Gruppentherapie: SATYRICON - "Satyricon"
25.09.2013 | 13:53Satyr und Frost beschreiten auf "Satyricon" neue musikalische Pfade. Wie das ankommt, klärt die Gruppentherapie
Als ob der September noch nicht mit genügend starken Releases aufwarten könnte, erscheint in diesem Wonnemonat auch die neue SATYRICON. Wer die Band auch nach ihren 90er-Referenzwerken verfolgt hat, wird kaum ein typisches Schwarzmetall-Album erwarten. Und so gefällt vor allem unseren Nicht-Blackies "Satyricon" ziemlich gut. Ich habe auch viel Freude an der Scheibe, und dennoch bin ich etwas von mir selbst überrascht, dass am Ende "nur" 8 von 10 Punkten unter dem Strich stehen. Zwei Dinge hätten das sehr leicht ändern können. Zum einen die Sprache. Wieso um alles in der Welt ist nur ein Song in der Muttersprache des Black Metal gesungen? 'Tro Og Kraft' ist das Highlight schlechthin, die Sprache gibt der Musik eine weitere Dimension und herrscht über Nummern wie 'Nocturnal Flare' oder 'Walker Upon The Wind'. Da wäre auf Albumlänge sicherlich ein ganzer Punkt mehr drin gewesen. Das zweite Manko ist für mich der Gesang, der hätte abwechslungsreicher ausfallen müssen. Die beiden zuletzt genannten Songs und die (starke) Nummer 'Our World, It Rumbles Tonight' weisen in dieser Hinsicht keinerlei Variation auf, auch wenn 'Walker Upon The Wind' etwas grimmiger daherkommt. Mit 'Nekrohaven' ist dagegen ein richtiger Hit vorhanden, der die Bewertung wieder in den 8er-Bereich drückt und öfter gehört werden möchte. Neben den individuell nicht gänzlich hochklassigen Songs ist es aber vor allem die Stimmung des Albums, die es so interessant macht und mich gleich am Tag der Veröffentlichung in den Plattenladen getrieben hat. Deshalb attestiere ich dieser Scheibe gehöriges Potenzial in der Langzeitwirkung, die sich in diesem Über-Monat einfach noch nicht entfalten konnte und belasse es vorerst bei dieser Wertung.
Note: 8,0/10
[Nils Macher]
Obwohl ich mich selbst nicht zu der Black-Metal-Fraktion unserer Redaktion zähle, bin ich ein großer Anhänger von mitreißender, schwarzmetallisch angehauchter Authentizität, die SATYRICON heuer auf ihrem selbstbetitelten Werk in jeder einzelnen Faser versprüht. "Satyricon" ist bitterböse, äußerst atmosphärisch, homogen und kommt mit vielen pechschwarzen Ideen daher. So macht das neue Scheibchen von der ersten bis zur letzten Sekunde enormen Spaß und präsentiert SATYRICON abermals auf dem Zenit ihres bitterbösen Schaffens. Die erdige, etwas kantige Produktion tut dabei ihr bestes, um die eigentlichen Songs in vollster Pracht erstrahlen zu lassen. Obwohl das Zeitalter Neros schon heiße Eisen im Feuer hatte, setzen Satyr und Frost ihrem Schaffen die Krone auf. 'Phoenix', 'The Infinity Of Time And Space', das Highlight 'Tro Og Kraft' und 'Our World, It Rumbles Tonight' halten das Zepter Satyrs empor und verbinden spielend leicht Abwechslung und Finsternis. So entpuppt sich "Satyricon" rasch als Referenz für Blackies in diesem Sommer, auch wenn die Temperaturen zur frostigen Aura des Albums nur bedingt passen.
Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]
Nee, nee, Freunde, das kann ich einfach nicht glauben. Das soll dieselbe Band sein, die einst pechschwarze Boshaftigkeiten wie "Nemesis Divina" ausgespuckt hat, dieselbe Band, die großartige Wut-Hymnen wie 'Repined Bastard Nation' komponiert hat? Und ihr nickt dieses langweilig vor sich hin plätschernde Rumgeplänkel auch noch alle wohlwollend ab oder feiert es sogar als mutigen großen Wurf? Excusez-moi, da mache ich nicht mit! "Satyricon" ist in meinen Augen nichts anderes als eine uninspirierte Ansammlung monotoner Ödnis. Man muss ja Angst bekommen, dass die Band beim Spielen nicht einschläft. Soll das etwa atmosphärisch sein oder post-irgendwas? Da war mir der oft kritisierte Easy Listening Black'n'Roll der Sorte 'Black Crow On A Tombstone' doch deutlich lieber. Ich habe "Satyricon" ja mehrere aufrichtige Chancen gegeben, aber da wächst auch nichts mit der Zeit. Schnarchnasige Schlummernummern wie 'Nocturnal Flare' nutzen eher noch weiter ab, und das gruselige Nick Cave-Worshipping von 'Phoenix' lässt mich die Erfindung der Skip-Taste preisen. Würde dieses Album in der zweiten Halbzeit mit starken Songs wie 'Walker Upon The Wind' oder 'Ageless Northern Spirit' nicht doch noch mal Fahrt aufnehmen und mehr Zug zum Tor entwickeln, könnte man es auch gleich aus dem Fenster werfen. Fazit: Das ist unterm Strich viel zu wenig für eine früher mal ästhetisch einzigartige und wichtige Band wie SATYRICON. Bei Metal Archives schreibt ein empörter User "Bob Seger with raspy vocals" über sein Abkotz-Review. So weit will ich nicht gehen, die Richtung stimmt aber leider. Schade!
Note: 5,5/10
[Martin van der Laan]
Wieder eine von Rüdigers Kreisch-Kapellen, bei denen ich erst Ausschlag und dann Ohrenpilz kriege, nehme ich an, "Extrem-Metal aus Norwegen". Wird also wieder mal ein Elch hinter der Birke angestochen? Doch dann stellt sich SATYRICON auf dem selbstbetitelten Album als weder Pilz- noch Ausschlagkapelle, sondern als großartige, atmosphärisch dichte und vielschichtige Band heraus, die sogar experimentierfreudig ist. Selbst der Sänger ist wirklich stark, wenn er blackmetallisch singt, kann man ihn noch verstehen, und es kommt mehr heraus als einförmiges Krächzen. Aber noch besser ist, dass er sich nicht nur auf diesen Gesangsstil beschränkt, sondern seine Stimme vielseitig einsetzt und auch Klargesang wie in 'Phoenix' oder Sprechgesang wie in 'The Infinity Of Time And Space' integriert. "Satyricon" ist ein Album, das besonders am Stück beeindruckt und auf Spannung und Abwechslung setzt. Wenn ich schon solchen Gesang mag, muss der Rest der Welt ja wohl mal ein Ohr riskieren, oder? Jetzt widerlegen die Jungs mein schönes Norweger-Klischee-Vorurteil. Die sind halt doch böse.
Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]
So eine Aufregung. War ja fast zu erwarten, wenn die Bandbreite in der Band-Breite innerhalb unserer Redaktion so aufeinanderprallt. Und SATYRICON als Vertreter des norwegischen Black Metals ist der Zankkienapfel. Herausforderung, hab ich mir gedacht - und mitgemacht. Jenseits aller Black-Metal-Klischees der letzten 20 Jahre bin ich immer noch recht unbefangen, wie ich gerade bemerke. Hat die ABLAZE es eben doch nicht geschafft, mich abzuschrecken. Bei der letzten DARKTHRONE habe ich ja auch die Ohren angelegt. Um mal gleich ein wenig Licht zu liefern: Sivert Høyem heisst der Typ, der den 'Phoenix' gibt, er war der Sänger der Band MADRUGADA und hat 2004 auch eine schöne Soloplatte gemacht. MADRUGADA hat sich 2007 nach dem urplötzlichen Tod des Gitarristen Robert Burås aufgelöst. Aber hier soll es ja um die Band SATYRICON gehen, die im übrigen in ihrer Grundstimmung gar nicht so weit entfernt von MADRUGADA ist. Ganz weit im Norden auf seiner Insel ist der Sivert bestimmt an SATYRICON-Alben nicht vorbeigekommen, wahrscheinlich war das ein Jugendtraum, dem zum Duo geschrumpften Gerbhäuten die sonore Stimme zu borgen. Das meiste erledigen die Black Metaller natürlich allein und da ist mitnichten irgendein Geschrei dabei! Das fließt hier, das ist abwechslungsreich, variantenreich, fast schon erschreckend clever konzeptionell durchkomponiert. Das gefällt mir: Leute aus dem Black Metal zehren sich nicht an den immer wiederkehrenden Motiven und Klischees aus, sondern zerren sich die Ausflüsse und Einflüsse anderer Musiken heran und verbinden die mit ihrer sprichwörtlichen Naturkraft. Ich habe zum Beispiel gerade gemerkt, wie mich das Schlagzeug in 'The Infinity Of Time And Space' ergriffen hat. Da passiert ja mal richtig viel. Rüdiger als Mahnerverwarner des neuen alten Black Metal hat ganz recht: Wenn diesem Album Zeit gegeben wird, dann kommt das durch die Vordertür, in aller Freundschaft, offenherzig und getragen von der Erfahrung sehr versierter Musiker. Abgehackter Daumen aufgehoben und hoch damit.
