Gruppenthearpie ETHEREAL ARCHITECT-"Monolith"

23.07.2012 | 16:20

ETHEREAL ARCHITECT: Ein Name, der den Metal- Underground gehörig zum Brodeln bringt. Überschwang regiert und Höchstnoten fallen wie reife Früchte von den Bäumen. Ob dieser Monolith wirklich wie aus einem Guss ist, beleuchten wir in der Gruppentherapie.

Cover

Es gibt manchmal Alben, die kann man mit schnöden Worten eigentlich gar nicht beschreiben. "Monolith" ist so eine magische Wundertüte. Von der ersten Sekunde an hat mich dieses Meisterwerk emotional gepackt und durchgerüttelt, in seinen Bann geschlagen, mit Gänsehautwellen im Sekundentakt traktiert, geradezu hypnotisiert und süchtig gemacht. "Monolith" und ich, wir funken einfach auf derselben Wellenlänge, es war eine heiße und innige Liebe auf den ersten Blick – zumindest auf meiner Seite. Eine solche zauberhafte Faszination kann man kaum sachlich begründen. In meiner Wahrnehmung ist das, was ETHEREAL ARCHITECT hier aufs Band gezaubert haben, einfach perfekt abgestimmt, ästhetisch ausbalanciert und genial umgesetzt. Diese Musik hat einfach alles, was ich an Metal und Artverwandtem so mag: Sie ist vielschichtig und komplex, aber niemals kopflastig. Sie enthält die wunderschönsten, klügsten und feinsten Melodien, die man sich nur vorstellen kann. Sie verbindet technische Raffinesse mit dezenter Symphonik, Dramatik und Erhabenheit, prächtig-virtuos flimmernden Gitarrenwänden und herrlich lebendigen (alternativ-)rockigen, manchmal aber auch mit Folk flirtenden mehrstimmigen Gesangslinien. Ich habe schon verdammt viel Musik gehört in meinem Leben, aber sehr selten so fantasievolle und farbenfrohe, meine Damen und Herren! Die einzelnen Lieder sind mit einem atemberaubend präzisen Gespür für dynamische Stimmungs- und Spannungsbögen komponiert. Das musikalische Spektrum, das von Songs wie 'Kalingo', 'Obsidian', 'Final Escape' und 'Obscura' abgedeckt wird, reicht bis zum Horizont und zurück, und doch ist "Monolith" ein felsenfestes, kompaktes und absolut schlüssiges Ganzes. Den Begriff "progressiv" habe ich bisher vermieden, weil er im Falle von ETHEREAL ARCHITECT nur in die Irre führt. Auch Vergleiche zu anderen Bands verbieten sich im Grunde, denn "Monolith" ist einzigartig – ein Album, das sich hinter gar nichts und niemandem verstecken muss. Auch nach mindestens vierzig Durchläufen kann es für diese Göttergabe nur eine einzige Note geben!


Note: 10/10
[Martin van der Laan]

 

 

Prog as Prog can be. Keine Frage, natürlich haben die Texaner es musikalisch voll drauf, nur kommt für mich das Ganze immer wieder so wenig berührend daher, dass ich sogar feststellen muss, dass es einzelne Songs von deutlich einfacher strukturierten Bands dieses Soundchecks (ohne das abwertend zu meinen) wie ASIA, TANKARD (ja!), DOWNSPIRIT oder HELLDORADOS gibt, die ein gutes Stück mehr mitreißen, als die vorliegende "Monolith"-Scheibe zur Gänze. Gesanglich finde ich das streckenweise interessant und schön abwechslungsreich, was natürlich auch daran liegt, dass gleich sechs Gastsänger auf dem Album mitwirken. Ansonsten muss man aber schon genau hinhören, um zum Beispiel den gediegenen Latino-Part am Ende von 'Mercury' zu entdecken (auch 'Obscura' hat ein schickes "spanisches" Finale). Denn irgendwie lullt das Album auf Dauer ziemlich ein (obwohl interessanterweise die ruhigen Stücke wie das wirklich tolle 'Obscura' und 'MacArthur Park' die Lichtblicke sind), es bleibt kaum etwas nachhaltig im Gedächtnis. Und da sich obiger Soundcheckkollege in vorgetäuschter Entrüstung mokierte, wie ich dem Album des Jahres nur 7,5 Punkte verpassen könne: Im Langzeittest wird es für mich wohl eher noch 0,5 Punkte verlieren als hinzugewinnen.

