DEW-SCENTED: Interview mit Leif Jensen

01.01.1970 | 01:00

Aus Deutschland kommt guter Thrash Metal und mit DEW-SCENTED haben wir da eine junge Band am Start, die noch einiges zu hoffen läßt. Das neue Werk (“Inwards“) ist bei Nuclear Blast Records erschienen und diese Firma im Rücken, sowie die durchweg guten (bis sehr guten) Kritiken in der Presse lassen darauf hoffen, daß die Band bald noch einige Fans mehr auf ihrem Konto verzeichnen kann. Ich sprach mit Sänger Leif Jensen, der an diesem Abend ziemlich redselig war.



Leif: Hi, wie geht´s dir?

MetalS: Jaa, ganz gut und dir?

Leif: Na, es muß.. (lacht)

MetalS: Schon gestreßt von Interviews?

Leif: Och, es geht.. Nee, noch ´nen dicken Kopf von gestern. Wir waren bei HOLY MOSES im Studio und ich mache jetzt schon seit 3 Stunden Interviews..

MetalS: Und.. habt ihr gefeiert im Studio?

Leif: Ja, so´n bißchen. Wir haben noch´n bißchen auf die neue CD mit draufgebrüllt (Back-Up Vocals) und ein paar Bier getrunken, ja.

MetalS: Cool. Und, gibt´s ein Brett?

Leif: Jaja, auf jeden Fall! Super thrashig, teilweise ziemlich technisch. Sabina singt auch wieder tiefer, ganz gut auf jeden Fall!

MetalS: Ok, mal zu euch. Zuerst mal die Frage: Duftet ihr wirklich taufrisch (= DEW-SCENTED) ?

Leif: Hahaha, nein, nicht wirklich! Ich glaube so wortwörtlich ist der Name nicht zu sehen.. Das ist eher etwas, wenn man ganz schräg denkt oder sich in einer sehr atmosphärischen Gemütslage befindet, daß man dann eine besondere Bedeutung für diesen Namen findet. Ganz am Anfang, was bei uns taufrisch geduftet hat, das war der alte Proberaum, der war in so einem Schweinekeller und da herrschte eine herrliche Pilzkultur, worüber wir uns wegen dem Bandnamen lustig gemacht haben.

MetalS: Und den Bandnamen spricht man “dju sented“ aus, oder wie?

Leif: (lacht) Ja, es ist bestimmt nicht der einfachste Bandname und vielleicht auch nicht der super zutreffendste für die Musik, die wir machen, aber auf der anderen Seite ist er halt originell und hat relativ wenig Klischee. Ich steh´ halt nicht so auf “Zombie Death“ oder was weiß ich was für Bandnamen. Im übertragenen Sinne könnte DEW-SCENTED auch was spirituelles sein, was drogenbeeinflußtes.. könnte einiges sein.

MetalS: Wie “drogenbeeinflußt“ ?

Leif: Jaaaaa hast du noch nie, ey?

MetalS: Nööö...

Leif: (lacht..) Der Tau riecht ja nicht. Ich finde, daß ist ein plattgefahrener Name, der kommt ja von Edgar Allan Poe, von einen seiner Gedichte, und mich hat das immer neugierig gemacht, was er damit zum Ausdruck bringen wollte. Deswegen kann ich´s dir auch nicht genau erklären..

MetalS: Ok, macht nix (beide lachen). Warum spielt ihr eigentlich solche extreme Musik, die nicht für die breite Masse ist und wie lange wollt ihr das noch durchziehen?

Leif: Vielleicht spielen wir solche Musik genau deswegen. Im Prinzip machen wir nix, außer das umzusetzen, was wir selber gerne hören. Wir werden ja von allem, was wir im Metal mochten und mögen beeinflußt und dementsprechend setzen wir das um. Ich denke, im Prinzip können wir auch nix anderes machen. Selbst wenn uns jemand den schlauen, tollen Tipp geben würde: Ey, macht doch mal so etwas wie KORN! Weißt du, sowas verkauft Platten. Dann würden wir sagen, das können wir nicht und wollen´s auch nicht. Weil wir uns hinsetzen und spontan spielen und dabei kommt heraus was wir machen. Wie lange ist die andere Frage. Also ich wurde gerade beim letzten Interview daran erinnert, daß wir jetzt auch schon knapp 10 Jahre rum haben mit der Band, was eine verdammt lange Zeit ist, dafür, daß wir alle so Mitte 20 sind und eigentlich noch in unseren “schönen“ Jahren. Keine Ahnung, also wenn die nächsten 10 Jahre genauso schön sind, wie die letzten 10, die mir wie 2 Jahre vorkamen, dann machen wir noch 10 Jahre, mal schauen.. Solange es immer reizvoll bleibt und solange man neue Türen geöffnet bekommt ist es auch interessant weiterzumachen. Momentan läuft es auch so, daß wir alle sehr motiviert sind, Bock drauf haben und daß wir merken, daß es sich lohnt.

