GRAYWOLF: Interview mit Sandro Pellegrini

14.07.2023 | 22:19

Mit GRAYWOLF heult eine neue, ambitionierte Hard-Rock-Band aus der Schweiz den Mond an. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt haben die Jungs ein lautstarkes Stelldichein gefeiert und Songs am Start, die nicht nur musikalisch, sondern auch textlich überzeugen. Darum baten wir Sandro Pellegrini, seines Zeichens Riffmeister der Grauwölfe, zu einem Gespräch, um näher auf GRAYWOLF und "Graywolf" einzugehen.

Hallo Sandro und schöne Grüße in die Schweiz. Wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei den Wölfen?
Uns geht's großartig. Unser Debüt ist endlich draußen und wir freuen uns tierisch unsere ersten Gigs zu spielen. Ende Juni durften wir gerade SKID ROW supporten - Hell yeah!

Da ihr mit GRAYWOLF noch frisch auf dem Rock-Markt seid, stell euch und eure Wurzeln doch gerne einmal vor. Ihr habt eure Wurzeln bei CELTIC FROST, EMERALD, PURE INC. und BIG CLYDE, klär mich gerne einmal auf und was war die Initialzündung für euch, eine Band zu gründen?
Wir sind eine klassische Fünf-Mann-Rockformation mit sehr unterschiedlichen Einflüssen und Erfahrungen bisher. Was wir jedoch alle teilen, ist die Leidenschaft zur Musik und unseren sehr vielseitigen Musikgeschmack, der weit über die Grenzen des Rocks und Metals hinausgeht. Unser Sänger Kevin hat seine Wurzeln im Rock der 80er und 90er Jahre. Drummer Steve, neben den Einflüssen von CELTIC FROST, ist geprägt vom Rock in allen Facetten, Metal und Klassik bis hin zu 60s Surf Tunes. So gehört "Pet Sounds" von THE BEACH BOYS zu seinen absoluten Lieblingsalben. An der Gitarrenfront wiederum vereinen wir einen bunten Mix von Rock, Grunge und Metal mit Americana, Progressivem und Jazzigem bis hin zu Elektro-Beats. Mich persönlich als Gitarrist prägte vor allem die Plattensammlung meiner Eltern – 70er Rock um LED ZEPPELIN, CREAM und PINK FLOYD – sowie der Gitarrensounds der 90er und 2000er, die ich mit PURE INC. selbst aktiv miterleben durfte. Im Herzen sind wir letztlich aber alles Rocker und lieben es, diesen Sound auf der Bühne zu spielen. Das war auch der Treiber hinter der Band. Wir hatten riesig Bock auf knallenden Rock, viel Spaß und wieder zu touren. Wir kannten uns alle, hatten aber nie zuvor die Möglichkeit zusammen in einer Band zu spielen. Es war Zeit dies zu ändern!

Mit der Farbe grau verbinde ich etwas Altbackenes und Träges, was aber definitiv nicht auf euch zutrifft. Warum also GRAYWOLF? Kann man von euch auch als eine Art Wolfsrudel wie bei "Hangover" sprechen?
Hahaha, schlicht weil wir schon einiges an Erfahrung haben und das eine oder andere graue Haar mit uns tragen, trotzdem aber noch hungrig und bissig sind. Wir sind keine 20 mehr und das ist gut so. Wir leben von unseren Erfahrungen und sprühen noch immer vor Energie! Der Name ist also Programm und der Wolfsrudel-Gedanke geht weit über uns als Band hinaus. Wir hoffen mit der Band und unserem Sound Leute zu vereinen, die diesen Spirit mit uns teilen. Und für allfällige Hangover-Momente führen wir natürlich stetig eine Kamera mit, sollten wir zwischendurch mal eine Gedächtnislücke haben…

Ihr habt mit eurem selbstbetitelten Album den Startschuss gelegt. Wie lange habt ihr effektiv an dem Album gearbeitet und mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten herangetreten?
Die Idee zur Band geht zurück ins 2020, wo die ersten musikalischen Ideen entstanden. Wegen Covid und den damaligen Reiserestriktionen wurden unsere Pläne hinausgezogen und auch die Zusammensetzung hat sich verändert. Die aktuelle Formation entstand gegen Ende 2021, was uns dann ermöglicht hat, endlich konkret am Album zu arbeiten. Es war uns von Anfang an wichtig, ein Album mit viel Energie zu schaffen, das Spaß macht beim Zuhören, ein Album das die Rock-Classics ehrt und gleichzeitige einen modernen Punch hat. Auch hatten wir einen hohen Anspruch an die Produktion, den Mix und das Mastering. Es sollte ein Werk sein, das allen internationalen Vergleichen standhält. Wir sind unheimlich stolz auf das Resultat und überglücklich, GRAYWOLF endlich präsentieren zu können.

Wenn man an Hard Rock aus der Schweiz denkt, kommen einem natürlich GOTTHARD und SHAKRA in den Sinn. Wie ist deiner Meinung nach GRAYWOLF mit diesen Rock-Bands vergleichbar? Worin liegen aus deiner Sicht die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede?
GOTTHARD und SHAKRA sind zusammen mit KROKUS natürlich die wohlverdienten, prägenden, großen Schweizer Bands des klassischen Hard Rocks. Musikalisch bewegen wir uns in ähnlichen Gefilden und auch von der Besetzung her sind wir vergleichbar aufgestellt. Auch haben alle Bands ein Flair für eingängige Melodien. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Fans von GOTTHARD, SHAKRA und KROKUS auch Gefallen an GRAYWOLF finden. Unseren Sound würde ich dagegen als ein Stück moderner und kantiger bezeichnen – da wurden wir stark von den amerikanischen Acts geprägt. Zudem sind wir noch weit weg vom großen Standing unserer Kollegen. Wir sind frisch, stehen als Band am Anfang und müssen uns erst beweisen.

