DOWNSCAPE: Interview mit Kai, Jens, Andi, Horst

09.04.2008 | 12:49

Am Rande des 2. MusicXtreme-Festivals erhalte ich in der Hanauer Halle 2 Gelegenheit, der hessischen Death-Metal-Combo DOWNSCAPE ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Sie sind mir nach dem Wacken Metal Battle 2007 in der Darmstädter Krone in Erinnerung geblieben, bei dem ich mir als Mitglied der Jury mit den anderen Fachmännern einig war, hier den Abräumer des Abends gesehen zu haben.
Auch beim 2. MusicXtreme-Festival reißen DOWNSCAPE mit ihren gewitterartigen Death-Metal-Salven das Publikum aus der Vorabenddämmerung. Als ich die Jungs letztlich vor das Mikro meines Aufnahmegerätes bekomme, sind sie aber schon wieder ganz entspannt, obwohl die Szenerie im Backstagebereich zu allem anderen als zur Entspannung einlädt. Musiker kommen und gehen und DOWNSCAPE müssen erst mal hektisch ihr Zeug von der Bühne schaffen, damit die nächste Truppe dort oben Platz hat. Letztlich landen wir in einem schuhkartonartigen Kämmerchen und reflektieren über das bisher Erreichte der hessischen Knüppler.

Erika:
Als erstes hätte ich gerne ein ganz kurzes Feedback von euch zu diesem Auftritt.

Kai:
Ja, war saugeil!

Jens:
Perfektes Publikum, sehr enthusiastisch, die haben super mitgemacht und sind sofort auf unsere Musik eingestiegen. Das ist das, was man sich so unter einem guten Publikum vorstellt und wir wären froh, wenn wir öfter so ein Publikum hätten, das so mit Elan dabei ist wie heute.

Erika:
Ihr seid ja auch ziemlich hart im Nehmen. Kai, du bist ja mitten ins Publikum gesprungen?

Kai:
Ja, ich bin so einem armen Teufel mitten ins Kreuz gehüpft. Tut mir auch leid und ich hoffe, ich habe mich beim Richtigen entschuldigt. Das ist blöd gelaufen, der ist mir sozusagen direkt in meinen Sprung gelaufen.

Erika:
Okay, ich selber habe euch heute zum zweiten Mal gesehen. Das erste Mal war der Auftritt beim Wacken Metal Battle in der Krone, da habt ihr ja gewonnen. In der nächsten Runde habt ihr zwar, glaub ich, nicht mehr gewonnen, aber...

Kai:
...es hieß, wir wären die zweiten gewesen.

Erika:
Ich würde gerne wissen, was sich seit dieser Zeit für euch verändert hat und was dieser Sieg in der Krone für euch bedeutet hat? Hat er euch weitergebracht?

Kai:
Das ist halt ein enorm geiles Feedback, wenn man mal so was gewinnt, wenn die Leute abgehen und das gut finden und die Jury halt auch. Ich weiß jetzt nicht genau wer drin war, aber...

Erika:
Ich, zum Beispiel.

Kai:
Ah, du...

Jens:
Es stärkt halt ungemein das Selbstvertrauen, gerade auch für die nächste Platte, wenn man weiß, dass die Leute auch gleich mitziehen, selbst wenn man als erster spielt. Das macht halt Bock auf mehr!

Horst:
Das stärkt das Ego!

Jens:
Na ja, es macht halt Spaß, auch für die Arbeit an der neuen Platte, die jetzt hoffentlich am Ende des Jahres rauskommt. Da wird jetzt noch mal richtig mit diesem Engagement alles in die Musik gelegt, damit es halt noch mal ein bisschen mehr brettert als bei dem ersten Album.

Kai:
Wir haben ja auch einen neuen Gitarristen. Das ist der Horst und wir sind sehr zufrieden mit ihm. Er hat flinke Finger!

Erika:
Okay, Horst, wie geht's dir in der Band?

Horst:
Super, das sind super Leute hier! Macht echt Spaß!

Erika:
Kanntet ihr euch irgendwie von früher oder wie bist du dazu gestoßen?

Horst:
Ich habe mit dem Andi schon mal früher in einer Band zusammen gespielt. Und nach dem Weggang vom Witali hat er mich dann halt engagiert.

