Gruppentherapie: ONHEIL - "In Black Ashes"

03.07.2023 | 13:33

Ponytail Apocalypse Core macht Spaß!

Die nächste Gruppentherapie zu einer Veröffentlichung im Sommermonat Juni beschäftigt sich mit ONHEIL. Cheffe findet den angeschwärzten Highspeed Metal (andere Alternativen zur Stilbezeichnung werden in der Therapie genannt) gleich dreimal stark (zum Review). Rang vier im Soundcheck spricht auch für eine gute Allgemeinverträglichkeit. Doch es gibt auch Spielverderber...

Egal ob man es jetzt Melodic Black Metal oder Blackened Thrash Metal oder meinetwegen auch Ponytail Apocalypse Core nennen mag: ONHEIL aus dem schönsten und wichtigsten Land Europas bietet auf "In Black Ashes" genau das, was der Kummer gewohnte Metallurg dieser Tage einfach immer mal wieder braucht: voll auf die Zwölf gepflegt den Arsch voll. Hallelujah! Das ist jetzt weder sonderlich originell noch überbordend kreativ, aber trotzdem sehr wirkungsvoll. Man schaukelt und wippt und kopfschüttelt sich freudigen Herzens durch diese fallstrickfreie Platte und mag auch gar nicht so viel nachdenken dabei. Das ist einfach wohl mundende, schwarz getünchte Hausmannskost für den kleinen diabolischen Hunger zwischendurch. Gut, die einzelnen Songs kann man nicht wirklich auseinanderhalten, manchmal wirkt das Ganze eher wie ein Fingerübungsaufwärmprogramm für krasse Metaller, aber was soll's - Spaß macht es trotzdem. Ich trinke gerade das erste Bier des Tages zu 'Like Shadows In The Night' und ich merke kaum, dass es nur das schlechte, übrig gebliebene Bier von der letzten Geburtstagsparty ist, weil ONHEIL mich gnädig stimmt mit feinstem Melodic Blackened Feierbiest Thrash vom Fass. Kein weiteren Fragen, Euer Ehren. Rock'n'Roll!

Note: 7,5/10
[Martin van der Laan]

Vierzehn Jahre ist es her, dass mich ONHEIL mit dem Debütalbum "Razor" komplett begeistert hat. Diese Begeisterung konnte dann das folgende "Storm Is Coming" im Jahr 2014 nicht so ganz entfachen. Aber dennoch war ich sehr gespannt auf das, was neun Jahre später mit "In Black Ashes" kommen mag. Um es vorweg zu nehmen, ein ähnliches Feuer kann "In Black Ashes" nicht in mir auslösen, aber das wäre vermutlich auch zu viel erwartet, schließlich bin auch ich älter geworden und mein Musikgeschmack hat sich auch immer wieder gewandelt. Aber ich muss den Niederländern großen Respekt zollen, denn was sie hier liefern, ist fantastischer Melodic Black Metal, der mich nicht selten an NETHERBIRD erinnert. Der Opener legt die Messlatte gleich richtig schön hoch und so wirklich gerissen wird diese Latte von keinem anderen Song. Der Titeltrack kreiert eine schöne Atmosphäre und klingt gleichzeitig richtig schön heavy. Und da muss ich auch schon unserem lieben Thunderlaan widersprechen, denn ich finde schon, dass man die Songs sehr gut auseinanderhalten kann. Da sind die ersten drei Songs schon die perfekten Beispiele, denn hier klingt kein Song wie der andere. Aber egal, so lange die Scheibe auch bei ihm für gute Laune sorgt, hat ONHEIL offensichtlich alles richtig gemacht. Bei mir gibt's zwar keine totale Begeisterung, aber wie bei Martin ziemlich gute Laune.

