HAMMERFALL: Interview mit Fredrik Larsson
28.03.2009 | 14:52HAMMERFALL haben mit "No Sacrifice, No Victory" einen neuen Rundling abgefeuert, der mit alten Trademarks aufwartet und die Fans der Band begeistert. Erste Erfolge sind auch schon gefeiert, so die Charteinstiege in Schweden auf Platz 2 und Deutschland auf Platz 7 sowie in der Schweiz, England, Norwegen, Frankreich und Österreich, und die erste Goldene Schallplatte gab es bereits im Heimatland der Schweden. Bassist Fredrik Larsson stand uns Rede und Antwort.
Martin:
Lass uns mit dem wichtigsten Thema beginnen: das neue Album "No Sacrifice, No Victory". Kannst du den Entstehungsprozess beschreiben, das Songwriting? Wer hat wie viel zu den Songs beigetragen?
Fredrik:
Die meisten Stücke wurden von Oscar geschrieben und uns in Demoform präsentiert. Es hat sich etwas in die Länge gezogen, denn anfangs hatte er wenig Material, da er dachte, dass Stefan ein paar Lieder beitragen würde, aber wie du sicher weißt, hat Stefan recht unerwartet einen Job als Pilot bekommen, so dass wir am Ende nur einen Song von ihm hatten. Diesen hatte er einige Jahre zuvor geschrieben. Joacim wurde auf ihn aufmerksam und hatte begonnen, am Gesang zu arbeiten, bevor Stefan die Band verließ. Pontus hat das Instrumental 'Something For The Ages' geschrieben und Jesper Strömblad half Oscar bei 'One Of A Kind'. Ich denke, wir haben eine Menge frische Ideen von außen erhalten für das neue Album. Wir haben an den Songs dann in unserem Proberaum gearbeitet, aber einige Stücke wurden auch erst im Studio fertig.
Martin:
Wie würdest du das neue Album einordnen im Vergleich mit den früheren HAMMERFALL-Alben?
Fredrik:
Es ist immer noch typischer Achtziger-Metal. Du kannst deutlich hören, dass es HAMMERFALL ist, aber in einer neue, verbesserte Art und Weise. Wir alle mussten uns in jeder Hinsicht verbessern und nicht einfach weitermachen, nur weil es früher auch so geklappt hatte.
Martin:
Einige der Rezensenten hatten das Gefühl, dass ihr mit "No Sacrifice, No Victory" auf Nummer sicher gegangen seid: eingängige, nicht zu heftige Songs, gute Produktion und keine Experimente. Was sagst du dazu?
Fredrik:
HAMMERFALL hatten schon immer eingängige Melodien, und zum Sound muss ich sagen, dass "No Sacrifice, No Victory" den besten Gitarren- und Basssound in der Bandgeschichte hat. Außerdem war Joacim nie besser als jetzt. Unser Produzent Charlie Bauerfeind hat dafür gesorgt, dass er rauer singt als früher. Ich mag das Album nicht verteidigen, denn jeder sollte sich seine eigene Meinung bilden, aber ich muss sagen, dass ich auf das Ergebnis sehr stolz bin.
Martin:
Der typische HAMMERFALL-Sound ist mittlerweile klar definiert: Ein bisschen 80er Metal der Marke ACCEPT oder STORMWITCH, einen Schuss WARLORD und große Chöre mit viel "oh-ho-ho". Wie oft, meinst du, könnt ihr das wiederholen, bevor die Hörer gelangweilt sind?
Fredrik:
Das werden wir durchhalten, solange die Fans es wollen. Wahrscheinlich sogar noch etwas länger. HAMMERFALL werden sich auch weiterhin von Album zu Album entwickeln, allerdings im selbst gesteckten Rahmen der Band. Ich denke, mit 'Something For The Ages' und 'One Of A Kind' haben wir durchaus ein paar neue Elemente eingebaut.
Martin:
Was mir persönlich an dem neuen Album großartig gefallen hat, sind die Gitarrensoli, schön ausgearbeiteten Melodien, eine Menge Gefühl und gleichzeitig Präzision. Habt ihr dem eure besondere Aufmerksamkeit gewidmet? Hat das etwas mit Pontus' Beitrag zu tun?
Fredrik:
Natürlich hat das alles mit Pontus zu tun. Er sorgte dafür, dass sich Oscar noch mehr konzentrierte und brachte ihm einige Tipps und Tricks bei, die das Ergebnis so beeindruckend werden ließen. Pontus ist ein großartiger Gitarrist, und im Studio hat er tonnenweise Ideen, also konnten wir uns einfach zurücklehnen und uns die besten Stellen rauspicken.
