Gruppentherapie: HAMMERFALL - "No Sacrifice, No Victory"
17.02.2009 | 05:29Wohl kaum jemand wird bestreiten, dass HAMMERFALL mit ihrem inzwischen legendären Debüt-Album "Glory To The Brave" im Jahre 1997 ordentlich mithalfen, die zweite große Melodic-Power/Speed-Metal-Welle nach der "Keeper Of The Seven Keys"-Hysterie der späten Achtziger auszulösen. Während die Nachfolger "Legacy Of Kings" und "Renegade" ebenfalls noch breite Zustimmung in der Gemeinde fand, stießen die späteren Werke von "Dosen-Oscar" Dronjak und seiner Crew oftmals auf ein gespaltenes Echo. Zuletzt bei "Threshold" überwogen wieder die Lobeshymnen. Stellte sich nun also die Frage, wie das brandneue Werk "No Sacrifice, No Victory" bei unseren Gruppentherapeuten ankommen würde.
HAMMERFALL – die Siebte! Was kann man von einer Band erwarten, die seit zehn Jahren qualitativ hochwertigen Stahl schmiedet? Genau eben das. Und so kann sich der HAMMERFALL-Nörgler wie immer über die recht plumpen Eigenzitate beschweren, der HAMMERFALL-Freund über gewohnt eingängige Songs, die geschmeidig ins Ohr gehen und von dort direkt in die Kutte. Experimente findet man auch auf "No Sacrifice, No Victory" doch eher selten. Aber dann und wann schimmern sie hervor, wie das wunderbare Orgelsolo zu Beginn von 'Between Two Worlds'. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Mit 'For The Ages' gibt es ein gutes Instrumental, welches seinem Namen aber nicht gerecht wird. Mit 'Any Means Necessary“ gibt es gleich zu Beginn den besten Track der Scheibe, und wenn ihr mich fragt, den besten HAMMERFALL-Song seit Jahren. Da stimmt einfach alles und gibt mir das Gute-Laune-Feeling der ersten beiden Alben wieder zurück. Der Rest bewegt sich zwischen überdurchschnittlich ('Legion', 'Bring The Hammer Down'), mäßig ('Hallowed Be My Name') und unterirdisch ('My Sharona' – zieht die ganze Scheibe ins Lächerliche). "No Sacrifice, No Glory" ist ein unterhaltsames Album der Schweden, das nicht ganz an die frühen Heldentaten heranreicht, aber auf jeder Kuttenparty den Laden rocken sollte.
[Enrico Ahlig]
Irgendwann waren HAMMERFALL mal die Retter des traditionellen Heavy Metal. Doch die Klasse von "Glory To The Brave" konnten sie in meinen Ohren mit den Folgealben nie bestätigen, so dass ich nach "Crimson Thunder" Oscar Dronjak und sein Gefolge nicht mehr verfolgt habe. An "No Sacrifice, No Victory" gehe ich also durchaus mit gemischten Gefühlen und latenten Vorurteilen heran. Und das passt auch nach mehreren Durchläufen immer noch. Echte Entwicklung ist den Schweden immer noch ein Greuel, was dazu führt, dass man auch "No Sacrifice, No Victory" schon VOR dem ersten Durchlauf kennt. Zwar sind die eingängigen Banger wie 'Any Means Necessary', 'Punish And Enslave' oder 'Hallowed Be My Name' genrerelevanter Stoff, aber echte Nachhaltigkeit entwickeln sie nicht. Das gilt noch mehr für eine Ballade wie 'Between Two Worlds', die vor Pathos nur so trieft, die Tiefe einer Nummer wie 'I Believe' aber nie erreicht. Nicht mehr anführen muss man, dass die Band sich massiv im Backkatalog von ACCEPT, WARLORD & Co. bedient. Das sind nun einfach die Grundzutaten einer jeden HAMMERFALL-Langrille. Neu hingegen ist, dass die Coverversion diesmal kein Metalklassiker ist, sondern ein Partyrocker. 'My Sharona' ist wahrscheinlich auch deshalb ein wenig passender Ausklang. Den Charme des Originals erreichen sie zu keiner Sekunde und zum Rest des Albums passt der Song auch nicht. Da wäre eine weitere Coverversion von STORMWITCH, HELLOWEEN oder TWISTED SISTER doch cleverer gewesen. Letztlich ist "No Sacrifice, No Victory" schlicht das nächste HAMMERFALL-Album geworden. Immer-noch-Fans wird es gefallen, mich überzeugt es nur bedingt.
