GAMMA RAY: Interview mit Dirk Schlächter

01.01.1970 | 01:00

Nach dem grandiosen Gig in Langen empfing mich Backstage ein noch leicht humpelnder, aber ansonsten bestens aufgelegter Dirk Schlächter, um sich von mir einige Löcher in den Bauch fragen zu lassen. Redselig wie immer gab´s unter Anderem Auskunft über Musikvideos und die Pyramiden-Mystik.
Vielen Dank noch an Redaktionskollege und GAMMA RAY-Maniac Christian, der mich tatkräftig mit Fragen unterstützt hat.

Rouven:
Dirk, wie geht`s dir denn mittlerweile?

Dirk:
Wieder recht gut! Auf jeden Fall so gut, dass ich schon mal die Hälfte der Show spielen kann. Das Knie tut natürlich immer noch weh und ich darf es vor Allem nicht allzu viel belasten, aber in Bälde sollte ich wieder voll und ganz einsatzbereit sein. Wir hatten vor, die Shows weiterhin zwischen Markus und mir aufzuteilen, weil es ja ziemlich blöd wäre, wenn er jetzt, wo er schon für mich eingesprungen ist, gar nicht mehr spielen würde.

Rouven:
Wie war denn die Tour bisher? Allgemein für die Band gesprochen, du bist ja bisher leider nicht so viel aktiv dabei gewesen.

Dirk:
Nun ja, die Tour war für mich dank meines Knieschadens noch nicht so prall, ich habe wie du schon gesagt hast noch nicht allzu viel mitgemacht. Ich bin jetzt erst seit drei Shows dabei und teile mir den Bassjob mit Markus Grosskopf, der glücklicherweise für mich eingesprungen ist. Die drei Shows, die ich jetzt mitgekriegt habe, waren sehr geil, es läuft sehr gut soweit.

Rouven:
Das wäre zwar eher eine Frage für Kai jetzt, aber vielleicht kannst du mir auch was dazu sagen: Was ist das für ihn für ein Gefühl, nach zehn Jahren wieder mit Markus auf einer Bühne zu stehen und einige alte HELLOWEEN-Songs zu spielen?

Dirk:
Also ich glaube, das macht den Beiden sehr viel Spass. Wenn man das auf der Bühne sieht - ich beobachte die schon ein bisschen -, dann sieht man das Leuchten in den Augen. Das sind alte Freunde, und das merkt man auch. Und da gab´s auch nie böses Blut, gerade zwischen den Beiden bestimmt nicht. Vor Jahren gab´s da ja einige unschöne Worte in der Presse als Kai damals ausgestiegen ist. Markus ist auch ein sehr guter Freund von mir, das ist wirklich ein ganz stressfreier, lieber Typ, da muss man schon echt scheisse sein, um mit dem irgendwie ein Problem zu haben.

Rouven:
Wie kam´s jetzt zu der Geschichte mit den zwei Bassisten auf der Bühne? Wird man sich da im weiteren Verlauf der Tour drauf einstellen können, dass die Zugaben grundsätzlich mit doppelter Basspower gespielt werden?

Dirk:
Naja, irgend jemand musste für mich einspringen. Es war einfach klar, dass ich die Tour nicht von Anfang an spielen kann, ausser im Sitzen vielleicht. Ich war ja viereinhalb Wochen im Krankenhaus mit einer ganz bösen Knieentzündung und habe in der Zeit um die sieben Kilo verloren, und nicht nur das, sondern auch ganz fürchterlich an Kondition. Ich hätte vielleicht spielen können, aber wirklich, ohne mich zu bewegen. Mehr als ein paar Songs waren da nicht drin, und das musste ich einsehen. Die Jungs haben schon mit Markus geprobt, während ich noch im Krankenhaus war. Ich dachte erst noch, ich könnte vielleicht die erste Show spielen, aber das ging nicht, Also haben wir uns gesagt, wir fangen langsam an, dass ich also ab der Mitte des Sets dazukomme. In Hamburg hab´ ich vier Songs gespielt, in Berlin und hier jeweils sechs. Jetzt haben wir noch zwei Shows in Deutschland, und die wird Markus wohl mitfahren, falls irgend etwas passiert - ich brauche ja nur einen falschen Schritt zu machen, und ich kann einfach nicht mehr stehen. Wir machen aus den restlichen Shows einfach so eine Art Spassding draus, spielen also auch mal mit zwei Bässen, wieso nicht? (lacht)

