Gruppentherapie: VEKTOR - "Outer Isolation"

29.12.2011 | 07:48

Die Soundcheck-Redaktion von POWERMETAL.de war sich noch nie so einig wie bei "Outer Isolation" der Amis VEKTOR. Grenzenloser Jubel für eine tief im Untergrund verwurzelte Band. Hier sagen wir euch, warum das Album jeder Metaller kennen sollte.

Neugierig lausche ich den ersten sanften Tönen dieser Band, die mir als VOIVOD-Klon angepriesen wurde. Ein Herzklopfen leitet eine getragene, düstere Akustikpassage ein und ich bin gleich gefangen ob der düsteren Schönheit dessen, was ich da höre. Das ist der beste Einstieg für einen Schöngeist wie mich in ein kompromissloses Metal-Gewitter! Denn so eingelullt gibt es nicht den Hauch einer Chance, dem zu entkommen was hier passiert. Hier wird meines Erachtens ein Exempel statuiert. VEKTOR breiten einem geflügelten Dämon gleich ihre Schwingen über sämtliche Bereiche des extremen Heavy Metals aus. Man nenne es Thrash, man nenne es Speed, man nenne es Black, man nenne es Death, VEKTOR ist alles in einem: ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Metal-Fan, der zumindest einmal in seinem Leben Spaß daran hatte, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, den Engel des Todes zu beschwören oder sieben Tore zur Hölle zu erkunden, VEKTOR nicht sofort in sein Herz schließen kann. VEKTOR haben die Leichtigkeit und Räudigkeit einer unbeschwerten Thrash-Metal-Bande Mitte der Achtziger und sie haben die chirurgische Präzision eines Seziermessers, mit der ihre Riffs und Melodien anno 2012 die Herzen alter sowie junger Metaller zerschneiden werden. Alles weitere über die Musik und die Band überlasse ich meinen Kollegen hier. Ich geh mal gepflegt bangen!

Note: 10/10
[Thomas Becker]


Nun, wer VEKTOR lediglich als VOIVOD-Klon abtut, wird beiden Bands absolut nicht gerecht. Der VOIVOD hat viele Schaffensphasen durchlaufen und war insgesamt viel experimenteller als der VEKTOR. Der VEKTOR hingegen geht noch sehr viel technischer ans Werk und liefert hier ein Riffgewitter ab, das in diesem Jahr seinesgleichen sucht. Dazu kommt der tierisch angepisste Gesang von David Disanto, der durchaus schwarzmetallische Wurzeln Verrät und der Band so auch die nötige Eigenständigkeit verpasst. Wer dann bei einem Song wie 'Cosmic Cortex' ruhig sitzen bleiben kann, hat definitiv kein Metal im Blut. Im Büro hat man mir den Genuss der Scheibe schon untersagt, weil meine Zuckungen den Raum erbeben lassen. Der Lärm stört dank der Kopfhörer ja nicht. Ganz klar, "Outer Isolation" dürfte jedem Freund von extremeren Klängen, die Kollege Thomas oben treffend zusammenfassst, herrlich reinlaufen. Bleibt zu hoffen, dass uns die Herren bald auch mal livehaftig beehren. Ich wollte schon immer mal mit der Kinnlade auf dem Boden headbangen.

Note: 9,0/10
[Peter Kubaschk]

Nur als VOIVOD Klon abtun? Wieso "nur"? Das ist doch mal ein ganz großes Kompliment! Aber ein Klon sind sie in der Tat nicht, wohl aber schimmern die großen Kanadier regelmäßig durch. Das liegt sowohl an den Arrangements als auch am Sound, der sich deutlich an der technischen Phase unserer geliebten Verrückten aus dem Ahornstaat anlehnen. Aber eine eigene Note hat VEKTORs "Killing Techn...", oh, sorry, "Outer Isolation" dann doch. So hätte ich zum Beispiel nie geglaubt, dass ich die Referenzen einmal als eingängiger bezeichnen würde, aber Fakt ist, dass VEKTOR schon vom Hörer verlangen, sich auf die Musik einzulassen. Klar, zappeln kann man da schon, aber statt rhythmisch kontrolliertem Headbangen sind es bei einigen Songs eher die Bewegungen eines Barfüßigen im Kaktusfeld, auch wenn man gleichzeitig den Refrain mitgrölt. Dieses Album muss man kennen. Dieses Album sollte man lieben. Man darf es aber auch zu seltsam finden.

Note: 8,5/10
[Frank Jaeger]

