FACE DOWN HERO: Interview mit Carsten

28.09.2005 | 22:56

Einige Labels, besonders wenn ich da an südeuropäische Kollegen denke, nehmen oftmals Plagiate oder einfach nur schlechte Bands unter Vertrag. Immer öfter bekomme ich geile Scheiben aus dem Underground von Bands, die auch Jahre später in der Versenkung verschwunden bleiben. Paradox! Zumindest mit einem Interview kann die betroffene Band mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und genau die haben FACE DOWN HERO verdient. Zwar haben die Jungs erst eine Mini-EP veröffentlicht, diese zeugt aber von absoluter Klasse. Carsten (dr.) stand mir Rede und Antwort.

Christian:
Wie bist du zum Metal gekommen?

Carsten:
Das war bei mir so 1984 rum. Der Song 'Still Loving You' von den SCORPIONS war auf einem LP-Sampler der Sendung "Formel 1" drauf. Als ich das hörte, wusste ich - das isses! Am nächsten Tag hab ich mir dann gleich die "Love At First Sting" gekauft, nachdem ich mir vorher zu Hause das Geld dazu erschwindelt hatte, indem ich sagte, ich bräuchte die und die Schulsachen unbedingt. Naja und so ging es dann weiter. Kurz danach hab ich dann die "Ride The Lightning" von METALLICA gehört und das wurde dann neben den SCORPIONS meine zweite ganz große Faveband. Die richtige Thrash-Metal-Klatsche hab ich dann mit der ANTHRAX "Among The Living" bekommen.

Christian:
Welche Individualperson ist dein größtes musikalisches Vorbild?

Carsten:
Den größten Respekt habe ich persönlich vor PETER GABRIEL. Was der kompositorisch und konzeptuell in seiner Karriere schon so abgeliefert hat, ist einfach einmalig. Wenn ich jetzt nach meinem Instrument, dem Schlagzeug, gehen muss, dann sind da meine größten Vorbilder so Leute wie Steward Copeland, Neil Peart oder auch John Bonham und natürlich Terry Bozzio. Im Metal-Bereich steh ich total auf die Sachen von Joey Jordison, Charlie Benante, Nick Menza oder Paul Bostaph.

Christian:
Mit welchen Bands wart ihr schon unterwegs?

Carsten:
Mit FACE DOWN HERO sind wir ja noch am Anfang und waren live da jetzt noch nicht so sehr aktiv. Mit unserer alten Band sind wir hauptsächlich mit befreundeten Undergroundbands aufgetreten. Die Bekanntesten, mit denen wir gespielt haben, dürften SQUEALER sein. Ansonsten gab's da noch HAGGARD oder PERZONAL WAR.

Christian:
Was hört ihr abseits der harten Musik?

Carsten:
Das ist unterschiedlich. Kali hört gerne mal Sachen wie JIMMY HENDRIX oder JOHNNY CASH. Unser Basser Sebi hört viel progressives Werk à la KING CRIMSON oder auch BJÖRK. Beim Jens weiß ich, dass er ziemlich auf DEPECHE MODE und MARILLION steht und ich stehe total auf PETER GABRIEL, DEPECHE MODE, RUSH oder auch alte FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE-Sachen.

Christian:
Wer prägt euren Stil am meisten?

Carsten:
Wir richten uns da jetzt eigentlich nach keiner speziellen Band. Wir versuchen von allem das Beste und interessanteste in unsere Stücke einfließen zu lassen.
Wir lassen uns dabei von allen Bands aus dem härteren Bereich inspirieren. Das fängt bei alten METALLICA, EXODUS und MEGADETH an und geht bis zu Sachen wie SYSTEM OF A DOWN, SLIPKNOT, MACHINE HEAD, FEAR FACTORY etc.

Christian:
Erläutert euren Bandnamen.

Carsten:
Unser Bandname ist ein Titel eines Songs von FORBIDDEN. Da Christian und ich sehr große FORBIDDEN-Fans sind und wir den Song immer klasse fanden, bot sich der Titel als Bandname an.