MetalS: Das ist natürlich gut. Würdest du eueren Stil als typischen Thrash Metal bezeichnen, wegen dem Gesang werdet ihr ja manchmal in die Death Metal Ecke gedrängt?

Leif: Ich würde auch nicht sagen, daß wir typischen Thrash Metal spielen. Da fehlt uns vielleicht ein bißchen die Melodie und das “Old-School“ mäßige. Als Musiker sind wir Thrasher, weil wir mit den Sachen aufgewachsen sind, wir stehen aber durchaus auch auf Death Metal und wir sind eben im Jahre 2002 und nicht mehr im Jahre 1985. Wie soll ich´s sagen, wie eine ursprünglichen Thrash Metal Band kann man eigentlich nur klingen, wenn man Retro macht und das ist nicht unser Ding. Wir wollen ja auch nach vorne kommen und uns nicht zu weit nach hinten umsehen. Ich denke, wir setzen das nur ein bißchen extremer um: Vom Gefühl her sind wir Thrasher, aber wir setzen es etwas Death Metal mäßiger um. Und da gibt es ja noch mehr Bands, wo man nicht genau sagen kann, ob sie Thrash oder Death Metal machen. Man soll´s nehmen, wie man´s will, Hauptsache es hat irgend eine Wirkung – es gefällt einem, oder es gefällt einem nicht.

MetalS: Welche Ziele habt ihr euch mit der Band gesteckt, wieviele CDs wollt ihr verkaufen und war es bisher nicht eher frustrierend eher unbekannt zu sein, obwohl ihr auf so einem hohen Level spielt?

Leif: Das ist Geschmackssache, also frustrierend nicht wirklich. Es war halt ein bißchen schade, daß wir die zwei letzten Platten mit relativ wenig Vertriebs- und Promoaufwand herausgebracht haben. Es war halt auch ein kleineres Label. Wir sind auch weiterhin glücklich mit dem Label gewesen, das war nicht das Problem. Aber man hätte schon ein wenig mehr an Aufmerksamkeit erreichen können, weil sehr viele Leute die Platten eben gar nicht zu hören bekommen haben. Was sich eben jetzt bemerkbar macht mit “Inwards“, wo sich auf einmal alle Leute auf die Platte stürzen und nur den Bandnamen kennen und nicht wissen, daß wir schon 4 Platten gemacht haben. Insofern hat man vielleicht ein bißchen Zeit verloren, aber auf der anderen Seite sagen uns alle, daß wir unsere beste Platte gemacht haben, ich finde sie auch gut, und wenn die Leute jetzt halt dazukommen, ist das doch super. Besser spät als nie.

Frustrierend war das nicht, weil wir das aus einer anderen Perspektive sehen. Wir haben genug Kumpels in anderen Bands, oder genug Freunde bei uns aus der Gegend, wo wir ursprünglich angefangen haben, die es noch nicht mal dazu bringen konnten, wegen fehlender Chance, fehlender Aktivität, soviele Konzerte zu spielen wie wir jetzt. Wir haben inzwischen so um die 250 Shows gemacht. Das hat Spaß gemacht und wir haben uns eben immer beschäftigt gehalten, soll heißen wir waren im Prinzip immer glücklich mit dem nächsten Schritt, den wir gemacht haben. Die Ziele für die neue Platte (das liegt nur daran, was für Möglichkeiten wir gestellt bekommen), ich denke, im Moment können wir uns nicht beschweren über die Reaktionen. Die waren alle sehr nett und positiv. Es kommen jetzt auch genügend Konzerte, wir gehen im März/April auf Tour und spielen ein paar Sommerfestivals. Im Herbst gehen wir auf Europatour. Also ich könnte mir momentan nichts besseres vorstellen. Die Verkaufszahlen sind eine andere Sache. Das wird sich dann in ein paar Monaten zeigen.

