Gruppentherapie: PROCESSION - "Destroyers Of The Faith"

17.11.2010 | 07:51

Selten war sich die Redaktion so einig wie im Falle von der chilenischen Doom-Newcomer PROCESSION. "Destroyers Of The Faith" ist vielleicht das beste Doom Album des Jahres geworden.


Die Chilenen von PROCESSION haben schon auf dem 2009er KIT voll überzeugt. Das Trio hat es auf der Bühne mit erhabenen Riffs und großartigem Gesang schnell geschafft, mich zu faszinieren. Und "Destroyers Of The Faith" lässt sich eigentlich genau auf diese erhabenen Riffs und den großartigen Gesang reduzieren. Dabei orientieren sich die Südamerikaner noch am ehesten an BLACK SABBATH und SOLITUDE AETURNUS. Das Tempo wird nur selten und dann auch nicht zu stark angezogen. Power-Metal-Songs wie von CANDLEMASS sucht man hier vergebens. Die zerbrechliche Dauerzeitlupe von WARNING gibt es aber auch nicht. Stattdessen platziert man sich im perfekten Schneidersatz zwischen diese Pole, sorgt vor allem mit einem durchdringenden Rhythmusteppich dafür, dass der Nacken in Bewegung bleibt und haut mit 'Destroyers Of The Faith', 'Chants Of The Nameless' und dem in einem ebenso simplen wie grandiosen Finale mündenden 'White Coffin' die drei besten Doom-Songs des Jahres raus. Überhaupt toppen PROCESSION in ihrem Genre in diesem Jahr alles. Das hier sind 46 Minuten epischer Doom Metal wie er sein soll. Viel besser geht es nicht.

Note: 9,0/10

[Peter Kubaschk]

Eine mir völlig unbekannte Band schafft es mit einem lockeren Hops auf Treppchen des Novembers. Da sieht man mal wieder, man kann alt werden wie 'ne Kuh und lernt immer noch dazu. Aber zurück zum Album: Warum haben die Chilenen - ja, Metalexoten sind sie auch noch - es eigentlich geschafft, was bieten sie denn Neues? Na, eben gar nichts. Mit einem Fuß fest im traditionellen Metal, mit dem anderen auf den Schultern des Doom, so bahnen sich unnachgiebig alle sechs Songs den Weg durch die meisten Veröffentlichungen des Jahres 2010, um in die erste Reihe zu kommen. Dieser klassische Stoff, der obendrein mit einer äußerst passenden, trockenen Produktion ausgestattet ist, die genauso reduziert rüberkommt wie die Lieder, dürfte eigentlich jeden Metaller erfreuen. Dazu kommt die großartige Stimme Felipe Kutzbachs (der heißt wirklich so), und wir haben das beste mir bekannte Doom-Metal-Album des Jahres, quasi das, was die letzte CANDLEMASS 2009 war. Im Vergleich sind PROCESSION dann doch noch etwas mehr Doom, aber das sind Feinheiten. Jeder, der das besagte 2009er Album hat, sollte sich auch von den Südamerikanern den Glauben zerstören lassen!

Note: 8,5/10
[Frank Jaeger]