Erika:
Gut. Nun würde ich noch gerne Folgendes wissen: Wenn ihr mal so zurück blickt auf die vergangenen Jahre, auf das bisher Erreichte, könnt ihr mal formulieren, was ihr für Ambitionen hattet, als ihr angetreten seid, und was ihr bisher erreicht habt?

Kai:
Also, als wir angefangen haben, ging es eigentlich in der Hauptsache darum, Gigs zu spielen. Wir haben damals noch unter dem Namen OBSCURITY gespielt und sehr viele Konzerte selbst organisiert in Jugendzentren. Wir haben selbst Plakate gedruckt, haben die aufgehängt, wir sind durch die Wallachei gefahren, wir haben alles selber gemacht. Das ist eigentlich so der Gang jeder Undergroundband. Am Anfang hatten wir es nicht leicht und kamen dann nach und nach an Konzerte ran, wo immer mehr Leute kamen und wo du mit größeren Bands spielen kannst. Das hat sich eigentlich kontinuierlich weiter entwickelt bis heute. Na ja und heute Abend mit ILLDISPOSED - ich sehe sie zum ersten Mal, ich spiele mit denen. Das ist einfach ein geiles Gefühl!

Erika:
Habt ihr die Vorstellung, irgendwann mal von der Musik zu leben?

Kai:
Also ich persönlich glaube das in dem Bereich ehrlich gesagt nicht.

Erika:
Warum?

Kai:
Es gibt 'ne Speerspitze von Bands, die von der Mucke leben können. IN FLAMES vielleicht mittlerweile oder sehr wahrscheinlich, aber das Gros kann wahrscheinlich davon nicht leben. Wenn du jetzt mal unsere ultimativen Nachbarn von DISBELIEF nimmst, die gehen auch nebenbei schaffen. Die können davon auch nicht leben. Es ist bestimmt ein ganz nettes Taschengeld, da kommt bestimmt was rein, um sich den ein oder anderen Wunsch zu erfüllen, aber ich persönlich glaub nicht, dass ich davon werde leben können.

Jens:
Für mich persönlich ist das Wichtigste, dass sich die Bühnengröße ein bisschen entwickelt. Also, je größer die Bühne, desto wohler fühle ich mich. Und das ist eigentlich so das Ziel, weil es halt mehr Bock macht vor vielen Leuten zu spielen auf einer großen Bühne.

Kai:
Wobei kleine Clubs, die halt voll gestopft sind, auch ihren Reiz haben. Direkt im Schweiß mit den anderen vermischt, dann ist das ja auch sehr schön. Wenn die Bühnen nicht nur so hoch sind, dass die Leute dir am Penis rumnuckeln können, das ist schon ganz cool!

Erika:
Wie viel Zeit fließt von eurem Alltag in die Band?

Andi:
Bei mir sind es so um die zwölf bis fünfzehn Stunden wenigstens. Ich persönlich spiele halt noch bei DISCREATION zusammen mit dem Kai, aber er als Sänger ist da nicht so häufig gefragt. Ich bin jetzt auch bewusst in die Nähe des Probenraumes gezogen. Ich bin eigentlich vier Tage die Woche mindestens abends dort.

Jens:
Jeder hat auch so ein bisschen was am Laufen. Wir haben jetzt auch ein kleines Tonstudio aufgebaut. Das vermischt sich dann so Hand in Hand von Proben- zu Studioarbeit, wo andere Bands aufnehmen. Das ist natürlich für unsere Kontakte einfach gut. Jeder ist irgendwie involviert. Der Kai macht bei uns hauptsächlich das Booking, bei mir und dem Horst ist es das Songwriting, also hat jeder so sein Steckenpferd und die Aufgaben verteilen sich in der Band. Das ist schon enorm viel Zeit.

Erika:
Da bleibt kaum Zeit für was anderes, gell?

Jens:
Na ja, das Studieren gerät langsam ins Hintertreffen.

Kai:
Die von uns, die arbeiten gehen, sind natürlich dummerweise zeitlich begrenzt. Wir leben, was das angeht, im falschen Land. Wenn wir in Norwegen oder Schweden leben würden, würden wir für das Gleiche, was wir jetzt machen, ausreichend Kohle bekommen. Einfach so, von der Regierung. Das ist hier halt nicht so und damit muss man leben. Bei mir lässt der Job eigentlich viel zu wenig Zeit. Ich übertreibe es regelmäßig und investiere viel mehr Zeit in die Band als in meinen Beruf.