MetalS: Hast du da irgendwelche Zahlen im Kopf, irgendwelche Erwartungen?

Leif: Nee, keine Ahnung. Weil wir auch zum ersten mal in den USA veröffentlicht werden. Wir wurden das erste mal offiziell in Japan veröffentlicht Das sind alles so Fragezeichen, was in den Ländern so passieren wird und ich habe auch keine großartigen Erwartungen. Unser Ziel ist erreicht, daß wir eine neue Platte gemacht haben, die ein paar Leute hören, denen es gefällt. Alles was darüber hinauskommt wäre super aber nicht irgendwie unbedingt erwartet. Wenn die Platte am Ende nur mit 52 Stück verkauft wird, na und? Also wir wissen schon ganz genau, daß wir mit unserer Musik mal nicht unsere Mieten oder so bezahlen können. Wir gehen da als Hobby Band ran, zwar mit konzentrierten und professionellen Ansichten manchmal, aber auf der anderen Seite versuchen wir einfach unsere Freizeit herumzukriegen.

MetalS: Und wie klappt das mit dem Touren, wenn ihr alle noch Full-Time Jobs habt?

Leif: Da muß man sich dann Urlaub nehmen. Ganz normal zu seinem Chef hingehen und sagen: Ja, die langen Haare haben übrigens auch eine Geschichte, ich mache Musik und würde gerne jetzt für 3 Wochen durch Europa saufen gehen (lacht). Und dann sagt der Chef manchmal ja, manchmal sagt er nein und wenn er nein sagt, dann muß man sich eben nach einer anderen Tour umkucken, oder notfalls eben mit einem Ersatzmusiker arbeiten. Es ist immer wieder ein Problem beides unter einen Hut zu kriegen, aber wir versuchen halt die Freizeit so optimal wie möglich mit der Band auszufüllen. Was halt nicht geht, das können wir nicht machen. So realistisch muß man sein, ansonsten schaffst du es auch nicht auf so eine lange Dauer Musik zu machen auf so einem Level, wenn du nicht planen kannst.

MetalS: Du hast vorhin Japan angesprochen, fahrt ihr da auch mal rüber?

Leif: Wir waren schon da. Wir haben im April letzten Jahres dort getourt (mit DEFLESHED). Das war super, zu der Zeit hatten wir kein Label drüben und auch keine aktuelle Veröffentlichung, in sofern war das für uns alles ziemlich überraschend. Wir haben vier Konzerte gemacht und die sind alle super gelaufen. Sie waren auch gut besucht, so ungefähr wie auch hier ein gutes Underground Konzert besucht ist, so 200-300 Leute. Die Reaktionen waren klasse, ich meine aufgrund der Konzerte und dadurch daß Plattenfirmen rausgekommen sind haben wir jetzt auch unseren Deal. Ich hoffe, wenn die Platte gut läuft, daß wir Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres wieder rüberkommen können.

MetalS: Also der Plattendeal ist durch die Konzerte zustande gekommen?

Leif: Jaja. Es sind Plattenfirmen rausgekommen, die uns eben angeschaut haben und als wir dann eine neue Platte aufgenommen hatten, haben wir die den verschiedenen Plattenfirmen dort drüben angeboten und die haben sofort gezuckt. Damit war der Deal in trockenen Tüchern. Also das hat man sich quasi so ein bißchen erarbeitet.. Das ist ja das Schöne. Insofern denke ich auch nicht, daß wir in den letzten Jahren Zeit verschwendet haben, weil wir nicht so bekannt sind. Wir haben uns das ja alles so ein bißchen erarbeitet, uns den Arsch abgespielt, wir haben nie großartig die Musikrichtung gewechselt.. Einfach nur versucht, das was wir machen überzeugend rüberzubringen und durchzuziehen und wenn dann mehr daraus wird – super und wenn nicht, dann pff.. Es war eben der Versuch wert, wir verschwenden ja keine Zeit mit dem, was wir machen.

MetalS: Ist ja eine gute Einstellung und die Erfolge sind ja auch da...

