DIETH: Interview mit Guilherme Miranda

02.06.2023 | 11:53

Vamos! Guilherme Miranda, der ehemalige ENTOMBED A.D.-Musiker, hat nun mit DIETH eine neue, musikalische Spielwiese. Dass diese eine doch besondere ist, zeigt uns einerseits ein Blick auf das Line-up mit David Ellefson und Michal Lysejko, andererseits auch die bereits im vergangenen Jahr veröffentlichte Duftnote 'In The Hall Of The Hanging Serpents'. Das erste Album "To Hell And Back" steht bereits in den Startlöchern. Ein neuer Stern am Death'n'Thrash-Himmel? Finden wir es doch heraus:

Guilherme, wie geht es dir?
Wir hatten gerade unsere Proben, haben unsere neue Single 'Don't Get Mad ... Get Even!' veröffentlicht und alles läuft super!

Letztes Jahr gab es einen großen Knall in der Metalszene, als ihr 'In The Hall Of The Hanging Serpents' veröffentlicht habt, das erste Lebenszeichen von DIETH. Was bedeutet DIETH und wofür steht es?
Bei DIETH geht es darum, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, um sich neu zu erfinden und Neues zu schaffen. Mutig zu sein und nicht zurückzublicken. Du kannst deine Vergangenheit nicht mitnehmen, also lass sie hinter dir und werde das neue Du. Arbeite an dir selbst, überwinde die Probleme, nimm den Kopf hoch, mach weiter und Vamos!

Wie habt ihr euch als Band zusammengefunden? Und wie kam es zu der Idee, eine Band zu gründen?
Wir kamen über einen gemeinsamen Freund, Opus von DEAD BY WEDNESDAY aus den USA, und unseren guten Freund Martin Furia von DESTRUCTION zusammen. Ich wollte unbedingt ein paar Songs aufnehmen, die ich schon hatte, und Michal war mit an Bord. Wir brauchten einen Bassisten und Martin brachte mich auf die Idee, an Ellefson zu schreiben. David war mit unseren Namen vertraut. Ich habe ihm den Track geschickt, wir wollten eine Art Kollaborationsprojekt machen. Aber nachdem wir 'In The Hall Of The Hanging Serpents' abgemischt hatten, war das Ergebnis so gut, dass ich allen eine E-Mail schickte und sagte, dass ich noch viele weitere Songs hätte. Dann rief mich David an und sagte: "Ok, dann haben wir also eine Band, richtig? Lass uns kein Projekt sein, lass uns eine richtige Band haben und den Leuten ein richtiges Video geben". Ich habe einfach zugestimmt und gesagt: "Ok, vamos!"

Euer erster musikalischer Auftritt hat mich umgehauen. Wie war die allgemeine Reaktion auf 'In The Hall Of The Hanging Serpents'?
DIETH ist für mich schon eine Erfolgsgeschichte. Ich kann mich an keine Band oder Projekt erinnern, bei dem wir so schnell 100%ige Unterstützung von den Fans hatten. Die Leute lieben einfach die Songs. Unsere ganze Einstellung gibt den Fans die gleiche intensive positive Energie, die uns geholfen hat, wieder auf die Beine zu kommen und aus so viel Scheiße, die in letzter Zeit passiert ist, etwas Großartiges zu machen. Es war einfach unglaublich. 'In The Hall Of The Hanging Serpents' bedeutet für uns eine totale Wiedergeburt und wir haben es mit Stil geschafft.

Mit "To Hell And Back" erscheint jetzt euer erstes Album. Für mich klingt das Album sehr persönlich und wie eine Art Neuanfang? Welches Thema steckt dahinter? Mit welcher Zielsetzung bist du an das Werk herangegangen?
Weißt du, das Interessante ist, dass diese Texte, das kann ich von meiner Seite aus sagen, aus meinem Bauch kommen, Mann. Es geht genau um diesen Neuanfang und darum, so viele Dinge zu überwinden. Dieses Album bedeutet buchstäblich "To Hell And Back". Es ist, als ob man vom Tod zurückkommt. Manchmal muss man im Leben sterben, das Alte begraben, um etwas Besseres, Neues, Ursprüngliches gebären zu können. Es ist fast so, als würde man zweimal im selben Leben inkarnieren, haha.

Das Ergebnis ist ein starker, wütender Death-Metal-Bastard mit tollen Tech-Thrash-Momenten. Seid ihr selbst überrascht, mit welcher Kraft und Überzeugung dieses Album aus den Boxen donnert?
Was uns überrascht hat, ist, wie gut wir zusammenarbeiten können. Wir sind sehr produktiv, wenn wir uns einmal in einem Raum treffen und schaffen eine Menge. Es fühlt sich an, als würden unsere Ideen nonstop fließen.

