Gruppentherapie: SUBSIGNAL - "Touchstones"

29.09.2011 | 07:40

Feingliedriger Prog zum Wohlfühlen? Oder doch nur langatmiges Gedudel? "Touchstones", das zweite Werke der Progressive Rocker SUBSIGNAL, stößt nicht bei der gesammelten Belegschaft auf Begeisterung.


Die SIEGES-EVEN-Nachfolger haben den Dreh heraus, wie man ein feines und sanftes Gespür für einschmeichelnde Melodien mit progressiven Arrangements, feinen Gesangslinien und dennoch kompaktem Songwriting verflicht. So kommen die zwölf Stücke auf "Touchstones" ohne nennenswerte Längen aus, weil diese instrumentalen Meisterkönner darauf verzichten, ihre handwerklichen Fertigkeiten zu sehr in der Vordergrund zu rücken. Wer genau hin hört, der merkt ohne weiteres, dass hier die vertrackten, verspielten, verschachtelten und einfach nur faszinierenden musikalischen Konstruktionen an allen Ecken und Enden warten, doch sie sind bei SUBSIGNAL nie Selbstzweck. Wer die Parallele zu RUSH zieht, der liegt meines Erachtens richtig. Nach zwei eher ruhigen und sanften Stücken zu Beginn, wird jedoch bei 'Echoes In Eternity' auch kurzzeitig die Riffkeule ausgepackt, die mit den entspannten Passagen schön kontrastiert. Immer werden die Songs vom sehr klaren und bestechenden Gesang gekrönt. Die sich Morgentau gleich strahlend hervor tuenden Perlen der Gitarrenarbeit sind vor allem bei 'The Size Of Light On Earth' besonders zauberhaft. Ein dynamischer Riffer findet sich in 'As Dreams Are Made On', wo sich die massive Gitarrenwand schön mit elegischem Piano und sphärischen Synths ergänzt. Ja, manchmal dauert es etwas länger, bei mir, aber irgendwann merke schon auch ich, wenn eine Progband den Bogen heraus hat.

Note: 8,5/10
[Rüdiger Stehle]

Progressive Klänge, die Dritte. Vielleicht herrscht in diesem September-Monat für mich ein Übermaß an Prog-Elementen, besetzen gleich drei Truppen die einzelnen Treppchen-Positionen. Dass unsere geliebte Redaktion derweil ein Händchen für jene Sparte mit all seinen fantastischen Momenten und verträumten Passagen hat, zeigt sich nicht nur im 09-Soundcheck, sondern explizit beim aktuellen Schaffenswerk der Herren von SUBSIGNAL. Diese beinah schon Supergroup konnte schon vor rund zwei Jahren mit "Beautiful & Monstrous" punkten und setzt nun mit "Touchstones" auf das identische Erfolgsrezept. Wundervolle, zum Träumen und gleichzeitigem Rocken verleitende Klänge, die grundsätzlich bestens ankommen, in meinen etwas eigenwilligen Ohren jedoch nicht ganz zünden wollen. So fehlt Stücken wie 'Echoes In Eternity' oder 'My Sanctuary' trotz tollem Beginn der nötige Pfeffer, um auch bei mir in höheren Gefilden zu agieren. Dennoch heißt die Devise auch 2011 "Zurücklehnen – Musik aufdrehen – Augen schließen – den Gedanken und Träumen freien Lauf lassen". Und wenn dieses Rezept eine Truppe beherrscht, dann doch wohl SUBSIGNAL oder ehemals SIEGES EVEN. Und somit gebührt den Herren jene Ehre, die sich auch beim Anblick des Treppchens wiederspiegelt.

