DISCREATION: Interview mit Sebastian Schilling
03.01.2007 | 18:32"Order To Advance" heißt das aktuelle Werk der hoffnungsvollen "Nachwuchs"-Todesbleier von DISCREATION - ein Werk, das ordentlich in die Nackenmuskulatur fährt. Nach mehreren Reviews hier auf POWERMETAL.de bat die Band um ein Interview: Gefragt, getan... Gitarrist Sebastian Schilling beantwortet die vielen Fragen rund um ihre Musik...
Henri:
Ihr nennt euch DISCREATION, also Zerstörung - und spielt Death Metal, also ein relativ enges Genre. Welche Konventionen in dieser Stilart wollt ihr zerstören?
Sebastian:
Nun, ich weiß nicht, ob wir direkt etwas zerstören wollen. Aber wir wollen unserem Death Metal definitiv einen eigenständigen Anstrich verpassen. Ob uns dies gelingt, muss natürlich immer der Hörer entscheiden. Aber wir wollen sicher nicht auf völlig ausgetretenen Pfaden wandeln. Allerdings versuchen wir auch nicht krampfhaft irgendetwas anders zu machen. Vielmehr vermischen wir ganz automatisch unsere vielfältigen Einflüsse - und hoffen das Beste.
Henri:
Euch kennen vielleicht noch nicht alle Leser. Erzähle bitte einmal kurz eure Bandgeschichte.
Sebastian:
Die Band wurde im Jahre 2001 gegründet. Ab 2002 sind wir dann live in Erscheinung getreten und haben die "The Great Curse"-EP aufgenommen. Nachdem uns unser erster Sänger Martin Schulz verlassen hat, kam Kai Müller-Lenz ins Boot, mit dem wir dann recht zügig die "Order To Advance" aufgenommen haben.
Henri:
Und nun erkläre bitte euren Sound, auch auf musikalische Vorbilder hin...
Sebastian:
Ich denke wir spielen melodischen Death Metal, der vor allem von europäischen Bands beeinflusst ist. Wir versuchen von allem ein bisschen reinzupacken, damit es spannend bleibt. Allzu technische Spielereien mögen wir nicht so sehr. Wir schätzen eher einen breitwandigen und epischen Sound. Natürlich muss es ab und zu auch mal ordentlich ballern. Wir mögen Songs, die etwas länger und gehaltvoll sind. Direkte Einflüsse gibt es nicht, wobei es uns wohl nicht immer gelingt, unsere Vorliebe für BOLT THROWER geheim zu halten.
Henri:
Ihr habt wie gesagt mit "Order To Advance" euer zweites Album fertig bekommen, arbeitet wahrscheinlich schon an neuen Songs: Was sind eure Ziele für 2007?
Sebastian:
Wir haben im August vier neue Songs aufgenommen, die die Marschrichtung für das neue Album aufzeigen. Zwei davon sind auf unserer MySpace-Seite zu finden. Wir wollen auf jeden Fall eine neues Album aufnehmen und soviele Gigs wie möglich spielen; idealerweise vielleicht auch auf Tour gehen.
Henri:
Unterscheidet sich das kommende Material von den "Order To Advance"-Stücken? Wie?
Sebastian:
Es wird sich sicher unterscheiden, da seit den Aufnahmen für die "Order To Advance" ja schon drei Jahre ins Land gegangen sind. Wir haben bei den neuen Songs teilweise versucht etwas kompakter zu werden und uns an gängigen Songstrukturen zu orientieren. Teilweise haben wir aber auch Elemente dabei, die es so noch nicht bei uns gegeben hat.
Henri:
Ihr habe auf "Order To Advance" solche Stücke wie '1914', die sich um den Ersten Weltkrieg drehen. Was wollt ihr mit euren Texten generell aussagen?
Sebastian:
In diesem Text geht es um den Weihnachtsfrieden von 1914. Deutsche und englische Soldaten hatten damals untereinander einen Waffenstillstand vereinbart und gemeinsam Weihnachten gefeiert. Am nächsten Tag ging die Schlachterei weiter... Solche Art von Absurdität ist Thema in unseren Texten. In Zukunft werden wir aber von der Kriegsthematik weggehen und eher persönliche Dinge behandeln. Dies ist authentischer und spricht vielleicht den ein oder anderen mehr an als geschichtlich beeinflusste Themen.