Erika:
Was machst du beruflich?

Kai:
Ich bin Lehrer für geistig Behinderte.

Jens:
Der betreut uns auch manchmal...

Erika:
Das ist ja auch nicht unbedingt ein Job, den man so aus der Hüfte heraus macht, oder?

Kai:
Ach, ich weiß nicht, für mich schon. Für mich ist das in erster Linie kein schwieriger Beruf, sondern ein angenehmer. Mein Tag verläuft sehr angenehm in der Schule. Das ist eigentlich die Hauptsache. Das heißt nicht, dass ich da wenig zu tun habe, sondern dass die Zeit, die ich da verbringe, sehr positiv ist. Dann kann man halt auch viel Kraft daraus ziehen.

Erika:
Na ja, soziale Berufe sind ja immer dicht am Burnout, deswegen habe ich jetzt gesagt, man macht das nicht aus der Hüfte.

Kai:
Jo, aber ich glaube, die Gefahr besteht bei mir nicht. Ich habe genug zu tun und das hilft.

Erika:
Alles klar! So, jetzt habe ich noch 'ne Frage zur Vergangenheit: Eure musikalischen Wurzeln, gibt es da vor dem Metal noch was anderes?

Horst:
Oh, ich habe Rock'n Roll, Jazz Rock, Prog Rock, Voice Core und so Kram früher mal gemacht.

Erika:
Klassik auch?

Horst:
'Ne Rockoper habe ich geschrieben über die König-Artus-Sage.

Erika:
Wow, wo ist die veröffentlicht?

Horst:
Die ist leider nie veröffentlicht worden. Ich habe vielleicht noch irgendwo im Keller ein paar alte Aufnahmen davon rumfliegen. Aber ob man sich das noch anhören kann, ist die Frage.

Andi:
Der Horst hat ein paar böse Sachen gemacht. Er hat mich vor ein paar Wochen da mal reinhören lassen. Der weiß schon, was er tut. Der ist auch nicht der Jüngste!

Kai:
Ich kam eigentlich so über Deutschrock, Deutschpop, HOSEN, ONKELZ, ÄRZTE dann irgendwann zum Metal. METALLICA, klar und MAIDEN. SLAYER bei mir nicht so, aber OPETH, IN FLAMES, Hardcore auch sehr gerne.

Jens:
Bei mir hat es auch querbeet angefangen. Meine erste Platte, die ich mir selbst auf dem Flohmarkt in Frankfurt gekauft habe, da war ich acht Jahre alt, war eine von EUROPE, "Final Countdown".

Andi:
Da war ich sechs, als ich mir die gekauft habe!

Horst:
Meine erste Platte war LED ZEPPELINs "IV", da war ich neun!

Jens:
Und mittlerweile ist es querbeet von MESHUGGAH über FOO FIGHTERS bis hin zu Jazz Rock.

Kai:
Vielleicht machst du das Gerät kurz aus: Ich höre zum Beispiel auch ganz gerne Rap und Hip Hop. Ich begrenze mich da auch nicht. Ich glaube, dass die Szene da immer so ein bisschen die Scheuklappen auf hat, aber ich begrenze mich in keinerlei Musik. Wenn mir was Geiles unterkommt, dann kann es sein, was es will. Das ist mir dann völlig wurscht. Was kickt, ist gut!

Erika:
Ja, letzte Frage: Wollt ihr noch irgendwas loswerden?

Kai:
Vielen Dank auf jeden Fall an MusicXtreme und an die Evelin. Die macht seit Jahren nette Sachen für uns, das ist gut für uns. Wir hoffen, weiterhin gute Sachen abzuliefern und live zu rocken. Jetzt gibt's erst mal eine Pause, bis wir das neue Album soweit vorbereitet haben, dass es aufgenommen wird und wollen uns nun darauf konzentrieren. Das wär's.

Jens:
Und ein dickes Dankeschön ans Publikum, das heute Abend gut abgegangen ist.

Redakteur:
Erika Becker

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