Note: 7,5/10
[Stephan Voigtländer]

 

 

Wenn man an Texas denkt, kommen unweigerlich staubige Landschaften in den Sinn. Umso erstaunlicher, dass aus weiter Ferne derart frische, vitale Klänge zu uns schwappen. Und wenn selbst mir Progressive-Metal-Nörgler Marcel "Ich sehe Progressives zu engstirnig" Rapp, solche Konturen gefallen, zeugt dies von Qualität und Klasse. Dass solch eine Scheibe gut in unserer Redaktion ankommt, dürfte schon lange nicht mehr als Wunder angesehen werden, aber dass eine solche Ausrichtung wie auf "Monolith" auch bei mir ankommt, haben ETHEREAL ARCHITECT geschafft. Sie verzichten auf undurchdringbares Gefrickel und zu komplizierte Songstrukturen, dafür stehen die Melodien, der Wiedererkennungswert und das hohe Niveau, welches vom eröffnenden 'Kalinago' bis zum Abschluss 'MacArthur Park' scheinbar locker gehalten wird, deutlich im Vordergrund. 'Mercury', 'Obscura' oder mein persönlicher Liebling 'Final Escape', dieser Monolith beinhaltet einen prall gefüllten Sack voller Überraschungsmomente und Sternstunden. Können die Burschen bei weiteren Veröffentlichungen diese Messlatte nochmals erreichen, lasse ich mich vielleicht zu einer 9,0 hinreißen.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]

 

 

Band2Was ist das denn? Musik, die einen unwillkürlich fasziniert, obwohl sie fürchterlich verschnörkelt und facettenreich klingt, die obendrein Mitsing-Melodien am laufenden Band beinhaltet und die als Sahnehaubitze bei jedem neuen Durchlauf immer neue Details preisgibt. Dies alles wird dargeboten mit einer Spielfreude und einer wahnwitzigen Leichtfüßigkeit, dass man sofort verliebt ist. Um zu diesem euphorischen Schluss zu kommen, muss man nicht einmal zwingend ein Freund von "progressiven" Klängen sein, denn ETHEREAL ARCHITECT bieten auf ihrem zweiten Album "Monolith" eine Mixtur die weitab von allen mir bisher bekannten Stilistik-Mixturen agiert. Die Texaner legen sehr viel Wert auf mitreißende Rhythmik, die manchmal sogar Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreitet. Ein Umstand, der aber sogar mich als Blastbeat-Verweigerer eher begeistert denn abschreckt. Kein Wunder, werden die Gehörgänge doch gleichzeitig von unfassbaren Gesangmelodien gestreichelt. Und wo wir schon beim Gesang sind: Meine komischen Ohren zieht es bei der großartigen Stimme von Adam Contreras immer in Richtung Großbritannien. Irgendwie erinnert mich diese weiche, aber ebenso kraftvolle und in den richtigen Momenten sogar aggressive Stimme an britische Neoprogbands. Seltsam? Stimmt, denn musikalisch arbeitet das Quartett in einem völlig eigenen Universum. Insofern ist "Monolith" ein Album, welches ich bisher – trotz extremer Dauerbeschallung – sicherlich noch nicht in seiner Wundervölligkeit begriffen habe, welches trotzdem aber schon zu _DEN_ Highlights des Jahres zu zählen ist. Ein Suchtalbum.

Note:10/10
[Holger Andrae]

 

 

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Meine Vorgänger haben eigentlich schon alles gesagt. Warmer, angenehmer Gesang paart sich mit komplexen, aber jederzeit nachvollziehbaren Songstrukturen. Sie bewegen sich hier Arm in Arm mit Szenegrößen wie DREAM THEATER und SYMPHONY X. Manchmal erinnern sie mich besonders an ETERNITY X, zum Beispiel in 'Obsidian', aber man kann die Band schon neben die oben Genannten stellen, denn sie sind mit einem gewaltigen Sprung, den ihnen nach dem bereits sehr guten Debüt "Disenssion" wohl niemand mit dieser Verve zugetraut hätte, aus dem Schatten aller möglichen Vorbilder gehüpft. "Out of the darkness and into the light", wie es PANTERA so treffend ausdrückten. Der einzige Song, der mir nicht so zusagt, ist der Bonustrack 'Mac Arthur Park', obwohl er in dieser harten Bearbeitung manchmal wenig vom Original erkennen lässt. Übrigens: digital gibt es einen anderen Bonsutrack, nämlich 'Oceans' in einer spanischen Version. Ansonsten ist "Monolith" einfach eines der besten Prog-Metal-Alben dieses Jahres. Die Band schreibt schon wieder an neuem Material. Hoffentlich dauert es nicht wieder vier Jahre.