[Peter Kubaschk]
Als HAMMERFALL im Jahr 1997 ihr Debütalbum "Glory To The Brave" herausbrachten, da wurden die Schweden landauf landab regelrecht zu Hütern des heiligen Metalgrals hochstilisiert. Auch ich hatte zugegebenermaßen meinen Spaß an den ersten beiden Alben, obwohl ich der Euphorie um HAMMERFALL nicht ohne Skepsis gegenüberstand. In den folgenden Jahren allerdings verfolgte ich die Entwicklung der Band nicht mehr. Bis heute. Verändert hat sich musikalisch seitdem offenbar nicht viel. Noch immer liefern die Hammerschwinger leicht bekömmliche Metal-Kost mit vielen Anklängen an die Achtziger ab. Gerade bei ACCEPT haben sich HAMMERFALL für ihren neuen Output "No Sacrifice, No Victory" Riffs en masse ausgeborgt, was Stücke wie 'Hallowed Be Thy Name' oder 'Punished And Enslaved' überdeutlich illustrieren. Powern tun die Schweden allerdings nur auf Sparbetrieb und Stücke wie die Uptempo-Nummern 'Legion' und 'One Of A Kind' bleiben leider Ausnahmen. Inspiriert klingende Stücke sind auf "No Sacrifice, No Victory" äußerst dünn gesät. Nur allezu gerne würde man mehr Lieder wie das mitreißende Instrumental 'Something For The Ages' hören. Über Happy-Metal-Exemplare wie das poppige 'Life Is Now' würde ich am liebsten den Mantel des Schweigens ausbreiten und auch die bescheidene Cover-Nummer 'My Sharona' ist so überflüssig wie Windpocken. Auch die Quoten-Ballade 'Between Two Worlds' kommt über das Prädikat "nett" nicht hinaus. Immerhin kann man sich Tracks wie den ACCEPT-Stampfer 'Punished And Enslaved' zwischendrin gut anhören, aber auf Albenlänge bereitet "No Sacrifice, No Victory" mir nicht wirklich Freude. Zu kalkuliert agieren die Schweden, es fehlt zumeist an Biss, und Popnummern wie 'Life Is Now' sind ein echtes Ärgernis. Erklärte HAMMERFALL-Maniacs können diese Scheibe vermutlich bedenkenlos abgreifen. Wer allerdings knackigen und originellen Metal mag, der ist hier definitiv falsch aufgehoben. Auf der anderen Seite hat diese Scheibe auch was Gutes. Denn merke: "Im Seichten kann man nicht ertrinken."
[Martin Loga]
HAMMERFALL hörte ich zuletzt vor rund zehn Jahren zufällig im Autoradio eines Kumpels und fand's damals ganz nett. Nun also das aktuellste Album in WinAmp geladen, Hirn auf Autopilot, let the metal take control. Sonst macht das hier keinen Spaß. So auch nur bedingt: Versiertes Kunsthandwerk, solide geschmiedeter Stahl, passgenau gefeilt. Späne fallen, denn kein Sieg ohne Verlust. Eine etwas grobkantige, aber blankgebürstete Produktion im sauberen Zuschnitt für möglichst effektive, schmerzarme Hiebe. Traditioneller, relativ kraftstrotzender Heavy Metal ist das, traditionell auch die Albumlänge mit gerademal rund 50 Minuten. Rhythmusheroen sind die Musiker nicht, hier wird stur geradeaus marschiert. Leichtfüßige Wendungen oder wilder Galopp stehen kaum zu erwarten, wie die Abteilung HAMMERFALL überhaupt eher schwere Infanterie als leichte Kavallerie zu sein scheint. Mitsingpassagen und schlichte Melodien werden zuhauf ins Gefecht geworfen, mitunter auch etwas plumpe Riffreihen in die Schlachtordnung gestellt. Selbst die Soli halten Reih und Glied zumeist geschlossen, blitzen nur selten grell auf. Musik zum Lauthören, mit einem gewissen Groove, der leidlich mitzieht, wenn man eh schon im Matteschütteleifer ist. Doch wirklich zwingend ist das nicht. Gezwungen klingt lediglich 'My Sharona'. Coverversion trifft's nicht. Statt neu eingekleidet wurde das Stück von THE KNACK jeglichen Charmes sowie seiner im Original leicht schwingenden Schmissigkeit beraubt, stumpf durchgeprügelt und im Endeffekt vollkommen verstümmelt. Ein unschöner Exitus, auch für das Album. Dabei zeigt 'Between Two Worlds' auf, dass, so man denn will, es auch gefühlvoll geht. Weitere Recken: 'Any Means Necessary', 'Hallowed Be My Name', 'Something For The Ages'. Breites Einfalltor dagegen: 'Bring The Hammer Down'. Insgesamt nur mittelprächtig und lediglich für beinharte Fans.
