FUNERAL FOR A FRIEND: Interview mit Kris Combs-Roberts

16.02.2013 | 13:15

Ihr neuestes Werk "Conduit" hat gerade das Licht der Welt erblickt, und FUNERAL OF A FRIEND-Gitarrist Kris Combs-Roberts steht Rede und Antwort zur neuen Platte.

Im Interview äußert sich Kris aber nicht nur über das neue Album der Waliser, sondern blickt zurück auf die Entwicklung der Band und gewährt Einblicke in seine musikalischen Einflüsse und manch persönliche Ansicht.

 

Timon: Hallo erstmal aus dem frostigen Süden Deutschlands nach Wales. Legen wir gleich mal los: Wenn du heute auf eure 10jährige Geschichte als Band zurückblickst, wie würdest du den Weg beschreiben den ihr gegangen seid, und an welchem Punkt befinden sich FUNERAL FOR A FRIEND jetzt?

Kris: Nun, wir haben sicherlich viel durchgemacht, wobei das wohl den meisten Bands ähnlich gehen dürfte, die seit mehr als einem Jahrzehnt im Geschäft sind. Wir haben teilweise recht unterschiedliche Entwicklungen durchlebt, und dabei möglicherweise auch das Gespür dafür verloren, weshalb wir diese Band einst  gestartet haben. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass wir heute den Kreis geschlossen und begonnen haben, wieder Musik mit der selben Einstellung zu schreiben wie damals, als es los ging. Es geht wieder um nichts anderes als die reine Freude am Musizieren.

Euer Lineup hat sich in den vergangenen zwei Jahren wesentlich verändert. Kannst du beschreiben, was das für eure Musik hieß? Haben die neuen Bandmitglieder eigene Ideen mitgebracht und für frischen Wind gesorgt?

Ich denke sie haben uns vor allem ermöglicht zu erkennen, auf welchem Weg wir uns befanden, da sie von außen dazu kamen, und uns ehrlich ihre Meinung sagten. Dadurch konnten wir uns wieder klar werden, was wir wirklich musikalisch als Band erreichen wollen. Und, ja, jeder schreibt an den Songs mit, das ist eine sehr kreative Erfahrung.

Wie schwer war es, Ryan Richards (Ex-Drummer und Sänger, Anm. d. Red.) zu ersetzen? Er war von Beginn an dabei und hatte sicherlich einen großen Einfluss auf eure Musik.

Naja, es ist auf alle Fälle essenziell wichtig, Leute in einer Band zu haben, die mit ganzem Herzen dabei sind. Als Ryan sagte, dass er aussteigen möchte, war keiner von uns wütend oder verärgert, da uns klar war, dass er schon eine Weile nicht mehr voll hinter der Sache stand. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen, aber wir freuen uns auch alle für ihn, dass er jetzt glücklich ist, neue berufliche Wege gehen zu können.

Verglichen mit euren bisherigen Veröffentlichungen – wie würdet ihr das neue Album "Conduit" beschreiben?

Ich würde sagen, es ist bislang unser ehrlichstes und direktestes Album. Es vermittelt sehr authentisch das Gefühl, weshalb wir einst mit dieser Band begonnen haben.

In den zehn Jahren seit ihr mit FUNERAL FOR A FRIEND begonnen habt, hat sich da eure Haltung gegenüber Musik im Allgemeinen und gegenüber der Gesellschaft verändert?

Zunächst denke ich, dass wir einfach ein Riesenglück hatten, so viel herumzukommen, all diese für uns neuen Länder und Kulturen kennenzulernen; all diese Erfahrungen machten uns quasi zwangsläufig zu aufgeschlosseneren Menschen. Ja, und Musik hat sich grundsätzlich in den letzten zehn Jahren gewaltig verändert, vor allem die Art, wie heutzutage Musik konsumiert wird. Es ist für Bands definitiv schwerer geworden, den nötigen finanziellen Background aufzubringen, um Platten rauszubringen, da bekanntlich die Verkäufe deutlich in den Keller gegangen sind.

