FUNERAL FOR A FRIEND: Interview mit Matthew Davies-Kreye

11.02.2011 | 11:27

FUNERAL FOR A FRIEND waren einst die Emo-Vorreiter aus Europa. Doch ihre Diskographie ist durchzogen von Stilwechseln. Die neue EP "The Young & Defenceless" lässt Erinnerung an ganz alte Zeiten wach werden. Ein Grund für POWERMETAL.de mit dem kleinen Sänger der Waliser Band über neue Musik, neue Wege diese zu verbreiten und Touraktivitäten zu sprechen.

Emo. Alternative Rock. Prog Rock. Metal. Post-Hardcore. Etwas Punk Rock. FUNERAL FOR A FRIEND haben all diese Stile auf ihren Alben und EPs ausprobiert und in ihre Songs einfließen lassen. Viele werden die Band aus Wales sicherlich noch von ihrem ersten Europa-Trip 2003 im Vorprogramm von den mächtigen IRON MAIDEN kennen, mit denen sie sich damals das Management teilten. Damals war man frisch beim Major Atlantic Records unter gekommen (in den USA reichte es "nur" für das renomierte Indie-Label Ferret Records). Es folgten ein Wechsel zu Roadrunner Records mit ihrem vierten Werk "Memory And Humanity". Mit ihrer neuen EP "The Young And Defenceless" und dem im März erscheinenden Album "Welcome Home Armageddon" geht man musikalisch zurück zu den Wurzeln, allerdings kehrt man auch zum Do-It-Yourself-Ethos der Anfangstage zurück.

Und das alles nur wegen Pledge Music. Einer Plattform, wo Fans das Geld für die Produktion "spenden". Im Gegenzug dafür erhalten Fans neben einem Download der neuen EP vor dem offiziellem Veröffentlichungstermin, je nachdem wie viel Geld man zahlen möchte, eine CD-Version, CD/DVD-Variante, die neuen Songs auf Vinyl gepresst oder gar die Möglichkeit Gangshouts mit einzuspielen oder die Band für einem Akustik-Gig im Wohnzimmer zu haben. "Pledge Music ist für uns eine gute Sache. Wir alleine haben direkten Einfluss auf alle Prozesse, was die neue Veröffentlichung angeht", erzählt Sänger Matthew Davies-Kreye vor der Oberhausener Turbinenhalle. "Wir bestimmen alles selber, wie die Songs klingen, das Artwork und dergleichen. Dafür sind wir auch für die Produktion der CDs und der Koordination der Specials verantwortlich. Es ist ein viel direkterer Prozess, weil man viel mehr in Verbindung mit den Fans steht, die sich beteiligt haben."

Doch werden auch nicht unendlich viele Tonträger produziert, sondern nur die bestellte Anzahl. Der Rest der Fans kann dann über iTunes die Songs downloaden. Die Frage die sich also bei der begrenzten Anzahl des Produkts stellt ist, ob sich die Pledge-Angelegenheit überhaupt für die Band rentiert. "Nun, wir verdienen eh nicht wirklich viel Geld mit dem Verkauf von CDs. Allerdings decken wir so die Studio- und Produktionskosten. Es bleibt auch noch etwas mehr über, doch wir spenden einen Teil der Einnahmen an eine soziale Einrichtung", erzählt Matthew.

FUNERAL FOR A FRIEND arbeiten gerade am neuen Album, "Welcome Home Armageddon", welches im März 2011 erscheinen soll. Ob dieses ähnlich rau wie die neuen Songs klingen wird? Der kleingeratene Frontmann sagt: "Wir gehen den Weg der EP weiter. Im Moment haben wir einfach Bock darauf eher hartes Material zu spielen und zu schreiben. Wir waren eh nie eine Band, die man in eine einzige Schublade stecken konnte. Wir haben schon immer gemacht, was wir wollten und nicht auf andere gehört. Wenn wir Lust auf einen Punk-Song haben, dann schreiben wir einen. Metal? Klar, schreiben wir auch, wenn wir den Drang danach haben. Das neue Album, welches wir schon fertig aufgenommen haben, wird also auch wieder härter und schneller sein als die letzten beiden Alben. Ich denke es ist unser bestes Album seit "Hours" (zweites Album der Band aus dem Jahr 2003 - Anm. d. V.)." Wieso eigentlich wieder ein Album? Man verkündete doch vor der Best-Of "Your History Is Mine" 2009, dass man nur noch EPs aufnehmen möchte, um mehr im Gespräch zu sein und öfters touren zu können. "Ja, das war auch der eigentliche Plan", so Davies-Kreye. "Doch wir haben diesmal direkt genug Songs für ein Album geschrieben und wollten die Songs veröffentlichen, weil sie wirklich starkes Material sind."

Dass die Band im Moment mehr Spaß an ihren schnellen und härteren Nummern hat, wurde auch auf der Support-Tour für BULLET FOR MY VALENTINE deutlich. Es tauchte kein Song der letzten beiden Alben "Tales Don't Tell Themselves" und "Memory And Humanity" in der Setlist auf. Ein etwas klagender Matthew erklärt warum: "Es ist leider so, dass die beiden Alben irgendwie nicht so gut bei den Fans ankamen. Ich denke, sie waren vielen zu wenig hart. Wir selber mögen die Alben trotzdem sehr. Auf der nächten Tour rutschen auch wieder einige Songs - unter anderem welche, die wir sehr lange oder noch nie gespielt haben - in die Setlist rein." Im Frühjahr steht nämlich endlich wieder eine Headliner-Tour der Emo-Veteranen an, die sie auch durch Deutschland führt. FUNERAL FOR A FRIEND wollen in Europa wieder vermehrt touren, nachdem man sich etwas rar gemacht hat und eigentlich nur einmal pro Jahr das benachbarte Festland beehrte.

Trotz ihrer nicht all zu großen Bühnenpräsenz auf dem Festland ist die Band immernoch gut dabei im Musikzirkus. Viele andere Bands, die 2003/2004 als "Emo" bezeichnet wurden, sind geschrumpft, wie zum Beispiel AIDEN oder noch viel drastischer HAWTHORNE HEIGHTS, oder man löste sich direkt auf, nachdem man nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen konnte (FROM FIRST TO LAST oder SCARY KIDS SCARING KIDS). FUNERAL FOR A FRIEND hingegen sind immer noch dabei. "Ich denke, dass es uns immer noch gibt, weil wir versucht haben unser eigenes Ding durchzuziehen. Wir haben uns nicht irgendwelchen Trends angebiedert, nur um den Leuten zu gefallen. Wir machen, was wir wollen und werden es auch so in Zukunft machen."

Redakteur:
Sebastian Berning

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