Note: 8,5/10
[Mathias Freiesleben]
Note: 8,0/10
[Nils Macher]
Obwohl ich mich selbst nicht zu der Black-Metal-Fraktion unserer Redaktion zähle, bin ich ein großer Anhänger von mitreißender, schwarzmetallisch angehauchter Authentizität, die SATYRICON heuer auf ihrem selbstbetitelten Werk in jeder einzelnen Faser versprüht. "Satyricon" ist bitterböse, äußerst atmosphärisch, homogen und kommt mit vielen pechschwarzen Ideen daher. So macht das neue Scheibchen von der ersten bis zur letzten Sekunde enormen Spaß und präsentiert SATYRICON abermals auf dem Zenit ihres bitterbösen Schaffens. Die erdige, etwas kantige Produktion tut dabei ihr bestes, um die eigentlichen Songs in vollster Pracht erstrahlen zu lassen. Obwohl das Zeitalter Neros schon heiße Eisen im Feuer hatte, setzen Satyr und Frost ihrem Schaffen die Krone auf. 'Phoenix', 'The Infinity Of Time And Space', das Highlight 'Tro Og Kraft' und 'Our World, It Rumbles Tonight' halten das Zepter Satyrs empor und verbinden spielend leicht Abwechslung und Finsternis. So entpuppt sich "Satyricon" rasch als Referenz für Blackies in diesem Sommer, auch wenn die Temperaturen zur frostigen Aura des Albums nur bedingt passen.
Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]
Nee, nee, Freunde, das kann ich einfach nicht glauben. Das soll dieselbe Band sein, die einst pechschwarze Boshaftigkeiten wie "Nemesis Divina" ausgespuckt hat, dieselbe Band, die großartige Wut-Hymnen wie 'Repined Bastard Nation' komponiert hat? Und ihr nickt dieses langweilig vor sich hin plätschernde Rumgeplänkel auch noch alle wohlwollend ab oder feiert es sogar als mutigen großen Wurf? Excusez-moi, da mache ich nicht mit! "Satyricon" ist in meinen Augen nichts anderes als eine uninspirierte Ansammlung monotoner Ödnis. Man muss ja Angst bekommen, dass die Band beim Spielen nicht einschläft. Soll das etwa atmosphärisch sein oder post-irgendwas? Da war mir der oft kritisierte Easy Listening Black'n'Roll der Sorte 'Black Crow On A Tombstone' doch deutlich lieber. Ich habe "Satyricon" ja mehrere aufrichtige Chancen gegeben, aber da wächst auch nichts mit der Zeit. Schnarchnasige Schlummernummern wie 'Nocturnal Flare' nutzen eher noch weiter ab, und das gruselige Nick Cave-Worshipping von 'Phoenix' lässt mich die Erfindung der Skip-Taste preisen. Würde dieses Album in der zweiten Halbzeit mit starken Songs wie 'Walker Upon The Wind' oder 'Ageless Northern Spirit' nicht doch noch mal Fahrt aufnehmen und mehr Zug zum Tor entwickeln, könnte man es auch gleich aus dem Fenster werfen. Fazit: Das ist unterm Strich viel zu wenig für eine früher mal ästhetisch einzigartige und wichtige Band wie SATYRICON. Bei Metal Archives schreibt ein empörter User "Bob Seger with raspy vocals" über sein Abkotz-Review. So weit will ich nicht gehen, die Richtung stimmt aber leider. Schade!
Note: 5,5/10
[Martin van der Laan]
Wieder eine von Rüdigers Kreisch-Kapellen, bei denen ich erst Ausschlag und dann Ohrenpilz kriege, nehme ich an, "Extrem-Metal aus Norwegen". Wird also wieder mal ein Elch hinter der Birke angestochen? Doch dann stellt sich SATYRICON auf dem selbstbetitelten Album als weder Pilz- noch Ausschlagkapelle, sondern als großartige, atmosphärisch dichte und vielschichtige Band heraus, die sogar experimentierfreudig ist. Selbst der Sänger ist wirklich stark, wenn er blackmetallisch singt, kann man ihn noch verstehen, und es kommt mehr heraus als einförmiges Krächzen. Aber noch besser ist, dass er sich nicht nur auf diesen Gesangsstil beschränkt, sondern seine Stimme vielseitig einsetzt und auch Klargesang wie in 'Phoenix' oder Sprechgesang wie in 'The Infinity Of Time And Space' integriert. "Satyricon" ist ein Album, das besonders am Stück beeindruckt und auf Spannung und Abwechslung setzt. Wenn ich schon solchen Gesang mag, muss der Rest der Welt ja wohl mal ein Ohr riskieren, oder? Jetzt widerlegen die Jungs mein schönes Norweger-Klischee-Vorurteil. Die sind halt doch böse.
Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]
So eine Aufregung. War ja fast zu erwarten, wenn die Bandbreite in der Band-Breite innerhalb unserer Redaktion so aufeinanderprallt. Und SATYRICON als Vertreter des norwegischen Black Metals ist der Zankkienapfel. Herausforderung, hab ich mir gedacht - und mitgemacht. Jenseits aller Black-Metal-Klischees der letzten 20 Jahre bin ich immer noch recht unbefangen, wie ich gerade bemerke. Hat die ABLAZE es eben doch nicht geschafft, mich abzuschrecken. Bei der letzten DARKTHRONE habe ich ja auch die Ohren angelegt. Um mal gleich ein wenig Licht zu liefern: Sivert Høyem heisst der Typ, der den 'Phoenix' gibt, er war der Sänger der Band MADRUGADA und hat 2004 auch eine schöne Soloplatte gemacht. MADRUGADA hat sich 2007 nach dem urplötzlichen Tod des Gitarristen Robert Burås aufgelöst. Aber hier soll es ja um die Band SATYRICON gehen, die im übrigen in ihrer Grundstimmung gar nicht so weit entfernt von MADRUGADA ist. Ganz weit im Norden auf seiner Insel ist der Sivert bestimmt an SATYRICON-Alben nicht vorbeigekommen, wahrscheinlich war das ein Jugendtraum, dem zum Duo geschrumpften Gerbhäuten die sonore Stimme zu borgen. Das meiste erledigen die Black Metaller natürlich allein und da ist mitnichten irgendein Geschrei dabei! Das fließt hier, das ist abwechslungsreich, variantenreich, fast schon erschreckend clever konzeptionell durchkomponiert. Das gefällt mir: Leute aus dem Black Metal zehren sich nicht an den immer wiederkehrenden Motiven und Klischees aus, sondern zerren sich die Ausflüsse und Einflüsse anderer Musiken heran und verbinden die mit ihrer sprichwörtlichen Naturkraft. Ich habe zum Beispiel gerade gemerkt, wie mich das Schlagzeug in 'The Infinity Of Time And Space' ergriffen hat. Da passiert ja mal richtig viel. Rüdiger als Mahnerverwarner des neuen alten Black Metal hat ganz recht: Wenn diesem Album Zeit gegeben wird, dann kommt das durch die Vordertür, in aller Freundschaft, offenherzig und getragen von der Erfahrung sehr versierter Musiker. Abgehackter Daumen aufgehoben und hoch damit.
Note: 8,5/10
[Mathias Freiesleben]
SATYRICON ist auch für mich persönlich ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Natürlich weiß ich, womit man die Band eigentlich als erstes in Verbindung bringt, und entsprechend verwirrt (und enttäuscht) war ich, als "Satyricon" die ersten zwei bis drei Male durch meine Hörer rauschte. Das ist kein norwegischer Black Metal, wie ich ihn kenne, mir vorstelle und hier erwartet habe. Stattdessen bekommt man einen nicht ganz klar definierbaren Mix aus schwarzmetallischen Elementen, Hard Rock und ein wenig klassischem Heavy Metal, der jedoch irgendwie originell und vor allem homogen klingt. Hat man sich einmal auf diesen Sound eingelassen, kann man durchaus feine Dinge entdecken: Und das sind primär schwarze, gut nach vorne rockende Songs mit atmosphärischem Anstrich. Herausstechen tun aus meiner Sicht das bereits angesprochene 'Phoenix' (mit Klargesang) und das darauf folgende 'Walker Upon The Wind' (mit ausgepacktem Knüppel). Die restlichen Lieder besitzen ein ähnliches Soundgewand, wobei vor allem die Vocals von Satyr einen großen Wiedererkennungswert darstellen: Markant, düster und doch gut verständlich. Der von Nils angesprochene Mangel an Variationen ist wohl zutreffend, fällt aus meiner Sicht jedoch nicht wirklich ins Gewicht. Da stören mich eher die weiteren eingebrachten Stimmen, denn auch wenn diese durchaus Abwechslung bieten, passt fieses Geknurre, idealerweise auf norwegisch, hier einfach am besten. Somit bin ich von verwirrter Ablehnung mittlerweile bei interessiertem Hinhören angelangt. SATYRICON ist ein interessantes Album gelungen, das man so nicht alle Tage hört. Ich weiß nicht, wohin sich "Satyricon" noch entwickeln wird - möglicherweise auch wieder ins Negative -, jedoch steht eines fest: Langweilig geht anders.