Leif: Jaja! Ich kann mich nicht beschweren. Es wird halt momentan sehr anspruchsvoll vom zeitlichen her und von dem, was an Möglichkeiten jetzt anstehen, Konzerte oder auch an Presse fällt ziemlich viel an. Ich glaube, ich bin jetzt seit 3 Monaten dabei Presse zu machen. Von mir aus kann ich das ganze Jahr so weitermachen, solange es die Band weiterbringt (lacht).

MetalS: Machst du das alleine, oder habt ihr euch das etwas aufgeteilt?

Leif: Wir würden´s gerne aufteilen, aber das würde nur auf Tour funktionieren, weil die anderen Kollegen mit denen ich Musik mache, das sind so ein bißchen Trödelheinis, sind sehr schlecht zu erreichen und haben nicht wirklich eine Internet Verbindung. Teilweise noch nicht mal Festnetze.. Das macht das eben nicht so einfach und somit bleibt die meiste Arbeit bei mir hängen. Aber ist ok, das war schon immer so und hat sich auch so eingebürgert, dafür machen die halt die Musik.

MetalS: Und wie läuft das bei euch ab beim Songwriting?

Leif: Also inzwischen relativ normal. Wir stehen halt alle auf die selben Sachen, was das natürlich sehr vereinfacht, weil man da nicht irgendwie stundenlang diskutiert, ob man ein Riff oder eine Idee nimmt oder nicht. Also da wird einfach aus dem Bauch gespielt und das passt dann meistens. Wir wissen genau, was wir wollen mit der Musik. Der Schlagzeuger und der Gitarrist (Uwe und Flo) machen die meisten Songs, die harmonieren auch so gut, was das angeht und der Rest füllt halt irgendwie seinen Part. Also eine ganz normale Struktur: Die beiden setzen sich meistens zusammen und arbeiten die Songs aus und dann stößt erst der Rest dazu.

MetalS: Jetzt hätte ich eine andere Frage, ihr habt alle so tolle Acts bei eueren Faves auf der Homepage wie die BACKSTREET BOYS und BRITNEY SPEARS. Gefällt euch dieser Kram wirklich, oder kuckt man sich sowas in der gemütlichen Runde bei einem oder mehreren Bieren an?

Leif: Also BACKSTREET BOYS kann nicht von mir kommen, die finde ich kacke. Aber ich stehe dazu, selbst wenn das in Metal Kreisen verpönt ist sowas zu sagen. Ich stehe dazu, daß ich BRITNEY SPEARS gut finde und eben nicht wegen des Aussehens, sondern wegen der Musik. Ich habe einfach generell Respekt vor Musik. Es muß nicht immer Metal sein. Ich höre zwar zu 99,9 % Metal, aber wenn zum Beispiel auf der ersten BRITNEY Platte 10 Songs drauf sind und wirklich jeder Mensch auf der Welt, selbst wenn er die Musik und den Künstler haßt, 8 von diesen 10 Songs kennt und mitsingen kann, dann finde ich das eine unglaubliche Hammerleistung. Ich finde Pop ist ein sehr guter Ausgleich zu dem was wir machen mit dem durchweg aggressiven. BRITNEY ist außerdem ein sehr guter Live Act. Ich habe sie mal gesehen und das war super, total fett!

MetalS: (lacht) Kann so etwas denn auch das eigene Songwriting beeinflussen?

Leif: Nee! Gar nicht! Also vom Songwriting her sind diese Dinger zwar teilweise anspruchsvoller als alles was man im Metal Bereich macht, aber beeinflussen tut das nicht, weil da eine ganz andere Absicht dahinter steckt. Da schaltet man eben auf Hitcharakter und im Metal Bereich sollte man eher auf den Bauch hören, als auf den Computer oder die Kasse, die dann klingelt. Der Song sollte eher so kompakt wie möglich sein und nicht die superhammer Pop Hookline haben. Die meisten Bands, die das im Metalbereich geschafft haben, solche geilen Hooklines zu schreiben, sind diejenigen, die sich dann nach 3 Monaten auflösen, weil die keiner mehr hören will.

MetalS: Euere Besetzung steht ja schon eine Weile. Geht ihr auch zusammen weg, ohne Musik zu machen?

