Gruppentherapie: FIFTH ANGEL - The Third Secret

14.11.2018 | 17:55

29 Jahre ist es her, dass FIFTH ANGEL ein Album veröffentlicht hat. Die neue Langrille heißt "The Third Secret" und hat direkt den Oktober-Soundcheck für sich entschieden. Für uns ein Grund, die Scheibe mal im Rahmen einer Gruppentherapie unter die Lupe zu nehmen.

Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass FIFTH ANGEL mit "The Third Secret" ein bärenstarkes Comeback gelungen ist. Aber was erwartet euch beim ersten Studioalbum nach 29 (!) Jahren wirklich? Aus meiner Sicht wird auf knappen (und absolut ausreichenden) 43 Minuten schnörkelloser melodischer Metal an der Grenze zum traditionellen Hard Rock in modernem, aber nie unpassendem Soundgewand spendiert. Dass Kendall Bechtel (bisher nur Gitarrist) jetzt auch als Vokalakrobat dabei ist, fällt dabei nicht negativ auf. Ganz im Gegenteil: Die etwas DIOeske Stimmfarbe passt hervorragend zum Gesamtklangbild und sorgt dafür, dass ich nicht nur ein Mal an eine etwas flottere Version von BLACK SABBATH 1980-1981 denken muss. Zu meinen Highlights zählen 'Queen Of Thieves' mit einem feinen MAIDEN-Oh-Oh-Oh-Teil (ernsthaft, alle Bands sollten so was machen), das melodisch-epische 'Can You Hear Me', das sehr BLACK SABBATH-mäßige Titelstücklein sowie 'Shame On You', bei dem ich trotz deutlicher Unterschiede ständig an PINK CREAM 69 denke. Insgesamt ist "The Third Secret" der erhoffte, aber kaum erwartbare Oberhammer geworden. Aus meiner Sicht kann das Album zwar nicht ganz an die beiden Meilensteine aus den Achtzigern heran reichen - trotzdem wird es wohl eines der zehn besten Alben des Jahres 2018 sein. Ach ja: An US Metal denke ich beim Anhören nie, aber das ist ja auch kein Drama.

Note: 9/10

[Jonathan Walzer]

 

Du hast Recht, Jhonny, mit US Metal, wie ich ihn verstehe, hat das dritte Geheimnis hier wenig zu tun. Ich wage aber zu sagen, auch wenn man mich dafür in gewissen Kreisen wohl gern mit fauligem Obst bewerfen würde, auch die Vorgänger nicht. Maximal und an toleranten Tagen noch das Debüt, aber auch nur teilweise. Und deshalb sehe ich die Band zwar ebenfalls an der Grenze zwischen melodischem Metal und Hard Rock, aber eher auf der anderen Seite. Nun kann man sich freilich fragen, ob dieses Schubladenstecken für irgendetwas gut ist (Selbstzweck!), aber genau da liegt für mich der Hund begraben: FIFTH ANGEL war mir bisher immer zu soft, zu rund, zu rockig, zu wenig Metal. Ich konnte den Status der beiden Klassiker nie nachvollziehen, so tolle Melodien sind das nun nicht, die Refrains oft schnell langweilig und repetitiv. Jetzt höre ich das neue Album und bin erstmal positiv von der knackigen Produktion überrascht, die steht den Engeln gut zu Gesicht. Den Sänger finde ich aus den von Jhonny genannten Gründen ebenfalls wirklich stark. Auch entdecke ich immer wieder richtig coole Passagen, sowohl was feine Melodien angeht als auch bei den Riffs oder Soli. Doch nach dem zweiten und dritten Hören stellt sich die altbekannte Ernüchterung ein. Gerade die Refrains sind wiedermal nicht auf der Höhe von vergleichbaren anderen Bands. 'Queen Of Thieves' mag einen netten "Oh-Oh-Oh"-Teil haben, aber der Chorus ist irgendwie latent nervig. Na ja, vielleicht ist das einfach nicht so meine Musik. Was man an dieser Band mögen kann, verstehe ich eigentlich, aber - warum auch immer - zündet das bei mir nicht so richtig. Trotzdem, kein schlechtes Album. Aufgrund der Masse an deliziösen Alternativen wird sich "The Third Secret" aber kaum wiederholt in meinem Player wiederfinden.

Note: 7/10

[Jakob Schnapp]

 

Ähnlich wie mein Vorredner Jakob kann ich die stürmische Begeisterung für den neuen FIFTH ANGEL-Langspieler nicht so richtig verstehen. Vielleicht bin ich einfach zu jung, um den Klassikerstatus der Amerikaner nachvollziehen zu können, immerhin war ich gerade einmal ein Jahr alt, als im Jahr 1989 das letzte Langeisen "Time Will Tell" veröffentlicht wurde. Im Gegensatz zu anderen legendären Scheiben konnte das Frühwerk der fünften Engel aber nie meine Aufmerksamkeit wecken und ich würde wetten, dass auch "The Third Secret" ohne den Soundcheck und die anschließende Gruppentherapie nicht in meinem Player gelandet wäre. Das soll jetzt keinesfalls andeuten, dass der Silberling schecht ist, denn auch ich höre ähnlich wie Jakob immer wieder einzelne Highlights heraus, die mich für den Moment fesseln können. Leider sind das aber immer nur flüchtige Erfahrungen, bevor der Großteil des Materials doch eher unscheinbar und wenig einprägsam an mir vorbeizieht. Entsprechend gibt es auch keinen Song, den ich namentlich hervorheben würde, denn ein wirklicher Anspieltipp drängt sich mir auch nach mehreren Hörduchläufen nicht auf. Einzig die wirklich amtliche Produktion der Scheibe sorgt bei mir für uneingeschränkte Begeisterung, verbindet diese doch die Dynamik der guten alten Tage mit dem Punch modernerer Scheiben. Unter dem Strich geht der Sieg im aktuellen Soundcheck trotzdem in Ordnung, denn im Gegensatz zu den Konkurrenten in der Oktober-Auswahl hat "The Third Secret" die Nase klar vorn, auch wenn die Scheibe sicher im Dezember nicht in meinen persönlichen Jahrescharts auftauchen wird.

Note: 7,5/10

[Tobias Dahs]

 

Okay, ich gebe es zu: Ohne "The Third Secret" hätte ich wohl nie eine Band namens FIFTH ANGEL wahrgenommen. Somit ist mir auch nicht bekannt, weswegen die beiden vorherigen Alben Klassikerstatus inne haben. Daher gehe ich aber recht unvoreingenommen an die Scheibe ran. Oder doch nicht? Schließlich verspricht das Soundcheck-Ergebnis Großes. Bereits beim ersten Durchlauf stelle ich dann für mich fest, dass "The Third Secret" bei mir niemals einen Klassikerstatus verliehen bekommen wird. Wie Jakob und Tobias schon festgestellt haben, hat die Scheibe durchaus seine starken Momente. Und die Produktion ist wirklich gut. Aber dennoch verlieren die Tracks relativ schnell meine Aufmerksamkeit. Nicht weil sie langweilig sind, sondern weil mir die Dichte an starken Passagen zu gering ist. Ansonsten liefert FIFTH ANGEL für mich etwas zu viel Durchschnittsmusik ab, bei der ich das Gefühl habe, alles schonmal besser gehört zu haben.

Note: 7/10

[Mario Dahl]

Redakteur:
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