Note: 8,0/10
[Mario Dahl]


Ponytail Apocalypse Core – made my day. Wenn es diese Richtung tatsächlich jemals geben sollte, dann ist "In Black Ashes" ein Referenzwerk. Wie unser Kollege Martin schon aufzeigt, ist das sicherlich nicht die höchste Sterneküche, aber um bei diesem Vergleich zu bleiben, die wahrscheinlich beste Currywurst, die ich seit Jahren gegessen habe. Mit simpelsten Mitteln schaffen es die Jungs aus Holland, mich die kompletten 40 Minuten zu begeistern und hauen mit 'Like Shadows In The Night' und 'Bloodthirst' zwei Megahits aus dem Ärmel, welche so auf den Punkt komponiert wurden, dass man glauben könnte, da will jemand die Höchstnote. Diese Ambitionen werden vom intensiven Titeltrack und vor allem dem Albumabschluss 'Master Of Disease' (was für Gitarren!) noch massiv unterstützt. Da die restlichen drei Tracks dann zwar nur noch sehr gut sind, wird es zwar vorerst noch nichts mit dem ganz großen Ausrufezeichen, aber für saustarke neun Punkte reicht es trotzdem in Summe bei mir. Nach unserer Notenskala bekommt ein Album nämlich so viele Punkte, wenn es dafür sorgt, dass man mitsingt/tanzt/zuckt. Und bei "In Black Ashes" treffen bei mir tatsächlich auch alle drei Faktoren zu. Wer also mal wieder auf der Suche nach einer richtig snackable Partyscheibe aus dem Bereich Black/Death-Metal ist, der muss ONHEIL eine Chance geben.

Note: 9,0/10
[Stefan Rosenthal]

Mir bleibt nicht viel anderes übrig, als mich in die bislang durchwegs positiven Einschätzungen der Herren Kollegen einzureihen, denn auch wenn ich zuvor nicht allzu viel Kontakt mit dem Schaffen der Band hatte, so vermag es ONHEILs Drittling doch aus dem Stand, mich für die Band einzunehmen. Schon mit dem traditionellen Stilmix aus Black und Thrash Metal ist natürlich direkt eine gute Wahl getroffen, wenn auch eine nicht allzu selten anzutreffende. Um also dem gefürchteten Verdikt zu entgehen, generisch gut zu sein, aber keine besonders individuelle Note mitzubringen, muss es einer Band gelingen, besondere Akzente zu setzen. Diese Voraussetzung bringen die Südholländer tatsächlich mit, denn auch wenn sie natürlich eine Zielgruppe ansprechen dürften, die sich in etwa von DESASTER über AURA NOIR bis hin zu DARK FUNERAL erstreckt, schaffen sie es doch, sich hinreichend von vergleichbaren Truppen abzugrenzen. Dies gelingt vor allem durch die in besonderem Maße melodische Gitarrenarbeit, die durchaus auch ein bisschen gen finnischen und schwedischen Black Metal und Melodic Death Metal schielt, und so entstehen hier und da Melodiebögen und Hooks, die mich an SUIDAKRA oder ...AND OCEANS denken lassen. Ein bisschen zu fröhlich für den allzu griesgrämigen Schwarzwurzler mag die Melodieführung des Werks vielleicht sein, doch ich finde, dass es gerade diese ungestüme positive Energie ist, welche die Hooks von "In Black Ashes" unwiderstehlich macht. Daneben tragen auch Produktion, Artwork und Amoks blitzsauber artikulierte, giftige Vocals zu einem rundum gelungenen Gesamtbild bei.

Note: 8,0/10
[Rüdiger Stehle]

Und jetzt noch die drei Cent von einem, der in diesem Stil weniger zu Hause ist: Jawohl, die Kollegen haben recht. Die Mucke fetzt! Die Energie ist da, die Luftgitarre wird aufgeblasen, das Bier kalt gestellt. Besonders mag ich die melodischen, dem "allzu griesgrämigen Schwarzwurzler" aber vermutlich zu fröhlichen Gitarrenleads, wie Rüdiger anmerkt. Es ist aber wie so oft bei Uptempo-Musik mit Krächzgesang. Viel bleibt nicht hängen, unter der Oberfläche wird nicht gekratzt und irgendwie ist es egal, ob dazu jetzt ONHEIL oder ein anderer Name auf dem Display steht. Hier würde ich mich dann auch von den Kollegen etwas abgrenzen wollen. Einfach nur "Spaß beim Hören" ist noch lange nicht "gut". Oder anders gesagt: Für die Gruppentherapie hinein lauschen bockt, kaufen würd ich mir das aber niemals.

Note: 6,5/10
[Thomas Becker]

Redakteur:
Thomas Becker

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