Treffen diese Veränderungen auch auf die Hardcore-Szene zu? Siehst du dabei eine Gefahr, im Erfolg einer Band allgemein sowie speziell auf euch bezogen, wenn es um kommerzielle Ziele geht, dass die Erwartungen der Diehard-Fans eventuell enttäuscht werden?

Ich glaube als Musiker kannst du dir nur selbst treu bleiben und Musik schreiben, an die du selbst glaubst. Ich glaube nicht, dass du wirklich an jemand anderen dabei denken kannst, da du einfach das machen musst, was du für richtig hältst.

Ihr wart stets ein tendenziell moderner Vertreter der Punk-/Hardcore-Szene, der viele verschiedene Einflüsse zu einer dynamischen, melodischen Mixtur verbunden hat. Wolltet ihr eigentlich immer ganz bewusst etwas Ausgefalleneres machen, euch abheben von der breiten Masse der Szene?

Wir wollten stets nur die Musik machen, an die wir glauben. Wir sind alle von sehr unterschiedlichen Musikrichtungen beeinflusst worden; ich denke, das merkt man unseren Songs auch an. Ich glaube, wir hatten nie einen vorgefertigten Plan, was wir als nächstes vorhatten. Wir sind stets nur unseren Instinkten gefolgt.

Was waren denn eure frühesten Inspirationsquellen? Und welche Genres sind das, die euch jeweils beeinflussen?

Wir als Band waren stets große Fans von BAD RELIGION, BOYSETSFIRE, FAR, um ein paar zu nennen. Jeder von uns hat seine eigenen, unterschiedlichen Einflüsse – ich beispielsweise bin ein großer Fan der Band WHY?, die völlig andere Musik machen als wir. Man muss stets aufgeschlossen sein, sich nicht nur in der Szene bewegen, in die man involviert ist.

Nun zurück zu eurem neuen Album: Das Cover von "Conduit" ist ein Meisterwerk für sich! Hat es eine bestimmte Bedeutung, einen speziellen Hintergrund?


Das Artwork von "Conduit" ist ein Kunstwerk mit dem Titel "Branches Of Thought Like Bones", ein Gemälde eines Künstlers, der für uns unter dem Namen SnowSkull arbeitet. Sein echter Name ist Mathew Evans, und er war früher mal der ursprüngliche "aggressive" Sänger von FUNERAL FOR A FRIEND; man hört ihn im Übrigen auf unserer "Between Order And Model"-EP. Er ist ein ganz außergewöhnlicher Maler, und ich kann nur jedem wärmstens empfehlen, sich auch seine anderen Werke anzuschauen.

Blick nach vorne: Was können eure Fans in naher Zukunft erwarten?

Wir gehen im Frühjahr auf Tour mit SILVERSTEIN, dabei machen wir im April viermal in Deutschland Halt. Wir freuen uns sehr auf diese Tour, und im Übrigen hoffen wir, noch mehr Konzerte in Deutschland spielen zu können, da wir wirklich sehr gerne bei euch auftreten.

Gibt es bestimmte Bands, mit denen ihr gerne mal auf Tour gehen würdet?

Ich würde extrem gerne einmal mit BOYSETSFIRE unterwegs sein. Sie sind eine meiner absoluten Lieblingsbands, ich hoffe sehr, dass es eines Tages dazu kommt. Das wäre wirklich großartig!

Zum Schluss: Noch ein letzter Gruß an eure deutschen Fans bitte!

Vielen Dank, Leute, für eure großartige Unterstützung! Es haut mich immer wieder um, dass eine Band aus den Tälern Wales' die Möglichkeit hat, nach Deutschland zu kommen, Konzerte zu geben, und dass sich die Leute ehrlich dafür interessieren, was wir machen. Ihr bedeutet uns enorm viel, wir können es kaum erwarten euch zu sehen! Alles Gute, take care!

Dann auch meinerseits herzlichen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir freuen uns auf euer neues Album, und sehen uns im April!

Redakteur:
Timon Krause

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