Dornenreich (Listening Session)

14.02.2008 | 07:32

Ein Tonstudio im idyllischen Tiroler Örtchen Vill ist an diesem Abend Schauplatz einer besonderen musikalischen Vorstellung, denn hier wird zum ersten Mal das neue DORNENREICH-Album auf die Ohren der Journalisten losgelassen. Besteht "In Luft Geritzt" die Feuertaufe? Wird das Duo Eviga (Gitarre, Gesang) und Inve (Geige) auch im Akustik-Gewand zum Träumen verleiten?

Das Besondere am neuen DORNENREICH-Werk ist die Konzentration auf die Akustik-Elemente, die Eviga und Inve im letzten Jahr vor allem auf der Bühne authentisch präsentieren konnten.

"Uns war es wichtig, ein Album aufzunehmen, das von einer tiefen Schönheit beseelt ist, die sowohl Freude als auch Schmerz in sich trägt. Auch aus diesem Grund entschieden wir uns dafür, in "In Luft geritzt" zu den Wurzeln unseres künstlerischen Seins zurück zu gehen und ausschließlich mit "selbst klingenden" Instrumenten zu arbeiten." begründet Mastermind Eviga die Entscheidung - und die Sücke sprechen für sich, erfüllen den Raum sofort mit einer erhabenen, verträumten Atmosphäre, einem bewundernden Schweigen, welches zur Erkenntnis führt, dass DORNENREICH auch in ihren ruhigen Momenten nichts von ihrer kunstvollen Klangwelt verlieren.


Dornenreich

Die einzelnen Songs:

1. Drang

Schon beim ersten Stück wird klar, dass die Vereinigung von Geige, Gitarre und dem sehr eigenen Gesang auch im Akustikkleid eine perfekte Einheit eingehen, wenn nicht sogar noch harmonischer als je zuvor. Der Song präsentiert eine sehr intensive Gitarrenmelodie, die sich zwischen panisch-finsteren und romantisch-verträumten Emotionen bewegt und dabei durch sanften, flüsternden Gesang unterstützt wird.

2. Unruhe

Nomen est Omen, denn dieses Stück wirkt wild, ja, unruhig auf eine sehr künstlerische Art und Weise. Die musikalische Flucht in eine düstere Gefühlswelt entwickelt sich jedoch sehr überraschend in positive Empfindungen und bietet so zahlreiche Spannungsbögen, die in einem fast schon psychedelischen Ende gipfeln.

3. Jadg

Der mystische Song berührt mit einer leicht folkigen Melodie und wildem Gesang.

4. Freitanz

Das komplexe Stück fast ohne Gesang klingt nach so viel mehr als nur zwei Instrumenten. 'Freitanz' ist ein dramatischer Song und gleichzeitig eins der progressivsten Stücke des neuen Albums.

5. Sehnlauf

Eine sehr kontrastreiche Komposition, die mal mit schreiendem Gesang, mal mit sanftem Flüstern die Sinne berührt. Und wie der Gesang schwankt auch der instrumentale Teil zwischen sehr ruhigen und sehr stürmischen, dunklen Parts. Markant sind hier vor allem auch die melancholischen Geigenmelodien, die einen sofort berühren und Gänsehaut verursachen.

Dornenreich

6. Flügel in Fels

Der Song beginnt mit einem spannenden Geigeneffekt und verführt mit mystischen Texten sowie fantasievollen Melodiebögen. Fast könnte man meinen, dies sei ein Soundtrack zu einem Fantasyfilm, doch 'Flügel in Fels' ist viel mehr, berührend und kunstvoll, ja, nicht zuletzt einfach nur verdammt beeindruckend!

7. Meer

Man wird sofort gefangen genommen von diesem Song und befindet sich auf einer musikalischen Reise durch einen Traum. Durch den gedoppelten Gesang wirkt 'Meer' sehr intensiv, fast finster und birgt zudem einige überraschende Momente. Der wunderschöne Geigenpart in der Mitte des Songs geht in eine sehr klassische Melodie über und zeigt einmal mehr den künstlerisch hohen Anspruch, den DORNENREICH hier umsetzen.

8. Aufbruch

Eingängige Gitarren und ein gewisser Ohrwurmfaktor lassen den Hörer schnell in den Song einsteigen. Die weichen, tiefen Geigenklänge geben der Komposition einen sehr warmen Charakter und am Ende entlässt uns 'Aufbruch' mit der Erkenntnis, dass dies eines der leidenschaftlichsten Stücke von "In Luft Geritzt" ist.

9. Dem Wind geboren


Ein poetisch vorgetragener Text leitet diesen traurigen Song ein und legt den Grundstein für eine sehr mystische Atmosphäre. Auch dieser Song kommt fast ohne Gesang aus und konzentriert sich vor allem auf das berührende Geigenspiel.

10. Zauberzeichen

Mit einem sehr eingängigen Geigenintro zündet 'Zauberzeichen' sofort, und auch der Hall auf dem Gesang und der Geigenmelodie macht aus dem Song etwas sehr Besonderes, sozusagen den krönenden Abschluss eines Albums, welches durch muskalisches Können, große Emotionen und unvergleichlich schönen Melodien aus der Masse hervorsticht.

Für die Soundqualität, die auch in diesem Stadium des Albums vielversprechend klingt, zeichnet sich dieses Mal Andreas Wein in seinen POTC-Production Studios aus und vollendet das Hörvergnügen mit einem letzten Schliff an Tonfeinheiten. "In Luft Geritzt" wird aber sicher noch einige Hördurchgänge in Anspruch nehmen, bevor sich die ganze Magie des Albums vollends entfalten kann. Denn der künstlerisch hohe Anspruch und die genialen Ideen, die einen schon beim ersten Hören fesseln, zeugen von einer beeindruckenden emotionalen Tiefe in einer Traumwelt, die ganz eindeutig das Markenzeichen von DORNENREICH trägt.

Dornenreich


Mit den Worten Evigas:

Die Inspiration zum Album:
"In Luft geritzt“ ist vom Sein an sich inspiriert, das ich selbst in erster Linie in unberührter Natur vorfinde. Die Kreisläufe der Natur zeugen von einer alten Weisheit, die zugleich erdet und erhebt, will meinen, scheinbare Widersprüche und Gegensätze in ihrem großen Ganzen vereint."

Der Albumtitel:
"Das Silbengebilde "In Luft geritzt" ist ein Versuch, die Tiefe des Seins in wenigen Worten zu visualisieren bzw. eine scheinbare Unmöglichkeit, die man sich jedoch durchaus bildlich vorstellen kann, in den Mittelpunkt zu stellen, um so (- im symbolischen Bruch mit alltäglicher Wirklichkeit -) für eine frische Wahrnehmung zu sensibilisieren."

Zu den einzelnen Stücken:
"Mir persönlich scheinen alle auf "In Luft geritzt" vertretenen Stücke gleich bedeutsam für die Gesamtaussage und auch ihre Reihenfolge ist für die Entwicklung innerhalb des Albums meines Erachtens durchaus wichtig, wenngleich jedes einzelne Stück letztlich für sich steht – und stehen kann. Was mich selbst am meisten freut, ist, dass das völlige Verschmelzen von Wort und Ton über die Jahre ein einzigartiger Wesenszug DORNENREICHs geworden ist. Das durchdringende Zusammenwirken von Silben und Klängen ergibt sich dabei ganz natürlich und dieser Umstand macht mich sehr glücklich. Für mich selbst ist der kreative Prozess also immer wieder magisch und dieses Werden nährt meine Seele."

Redakteur:
Caroline Traitler

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