[Eike Schmitz]
Als seinerzeit das Debüt der schwedischen Senkrechtstarter erschien und ich in Wacken den ersten Liveauftritt HAMMERFALLs außerhalb Schwedens miterleben durfte, bin ich ziemlich auf die Band angesprungen. Das geb ich gerne zu. Es war Mitte der Neunziger einfach total erfrischend zu sehen, dass eine junge Band mit diesem Stil wieder richtig Erfolg haben konnte, und sie hat dazu noch erheblich mitgeholfen, den traditionellen Metal in einer schweren kommerziellen Krise wieder massenkompatibler zu machen. Doch Album für Album ließ meine Begeisterung für HAMMERFALL drastisch nach und nach "Renegade" war der Ofen endgültig aus. Die Schweden wurden mir zu vorhersehbar und zu schlagermäßig. Daran hat sich gar nicht mal allzu viel geändert, doch ich scheine mittlerweile genug Abstand zu dem einstigen Hype zu haben. Im Jahre 2009 hab ich irgendwie wieder Spaß daran, zuzuhören, wenn die Jungs mal mehr als deutlich ACCEPT ('Punish And Enslave'), mal TWISTED SISTER ('Life Is Low') und meistens sich selbst zitieren, ohrwürmelige Mitsinghymnen raushauen und Joacim Cans in seiner ureigenen Weise singt. Hier fällt auf, dass die Stimme des Frontmannes heute etwas kräftiger und weniger fragil klingt als früher. Das passt super zur knackigen Produktion, welche die Band auf "No Sacrifice, No Victory" auffährt. Zwar will ich die Scheibe nicht unbedingt gleich abfeiern, aber andererseits hatte ich seit 1998 nicht mehr so viel Spaß mit einem HAMMERFALL-Album, und das ist doch schon mal was, oder?
[Rüdiger Stehle]
Die Götheborger Ritter schlagen wieder zu und das mit einem programmatischen Titel: Kein Opfer, kein Sieg. Diese platte Wahrheit bekommt bei dem Werk, das HAMMERFALL hier abliefern, gleich eine ganz ungewollte Bedeutung. Denn von einem Sieg kann bei diesem Stück musikalischer Irrelevanz mitnichten gesprochen werden. HF karikieren mit dieser Platte nicht nur ihre wirklich lohnenswerten Scheiben aus den Anfangstagen - sei es "Legacy Of Kings" oder "Regenegade" - sondern ziehen in diesem kolossalen Abgesang auf ihre ehemaligen Fähigkeiten auch gleich jene Helden in den Dreck, die sie mit aller Macht und Gewalt zu zitieren versuchen. Und bei diesem Versuch bleibt es nämlich, denn ein Zitat ist entweder wörtlich oder paraphrasiert, im Falle HAMMERFALLs gelingt weder die Paraphrase noch hat man anscheinend den Mut, dann wenigstens direkt zu "covern". Die Grenzen, die sich die Band mittlerweile wohl selbst auferlegt hat, müssen mit Attributen wie kommerziell, soft und uninspiriert beschrieben werden. Und damit wären wir wieder beim Titel der CD: Kein Opfer, kein Sieg. Genau das ist hier passiert: Man geht auf Nummer sicher, versucht nicht, sich selbst zu übertreffen, und scheitert an der eigenen Belanglosigkeit. Kurz: Man bringt keine Opfer, an denen man vielleicht scheitern, vielleicht wachsen könnte, aber in jedem Fall gestärkt wird und verbaut sich dadurch den Weg zu einem guten Album. Schade, aber: Finger weg!