Als vor einem Jahr über Iron Kodex die Debüt-EP "Cult Of Disease" erschien, galten die chilenischen Doomköpfe als eine der großen Hoffnungen im Bereich des Dooms epischer Spielart, und auch einzelne Auftritte in der alten Welt nährten die hoch gesteckten Erwartungen der Gemeinde für das kommende Debütalbum. Dass es kurz darauf zu Umbesetzungen kam und lediglich Frontmann und Gitarrist Felipe Plaza Kutzbach verblieb, mag kurz für ein erschrecktes Zucken gesorgt haben, doch das erste vollständige Studioalbum, welches nun über Doomentia und High Roller in die Läden gestellt wird, zerstreut alle Bedenken, denn ohrenscheinlich ist es Felipe, der den Sound der Band bestimmt und dafür sorgt, dass die Fans der EP auch mit dem neuen Album voll auf ihre Kosten kommen werden. Dass dabei ein alter Song neu eingebunden wurde, stört kein bisschen, ist 'The Road To The Gravegarden' doch ein echtes Juwel in Sachen doomiger Tonkunst. Tonnenschwere Riffs treffen auf erhabenen Gesang, eingebunden in lange, elegische Kompositionen, denen es jedoch niemals an Nachvollziehbarkeit und den nötigen Hooks mangelt. Dieses Rezept geht auch bei neuen Stücken wie 'Chants Of The Nameless' mit seinem monumentalen Einstieg und 'White Coffin' voll auf, und so sind die Chilenen heute fraglos zur Speerspitze dieses Genres zu zählen.

Note: 9,0/10
[Rüdiger Stehle]

PROCESSION aus Chile brauchen gar keinen Exoten-Bonus, auch so stecken sie den Großteil der aktuellen Doom-Scheibletten mit ihrer Wuchtbrumme "Destroyers Of The Faith" locker in die Tasche. Hier wird toller schwerer Slomo-Doom zelebriert, der beinahe gänzlich ohne zwischenzeitlichen Galopp auskommt (obwohl der flotte Beginn des Titeltracks auch sehr viel Spaß macht), dafür aber stets episch und erhaben aus den Boxen dröhnt. Die minimalistischen Riffmonster fräsen sich vor allem deshalb so zielsicher und nachhaltig ins Hirn, weil sie neben dem Verzicht auf jeglichen überflüssigen Tinnef mit etlichen Gänsehautmelodien untermalt sind, die das Ganze erst so richtig düster und stellenweise regelrecht bedrückend werden lassen. Lediglich der Gesang offenbart hin und wieder ein paar kleinere Schwächen, den hätte ich mir ein bisschen kraftvoller und weniger gepresst gewünscht. Allerdings ist bemerkenswerterweise beim mit Abstand ergreifendsten Stück 'Chants Of The Nameless' auch die Gesangsleistung durchweg gelungen. Diese Nummer ist ganz großes Kino - PROCESSION ist hier mit einer solch einnehmenden epischen Atmosphäre und beinahe hypnotischen Eingängigkeit eine fesselnde Hymne geglückt, wie man sie mit diesem Maß an faszinierender Emotionalität nur sehr selten zu hören bekommt. Beautiful and monstrous.

Note: 9,0/10

[Stephan Voigtländer]


Getragenen und massiven Doom Metal bieten die Südamerikaner PROCESSION mit "Destroyers Of The Faith" auf. Und diesen in einer Qualität, die man nicht alle Tage dargeboten bekommt. Eine getragene Epik kennzeichnet die hymnenhaften, opulent langen Titel der Doomster. Dabei gelingt es PROCESSION, trotz spielerisch eher zurückhaltend instrumentierter Stücken eine bemerkenswert fesselnde Atmosphäre aufzubauen, die Garant für ein langes Hörvergnügen bietet. Alleine der ausgezeichnete Track 'Chants Of The Nameless' würde für sich betrachtet fast schon den Kauf dieser Scheibe rechtfertigen. Zehn Minuten feinster, epischer Doom bietet diese Nummer. Auch die übrigen Lieder dieses Debütalbums (!) sind keinen Deut weniger fesselnd. Bei 'Destroyers Of The Faith' darf das gemächliche Mähnenschütteln des Öftern sogar wilderen Kopfbewegungen weichen. So habe ich das gerne! "Destroyers Of The Faith" ist eine Pflichtübung für alle, die klassischen Doom Metal mit Klasse mögen - gleichgültig, ob ihr nun auf alte BLACK SABBATH, CANDLEMASS, THE GATES OF SLUMBER oder REVEREND BIZARRE (R.I.P.) steht.

Note: 8,5/10
[Martin Loga]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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