Note: 7,5/10
[Marcel Rapp]


DREAM THEATER, OPETH, PAIN OF SALVATION & REDEMPTION zum Trotz. Ich war auf kein anderes Werk so gespannt wie auf das neue SUBSIGNAL-Album, deren Debüt "Beautiful & Monstrous" noch immer eines der herausragenden Alben des Jahres 2009 ist. "Touchstones" entwickelt nun ein eigenes Bild, setzt im Verhältnis etwas vermehrt auf bratende Gitarren, lebt aber immer noch in erster Linie von der puren Schönheit, die bereits der Vorgänger ausstrahlte. Arno Menses ist ein famoser Sänger und Songs wie das brillante 'Finisterre' oder das mit weiblichen Gastvocals ausgestattete 'The Lifespan Of A Glimpse' dürften in meiner Jahres-Hitliste weit oben landen. Dass ausgerechnet der Titelsong etwas langatmig anmutet, ist der einzig nennenswerte Kritikpunkt und der Grund, warum "Touchstones" einen halben Zähler weniger einfährt als "Beautiful & Monstrous". Dennoch, der primus inter pares im Prog-Monat September heißt SUBSIGNAL. Toll.

Note: 9,0/10
[Peter Kubaschk]

Die Kollegenschaft spart nicht an Beifall für das aktuelle Album von SUBSIGNAL, das sich ohne weiteres einen Platz auf dem Treppchen der Soundcheck-Sieger sichert. Ein stückweit kann ich die teilweise große Euphorie meiner Soundcheck-Kollegen nachvollziehen, denn SUBSIGNAL präsentiert sich spielerisch als Top-Formation, die ihre Kunst durchaus in ansprechende, leichtfüßige Songs verpackt. Klasse ist auch die Leistung von Arno Menses am Mikro, der seine ausdrucksstarken und gefühlvollen Stimme den SUBSIGNAL-Stücken eine feine Note angedeihen lässt. Aber wie bereits auf dem Vorgängeralbum „Beautiful & Monstrous“ (2009) fehlt es weiten teilen der Stücke für meinen Geschmack an Härte. Obwohl das Scheibchen einige Riffs mehr als auf dem letzten Output auffährt, braten die Gitarren für meinen Geschmack viel zu selten wie beispielsweise im Eröffnungsteil von 'Echoes In Eternity', als dass ich den Wunsch hätte, dieses Werk häufig auf meinem Plattenteller rotieren zu lassen. Die Fans fluffiger Schöngeist-Musik und die Edelprog-Anhänger werden jetzt buhen und mit Steinen werfen, aber so sieht die Sache eben aus meiner Sicht aus. Das aktuelle REDEMPTION-Werk hingegen begeistert mich um einiges mehr. Aber dieser Umstand ist eben meinem persönlichen Gusto geschuldet. Die Zielgruppe kann hier im Prinzip blind zugreifen.

Note: 7,0/10
[Martin Loga]


SUBSIGNALs Neue verkörpert mich genau das, was ich an progressiv-verspielten Klängen nicht ab kann - nehmen wir nur mal die Auftaktnummer 'Feeding Utopia'. Der Song rückt die verträumte Melodie derart in den Mittelpunkt, dass eine Art "Grundrauschen", das alle Instrumente mit einbezieht, nur noch phasenweise zu erkennen ist. Und dann auch noch dieser "da dum di da da dum"-Gesang in der Mitte des Songs - ganz schön öde. Damit hat "Touchstones" schon mal einen schlechten Start hingelegt. Zugegeben, es bessert sich im weiteren Verlauf ein wenig, z.B. bei 'Echoes In Eternity', das mit etwas ruppigerem Riffing loslegt (endlich, möchte man erleichtert ausrufen). Doch so etwas ist selten auf diesem Album - deutlich häufiger verrennt man sich in den belanglosen, schwelgerischen, aber komplett ohne Prägnanz auskommenden Klanglandschaften. Die beteiligten Musiker haben sicherlich eine Menge auf dem Kasten, doch für mein Empfinden machen sie viel zu wenig daraus, denn alles in allem wirkt die Scheibe ein gutes Stück zu seicht und extrem glatt poliert - ein Effekt, der durch die verträumt wirkenden Kompositionen noch verstärkt wird. Kann man sich mal anhören, aber hängen bleibt davon eh nichts - was auch heißt, dass die gezückte Note tendenziell noch weiter sinken würde. Was SUBSIGNAL auf "Touchstones" gegenüber den anderen Prog-Releases dieses Monats besser (oder auch nur "gleich gut") gemacht haben sollen, will sich mir nicht erschließen.

Note: 6,5/10
[Stephan Voigtländer]

Redakteur:
Peter Kubaschk
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