Rouven:
Dafür musste aber leider "Heading For Tomorrow" dran glauben...

Dirk:
Ja, heute gab´s das mal nicht. Den Song haben wir ja auch schon ca. Eine Million Mal gespielt, manchmal spielen wir ihn, manchmal eben nicht, das ist auch immer sehr Stimmungsabhängig.

Rouven: Ist denn eine Live-CD oder vielleicht sogar eine DVD geplant? Die letzte GAMMA RAY-Livescheibe liegt ja auch schon wieder sechs Jahre zurück...

Dirk:
Ja, da ist wohl was geplant. Heute ist unser Mann von Sanctuary Records da, mit dem werden wir sicherlich später noch darüber reden. Es war geplant, eventuell auf dieser Tour eben eins, zwei Shows mitzuschneiden um sowas wie ein Video oder ´ne DVD zu machen. Ich weiss allerdings nicht genau, wie da momentan der Stand der Dinge ist. Geplant war es, ob da jetzt was passiert - ich hoffe es, werden wir sehen.

Rouven:
Wie sind denn die Reaktionen der Fans bisher auf das neue Album? Die Presse jetzt mal ausgenommen. Da gibt´s ja immer die notorischen Nörgler und Leute, denen alles gefällt - ist ja immerhin eine kleine Stiländerung im Vergleich zu den letzten Alben. Haben die Fans das gut aufgenommen?

Dirk:
Oh ja, eigentlich schon. Es sind eine Menge junger Fans auf den Konzerten, obwohl, stilistisch gesehen, die neue Scheibe eher ein bisschen "Back to the 80´s" geht und ein bisschen mehr auf die Basis des Metals damals aufgebaut ist. Erinnert sicherlich oft an JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN, das waren ja schliesslich die Bands, die diese Musik gross gemacht haben. Heutzutage gibt es so viel...wie soll ich sagen...diesen "Melodic Metal", was schon extrem kopiert klingt. Bei uns hat sich das einfach so ergeben, dass wir gesagt haben, wir machen jetzt mal mehr das riffbetonte Zeugs, und das merkt man auch live. Die Songs sind live einfach grooviger, sind nicht so künstlerisch arrangiert, sondern es geht mehr darum, den Spass zu haben. Das haben wir jetzt gemacht, und was das nächste Album bringt, das wissen wir alle noch gar nicht.

Rouven:
Was einem bei "Eagle" sofort ins Ohr springt, ist der Refrain: "I hear the cry of an eagle" ist ja 1:1 übernommen vom "All that I see are the years"-Teil bei "Somewhere Out In Space". Habt ihr da beabsichtigt bei euch selbst geklaut?

Dirk:
Das war nicht absichtlich. Es ist einfach so, dass jeder Musikrichtung gewisse Harmonien hat, die immer wieder kommen. Das hast du im Blues, das hast du im Jazz, das hast du auch im Pop, und das hast du eben auch im Metal. Da gibt´s immer wieder gleiche Akkordfolgen und Melodien werden sich immer wieder ähneln. Das liegt in der Musik selbst drin. Das ist jetzt nicht so, dass wir uns sagen "Hey, lass´ mal noch einen Song machen wie den und lass´ uns die Melodie da nochmal verbraten". Das ist es nicht, es liegt einfach daran, dass die Melodik, die Harmonie gewisse Sachen einfach fordert. Du wirst es auch nie erleben, dass ein Bluesmensch zum anderen sagt "Hey, du hast bei mir was geklaut". Da ist das Ganze ja noch viel extremer.
Das ist unser eigener Stil, und der ist nun mal so. Da werden gewisse Sachen immer wieder kommen.