Christian:
Habt ihr zu dem Zeitpunkt, als ihr die Platte veröffentlicht habt, nur drei Songs gehabt oder habt ihr die besten ausgewählt?

Carsten:
Nein, wir hatten schon mehr Songs. Ich würde jetzt auch nicht pauschal sagen, dass wir die besten ausgewählt haben. Da die EP ja unser erstes Lebenszeichen als Band war, wollten wir drei Stücke nehmen, die unseren Gesamtsound am besten umschreiben. Also von schnell wie bei 'D.G.S.' über Midtempo-Gestampfe wie bei 'Own Enemy' hin zu bösen Abmosh-Songs wie 'The Pictureman'.

Christian:
Habt ihr schon Kontakte zu Labels geknüpft?

Carsten:
In Sachen Label waren wir noch nicht aktiv. Wir wollen uns damit auch Zeit lassen, einfach weil wir mit unserer alten Band da teilweise sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Es gibt ja einige so genannte Plattenlabels, die dir direkt im Vertag sagen, wo du aufzunehmen hast und welche Kohle du selber investieren musst. Das sind nicht selten Summen, die für kleine Bands eigentlich indiskutabel sind, aber viele junge Mucker lassen sich dann doch zu sehr von den Versprechen blenden. Solche Verträge sind meistens wirklich nur dazu da, um Bands zu schröpfen und bringen den Musikern herzlich wenig. Unser letzter Vertrag war so ein Teil und damit haben wir uns damals keinen Gefallen getan. Daher muss man da sehr vorsichtig sein. Aber natürlich werden wir auf Suche gehen und dann hoffentlich was finden, was für beide Seiten - Label und Band - interessant ist und vor allem fair.

Christian:
Bekommt ihr auch Resonanz aus dem Ausland?

Carsten:
Das läuft gerade erst an. Aber es gab schon einige interessierte Radiosender, kleiner Labels und auch Bands, die sich nach uns erkundigt haben und meinten, dass sie die EP ziemlich gut fänden usw. Wir haben jetzt den ersten Schwung Promos ausschließlich an deutschsprachige Webzines und Fanzines geschickt, einfach aus dem Grunde, weil wir denken, dass gerade die Webzines, die von Fans gemacht sind, mittlerweile um einiges näher an den Bands sind und auch ihre ehrliche Meinung schreiben als jetzt die größeren Mags. Das war uns jetzt erstmal am wichtigsten dort die Meinungen einzufahren. Als nächstes werden wir noch einige ausgesuchte ausländische Fanzines bemustern.

Christian:
Zu eurer Scheibe: Ist der gesangliche Unterschied im Opener Absicht oder bin ich taub (Anmerkung des Autors: siehe Review)?

Carsten:
Hehe, nee das war keine Absicht. Man muss vorab erklären, dass Kali im Studio die Songs teilweise zum ersten Mal überhaupt gesungen hat und war daher stilistisch noch sehr unsicher. Wir hatten auch zeitlich keinen großen Spielraum bei den Aufnahmen. So ab dem dritten Song hatte Kali dann recht viel Sicherheit in der Stimme. Dass der Gesang, gerade weil er doch sehr clean ist zum Teil polarisieren würde, haben wir bewusst in Kauf genommen. Die EP sollte ja nicht mehr und nicht weniger als eine aktuelle Bestandsaufnahme sein und beim nächsten Album werden sicherlich einige Leute, die die EP kennen, überrascht sein, wie aggressiv der Gesang mittlerweile rüberkommt.

Christian:
Stell deine persönliche Allstarband zusammen.

Carsten:
Ui, dat is spaßig. Hmm, ich stell mal das klassische Quintett zusammen und beschränke mich mal auf den Metal-Bereich. Also Vocals ganz klar Russ Anderson von FORBIDDEN, dann eine Lead-Klampfe Dave Mustaine von MEGADETH, Rhythmus-Gitarre Kenn Nardi von ANACRUSIS, Drums Joey Jordison von SLIPKNOT und Bass entweder Cliff Burton, wenn ich ihn denn ausbuddeln dürfte und ihn irgendein Voodoo-Mensch wieder belebt oder Dave Ellefson.

Redakteur:
Christian Hubert

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