Ein Ausrufezeichen ist auch das ruhigere 'Walk With Me Forever'. Wie kam es dazu, dass David hier den Leadgesang übernommen hat?
Seit wir die Band haben, habe ich David gesagt, wie sehr ich seine Stimme mag und dass es toll wäre, wenn er bei einigen Stücken die Leadstimme übernehmen würde. Nachdem er erkannte, worum es in den Texten geht, war er sehr gerührt. Wir haben ihm einfach im Studio gesagt: "Du musst das singen." Seine Tonlage ist überragend, klingt immer super gut. Auch bei 'Heavy Is The Crown', beim Refrain von 'Dead Inside' und 'Free Us All' hat er einen hervorragenden Job gemacht. Irgendwie passen unser Sound und die beiden Vocals zusammen, das ist etwas Neues und wir werden diese Kombination auf jeden Fall noch weiter erforschen.

Worum geht es in dem Lied konkret?
Als ich nach Portugal gezogen bin, war ich innerlich tot. Ich war völlig verloren, als ich hier in Lissabon am Fluss entlanglief und dachte: "Was zum Teufel soll ich tun?". Und es gab nichts, was ich tun konnte, um irgendetwas zu ändern, was in meinem persönlichen Leben passiert war, plus all die Verluste in der Pandemie, LGs Beerdigung war ein großes Trauma, nicht mehr in einer Band zu sein, hat mich sehr mitgenommen. Manche Dinge kann man einfach nicht ändern. Es ist verdammt schwer, das durchzustehen. Zum Beispiel diese Untätigkeit, die wir gegenüber dem Tod haben, die Entscheidungen, die wir treffen müssen, um weiterzukommen und unsere Werte und Prinzipien nicht zu gefährden. Es ist einfach zu verdammt schwer. Einer der Wege, die ich gefunden habe, um mit dem Tod fertig zu werden, war ein Tattoo mit dem Petrov-Logo und der Botschaft an mich selbst: Du wirst immer mit mir gehen, mein Freund. Letzten Endes geht es in diesem Song darum, einen Trauerprozess zu durchlaufen und damit fertig zu werden. Es geht um den Umgang mit dem Tod und dem Tsunami der Trauer, der damit einhergeht.

Verstehe. Die ENTOMBED A.D. und DECAPITATED-Einflüsse in 'Wicked Disdain' und 'The Mark Of Cain' sind unverkennbar. Gibt es noch andere Einflüsse in den Songs? Zumal 'Dead Inside' und 'Don't Get Mad...Get Even' auch einige rockige Thrash-Momente zu bieten haben.
Ja, sicher. Es ist eine gute Sache, dass wir diese Einflüsse bei uns behalten, sie sind Teil unserer musikalischen Identität und unseres Vokabulars. Wir haben in Danzig geprobt und festgestellt, dass wir wie eine Heavy-Rock-Thrash-Metal-Band mit einer Menge Stoner- und Blues-Feeling klingen. Das ist ziemlich interessant.

'Free Us All' ist mir auch wegen des Titels sehr im Gedächtnis geblieben. Steckt da eine politische Aussage dahinter?
Da ist diese Sache mit dem Kampf gegen den Unterdrücker, weißt du? Wenn man angegriffen wird, dann geht man aufs Ganze, wie in der zweiten Strophe, wo wir sagen: "Es gibt kein Entkommen, wenn du erst einmal alleine kämpfst." Das ist ein Statement für alle Menschen auf der Welt, die für sich selbst, für ihr Land und für ihr Leben kämpfen. Befreit uns alle!

Wie geht es mit euch und DIETH nach der Festivalsaison weiter? Ist schon neue Musik geplant oder wollt ihr die nächsten Monate abwarten?
Es gibt eine Menge Pläne, mehr Musik zu schreiben, da wir tonnenweise Material haben, mit dem wir arbeiten können. Nächstes Jahr werden wir wohl die meiste Zeit auf Tour verbringen, also wird es zwingend notwendig sein, voranzukommen und ein weiteres Album zu machen. Wir sind alle dabei.

Guilherme, was möchtest du unseren Lesern und euren Fans mit auf den Weg geben?
Ich möchte mich bei euch allen für die massive Unterstützung bedanken, die wir erhalten haben, das bedeutet uns sehr viel. Wir sind DIETH! #unfuckwithable #fixyourshitandmoveon

 

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Maciej Pieloch und Napalm Records

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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