Rouven:
"No World Order" ist ein Konzeptalbum über den Illuminatenorden, sicherlich ein interessantes Thema. Aber kommen in Zukunft auch mal wieder Texte wie bei "Sigh No More"? Die waren ja recht anspruchsvoll und teils auch mit politischem Hintergrund.

Dirk:
"Sigh No More" war definitiv geprägt vom Golfkrieg. Da stand diese Ohnmacht, dieses machtlose Gefühl hintendran, wenn da jetzt irgendein Mist abgeht, dann betrifft uns das alle. Was sollen wir machen? Hätte Saddam all seine Ölquellen angezündet, was wäre dann geschehen? Was wir tun konnten, war irgendwie auf dem Vulkan zu tanzen, noch die letzte Party zu haben. Dazu kam noch, dass es das erste Album war, bei dem wirklich eine Band da war, das waren fünf Leute, die auch sicherlich verschiedene Vorstellungen hatten von der Musik. Das war ein bisschen die Suche nach dem Stil - wo geht GAMMA RAY jetzt hin? Deswegen gab´s da auch sehr viele Stilrichtungen. Und das dann kombiniert mit dem "Tanz auf dem Vulkan"-Feeling wegen dem Golfkrieg hat das Album sehr geprägt. Deshalb ist "Sigh No More" sehr...nun, "divers" ausgefallen.
Es kann gut sein, dass das nächste Album wieder ein bisschen mehr zukunftsorientierter ist und dadurch vielleicht auch einige neuere Sachen musikalisch passieren. Aber wir haben uns nie vorher gesagt, dass wir ein Album in die oder die Richtung machen werden, das war immer so, jeder hat mehr oder weniger komponiert, und wenn genügend Songs da sind, dann gibt´s ein neues GAMMA RAY-Album. Es fliegen natürlich mal immer ein oder zwei Songs aus dem Programm, die nicht gut passen, aber eigentlich ist es nie so, dass wir 30 Songs schreiben und davon die besten zehn nehmen. Die Songs an sich spiegeln halt immer das Feeling der einzelnen Leute wider, die sie schreiben: Wie sie sich gerade fühlen und leben und so weiter. Deswegen kann man das nie voraussagen, wie das nächste Album klingt, oder auch, über was die Texte handeln werden.
"No World Order" ist sehr von Kai geprägt, er hat einfach ziemlich schnell sechs Songs geschrieben, welche die momentane Stilrichtung geprägt haben, und da ist der Rest dann drauf eingestiegen, mehr oder weniger, und das Resultat ist eben dieses Album. Das nächste Mal sieht das vielleicht ganz anders aus. Das kann man einfach nie sagen.

Rouven:
Wenn wir jetzt gerade bei "Sigh No More" sind: Bei der Setlist fällt auf, dass von diesem Album und von "Insanity & Genius" gar keine Songs gespielt wurden. Sind die komplett gestrichen oder kann es sein, dass ihr mal wieder darauf zurückkommt?

Dirk:
(Ist gerade mit seinem Braten beschäftigt und nuschelt mit halbvollem Mund)
Das hängt ein bisschen damit zusammen, dass ich noch im Krankenhaus war und Markus sich die ganzen Songs draufschaffen musste. Ausserdem besteht die Band in dieser Konstellation ja erst seit drei Alben, das heisst, die Songs seit "Land Of The Free" sind ein bisschen mehr drin als die alten Sachen. Wir hatten extrem wenig Zeit zum Proben, haben aber trotzdem eine Umfrage über das Internet und auch über die ganzen Fanclubs gemacht, was sie denn gerne hören wollen. Und da kam das heraus, was du jetzt live gehört hast. Für meinen Teil denke ich mir auch "Mein Gott, da sind Songs dabei, die spielen wir seit drei Touren!", aber die Fans wollen sie eben hören. Ich würde auch gerne mal wieder was älteres Spielen. Da werden auf der Tour vielleicht auch noch ein paar Veränderungen passieren, weil wir beim Soundcheck auch immer noch mal die Möglichkeit haben, was auszuprobieren. Aber letztendlich ist das Set, das wir spielen, genau das, was die Leute gewählt haben. Das meiste ist eben seit "Land Of The Free", seitdem Kai singt, das war so der grösste Wendepunkt bei GAMMA RAY, seitdem war aber auch der Stil recht gefestigt.

