Gruppentherapie: SKUNK ANANSIE - "The Painful Truth"

02.06.2025 | 22:59

Zuviel des Künstlers Kunst oder mehr als nur Skins Stimme?

Auch in der zweiten Therapie zum Mai bleiben wir transmetallisch. Im Gegensatz zu SLEEP TOKEN (zur Gruppentherapie) wird SKUNK ANANSIE aber von den meisten Redaktionsmitgliedern geschätzt. "The Painful Truth" bekommt satte achteinhalb Punkte von Timo und landet gar auf Platz 2 des Soundchecks. Doch auch hier gibt es Stimmen, die eher skeptisch mit der Tatsache umgehen, dass SKUNK ANANSIE in unserem Soundcheck vorkommt. Ob die Musik sie überzeugen kann?

Okay, die neue Scheibe von SKUNK ANANSIE stellt für mich eine Toleranzprobe dar. Tatsächlich habe ich mich anfangs gefragt, warum die Band in unserem Soundcheck landet, da ich sie bislang als Pop in rockigem Soundgewand abgespeichert hatte. Okay, so richtig kenne ich eigentlich nur den Song 'Hedonism (Just Because You Feel Good)'. Auch wenn die Nummer sehr poppig daherkommt, mag es ja sein, dass die Band ansonsten rockiger ist. Also lassen wir uns mal von "The Painful Truth" überraschen.

Aber was mir da ab dem Opener 'An Artist Is An Artist' in die Gehörgänge kommt, hat größtenteils mit meinem Verständnis von Rock sehr wenig zu tun. Gitarren muss man suchen. Man findet sie zwar zum Beispiel in 'Cheers', aber ansonsten hört man hier sehr viel elektronische Beats. 'Shoulda Been You' bietet in den Strophen einen Reggae-Beat, ehe im Refrain dann wieder die Gitarren übernehmen und tatsächlich einen Ohrwurm generieren. Definitiv ein Highlight auf "The Painful Truth"!

Aber weitere solche Highlights suche ich persönlich vergebens, so schmerzhaft die Wahrheit auch ist. So bleibt leider nur festzuhalten, dass das Ganze zwar an sich gut gemacht ist, letztendlich aber zum Großteil nicht dem entspricht, was ich gerne höre. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Stimme von Frontfrau Skin natürlich über jeden Zweifel erhaben ist und sie es durchaus versteht, selbst mich immer wieder mitzunehmen, was dem Album nochmal einen halben Bonuspunkt einbringt.

Note: 7,0/10
[Mario Dahl]

 

Ja, auch ich musste erst über die Teilnahme von SKUNK ANANSIE in unserem Soundcheck stutzen, doch war ich in Anbetracht des frischen Windes, den "The Painful Truth" in unseren Soundcheck weht, sehr erfreut. Neun lange Jahre gab es kein neues Album, doch über all die Jahre hat die Band nichts an ihren Signatures verloren: Das Songwriting geht gut ins Ohr, die Hooks sind Ohrwürmer vor dem Herrn und wenn der Alternative Rock dann doch bei allen Reggae- und Elektro-Spielereien heftig kräftig seine Machtposition demonstriert, entwickelt sich daraus ein richtiger Hit.

Zugegeben, nicht jeder steht den Experimenten so offen gegenüber und manchmal ist es dann doch zu viel des Guten, doch bevor man sich bei diesem Gedanken erwischt, bekommen Sängerin Skin und Co. die Kurve. "The Painful Truth" braucht einige Anläufe, gewiss, doch ertappt man sich danach Tage später noch beim Pfeifen einiger wirklich toller Melodien und Refrains. 'This Is Not Your Life', 'Shame' oder 'Shoulda Been You' seien als Beispiele genannt.

Note: 8,0/10
[Marcel Rapp]

 

SKUNK ANANSIE macht immer ganz gute Mucke. Da macht "The Painful Truth" keine Ausnahme. Die Songs sind intelligent komponiert, überraschen mit kleinen Gimmicks. Gezirpe, Klavier, Geklimper, ein Gitarrenstreich, Groove und der immer in dieser seltsamen Hochlage befindliche Gesang kreieren den besonderen, individuellen Sound dieser Combo. Aber: Manchmal tönt es mir gesangstechnisch wie zu sehr auf eine Stelle ausgerichtet, als ob ein Nagel immer die gleiche Stelle trifft, was mich irritiert, aber wohl als Stilmittel zu begreifen ist.