Kommt nicht häufig vor, dass eine noch recht junge Band bei einem alten abgebrühten Metal-Hasen wie mir gleich beim ersten Kontakt eine amtliche Maulsperre auslöst. Was VEKTOR hier auf "Outer Isolation" abliefern, lässt sich allerdings nur mit einem einzigen Wort beschreiben: Wahnsinn! Wenn es einen Pflichtkauf 2011 gibt, dann ist es der nahezu perfekt auf den Punkt gespielte, zu jeder Sekunde mitreißende und in ganz viel Herzblut getränkte Blackened Prog Thrash dieses begnadeten Quartetts aus Arizona. Die grandiosen, äußerst kreativen Riffs fräsen dem ekstatisch zuckenden Rezensenten mit einer atemberaubenden Präzision die Schädelecke weg. Die hoch dynamischen, ausgereiften und doch nie verkopft wirkenden Kompositionen zaubern ein seliges Lächeln in das von multidimensionalen Headbang-Mustern durchgeschüttelte Gesicht. Der heisere, mächtig angepisste und doch überaus prägnante Gesang verleiht dem Sound noch mal eine weitere ganz besondere Note. Pfeilschnelles, komplexes, irrwitziges Gemetzel fließt mit fast schon beängstigender Lässigkeit und Selbstverständlichkeit in mächtig drückende, oft mit futuristisch anmutenden, atmosphärischen Leads gespickte Midtempo-Wände. Und sensationellerweise ist diese verrückte, genialistische Mixtur auch noch auf seltsame Weise eingängig und ohrwurmig. Ich kriege schon seit Tagen das überirdische 'Echoless Chamber' nicht mehr aus dem Kopf, dicht gefolgt von 'Tetrastructural Minds' (diese erste Minute, oh mein Gott...!) und dem gigantischen Titelsong. Natürlich gibt es sowohl musikalisch als auch ästhetisch diverse Parallelen zu frühen VOIVOD-Göttergaben. Doch erstens sollten viel mehr Bands nach VOIVOD klingen und zweitens sind VEKTOR mit ihrer Kompromisslosigkeit und ihrem dezenten Black Metal-Einschlag trotzdem völlig einzigartig. Ich weiß, der Satz ist abgedroschen, aber ich schreibe ihn trotzdem: Kaufzwang für Aufrechtgehende: dieses Meisterwerk gehört in jede verdammte Metal-Sammlung!

Note: 9,5/10
[Martin van der Laan]


Wenn eine junge Band mit ihrem zweiten regulären Album in unserem Soundcheck so dermaßen abräumt, wie das die US-Amerikaner von VEKTOR im Dezember getan haben, dann sollte man meinen, dass sie zum einen relativ konsensfähige Klänge produziert und das zum anderen auch noch auf einem atemberaubenden Niveau zelebriert. Nun, wenn "Outer Isolation" aber so seine Runden zieht, dann bleibt zu konstatieren, dass die Truppen nun wirklich alles andere als massenkompatibel klingt. Rasend, messerscharf riffend, rhythmisch vertrackt, mit schrillen Screams ausstaffiert, hektisch und komplex. All diese Attribute schießen einem durch den Kopf, wenn wir diesen Vektoren lauschen und so nimmt es den neutralen Betrachter sicher Wunder, dass nie zuvor eine Scheibe in unseren Hallen eine solche Durchschnittsnote von 8,93 Punkten einsacken konnte. Woran es denn nun liegt? Nun, natürlich nicht zuletzt an der bereits voraus gesetzten beeindruckenden instrumentalen Klasse der Musiker, dann aber sicher auch daran, dass die Band schwarzmetallische Anflüge, ein atmosphärisches Klangbild und technischen Thrash so gelungen miteinander verbindet, dass man schlicht nicht anders kann als den Hut zu ziehen. Doch auch zu den omnipräsenten VOIVOD-Vergleichen möchte ich noch kurz etwas anmerken: Klar, eine stilistische Nähe zu "Killing Technology" ist sicher da, und den Vergleich fordert die Band mit Namen, Logo und Artworks ja auch geradezu heraus, doch vom Klonen sind wir hier meilenweit entfernt. Eine technischere Version der mittleren DESTRUCTION, sowie CORONER und auch THORNS mögen nämlich gleichermaßen als Vergleichsgrößen dienen, und das macht eben die besondere Würze aus: Die Band ist technisch brillant, kauzig, wirr und extrem - kurz gesagt: sie ist toll!

Note: 9,5/10
[Rüdiger Stehle]

Mein lieber Schwan: Die Herren von VEKTOR kleckern wahrlich nicht auf ihrer zweiten Langrille, sondern sie klotzen. Das Grundgerüst der technischen, teilweise sehr langen Stücke bietet eine ausgezeichnete Rhythmus-Sektion mit starken Bassläufen und pfeilschnellen Gitarren. Die Riffs der US-Thrasher erinnern nicht selten an schräge VOIVOD-Leckereien. Doch VEKTOR lassen sich nicht so einfach kategorisieren. Sie variieren die Spieltempi sehr häufig, sie blasten teilweise unerwartet und heimtückisch los ('Cosmic Cortex') und die Krönung dieses technischen, höchst originellen Tech-Thrash-Infernos bildet Shouter David Disanto, der mit seinem Gift-Gesang den Sound mit einer dezenten Black-Metal-Nuance anreichert. Allein der genannte, in jeder Beziehung atemberaubende Eröffnungstitel ‚Cosmic Cortex’, sowie das im positiven Sinne völlig irre 'Tetrastructural Minds' bieten unter anderem weit mehr Substanz als das, was teilweise abgehalfterte Alt-Thrasher auf ihren aktuellen Outputs im Angebot haben. Für offene Mäuler sorgen jedoch nicht nur die aggressiven Passagen dieser Scheibe, sondern auch die sehr ruhig gehaltenen Abschnitte. Völlig in sich ruhende, sehr sauber gespielte Gitarrenmelodien wie beispielsweise im Anfangsteil des Eröffnungstitels oder auch im letzten Drittel von 'Outer Isolation' zeugen von beeindruckender völlig VEKTORisierter Versiertheit. "Outer Isolation“ ist eine irre Reise durch zerklüftete, progressive Cyber-Thrash-Welten und nebenbei die wohl stärkste Veröffentlichung des Thrash Metal im Jahre 2011!

Note: 9,0/10

[Martin Loga]

Redakteur:
Peter Kubaschk
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