Rouven:
Soweit ich weiss habt ihr ein Video zu "Eagle" gedreht. Kai meinte allerdings mal, dass es sich für eine Metal-Band nicht lohnen würde, ein Video aufzunehmen, weil es sowieso kein Airplay im Fernsehen bekommt. Wieso habt ihr nun doch eins aufgenommen, und worum geht´s in dem Teil?

Dirk:
Das Video zu "Eagle" haben wir gemacht, weil wir gerade mit den Metal Warriors aus Australien zu tun hatten. Die waren in Wacken, um dort zu filmen, und um einen Videoclip für RHAPSODY und für VANISHING POINT zu drehen. Da haben wir dann einfach noch einen Tag für uns drangehängt, deswegen hat das nicht so viel Geld gekostet. Headbanger´s Ballroom gibt es nicht mehr, Metalla auch nicht, es gibt in Deutschland gar keine Metal-Sendung im Fernsehen. Wenn das Teil also eh keiner spielt, was soll man da horrende Summen ausgeben? Das ist einfach Quatsch.
Die Leute haben gemeint, sie können eine Menge mit Nachproduktion machen, wir haben also Bluebox-Aufnahmen gemacht und wurden im Nachhinein in Szenen reingeschnitten. Ich muss gestehen, ich habe das Ergebnis noch nicht gesehen. Allerdings musste was geändert werden, weil irgendwie was mit Explosionen und dem World Trade Center drin vorkam. Letztendlich kann ich da leider nicht so viel zu sagen. Es ist halt ein Metal-Video, aber ich hab´s leider noch nicht gesehen.

Rouven:
Was ganz anderes - hatte Kai eigentlich eine Gesangsausbildung?

Dirk:
Also zu HELLOWEEN-Zeiten, bevor Michael Kiske kam, hat er einfach so gesungen, wie er konnte. Ich habe Kai zu der Zeit kennengelernt, wo er schon die meisten Songs zu "Heading For Tomorrow" geschrieben hatte, und zwar an der Musikhochschule in Hamburg. Da gab´s so Kompaktstudiengänge in den Semesterferien, und da war ich als Bassist dort, Kai als Sänger. Das heisst, er hat dort sehr viel Gesangsunterricht bekommen in der Zeit, Atemtechnik und das ganze Drumherum. Da hat sich sein Gesang sicherlich sehr verändert, und wenn man sich jetzt "Land Of The Free" anhört, das ist gesanglich auf jeden Fall einwandfrei. Und der Mann entwickelt sich natürlich auch immer weiter.

Rouven:
Letztes Jahr in Wacken hat mir Kai von einem geplanten Projekt mit Peter Tägtgren (HYPOCRISY) erzählt, weißt du, was daraus geworden ist?

Dirk:
Da weiss ich leider gar nichts darüber, Sorry. Vielleicht war das einfach nur so aus der Sauflaune heraus. Kai hat mit GAMMA RAY ja auch schon genug zu tun und ist nebenher noch ein Familienvater mit zwei Kindern. Er ist froh, wenn er für seine Familie Zeit hat. Ich glaube nicht, dass Kai momentan an irgendwelchen Sideprojects interessiert ist - selbst wenn er Zeit hätte.