Mir gefallen die ruhigeren, nicht ganz so überdrehten Tracks am besten. 'Lost And Found' ist mein absoluter Fave, das Highlight des Albums. Danach geht es eruptiver, etwas stressiger zur Sache. Das Ganze ist trotz der gebotenen Qualität nicht restlos meine Welt, ich erkenne aber die Klasse der Band an. 'Shoulda Been You' bietet etwas Alternative Rock: Hier geht es trotz Tempo nicht überdreht zu - ein weiterer lässiger Song.

In 'Animal' geschieht das Gegenteil, der Chorus zwingt zum Skippen, zumindest mich. Von mir aus kann sie ihre ruhige Stimme führend einsetzen, die ganzen Ausbrüche gern auf Minimalmaß reduzieren. 'Meltdown' beschließt versöhnlich. Ganz gut, dennoch nicht mein Fall - geht sowas? SKUNK ANANSIE packt zu oft Hektik in das kreative Liedgut, das passt mir einfach nicht. Bin hin- und hergerissen. Andere werden es lieben, klar.

Note: 6,5/10
[Matthias Ehlert]

Ich liebe Skin einfach. Sie hat eine einzigartige Stimme, die du sofort erkennst. Ihr Gesang bewegt mich. Er ist in alle Richtungen emotional, hat eine außergewöhnliche Klangfarbe, die sicherlich nicht jedem gefällt, was bei nicht-konformen Stimmen halt immer der Fall ist. Ihre Tiefe und Zerbrechlichkeit, mit der sie mich packt, lyrisch berührt und durch ihre scheinbar dysfunktionale Welt führt, ist unangenehm grandios.

Leider kann die Musik der Briten da nicht ganz mithalten. Vom einstigen Alternative Rock ist heuer nur noch wenig übrig geblieben. Den Rock-Anteil musst du auf "The Painful Truth" fast schon mit der Lupe suchen. Das ist aber gar nicht schlimm, denn der poppige Grundsound ist durchaus schwer und wenn man denn unbedingt möchte, auch weiterhin "alternative". Das Problem damals wie heute ist jedoch, die Musik ist mir zu selten spannend genug um mich nachhaltig für die Band zu begeistern. Ich höre SKUNK ANANSIE, weil ich Skin zuhören, folgen und in den Arm nehmen möchte. Ich will mich von ihr anschreien, beleidigen und mir in den Arsch treten lassen.

Grundsätzlich sind mir die wilden, leicht punkigen Eruptionen meist etwas drüber, sodass es immer wieder gerade die ruhigeren, getragenen Momente sind, die mich fesseln. Wahrscheinlich, weil genau dann die ganze Palette an Emotionen der Frontfrau am besten funktioniert. Auf dem neusten Werk sind es daher vor allem 'Shame', 'Meltdown', 'Lost And Found' oder die James-Bond-Hommage 'My Greatest Moment', die mich begeistern. Die ruppigen Gegenpole machen das Album zwar zugegeben rund, sind somit notwendig, für mich aber nicht wirklich essentiell. Ein ordentliches Comeback mit einem gewohnten Mix aus Höhen und Tiefen.

Note: 7,5/ 10
[Chris Staubach]

 

Einfach gemacht hat es diese Band ihren Fans bisher selten. Noch schwieriger war es jedoch für all jene, die erst einmal versuchen mussten in den Klangkosmos der Band einzutauchen. Zu unkonventionell waren die Alben von SKUNK ANANSIE angelegt und ausgeführt, zu wenig Rücksicht nahm die Band auf irgendwelche Erwartungen. Von daher ist der Ohrwurm 'An Artist Is An Artist', mit dem die Formation ihr mittlerweile siebtes Album eröffnet, wohl auch als Programm zu betrachten. Und würde es auf "The Painful Truth" in ähnlicher Manier weitergehen, hätten sie sogar mich auf meine alten Tage noch zum Fan gemacht. Doch leider geht es im Verlauf der Spielzeit ähnlich zu, wie es in der Vergangenheit häufig der Fall gewesen ist.