[Julian Rohrer]
Anhänger von traditionellem Heavy Metal war ich nie, doch HAMMERFALL hatten für mich zumindest in ihrer Frühphase einen gewissen Unterhaltungswert, und vor allem live machten sie richtig Laune - bis ich zu "Crimson Thunder"-Zeiten dann irgendwann keinen Bock mehr auf klischeetriefende Selbstbeweihräucherungshymnen hatte. Der Reiz des "Neuen" war weg. Drei Platten später gebe ich HAMMERFALL aus reiner Neugierde trotzdem eine neue Chance, nur um festzustellen, dass das "alles schon x Mal gehört"-Gefühl sich auch bei "No Sacrifice, No Victory" schnell wieder einstellt. Musikalische Opfer bringen die Schweden, die den traditionellen Heavy Metal sozusagen wiederbelebten, als gerade kein Hahn mehr danach krähte, gewiss keine mehr, und den Sieg werden sie vermutlich nur bei den Fans erringen, die ihnen bis heute die Treue gehalten haben. Was ihnen aber herzlich egal sein dürfte, denn sie leben ihr Leben ja entgegen aller Konventionen so, wie es ihnen gefällt, wie es im beschwingten 'Life Is Now' so schön heißt. Dieser Track gehört neben dem von massiven Chören geprägten Opener 'Any Means Necessary' (Höre ich da irgendwo das Wörtchen "überproduziert"?), dem stampfenden 'Hallowed Be My Name', dem für HAMMERFALL-Verhältnisse ungemein abwechslungsreichen 'One Of A Kind' und sogar der mit feinen Soli ausstaffierten obligatorischen "Hammer-Nummer" 'Bring The Hammer Down' zu den besseren Momenten der Scheibe, welche bei der über-pathetischen Ballade 'Between Two Worlds', dem uninspirierten Instrumental 'Something For The Ages' sowie dem überflüssigen THE KNACK-Cover 'My Sharona' (das haben PINK CREAM 69 auf "Thunderdome" besser hinbekommen) qualitativ deutlich einknickt. Und die Uptempo-Stücke der Band wie aktuell 'Legion' mochte ich eh noch nie wirklich leiden. Das größte Problem, dass HAMMERFALL inzwischen haben, ist, dass es Hunderte von traditionellen Heavy-Metal-Kapellen gibt, die das wahrscheinlich alles viel besser machen. Ergebene Fans werden dank des bewährten Strickmusters aber auch bei "No Sacrifice, No Victory" bedenkenlos zugreifen können.
[Elke Huber]
Neue HAMMERFALL, neuer Diskussionsstoff! War immer so, wird immer so bleiben. Ob nun true, untrue, Metal-Kindergarten oder die Heilsbringer überhaupt, so langsam sollte man HAMMERFALL, gleich welcher Meinung man geartet ist, für ihr Durchhaltevermögen schätzen und die Kompromisslosigkeit respektieren, mit der die Nordmänner schon seit Ewigkeiten die Szene heimsuchen. Irgendwie weiß man bei den True Metallern immer, was man serviert bekommt. Man zelebriert seine Marschroute bis zum Erbrechen, was in meinen Ohren qualitätstechnisch durchaus einen Standard hat, läuft sich aber leider auch langsam etwas ein. Zu selten wagen HAMMERFALL auch auf ihrem neuen Opus "No Sacrifice, No Victory" Experimente und beweisen damit wenig Mut zur Lücke. Songs wie der mega-oldschoolige Rocker 'Life Is Now' wirkt zwar im HAMMERFALL-Kontext etwas deplaziert, entfacht aber nach mehrmaligem Hören eine regelrechte Sucht nach mehr Melodien dieser Sorte. Das schert aus, das ist nicht typisch HAMMERFALL und gerade deshalb verflucht gut. Locker aus der Hüfte gezockt und mit geilen Harmonien durchsetzt. Warum nicht öfter mal? Klar, 'Punish And Enslave', 'Bring The Hammer Down', 'No Sacrifice, No Victory' und 'Hallowed Be Thy Name' (leichter EDGUY-Einschlag) schieben ordentlich und 'Something For The Ages', das hypermelodische, fast HELLOWEEN-mäßige 'Legion' und das richtig geile Instrumental 'Something For The Ages' fönen elegant über die Ziellinie, dennoch warte ich auf den Zeitpunkt, an dem HAMMERFALL beginnen, ihr von mir gefühltes Potential auszuspielen und sich nicht auf tausend mal gehörten Melodien auszuruhen. Beim nächsten Mal? Hoffentlich! Ansonsten gibt es nix groß zu mäkeln. Solide Scheibe, die im Backkatalog einen der vorderen Ränge einnehmen wird. Für Fans also ein gefundenes Fressen.