Rouven:
Schade - wäre sicherlich sehr interessant geworden.
Wie lange seid ihr jetzt insgesamt noch auf Tour?

Dirk:
Also jetzt kommen noch zwei Shows in Deutschland, dann geht´s in Richtung Osten, Prag und Budapest zum Beispiel, dann geht´s in den Süden nach Spanien und Italien und Frankreich. Danach kommen noch drei Shows in Skandinavien, in Helsinki ist dort die letzte Show. Wir sind insgesamt bis einschliesslich zweiten November noch unterwegs, für den Europa-Block. Dann haben wir noch vier Shows in Japan und eine in England, bevor die Touraktivitäten für dieses Jahr erstmal wider vorbei sind.

Rouven:
Wie geht´s dann weiter? Erst einmal wieder eine kleine Auszeit?

Dirk:
Ja, eine kleine Auszeit gibt´s immer zuerst mal nach der Tour. Die erste Phase nach einer Tour ist allerdings auch wieder das Songwriting. Da fängt der eine früher, der andere später mit an, aber zwei bis drei Monate werden wir erstmal etwas Ruhe haben. Dann trifft man sich wieder und schaut mal, was man in der Freizeit so an Songideen fabriziert hat. Und dann geht´s wieder ins Studio. Das wird wohl nach dem Sommer im nächsten Jahr passieren, vielleicht sind wir da aber auch schon im Sommerloch selbst am produzieren, dann könnte es sein, dass das nächste GAMMA RAY-Album schon im nächsten Winter erscheint. Wahrscheinlich wird´s aber so Frühjahr 2003 werden. Das Livealbum ist ja auch noch nicht draussen, wenn es denn kommt, da muss man einfach mal schauen.

Rouven:
Die Pyramide auf dem Cover von "No World Order" hat dieses Mal eine Daseinsberechtigung, da es nämlich die Illuminatenpyramide ist. Aber sonst bei GAMMA RAY - Pyramiden wohin man auch schaut. Habt ihr alle diesen Tick, oder will Kai einfach auf jedem Album so ein Teil haben?

Dirk:
Pyramiden haben immer schon, und das werden sie auch immer haben, etwas mysteriöses an sich. Alleine schon wie sie gebaut wurden, die Ausrichtung, wie die Ägypter das damals machen konnten. Die Pyramiden waren schon immer ein praktisches Beispiel für eine Theorie, die Ausserirdische beinhaltet. Ist jetzt nicht so, dass wir sagen, es ist, so, die Pyramide an sich ist einfach ein mysteriöses Ding und alleine schon deshalb interessant. Passt halt immer wieder rein (lacht). Die Pyramiden kann dir keiner erklären, aber vielleicht kommen nächstes Jahr irgendwelche Wissenschaftler und lösen das Rätsel.

Rouven:
Und dann kommt keine Pyramide mehr aufs Cover?

Dirk:
Das will ich jetzt nicht sagen! Ich glaube auch nicht dran, dass jemand in absehbarer Zeit dieses Rätsel löst.

Rouven:
Mittlerweile habt ihr euch als Band, die nun recht lange zusammen spielt, technisch enorm weiterentwickelt. Wird diese Komponente in Zukunft eine grössere Rolle bei GAMMA RAY spielen, soll heissen, besteht die Möglichkeit, dass zukünftige Alben vielleicht deutlich technischer ausfallen als es bisher der Fall war? Das ist ja immer ein Kompromiss zwischen Eingängigkeit und Technik, den man eingehen muss.

