DRITTE WAHL: Interview mit Gunnar
23.01.2009 | 12:23Kinder, wie die Zeit vergeht! Wir haben erst einmal auf den Kalender geschaut und die Jahre noch mal per Hand abgezählt. 20 Jahre, das ist schon ein abstrakter Zeitraum.
Was haben der Sieg von CÈLINE DION beim Eurovison-Song-Contest und das Flugtage-Unglück von Rammstein miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel - nur das sich beide Ereignisse im Jahr 1988 ereigneten. Und während unsere niederländischen Nachbarn in Sachen Fußball bessere Zeiten erlebten, und mit einem Sieg gegen die damalige Sowjetunion Fußball-Europameister wurden, beschlossen drei Jungs aus Rostock, die Punk-Band DRITTE WAHL ins Leben zu rufen. Die Sowjetunion gibt es nicht mehr, aber die Band! Freudige Ereignisse sollte man feiern und so gab es ein Geburtstagskonzert beim Force-Attack-Festival 2008. Mit einer Doppel-DVD machte man den Fans ein weiteres Geschenk, denn neben einem Mitschnitt zu besagtem Konzert, gibt es Einblicke in die Bandgeschichte. Grund genug also, Sänger Gunnar mal etwas auf den Zahn zu fühlen, wie man sich so mit 20 fühlt...
Swen:
Erst mal noch nachträglich: Herzlichen Glückwunsch zum 20. Bandgeburtstag!
Gunnar:
Vielen Dank!
Swen:
Als das Thema 20. Bandjubiläum "akut" wurde, was waren da so eure Gedanken?
Gunnar:
Wir haben erst einmal auf den Kalender geschaut und die Jahre noch mal per Hand abgezählt. 20 Jahre, das ist schon ein abstrakter Zeitraum. Irgendwie ist die Zeit aber so schnell verlaufen - es kommt mir kürzer vor.
Swen:
Hättet ihr vor 20 Jahren gedacht, dass es euch heute als Band immer noch gibt?
Gunnar:
Darüber haben wir früher nicht wirklich nachgedacht. Wenn mir 1988 jemand gesagt hätte, dass wir 20 Jahre später immer noch, und sogar recht erfolgreich, musizieren würden, hätte ich schon Schwierigkeiten gehabt das zu glauben. Ich denke aber, ich hätte das auch nicht ausschließen können beziehungsweise wollen.
Swen:
Wie ist die Idee entstanden, zum 20. Bestehen der Band eine DVD herauszubringen und beispielsweise nicht eine Best-Of-CD?
Gunnar:
Wir haben über die Jahre soviel Material angesammelt, dass wir dieses Jubiläum nun endlich zum Anlass genommen haben, ein paar Sachen davon zusammenzutragen und das auf einer DVD zu verewigen. Für Best-Of-CDs fühlen wir uns noch zu jung.
Swen:
Wie lange habt ihr ungefähr bis zur Fertigstellung gebraucht?
Gunnar:
Wir haben knapp ein Jahr an den DVD gearbeitet. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass wir die ganze Geschichte auch etwas unterschätzt haben. Da hatten wir wirklich gut zu tun!
Swen:
Wie seid ihr an dieses viele Material gekommen?
Gunnar:
Die meisten Aufnahmen haben sich so im Laufe der Zeit bei uns angesammelt. Wir haben ganze Kisten mit Videos und CDs aus alten und jungen Tagen. Als sich dann rumsprach, dass wir an einer Jubiläums-DVD arbeiten, bekamen wir noch einiges an Material zugeschickt und zugesteckt.
Swen:
Also gibt es auch noch viele nicht veröffentliche Aufnahmen?
Gunnar:
Auf jeden Fall! Es war auch unheimlich schwer, eine Auswahl zu treffen und sich zu entscheiden, welche Ausschnitte von welchem Konzert wir zeigen wollen. Was nun auf dieser DVD zu sehen sein wird, ist nur ein ganz kurzer Ausschnitt. Wir haben also noch genügend Stoff für das 25-, 30-, 35- und 40-jährige Bandjubiläum!
Swen:
Ärgert ihr euch im Nachhinein, dass ihr bei früheren Auftritten nicht so viel gefilmt habt?
Gunnar:
Klar, wir hätten vieles mehr dokumentieren sollen. Als wir anfingen, hatte aber noch kaum jemand eine Kamera. Da sind wir schon froh, dass es überhaupt noch Bilder gibt. Es ist aber auch heute noch so, dass wir bei manchen Gelegenheiten denken: "Hier hätten wir mal filmen sollen". Besonders schade finde ich, dass wir kaum Bilder vom "Drum Herum" haben - also Backstage, Autobahn, Studio, Probenraum usw.
Swen:
Wie waren die Reaktionen, als ihr das alte Material durchforstet habt?
Gunnar:
Ich habe viel gelacht und auch manchmal geschluckt. Gerade wenn man den spritzigen Busch'n so über die Bühnen fegen sieht und dann daran denkt, dass er nun schon vier Jahre tot ist, da wird's einem manchmal ganz komisch zumute. Teilweise kannte ich die Intros oder bestimmte Versionen von einigen Songs gar nicht mehr. Außerdem wird einem auch schmerzlich bewusst, was man schon für ein alter Sack ist, wenn man Bilder von sich selbst vor 20 Jahren sieht.
Swen:
Wenn ihr so auf die Jahre zurückblickt, gibt es etwas, wo ihr sagt: Das hätten wir damals lieber nicht machen sollen?
Gunnar:
Auf jeden Fall hätten wir unseren ersten Plattenvertrag nicht unterschreiben sollen. Da haben die uns ordentlich über's Ohr gehauen! Dann haben wir 1996 beim Wacken Open Air gespielt, als auch die ONKELZ da zu Gast waren. Das hat uns ein Menge Ärger eingebracht - wäre vielleicht auch nicht nötig gewesen!? Aber so ganz schlimme Sachen sind uns glücklicherweise nicht passiert.
Swen:
So, nun genug über die Vergangenheit geredet! Wie sehen eure Zukunftspläne aus?
Gunnar:
Wir basteln gerade an neuen Songs, sind live viel unterwegs und spielen im Herbst unser eintausendstes Konzert. Dann ist aber erst mal Schluss mit Jubiläen - versprochen!
Swen:
Und wir können uns derzeit auf ein neues Album freuen. Ich danke dir, dass du dir Zeit für unsere Fragen genommen hast.
Gunnar:
Kein Problem. Seid alle gegrüßt und bis die Tage!
- Redakteur:
- Swen Reuter