EKTOMORF: Interview mit Zoltàn Farkas

26.09.2006 | 22:53

Gründe, EKTOMORF zu interviewen, gibt es immer genug. So sind die Jungs nahezu ununterbrochen dabei neues Material aufzunehmen und unters Volk zu bringen. Montagabend, Punkt 22 Uhr, habe ich einen freundlichen, gut gelaunten Zoltàn am Telefon, der mir redselig Rede und Antwort stellt.

Zu allererst kommen wir natürlich auf das Ende Oktober erscheinende Album "Outcast" zu sprechen. "Es ist das schillerndste, interessanteste Album, das EKTOMORF je produziert haben. Nun ja , jeder Musiker sagt, das neue Album sei das beste in der Bandgeschichte, aber ich muss noch etwas mehr hinzufügen: Es gibt so viel unterschiedliche Dinge auf diesem Album, beim Zuhören wirst du in die unterschiedlichsten Stimmungen versetzt, wobei der Hauptaspekt auf jeden Fall die Aggression ist. Es gibt auch einen Akustik-Song ('Who Can I Trust'). Ich wollte schon immer einen Akustik-Song schreiben - und nun, nach zehn Jahren war ich endlich an dem Punkt, an dem es mir möglich war dies zu tun." Auch die vierwöchigen Aufnahmen in Dänemark mit Tue Madsen gestalteten sich zur vollkommenen Zufriedenheit der Band. "Wir sind 100.000%ig zufrieden mit dem Produzenten, den Songs und dem Sound. Wir haben nun den Sound gefunden, nach dem wir immer gesucht haben und wollen das auch so beibehalten." Die Lyrics auf der neuen Scheibe haben wie immer einen sehr persönlichen Hintergrund. Hauptsächlich geht es um Zoltàns persönliche Sicht bezüglich der heutigen Gesellschaft. "Die Gesellschaft ist einfach nur kalt - in Ungarn und auf der ganzen Welt. Ich selbst bin ein Gypsy. Zigeuner werden in Ungarn verachtet, dazu kommt noch Hass - so bin ich selbst ein "Outcast", aber für mich ist es okay, ich habe kein Problem mit dieser Einstellung der Gesellschaft. Es gibt mir vielmehr Inspiration für meine Lyrics, für meine Musik. Alles in allem kann man sagen, unsere Musik kommt vom Herzen und aus der Seele."

Auf dem Album ist mit 'Fuel My Fire' auch eine Coverversion vertreten. "PRODIGY sind eine Band, die ich persönlich sehr mag. Die Musik ist eher grooviger als melodiös - und das gleiche gilt für EKTOMORF. "Fat Of The Land" ist mein persönliches Lieblingsalbum von PRODIGY und wir hörten es auf der Fahrt zum With Full Force 2004. Während wir 'Fuel My Fire' hörten, kam mir die Idee - das könnte genauso gut ein EKTOMORF sein, die Musik und der Text passten einfach perfekt zu uns, warum probieren wir es also nicht einfach mal aus? Wir taten es und jeder in der Band war begeistert. Wir spielten den Song live auf unserer deutschen Headliner-Tour und die Leute waren allesamt begeistert. Dann beschlossen wir den Song aufs neue Album zu packen. Ich liebe diesen Song und bin wirklich auf ein Feedback von PRODIGY gespannt."

Dass die Jungs auch live nahezu ununterbrochen unterwegs sind, dürfte ja landläufig bekannt sein. Dieses Jahr spielten sie einige Festivals in Deutschland, unter anderem auf dem Earthshaker und Wacken Open Air. "Ich mag es, auf Festivals zu spielen. Zum Earthshaker Fest kamen wir direkt aus Dänemark und flogen direkt nach dem Gig auch wieder zurück um die Aufnahmen zu komplettieren. Wacken war fantastisch - mehr als wir je erwartet hätten. Ich sah mir die Aufzeichnung von unserem Gig an und es war unglaublich, wie viele Menschen vor der Bühne standen - mehr als je zuvor bei einem unserer Gigs, das war wirklich großartig. Ich kann das Gefühl schlecht beschreiben, es ist einfach einzigartig wenn du auf der Bühne stehst vor so einer Menge Menschen, die zu deiner Musik bangen, Spaß haben. Wahnsinn. Mein Lieblingsfestival ist allerdings das With Full Force, ich mag die gesamte Atmosphäre, die Menschen. Wir spielen jedoch auch gerne in kleinen Hallen - egal wo, es ist immer großartig auf der Bühne zu stehen, egal ob vor 200 oder 5000 Fans."
Obwohl EKTOMORF schon viel getourt sind, gibt es noch einige Orte, wo man gerne live spielen würde. "Es gibt so viele Orte, wo wir noch nie gespielt haben, die uns sehr reizen würden. Es ist unglaublich, aus wie viel Herren Ländern wir großartige Reaktionen auf unsere Musik bekommen, zum Beispiel aus den USA und Australien. Eine US-Tour ist sogar in Planung, wir haben diesbezüglich mit Nuclear Blast geredet und sie sind von der Idee auch begeistert. Wir werden sehen, was daraus wird, aber ich denke, dass wir auf jeden Fall die Gelegenheit dazu haben als Support für irgendeine Band in den Staaten auf Tour zu gehen."