Dirk:
Kai und Henjo haben alleine schon mal sehr unterschiedliche Gitarrenstile, was dazu beiträgt, dass zum Einen immer Abwechslung vorhanden sein wird, zum Anderen aber auch, dass die beiden sich gegenseitig beim Songwriting auf dem Boden halten. Wir machen ja auch die Produktion seit drei Alben selbst, da ist zwar die Gefahr gross, dass man sich auf technische Schemata festfährt, aber wir spielen einfach zu sehr aus dem Bauch heraus und fangen nicht an, irgendwelche tollen Läufe zu verwenden, nur weil sie anspruchsvoll sind. Mal ist das, was wir machen, etwas experimentell, mal ist es eher traditionell. "Insanity & Genius" war zum Beispiel das experimentellste Album. Es kann durchaus passieren, dass man musikalisch mal wieder nach neuen Ufern Ausschau hält. "No World Order" ist aber eben nicht das, sondern sehr bodenständig. Das ist diese Musik eben pur. Metal war immer eine rauhe, rebellische Musik, und das ist in den letzten Jahren ein bisschen verlorengegangen mit Bands wie BLIND GUARDIAN, RHAPSODY oder HAMMERFALL - die ihre Sache allesamt gut machen, die diese Musik aufgegriffen haben und ihr eigene Kunst daraus gemacht haben, aber das gewisse "böse", aufwiegelnde Element der Szene ging dabei ein wenig verloren.

Rouven:
VANISHING POINT sind eigentlich eine recht ungewöhnliche Support-Band für dieses Package, während SONATA ARCTICA recht gut passen. Wie seid ihr denn auf die gekommen?

Dirk:
Erstens muss es musikalisch natürlich passen, ja. Aber auf der anderen Seite muss ich sagen, dass so ein Tourgebilde immer auch ein bisschen was wirtschaftliches hat, sie muss sich finanzieren lassen. Du solltest mit drei Bands unterwegs ein, damit es sich auch lohnt, mit zwei Bussen auf Tour zu gehen. Und da muss man schauen, was für Bands da sind, wenn man auf Tour gehen will. Wenn da die eine oder andere Band auch stilistisch toll passen würde - wenn die keine neue Scheibe draussen haben, kann man mit denen auch nicht auf Tour gehen. VANISHING POINT haben Interesse bekundet, wir haben uns die CD angehört und wirklich Gefallen daran gefunden, das ist definitiv gute Mucke. Sie wollten die Tour also unbedingt machen, wir brauchten noch eine dritte Band eben aus den wirtschaftlichen Gründen, und da hat sich das wunderbar ergeben. Die Jungs haben einen tierischen Spass dabei und kommen auch sehr gut an, also ist jeder zufrieden.

Rouven:
Last but not least: Deine Top5, aktuell oder allgemein...

Dirk:
Oh, ich bin da sehr flexibel mit meinem Musikgeschmack. All-Time-Favourites gibt es sicherlich zu viele, um da nur fünf rauszupicken. JIMI HENDRIX zum Beispiel, DEEP PURPLE oder FRANK ZAPPA. Oder JUDAS PRIEST. Ach, da gibt?s einfach zu viel. In der heutigen Zeit, da kann ich sogar an einigen Rap-Bands was originelles finden, wenn sie sehr verrückt sind oder ihr eigenes Ding machen. Der ganze Kommerzkram, der so auf Viva läuft ist eigentlich ziemlich grauenhaft muss ich sagen, wenn da irgendeine Victoria oder Mel B oder C ihre Scheisse da absülzt, das braucht einfach kein Mensch. Leider wird´s eben gekauft und das ist schade um die guten Sängerinnen, die es dort auch gibt. Neben dem ganzen Mist.
Mein Musikgeschmack ist einfach unheimlich breit gefächert, die neue ANNIHILATOR oder DESTRUCTION gefällt mir zum Beispiel auch super. Ich bin da sehr flexibel. Eigentlich alles von FEAR FACTORY über ZAPPA bis hin zu den BEATLES-Sachen alles, haha! Wie ich die Stimmung eben hab. Manchmal auch sanfte Klavierklänge oder Klassik, oder eben alte Blues-Sachen, die mag ich sehr. Das ist einfach zu viel, um sich da festzulegen.

Rouven:
Dann bedanke ich mich für das Interview, viel Spass noch auf der Tour!

Redakteur:
Rouven Dorn

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