[Alex Straka]
HAMMERFALL hatten das große Glück, mit ihrem Debüt-Album "Glory To The Brave" zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der traditionelle Metal war damals nämlich am Boden zerstört, und niemand hätte gedacht, dass ein Quintett aus Schweden für die Wiederauferstehung sorgen könnte. Doch das ist zwölf Jahre her, und in der Zwischenzeit hat sich viel getan. HAMMERFALL haben beispielsweise fleißig weiterhin Alben veröffentlicht, an den Erfolg des Erstlings konnten sie jedoch nicht wieder anknüpfen. Aber wie heißt es doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und deswegen sind die Schweden nun mit ihrem inzwischen siebten Studioalbum am Start, und der Titel "No Sacrifice, No Victory" klingt ja schon mal recht vielversprechend - die Frage ist nur, wie viel Opfer ihnen der Erfolg wert war? Mit dem Opener 'Any Means Necessary' können HAMMERFALL jedenfalls sofort beeindrucken, denn immerhin warten sie hier bereits mit sämtlichen Markenzeichen der Band auf, und der Song bleibt aufgrund seines mitreißenden Refrains auch sofort im Ohr hängen. So dürfte es weitergehen - tut es aber leider nicht. Die Zutaten - aus den 80ern entliehene Gitarrenriffs treffen auf eingängige Melodien und mehrstimmige Chöre - passen zwar beispielsweise auch bei 'Life Is Now' oder 'Punish And Enslave', aber ganz so überzeugend wie zu Beginn kommen HAMMERFALL hier nicht mehr daher. Mit dem anschließenden 'Legion' können die Schweden nochmals Boden gut machen, und auch am Ende findet sich mit 'One Of A Kind' noch eine sehr gelungenes Stück Musik, das erfreulicherweise mal vom typischen Schema "HF" abweicht. Doch dazwischen finden sich einige Songs - wie beispielsweise die Ballade 'Between Two Worlds' oder die beiden Midtempo-Nummern 'Hallowed Be My Name' und 'No Sacrifice, No Victory' -, die zwar wirklich nicht schlecht sind, die man in der einen oder anderen Form von HAMMERFALL aber schon gehört hat. Mit 'Bring The Hammer Down' und der Cover-Version 'My Sharona' gibt es dann leider auch noch zwei eher mäßige Stücke, sodass das Fazit eher verhalten ausfällt. In Schulnoten ausgedrückt wäre es wohl eine "3+", und in Kaufempfehlungen ausgedrückt: Für Fans sicherlich keine Fehlinvestition; alle anderen sollten vorab jedoch lieber erstmal reinhören.
[Martin Schaich]
Jetzt wird's true. Eine der Bands, die ohne Zweifel den Metal nach dem Grunge gegen alle Zwänge und den Geschmäckern zum Trotz wiederbelebt haben, geht in die siebte Runde. Ihre Alben waren immer ein Wechselbad der Gefühle, denn den Spirit von "Glory To The Brave" konnte man nicht reproduzieren, dazu gehört auch die entsprechende Zeit. Und die ist vorbei. Aber zuletzt haben HAMMERFALL doch die Kurve ganz gut bekommen und auf dem ordentlichen "Threshold" ihren leider nicht allzu originellen Stil verfeinert. Auch "No Sacrifice, No Victory" erfindet die Band nicht neu, sondern tritt die ausgelatschte musikalische Rinne einfach noch etwas tiefer. Dabei ist das in eine fette Produktion eingebettete Songmaterial leider zumeist professionell, aber wenig aufregend ausgefallen. Die üblichen Helden-Ehre-Tralala Texte lümmeln sich auf wenig kantigen Riffs, und die kalkuliert klingenden Ohrwürmer sind sicher für den Gig ganz tauglich, bestehen aber den Alltagstest nicht. Speziell die ersten beiden Songs bilden einen denkbar schlechten Auftakt, da sie in den unteren Gütebereich der Lieder gehören, nur noch geschlagen durch den öden Titelsong. Das an SAXON erinnernde 'Punish And Enslave' ist dann ordentlich, und überhaupt, die Sachsen standen rifftechnisch häufig Pate, gesanglich auch nochmal in 'Hallowed By My Name'. Dazu einen ordentlichen Schuss ACCEPT, und fertig ist die neue HAMMERFALL. Das hat man alles bereits gehört, zugegeben nicht immer besser, aber einen Aha-Effekt darf man von HAMMERFALL wohl nicht mehr erwarten. Sie spielen ihren Stiefel runter und brechen nur zweimal aus: Im positiven Sinn bei dem Instrumental 'Something For The Ages', das an alte RAINBOW oder MALMSTEEN erinnert und den einzig bemerkenswerten Gitarrenauftritt des Albums enthält, und einmal negativ beim abschließenden 'My Sharona'-Cover. Das wurde ja auch erst drölfzigtausend Mal gecovert, und der Epic-Touch steht dem Track gar nicht. Unterm Strich: Unoriginell bis an die Grenze zur Langeweile, aber von Musikern gemacht, bei denen heute das Hirn regiert, wo bei "Glory To The Brave" noch das Herz ran durfte. Echte Profis also - das garantiert immerhin ein gewisses Mindestmaß an Qualität. Wem das reicht, bitte zugreifen.
[Frank Jäger]
- Redakteur:
- Martin van der Laan