gemeinsam gespielt, daher hatten wir auch keine Ahnung, wie sich die Songs im Rahmen einer Liveshow machen würden und wie wir sie überhaupt auf die Bühne bringen sollten. Dieses Mal wollten wir deshalb das "Live-Feeling" auch auf das neue Album transportieren. Wir haben gemeinsam an den Songs gearbeitet und ich glaube, dass "They Bleed Red" gerade dadurch auch noch einmal deutlich mehr Energie versprüht als das Debüt.
Beim Hören des Albums war mein erster Eindruck, dass die Songs deutlich härter ausgefallen sind. Howard hat viel mehr Growls und Screams in den Gesang eingebaut und auch die Gitarren klingen an vielen Stellen deutlich mehr nach Deathcore als noch auf "The Beauty Of Destruction". Habt ihr euch bewusst dazu entschieden, diesen Einflüssen mehr Raum zu geben?
Wir haben einfach aus dem Bauch heraus komponiert, die Songs für die neue Platte sind dann ganz unbewusst deutlicher härter und aggressiver ausgefallen. "They Bleed Red" ist sehr dynamisch geworden und spielt mit verschiedensten Einflüssen, was ein ganz wichtiges Merkmal unseres Stils ist. Wir lieben es einfach zu experimentieren, das hält die Musik frisch und interessant. Klar fühlen wir uns alle in den harten Spieltarten des Metals zuhause, aber wir wollen auch versuchen, neue Dinge auszuprobieren, damit unsere Musik nicht berechenbar wird und für den Fan überraschend bleibt. Ein Grund für die mutigere Herangehensweise war auch, dass wir uns dieses Mal im Studio deutlich wohler gefühlt haben. Das hat uns geholfen jede Angst abzulegen und einfach drauf los zu schreiben, ohne dass wir uns Gedanken darüber gemacht haben, was andere von der Musik halten könnten.
Ich habe gehört, dass du dich auch stark ins Songwriting einbringst. Ich stelle es mir recht schwierig vor, ein Songgerüst mit einem perkussiven Instrument wie dem Schlagzeug zu schreiben. Wie nimmst du deine Ideen auf, um sie den anderen Bandmitgliedern vorzustellen?
Ich schreibe sehr viele Drum-Pattern und Beats auf meinem Computer oder nehme sie direkt am Schlagzeug im Studio auf. Sobald ich mit den einzelnen Parts zufrieden bin, arrangiere ich sie zu einem groben Songgerüst und sende das Ganze dann an Francesco. Ab diesem Moment liegt die Entwicklung des Songs in seinen Händen. Er entwickelt auf Basis des Schlagzeugs seine Gitarren-Riffs, wobei er manchmal mein Grundgerüst unangetastet lässt, manchmal verändert er es aber auch komplett. Nachdem Francesco seine Ideen aufgenommen hat, geht das Demo an Hojo [Howard Jones ist gemeint - TD], der seine Gesangsideen auf dieser Basis entwickelt. Anschließend müssen eventuell noch einzelne Passagen an den Gesang angepasst werden, bevor wir die Songs tatsächlich mit in den Proberaum nehmen und dort daran arbeiten bis wir alle zufrieden sind.
Was für eine Bedeutung steckt denn hinter dem Titel "They Bleed Red"? Für mich deutet der Titel an, dass unter der Haut jeder von uns gleich ist und dass jeder auf die gleiche Art leidet. Ist das die grundlegende Aussage hinter dem textlichen Konzept der Platte?
Damit hast du die Aussage eigentlich sehr gut getroffen. Howard hat den Titel beigesteuert und die Bedeutung dahinter ist, dass, egal wie allein und entfremdet man sich in seinen eigenen Problemen auch fühlen mag, wir alle ähnliche Probleme durchleben und in unserem Leben die gleichen persönlichen Kämpfe austragen müssen. Wir sind alle Eins, und unser aller Blut ist rot! Auch wenn der Titel auf den ersten Blick sehr dunkel und aggressiv klingt, hat er doch eine positive und hoffnungsvolle Aussage. Das ist für uns immer sehr wichtig, genau wie der Punkt, dass die Hörer sich in den Texten wiederfinden können.
Aktuell bereitet ihr euch auf eine ausgedehnte Europa-Tour mit FIVE FINGER DEATH PUNCH und PAPA ROACH vor. Mögt ihr ein europäisches Land besonders gerne in Bezug auf Fans oder Kultur?
Ich liebe das Reisen und sehe gerne etwas Neues, daher habe ich nicht wirklich einen Favoriten. Bis jetzt habe ich den Aufenthalt in jedem Land genossen. Leider kommen wir auf Tour allerdings nur selten dazu, uns das Land näher anzuschauen, meist sind wir dafür zu beschäftigt oder einfach im Reisestress. Auf die anstehende Tour mit FIVE FINGER DEATH PUNCH und PAPA ROACH freuen wir uns aber ganz besonders, denn beides sind großartige Bands und unheimlich coole Zeitgenossen. Ich glaube, die Tour wird großartig. Außerdem sind die vielen Shows für uns auch eine großartige Chance, auf die wir uns schon lange freuen.
Du bist nebenbei ja auch noch bei DEVOLVED aktiv, in letzter Zeit liegt der Fokus aber mehr auf DEVIL YOU KNOW. Bei welcher Band siehst du denn deine Zukunft und was für Ziele habt ihr euch mit DEVIL YOU KNOW gesteckt?
Ich würde sehr gerne noch ein weiteres DEVOLVED-Album aufnehmen, aber aktuell bin ich einfach zu beschäftigt mit DEVIL YOU KNOW und fokussiere mich hierauf. Ich habe DEVOLVED vor Jahren in Australien gegründet und ich werde die Band in meiner Freizeit auch weiterführen, denn ich liebe diese intensive und extrem harte Musik, welche DEVOLVED auszeichnet. Was die Zukunft von DEVIL YOU KNOW angeht, so wollen wir einfach weiter zusammen Musik machen, touren und einfach eine gute Zeit haben. Ein wirkliches Ziel gibt es da gar nicht, wir wollen einfach die Musik machen, die wir lieben.
Dann möchte ich dir abschließend noch einmal für das Interview danken und wünsche euch mit der neuen Platte alles Gute. Die letzten Worte gehören natürlich dir.
Hört in unser neues Album "They Bleed Red" rein und kommt zu einem unserer Konzerte in den kommenden Monaten. Let's get loud, crazy and sweaty together!
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- Redakteur:
- Tobias Dahs