Note: 9,0/10
[Frank Jaeger]

 

 

Was kann man Martins und Holgers Jubelorgien überhaupt noch an Positivem hinzufügen? Ich denke, wenig bis gar nichts, deshalb möchte ich an dieser Stelle nur noch einmal die wichtigsten Aspekte erwähnen, die "Monolith" auch für mich zu einem wirklich tollen Album machen: ausufernde, wunderbar arrangierte Kompositionen, die nicht künstlich komplex sind; tolle Instrumentalarbeit; schön verarbeitete Einflüsse aus drei Jahrzehnten Heavy Metal; packende Gesamtatmosphäre. ETHEREAL ARCHITECT bieten einem in den 62 Minuten wirklich eine ganze Menge, schicken einen immer wieder auf die Reise - und es ist egal, wie oft man diesen immergleichen Weg beschreitet, er wird und wird nicht langweilig. Nach so viel Lob stellt sich natürlich die Frage, warum ich keine Note von der Neun an aufwärts gebe. Dies ist schlicht und ergreifend im Gesang begründet. Dieser hat durchaus seine starken Momente, ragt für mich aber keineswegs heraus, klingt teilweise sogar etwas emotionsarm (vor allem in der mittleren Tonlage). Ob das nun an der Klangfarbe der Stimme, den Gesangslinien oder an einer stimmlichen Limitation liegt, das vermag ich auch nach wirklich vielen Durchgängen nicht ganz auszumachen. Es ist nun nicht so, dass mich der Gesang wirklich stören würde, aber er kann dem Album (bisher) nicht das i-Tüpfelchen aufsetzen. Aber das ist ehrlich gesagt auch der einzige richtige Kritikpunkt, den ich anbringen kann. Der Rest ist top, bei mir wird "Monolith" noch oft laufen. Spannend, mitreißend und vielseitig. Wer sich an dem Gesang nicht stört, muss hier zuschlagen.

Note: 8,5/10

Band3
Dieses Album macht hier scheinbar alle verrückt. Klar, es ist ja auch gut, denn wir hören wunderbar harmonischen und mit progressiver Attitüde arrangierten Metal. Aber je mehr hier die Höchstnoten purzeln, desto tiefer werden meine Stirnrunzeln. Ich habe bei jedem Hör mehr das Gefühl, daß bei "Monolith" noch etwas fehlt und bei der Analyse komme ich auf drei Punkte: 1.) Sound, 2.) instrumentale Klasse und 3.) Songwriting. Zu Punkt 1: Die Produktion ist für eine Eigenproduktion natürlich à la bonheur, aber aus einem Topstudio würde sie sicher nochmal einen Tick klarer und transparenter geraten (man höre im Vergleich in AFFECTORs 'Harmageddon rein!). Gerade auf den Rhythmusgitarren liegt irgendwie ein Grauschleier und lässt mich schwer Zugang zur Musik finden. Punkt 2 ist, dass zu einem Zehnpunktealbum auch eine Zehnpunktemannschaft gehört, aber - wie Oli schon sagte - hier singt ein zwar guter, aber doch wenig prägnanter Sänger. Also kein Ray Alder oder Ted Leonard. Selbiges gilt auch für die Klampfenposition. Alles ganz cool, was die Jungs da machen, aber doch ein Schritt weit weg von einem Petrucci oder Loomis. Und ja - ich stehe dazu - ich brauche für ein Top-Progalbum eben doch ein bischen "künstliche Komplexität" oder "Ego-Gefrickel". Und bei Punkt 3 frage ich mich, ob das Songwriting nun wirklich so unfassbar großartig ist. Ich höre die Musik sehr gern, aber die einzige wirklich richtig "große" Melodie auf dem Album ist die Hauptmelodie von 'Mac Arthur Park'. Das ist ein Cover und wie man dieses auch singen kann, zeigt uns Donna Summer, bei deren Version ich tatsächlich dahinschmelze.
All meine Kritik ist natürlich nicht substantiell, denn im Großen und Ganzen stimme ich mit meinen Kollegen überein, daß "Monolith" ein geiles (Prog-)Metal Album geworden ist, das hervorragend neben anderen tollen 2012er-Veröffentlichungen steht (PHARAOH, LANFEAR, STATUS MINOR, ADRAMELCH), aber ganz sicher nicht über diesen.

Note: 8.0/10

[Thomas Becker]

Redakteur:
Thomas Becker

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