Leif: Momentan beschränkt sich das leider auf die Musik, weil wir halt sehr viel Musik machen (lacht). Soll heißen, wenn man sich sieht, ist man eben meistens unterwegs und macht Musik. Aber wir sind sehr sehr gut befreundet. Wir sind schon seit 97/98 zusammen. Für uns ist das ja wenn wir auf Tour gehen letztendlich auch Urlaub. Den wollen wir auch nicht mit irgendwelchen wildfremden Musikern verbringen, die nichts zu sagen haben. Wir haben da schon soviel Spaß dabei, wie es nur geht. So oft sehen wir uns in letzter Zeit nicht, weil wir etwas auseinandergewürfelt wohnen. Aber je mehr man mit der Band macht, desto öfters sieht man sich.

MetalS: Wie oft probt ihr eigentlich so?

Leif: Das kommt immer darauf an, was als nächstes ansteht. Wir machen das nicht mehr wie früher und sagen: Wir proben jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 14 und 19 Uhr. Das hat nach einer Zeit so eine steife Einstellung reingebracht. Wir machen das jetzt eher abhängig davon wann eine Tour kommt oder eine Platte geschrieben wird oder aufgenommen wird. Teilweise 1 mal die Woche, teilweise 6 mal die Woche, wenn es sein muß.

MetalS: Wie kann ich mir ein Konzert von euch vorstellen, auf Knüppel Konzerte gehe ich ehrlich gesagt doch eher selten.

Leif: Warum, auf was für Musik stehst du denn normalerweise?

MetalS: Nee, ich höre schon gerne Thrash und dieses Zeugs, aber bei uns in der Region sieht´s da eben eher lau aus und es ergibt sich irgendwie meistens auch nicht dann weiter wegzufahren. Vor allem im Freundeskreis hören sie dann doch lieber so die seichteren Sachen.

Leif: Du kommst aus der Gegend Worms, Frankfurt oder sowas?

MetalS: Kaiserslautern.

Leif: Da haben wir glaube ich mal ein Angebot gekriegt, aber da haben wir leider nicht gespielt.

MetalS: Echt?

Leif. Aber das ist schon Jahre her.. Ich weiß auch nicht mehr, von wem das kam. Ähm.. Konzerte.. Also eigentlich ganz normal, man geht auf die Bühne und versucht so hart und so schnell wie möglich zu spielen in der Hoffnung, daß das Publikum halt mitmacht und dann wird´s ein gutes Konzert. Es gibt nichts langweiligeres, als einen Abend, wo die Leute irgendwie nicht hinwollen, trotzdem da rumstehen, ihr Bier trinken und dann irgendwelche Affen vor der Bühne stehen und den Kopf schütteln. Das bringt halt nichts. Die Wirkung des Konzerts hängt letztendlich mindestens zu 50 % vom Publikum ab. Ich denke mal, wir werden auch dieses Jahr wieder so oft wie möglich spielen, ich denke auch in deiner Nähe zumindest und auch auf irgendwelchen Festivals, so daß man sich das vielleicht ankucken kann.

MetalS: Gibt´s besondere Live oder Tour Momente, die man nicht vergißt?

Leif: Ja, viele. Inzwischen vielleicht sogar so viele, daß man sie wieder vergißt. Es ist eigentlich immer alles sehr spannend und herausfordernd gewesen. Wir haben unsere allererste Tour 1996 gemacht, damals mit EDGE OF SANITY. Das war für uns schon etwas besonderes, weil das waren 2 Wochen am Stück. Wenn man dann mal durchhängt und am nächsten Tag trotzdem auf die Bühne muß. Da waren wir eben zum Glück mit sehr coolen Bands unterwegs. EDGE OF SANITY hatten sich nach der Tour aufgelöst und das war schon was sehr besonderes, es war sehr toll auf dieser Tour dabeigewesen zu sein. Es war sehr harmonisch, fast wie eine kleine Familie. Wir haben oft sehr spontane Sachen gemacht, wie am nächsten Tag irgendwo am Arsch der Welt zu spielen oder noch schnell einen Musiker einüben, weil unser Gitarrist oder Bassist nicht konnte. Das sind so Sachen, wo man jedesmal wieder ans Limit gedrückt wird und dementsprechend vergißt man das eher schlecht (lacht).

MetalS: Gehst du gerne ins Studio oder lieber auf die Bühne?