Note: 7,5/10
[Oliver Paßgang]
Mein September-Soundcheck im Schnelldurchgang: Fideldidel, aha DREAM THEATER, klingt wie immer toll. Sabberrööööhr, aha DEMONICAL, Schwedendeath, na ja. Schrubba-Schrubba, aha Thrashmetal, ONSLAUGHT, passt. Schrammelschredderkreisch, oha ISVIND, passt zum Namen. Aber nanu, was ist denn das? Geiler Klampfensound, wow, selten so gehört, lauter gedreht, verliebt. Und das ist was? SATYRICON? Bitte? SATYRICON. Aggressiver, aber klar artikulierter Gesang. Total grimmig aber dennoch in den Ohren wohlig. Geht das? Geht. 'Our World, It Rumbles Tonight': Ein Black-Metal-Ohrwurm? Geht das? Geht. Martin, eine Wut-Hymne willst Du? Aber das ist doch eine! Oder 'Walker Upon The Wind'. Monotone Ödnis? Du verwechselst hier wohl die CDs. Hat iTunes die durcheinandergebracht? Da steht bei mir RUINS OF BEVERAST drauf. Seltsam. Und wie kann man nur 'Phoenix' nicht mögen? Der Gesang von Sivert Høyem geht mir tief unter die Haut. Das ist der beste Song des Albums, nein, des Soundchecks, vielleicht sogar des Jahres. Ich kann mich daran nicht satthören! Allein deswegen muss man "Satyricon" als Fan dunkler Musik haben. Alles andere auf "Satyricon" ist jedoch ebenfalls bockstark, abseits von jeder Schublade, und wirkt vom ersten bis letzten Ton perfekt in Sachen Dramaturgie durchkomponiert. Also ist "Satyricon" auch als Album ein Highlight!
Note: 9,0/10
[Thomas Becker]
Ganz offensichtlich haben wir hier wieder so ein Album, das einem zeigt, wie unterschiedlich der Zugang einzelner zu Black Metal ist. Ich für meinen Teil höre ihn fast täglich, dabei ist meine Noweger-Phase (erschreckenderweise) aber schon eine ganze Weile her. Umso schöner, dass man sich direkt heimisch fühlen kann. Nein, dieses Album beginnt und endet nicht in Überschall-Geschwindigkeit und auch dazwischen tut sich nicht viel Generisch-Schwarzmetallisches, aber nichtsdestotrotz weiß ich einfach schon nach den ersten Tönen, dass ich hier einem Album aus Mutter Norwegen höre (ok, kann auch daran liegen, dass der erste Song 'Tro Og Kraft', wie schon erwähnt wurde, in der Landessprache verfasst ist). Aber in meinen Augen geht das doch etwas darüber hinaus. Man hört hier eine bestimmte Form von Melodieführungen und Harmonik, die auf mich Ur-norwegisch und damit auch ur-schwarzmetallisch wirkt, ähnlich, wie das auch der Fall mit diversen Finnen-Bands und der Art ihrer Musik ist. Man könnte also das neuste Opus des Herrn Wongraven einfach als "Norge Metal" bezeichnen, womit ich mir auch die Frage sparen könnte, ob das Black Metal ist oder nicht. Ist es aber doch sowieso, Punkt. Erstens, was soll es sonst sein? Und zweitens: Black Metal bietet genau diesen Raum an Entfaltungs-Möglichkeit wie kein zweites Metal-Genre und gerade SATYRICON hat das immer wieder bewiesen. Denn die Grundatmosphäre stimmt: dieses Album ist schwarz, bedrohlich und grimmig, wenn man der dunklen Seite der Macht nur verschiedene Schattierungen zugesteht . "Satyricon" hat Klasse und ist ein Grower, der mit der Zeit auch noch wachsen könnte. Anders als andere – und doch hat es mich ironischerweise daran erinnert, beizeiten mal wieder in das Heimatland des besten Genres, an die Wurzeln, von denen er sich so weit entfernt hat, zurückzukehren.
Note: 8,0/10
[Christian Schwarzer]
[Christian Schwarzer]
- Redakteur:
- Thomas Becker
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