Auch in Deutschland kann man die Jungs im Oktober und Dezember bei einigen Shows live erleben, eine komplette Tour folgt dann höchstwahrscheinlich im Februar kommenden Jahres. So viel touren erfordert auch einige Energie, Zoltan hierzu: "Natürlich bist du irgendwann einfach kaputt, der schwerste Teil ist der Beginn einer Tour: Manche Bandmitglieder sind nach dem dritten Tag total fertig, manche nach dem fünften - ich bin der fünfte-Tag-Typ. Und nach dem Ende der Tour ist es verdammt schwer wieder umzuschalten auf einen normalen Tagesrhythmus. Auf Tour ist es folgendermaßen: Du wachst auf - neues Land, neue Stadt, neue Leute. Ich liebe das.
Nun, bezüglich der Energie: Ich gehe drei Mal pro Woche laufen, mache morgens einige Work Outs, eigentlich nur Basisdinge, ich will ja schließlich nicht aussehen wie Arnold Schwarzenegger. (lacht) In der Band bin ich der erste, der abends schlafen geht (lacht wieder), wirklich - wegen meiner Stimme." Auf meine Frage, ob es denn dann keinen Whiskey für ihn gäbe, antwortet er ganz gelassen: "Och, manchmal trinke ich auch Whiskey, aber ich bevorzuge Wein, Rotwein ist wunderbar für die Stimme. Ich war auf der CHILDREN OF BODOM-Tour drei Mal betrunken, nicht mehr. Ich gebe auf mich acht, anderweitig würde das die Show ruinieren. Aber ich habe dennoch viel Spaß auf Tour." Nun stellt sich mir unweigerlich die Frage, wie man Band, Touren usw. mit dem Privatleben und etwaigen normalen Jobs vereinbart. "Musik ist unsere Hauptaufgabe. Nach zehn Jahren im Geschäft haben wir keine anderen Jobs mehr, wir leben von der Musik. Nicht das, wir Millionäre mit fetten Autos, Häusern mit Pool wären, aber man kommt über die Runden. Man muss sich nicht mehr nach Arbeitszeiten richten, ich arbeitete fünf Jahre in einem Krankenhaus, das war nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. So wie es jetzt ist, ist es gut, wobei ich noch das Management für die Band mache - mein 24-Stunden-Job ist quasi EKTOMORF."

Zu der obligatorischen Frage wie es denn mit der Metal-Szene in Ungarn aussieht, kann mir Zoltan jedoch auch nicht viel Auskunft geben. „Nun ja, ich lebe wieder in Ungarn. Ich wohnte vorher in Amsterdam. Allerdings kann ich nicht viel zur Szene hier sagen, da ich Ungarn 2000 verlassen habe. Ich weiß nicht, was in Ungarn los ist und es ist mir auch egal - die Leute interessieren sich nicht für EKTOMORF, ich interessiere mich nicht für sie. So ist das." So langsam neigt sich das Interview mit dem sympathischen Sänger auch zum Ende hin. "Es wird demnächst zwei Videos geben, die wir auf unserer Webseite veröffentlichen werden. Eines zu 'Outcast' und eines zu 'I Choke'. Wir werden die beiden Videos in den nächsten 14 Tagen in Ungarn drehen. 'Outcast' drehen wir an einem Ort, wo Zigeuner leben. Es zeigt die pure Armut dieser Leute, die pure Realität und wird auch in schwarz/weiß sein. Das Video zu 'I Choke' hingegen wird ein "typisches" Metal-Video sein: wir auf der Bühne, bangende Fans im Publikum, ganz normal eben." Die nahe Zukunft besteht für die Band (wer hätte das gedacht) aus touren, touren und noch mal touren - von Februar bis Dezember. Es sei jedem geraten sich "Outcast", ein wirklich abwechslungsreiches Album, zu Gemüte zu führen und die Jungs auf einer ihrer kommenden Gigs live zu erleben.

Redakteur:
Diana Würsig

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