Leif: Auf jeden Fall die Bühne. Im Prinzip gehe ich sehr ungern ins Studio, weil das recht harte Arbeit ist und im Prinzip sind wir eine Live Band. Es macht viel mehr Spaß die Songs live zu präsentieren als im Studio die Songs akribisch genau auf den Punkt zu bringen. Wir sind eher eine Band, die halt ins Studio geht, um mal wieder eine neue Platte zu haben, damit man dann live spielen kann. Also Mittel zum Zweck quasi. Kann aber auch Spaß machen, also die letzte Aufnahme zu “Inwards“ hat sehr viel Spaß gemacht, weil da eine sehr gute Atmosphäre war im Studio. Aber meistens steht man eben unter Zeitdruck, man weiß, daß man jetzt etwas für immer verewigt. Das ist schon sehr stressig. Dann bevorzuge ich schon lieber die Konzerte und wenn´s scheiße war, dann waren´s eben 30 Minuten und fertig. Es kommt auch viel besser und direkter Feedback rüber. Wenn ein Konzert gut läuft, dann hast du sofort eine Sekunde nach dem Song die Reaktion darauf, während im Studio weißt du nicht genau, ob das so gut oder nicht so gut ist, was du machst und erst 2 Monate später hörst du von den Leuten eine Meinung dazu.

MetalS: Stimmt. Wie sieht´s eigentlich in euerer Umgebung mit Metal Bands und Underground Konzerten aus und geht ihr da auch hin?

Leif: Jaja klar, die ganze Zeit. Wenn wir nicht selber spielen, gehen wir natürlich liebend gerne auf Konzerte, umso spaßiger wird´s manchmal, wenn man nicht selber in der Pflicht steht (lacht). Ich glaube jeder von uns geht so auf 1,2 Konzerte die Woche. Im Ruhrgebiet hier ist natürlich eine ganze Menge los und man hat viele Chancen Bands zu sehen. Ich habe mir diese Woche DEMON und TAD MOROSE angekuckt , ich habe mir KITTIE angekuckt und gehe nochmal hin. Am Wochenende gehe ich zu HOLY MOSES und am Montag gehe ich zu einer Hardcore Band. Also auf jeden Fall ist genug los.

MetalS: Ist ja cool und so viele Stilrichtungen. Auf DEMON war ich auch, das war ja recht gut.

Leif: Ich fand´s auch ganz gut, ich war halt wegen TAD MOROSE da. Die fand ich super, auf jeden Fall. Auf jeden Fall ist es immer spannender, wenn man sich verschiedene Sachen ankuckt und nicht immer das selbe.

MetalS: Wie ist das so, wirst du da schon erkannt auf den Konzerten?

Leif: Ja, man trifft halt ein paar Bekannte..

MetalS: Keine Autogrammjäger, hehe ?

Leif: Nein nein, wir sind ja noch fester Teil der Underground Szene. Ab und zu ergibt sich das, grade jetzt mit der neuen Platte. Wir hatten gerade vor kurzem unsere Releaseparty und da kamen schon einige Leute die uns vorher noch nicht kannten und meinten, wie überrascht sie gewesen seien über die Platte, weil sie das nicht erwartet hatten.

MetalS: Ich war auch sehr überrascht.. Ich muß jetzt mal zugeben, daß ich euch auch erst seit gut 2 Wochen kenne.

Leif: Ja, ist doch super.

MetalS: Ich habe die CD zum Geburtstag bekommen..

Leif: (lacht) Das ist ja ein geiles Geburtstagsgeschenk..

MetalS: Jaja! Ich hab sie reingelegt und gleich gedacht: Wow, voll das Brett, komisch, daß man das vorher nicht kannte..

Leif: Das scheint bei der neuen Platte sehr gut so zu funktionieren. Gerade die Mund zu Mund Propaganda, das hört man zur Zeit andauernd, daß jemand sagt, ein Kumpel hat euch mir empfohlen. Im Prinzip sollte es auch so sein, daß man sich nicht etwas kauft wegen einer Anzeige worauf steht, daß das die beste Band ist, sondern daß man´s selbst hört und denkt “ja, warum nicht, ist cool“. Das finde ich angenehmer, zumal diese Musik nur für einen bestimmten Kreis an Leuten gemacht ist. Insofern sollte man auf jeden Fall die Gelegenheit haben, mal reinzuhören. Wenn´s dann was für einen ist – super, wenn nicht – ey, es gibt ja noch genügend andere Bands.