Henri:
Und noch einmal zu "Order To Advance": Dort gibt es den Eintrag im Booklet 'In Memory Of Eric Müller': Wer war er, wie hat er euch beinflusst?
Sebastian:
Erik ist ein Freund, der bei OBSCURITY (heute DOWNSCAPE) Schlagzeug gespielt hat. Er nahm sich 2005 das Leben und die Widmung im Booklet ist weniger musikalischer als vielmehr persönlicher Natur.
Henri:
Das klingt bedrückend. Doch zu einem anderen Thema. Auf dem Cover von "Order To Advance" sind riesige Belüfter zu sehen. Ich wage einen Gedankensprung: Könnt ihr euch vorstellen, wie MORBID ANGEL auch kleinere Ventilatoren auf der Bühne zu installieren, damit die Haare nach hinten wehen? Bitte begründet eure Entscheidung...
Sebastian:
Das ist eine coole Sache und das werden wir auch mit Sicherheit tun.
Henri:
Was darf man ansonsten live von euch erwarten?
Sebastian:
Wir versuchen live immer unser Bestes zu geben und die Leute mitzureißen. Dabei spielt man vielleicht nicht immer ganz korrekt, aber das ist besser als wie angewurzelt herum zu stehen. Die Energie der Musik muss ja auch optisch vermittelt werden.
Henri:
Und wann werdet ihr 2007 live zu sehen sein?
Sebastian:
Im Moment haben wir noch keine bestätigten Termine für das kommende Jahr, aber wir sind derzeit an mehreren Gigs dran. Ich bin mir sicher, dass man uns hier und da zu Gesicht bekommen wird. Wer interessiert daran ist, uns zu buchen, kann sich übrigens sehr gerne melden!
Henri:
Zerstörung, wie es euer Bandname sagt, bedingt ja danach immer wieder Aufbau. Und von daher noch ein Gedankenhüpfer: Was macht euch kaputt in eurer Alltagswelt, was baut euch auf?
Sebastian:
Jeder hat ja immer so seine Probleme mit denen er sich herumzuschlagen hat: Ausbildung, Arbeit, Beziehungen und der ganze übliche Kram. Die Musik ist ein wunderbarer Ausgleich zum Alltagstrott. Die eigene Kreativität auf diese Weise einzusetzen ist ein gutes Gefühl.
Henri:
Und was sind eure Träume, musikalisch gesehen? Gibt es bestimmte Tourpartner oder Leute, mit denen ihr gern zusammen arbeiten würdet?
Sebastian:
Da gibt es einige. Es gibt einige Produzenten mit denen wir gerne eine Platte aufnehmen würden. Auf Tour gehen würden wir zum Beispiel gerne mit GOREFEST, KATAKLYSM, AMON AMARTH, VADER und unzähligen anderen Bands. Hauptsache jeden Abend geht's ordentlich rund, auf und hinter der Bühne...
Henri:
Und die letzte Frage: Was hört ihr, wenn ihr mal eine gewisse Zeit keinen Death Metal hören könnt? Wird es da eher ruhiger (Rock-Balladen) oder besonders krass (Industrial)?
Sebastian:
Da kann ich jetzt konkret nur für mich sprechen. Ich höre viel 70er-Rock. Am liebsten progressive Sachen wie RUSH oder YES und dergleichen. Gern auch LED ZEPPELIN oder URIAH HEEP. Ansonsten auch Sachen, die nix mit Metal zu tun haben. Und auch gerne mal Power Metal. Von STRATOVARIUS bis EDGUY kommt bei mir alles in den Player. Und natürlich die ganzen Klassiker: IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, MOTÖRHEAD usw. Die anderen Jungs in der Band haben teilweise ähnliche Geschmäcker, sind aber eigentlich alle sehr offen, was andere Stilrichtungen und Genres anbelangt.
Henri:
Nun könnt ihr noch ein paar letzte Worte an die Leser von POWERMETAL.de richten. Was möchtet ihr loswerden?
Sebastian:
Glücklicherweise sind diese letzten Worte hier ja nicht endgültig, sonst müsste ich mir wohl ein bisschen mehr Mühe geben. Wir bedanken uns für das Interview und vor allem bei allen Lesern für euer Interesse. Schaut doch mal auf unserer Homepage oder unserer MySpace-Seite vorbei und hört euch an, wovon hier so viel geredet wird. Sicherlich werden wir auch 2007 wieder viel "on the road" sein und vielleicht sieht man sich ja einmal live.
- Redakteur:
- Henri Kramer