Für mein Dafürhalten schlichtweg zu hektisch arrangierte und schräg angelegte Kompositionen prägen auch dieses Werk. Zwar ist erneut immenser Ideenreichtum zu bemerken, die Umsetzung jedoch trifft meine Geschmacksnerven nur selten. Zudem empfinde ich diverse Tracks als schlichtweg zu "unrockig" (wie etwa das experimentell-elektronische 'Cheers'), und kann mich nach wie vor nicht mit der teils schrillen, exaltierten Gesangsstimme von Skin anfreunden.

Aber Geschmäcker sind nun mal verschieden, weshalb für mich persönlich eine EP ausgereicht hätte. Auf dieser hätte ich mir neben dem erwähnten Opener auf jeden Fall das mit elegantem Reggae-Groove ausgestattete 'Shoulda Been You' (mit dezenter THE CLASH-Reminiszenz) und das tiefenentspannte 'Lost And Found' gewünscht. Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert, und ein "Künstler eben ein Künstler".

Note: 6,0/10
[Walter Scheurer]



Ich bin da ganz bei Marcel und freue mich, dass ich durch unseren brutal diversen Soundcheck auch einmal in eine SKUNK ANANSIE-Platte reinhören musste. Ansonsten wäre mir nämlich eine Pop-Rock-Perle wie "The Painful Truth" durchs Raster gegangen.

Neun Jahre nach dem letzten Album schafft es die Band nicht nur das vielleicht beste Album ihrer Karriere zu veröffentlichen, sondern den nahezu perfekten Dreifach-Spagat zwischen künstlerischem Anspruch, kommerziell tauglichen Hits und weiterhin bissiger lyrischer Credibility. Gleich der Opener und mögliche Signature-Track 'An Artist Is An Artist' verbindet diese drei Punkte kongenial miteinander und stellt die Weichen auf 10-Punkte-Meisterwerk.

In der Folge kann die Band dieses Level zwar nicht mehr ganz erreichen beziehungsweise halten, aber es gibt noch genug kleinere Highlights und jede Menge Feines zu entdecken. Ob nun ultra-moderne Rockmutationen, wie das pulverisierende 'This Is Not Your Life' oder 'Cheers' (wo ist der Song denn "unrockig", Walter?) - diese Stücke sind genauso catchy wie eine energische Nummer à la 'Shoulda Been You', welche das Thema Reggae auf ein neues Level hievt. Wenn dann, wie in 'My Greatest Moment', bestmögliche Popeinflüsse von WIDOW über TAYLOR SWIFT zu einem Kaleidoskop an Emotionen verwurstelt werden, bin ich geneigt beim Hören aufzustehen und einfach mal zu klatschen.

Und der Rest? Dafür gibt es ja Skin und ja, sie singt immer noch so fantastisch, wie zu 'Hedonism'-Zeiten und veredelt die restlichen Nummern, welche sich sonst eher zurückhaltend präsentieren, ebenfalls zu großartigen Tracks. Wenn ihr zwischen dem ganzen Metal-Wahnsinn nur für eine Platte am Tellerrand Platz haben solltet, dann sollte es "The Painful Truth" sein.

Note: 9,0/10
[Stefan Rosenthal]

Ich bin hier ein wenig bei Chris. Ich finde Skins Stimme nämlich ähnlich faszinierend, da ist es ehrlich gesagt ganz egal, welche Musik sich um diese herum abspielt. Und live ist SKUNK ANANSIE eh eine Bombe. Von daher sind sieben bis acht Punkte also schon von vornherein gebucht. Doch es wäre diesmal auch wieder viel mehr drin, wenn die Musik um Skins Stimme nur einen Tick rockiger und basischer wäre, zumindest ist das mein erster Eindruck; gerade läuft das arg verschwurbelte 'My Greatest Moment'.

Dennoch mache ich schnell Lieder aus, die ich gerne öfter hören würde, allen voran das schon von anderen benannte 'Lost And Found', das die Stimme zur vollen Blüte bringt, oder das etwas skurrile, aber saucoole 'Animal'. Alles andere, was mir am Herzen liegt, hat dann Stefan schon zu Papier gebracht, weshalb ich stark zu seiner Notenvergabe tendiere, aber vielleicht noch nicht ganz dort bin.

Note: 8,0/10
[Thomas Becker]

Redakteur:
Thomas Becker

Login

Neu registrieren