Steckt ein spezielles Konzept hinter einzelnen Songs oder dem gesamten Album? Woher nehmt ihr die Inspiration für die Lyrics?
Es war uns wichtig ein authentisches und homogenes Hard-Rock-Album zu schaffen, das sowohl inhaltlich wie auch musikalisch unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Emotionen widerspiegelt. So abgedroschen, wie das klingen mag - inspiriert hat uns unser Leben und tut es dankbarerweise noch immer jeden Tag. Und wir hoffen natürlich, dass sich viele Graywolves wie wir ebenso in den Geschichten unserer Songs wiederfinden können.

Mit 'All We Want Is Everything' habt ihr auch eine sehr schöne Ballade an Bord. Was genau möchte denn GRAYWOLF? Wonach strebt die Band, strebt ihr als Musiker?
Herzlichen Dank für das Kompliment – ich finde den Track auch sehr gelungen. Und textlich spricht mir der Song aus der Seele. Um's vorwegzunehmen, uns geht's nicht ums Geld. Natürlich möchten wir GRAYWOLF als Hard-Rock-Band etablieren, möglichst viele Konzerte spielen, auf Tour sein und viele großartige Platten produzieren. Was uns aber noch viel wichtiger ist, ist Leuten Freude und positive Energie zu spenden, sie zu vereinen und dabei so verdammt viel Spaß zu haben wie möglich. Das Wunderbarste an der Musik überhaupt ist doch, dass sie Leute zusammenbringen und Grenzen sprengen kann. Und natürlich möchten wir uns dabei auch persönlich und musikalisch weiterentwickeln, neue Erfahrungen gewinnen und unsere eigenen Grenzen nochmals pushen.

'After Midnight' ist ein richtig toller, dynamischer Song – kann man ihn stellvertretend für den gesamten GRAYWOLF-Sound mit all seinen Facetten sehen?
Gute Frage. 'After Midnight' ist sicherlich eine gute Referenz für die klassischen Hard-Rock-Facetten der Band. Für den gesamten GRAYWOLF-Sound würde ich noch 'We'll Bring You Down' und 'Miles N Miles To Go' ergänzen.

'Miles N Miles To Go' wirkt sehr motivierend, seinen Weg zu gehen und für seine Träume zu kämpfen. Liege ich damit richtig? Euer Muntermacher-Song für düstere Tage?
Absolut! Der Song sagt schlicht: Höre nie auf deine Träume zu verfolgen - never give up! Wie oft wurde uns schon gesagt "lass das bleiben" oder "hör auf deinen Leidenschaften nachzueifern"? Und wie oft haben wir uns das schon selber eingetrichtert und Träume für andere Ziele beiseite geschoben? Darum geht's, diese Stimmen loszulassen, vorwärts zu schauen, nicht aufhören an seinen Träumen zu arbeiten und kontinuierlich daran zu wachsen. Und natürlich steht der Song auch sinnbildlich für uns und GRAYWOLF.

Auch 'We'll Bring You Down' ließ mich aufhorchen, vor allem ob des Textes. Worum geht es in dem Song und aus welcher Sicht ist er geschrieben? Er wirkt sehr zeitgemäß.
Es geht um Machtmissbrauch und dass wir gemeinsam eine Stimme haben, um gegen solchen vorzugehen. Ursprünglich inspiriert wurde der Song durch die ganzen Verfehlungen von Donald Trump und den daraus entstehenden Kontroversen mit globalen Auswirkungen. Der Populismus hat wie ein Krebsgeschwür weite Kreise gezogen und der Machtmissbrauch ist im Großen, wie auch im Kleinen leider allgegenwärtig. Zugleich ist der Song keine einseitige Reflexion, es geht nicht um schwarz oder weiß - es gibt Idioten auf allen Seiten und es ist je länger desto wichtiger, kritisch sogenannte Wahrheiten zu hinterfragen. Wichtig ist, sich mit den verschiedenen Meinungen differenziert auseinanderzusetzen, und dass wir solidarisch eine Chance haben uns gegen Missbrauch zu wehren.

Eine Band wie GRAYWOLF brennt sicherlich darauf, die Songs auch live zu spielen. Was ist also in den kommenden Monaten geplant? Sind Shows und Auftritte bereits in der Mache?
Aber klar! Einige Gigs sind bereits gebucht – so zum Beispiel mit SHAKRA und STORACE in der Schweiz und es kommen stetig neue dazu. Wir arbeiten auch gerade an einer Supporttour durch Europa. Es wäre großartig im Winter/Frühling in ganz Europa unterwegs zu sein. Einen aktuellen Überblick gibt's auf unserer Homepage und da werden auch immer alle neuen Daten aktualisiert.

Wenn du vorsichtig in die Glaskugel schaust – wohin soll die Reise mit GRAYWOLF in den nächsten fünf, zehn Jahren gehen?
Wenn ich wünschen dürfte, dann hoffe ich natürlich, dass wir eines Tags zu den etablierten Acts gehören werden und mit unserer Musik viele Menschen inspirieren und zusammenbringen konnten. Das ist der Traum.

Sandro, damit wäre ich mit meinen Fragen durch. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute. Was möchtest du unseren Lesern und allen Hard-Rock-Fans da draußen noch mit auf den Weg geben?
Gebt nie auf und verfolgt eure Träume… und dass ihr auf dem Weg dorthin etwas GRAYWOLF mitnehmt, hehe.

 

Fotocredits: Oktober Promotion

Redakteur:
Marcel Rapp

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