MetalS: Dann wollte ich noch Fragen, euer Gitarrist Florian ist HELGE SCHNEIDER Fan. Findet ihr den auch gut, oder geht Florian euch damit auf den Sack? (ich weiß, wie Helge Fans sind.. –MetalS)

Leif: Inzwischen geht´s zum Glück wieder. Eine Zeit lang war das ganz schön nervig, als „00 Schneider“ und so´n Scheiß rausgekommen ist. (während MetalS sich kaputtlacht) Ich finde das gar nicht witzig! Ich bin damals in den Film gegangen und ich glaube, ich bin nach 5 Minuten eingepennt, ich finde das gar nicht witzig. Der Florian hat schon gerne rumparodiert damit. Geschmacksache – also mich spricht das 0 an.

MetalS: Ich kann´s nachvollziehen, weil ich da auch ziemlich Fan bin..

Leif: Ja, es geht ja auch noch schlimmer: TOM GERHARD wäre noch besser.. Dann würden die Witze irgendwie eine halbe Stunde brauchen, bis sie dann doch nicht zünden..

MetalS: Aber Helge ist auch ein super Musiker!

Leif: Ja, das finde ich auch ganz cool an ihm, daß er so eine Mischung aus Einmann Unterhalter, Komiker, Theaterschauspieler und Musiker ist. Von Leuten mit soviel Talent gibt es sehr wenige, das respektiere ich auf jeden Fall. Auch wenn ich persönlich mir weder ein Konzert ankucken, noch eine CD anhören würde.

MetalS: Ok, macht ja nix, ist eben ein eigenwilliger Typ. So, ich wäre dann soweit fertig, wolltest du unseren Lesern noch irgendwas mitteilen?

Leif: Ich denke, es ist fast alles gesagt. Wir spielen halt viele Konzerte, das kann man in News oder Tourdaten sehen, wer Lust hat sich das anzusehen, der hat dieses Jahr genug Möglichkeiten. Das wäre schön, genügend Leute auf den Konzerten zu sehen und ein bißchen feiern. Ansonsten, nicht wirklich.. Metal is the Law oder sowas noch..

MetalS: Jetzt habe ich eine Frage doch noch übersehen und zwar habe ich im neuen Nuclear Blast Katalog euer Shirt gesehen und da wollte ich mal fragen, wieso nicht euer cooles Cover drauf ist, sondern so ein Spruch?

Leif: Gute Frage. Wir machen die T-Shirts eben seit jeher selber. Wir persönlich stehen eher auf so schlichte Sachen. Wenn jetzt Nuclear Blast ein Design machen würden mit dem Cover der CD, hätte ich kein Problem damit, nur wir selber würden es nicht machen. Das T-Shirt was da drin ist, ist von uns und wir fahren da eher die simplere Schiene, weil wir das auch lieber selber tragen. Wenn jetzt genügend Nachfrage wäre nach einem Shirt mit dem Cover, dann könnte das Nuclear Blast jederzeit machen. Aber das war so unser Motiv und was wir auch selber verkaufen. So simpel und prägnant wie möglich finde ich immer besser.

MetalS: Und wer hat sich den Spruch ausgedacht: “I fuckin´ have the need to hate...“ ?

Leif: (lacht) Der kommt aus unseren Texten. Der kommt aus “Blueprints Of Hate“. Das ist der Refrain des Songs. Wir hatten überlegt, was man denn auf die Rückseite eines T-Shirts machen kann, daß es von hinten provokativ genug ist, wenn man mit offenen langen Haaren durch die Stadt rennt. Und ich hoffe das funktioniert.. (beide lachen)

MetalS: Ist halt die Frage, wenn man so lange Haare hat, ob man dann den Spruch noch lesen kann..

Leif: Na, so lange hat man ja meistens nicht, daß sie bis zum Arsch gehen, oder?

MetalS: Nee, normal nicht.. (beide lachen –besonders ich hülle mich ins Schweigen..) Gut, dann bedanke ich mich, war sehr angenehm.

Leif: Danke dir auch!

MetalS: Man wird sich ja vielleicht mal auf irgend einem Konzert dann sehen. Viel Erfolg noch!

Leif: Besten Dank und einen schönen Abend noch!

Redakteur:
Stefan Lang

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