Martin:
Wenn du zwei Songs vom neuen Album fürs Radio auswählen könntest (natürlich um die Metal-Fans da draußen zum Kauf der CD zu bewegen), welche würdest du nehmen, und warum?
Fredrik:
Ich würde 'Any Means Necessary' und 'Punish And Enslave' nehmen. Das erste ist unsere erste Single, und der Refrain bleibt dir wirklich im Kopf stecken, auf eine gute Weise, und der zweite Song ist gute alte Schule vom Schlage ACCEPT. Ein richtiger Schlag ins Gesicht, ohne ein schneller Song zu sein.
Martin:
Wer hat die coole Monsterstimme am Anfang von 'Legion' gemacht?
Fredrik:
Oscar und sein Hund Leo.
Martin:
"No Sacrifice, No Victory": Klingt das für dich persönlich einfach nur cool, oder könnte das sowas wie deine Lebensphilosophie sein?
Fredrik:
Wenn du willst, dass etwas gut ist, dann musst du irgendeine Art Opfer dafür bringen, jedenfalls wenn du nicht einfach nur Glück hast. Das gilt generell für alles im Leben, manche Opfer sind klein, manche groß.
Martin:
Der Songtitel 'Bring The Hammer Down' ließ mich an "Let The Hammer Fall ... On Mühlmann" denken, falls du verstehst was ich meine. Dieser Typ vom deutschen Rock-Hard-Magazin, der immer so schlecht über die Band geredet hat... Beim ersten Album wurde HAMMERFALL als Rettung des Heavy Metal gefeiert, aber dann begann die Band irgendwie, Presse und Fans zu polarisieren. Entweder man liebt oder man hasst sie, daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Warum haben sich die Dinge so entwickelt?
Fredrik:
Ich weiß nicht, wer der Typ ist, und natürlich hat er die Freiheit, seine Gedanken zu äußern. Solange es kein persönlicher Rachefeldzug ist, dann wäre das einfach nur lahm. Ich weiß nicht warum, aber ich schätze, dass man manche Bands einfach entweder liebt oder aber hasst. Wir von HAMMERFALL haben immer für unsere Musik eingestanden, und als wir Aushängeschilder der zweiten Heavy-Metal-Welle wurden, mussten einige Leute einfach ihre Stimme erheben.
Martin:
Warum habt ihr 'My Sharona' von THE KNACK für eine Coverversion ausgewählt, und wie sind bis jetzt die Reaktionen darauf?
Fredrik:
Seltsam, aber wirklich gut. Oscar spielte einige seiner Lieblingsriffs auf der Bühne, um das Publikum zu erfreuen, und urplötzlich fing er dieses Riff zu spielen an, und die Menge tobte, schrie sich mit 'My Sharona' die Lunge aus dem Hals. Wir nahmen es mit in den Proberaum, und ich bin wirklich erfreut, was dabei herauskam.
Martin:
Du warst schon von 1994 bis 1997 bei HAMMERFALL, du hast das gloriose Debütalbum mit der Band eingespielt. Was ließ dich nach zehn Jahren zurückkommen? Hast du immer noch deine Death-Metal-Band DEATH DESTRUCTION?
Fredrik:
Die Dinge verändern sich, ich hatte meine Jahre mit Death und Thrash Metal und allem anderen, das, als ich '97 ausstieg, interessanter war. Ich hörte mir natürlich weiterhin Heavy Metal an, damit bin ich aufgewachsen, und das ist immer noch mein Lieblingsgenre, auch wenn ich mir alle Arten Musik anhöre. DEATH DESTRUCTION lebt noch, aber wir müssen mal abwarten und schauen, was damit passiert.
Martin:
Wie kam es denn zu dem Einstieg von Pontus Norgren als neuem Gitarristen bei HAMMERFALL? Weißt du, ob es THE POODLES noch gibt?
Fredrik:
Ja, die POODLES existieren noch. Ich glaube, dass sie vor kurzem sogar eine Single veröffentlicht haben. Wie du vielleicht weißt, begleiteten sie uns auf unserer letzten Tournee als Special Guests und wir wollten ihnen nicht zu diesem Zeitpunkt ihren Gitarristen ausspannen. Also rief Joacim [Cans, Sänger - d. Verf.] Pontus an und fragte ihn, ob er jemand kenne, der zu HAMMERFALL als neuer Gitarrist passen würde. Und da passte er halt gut zu uns. Er hatte ohnehin beschlossen, die Band zu verlassen und etwas anderes tun. Von daher hat er sich sehr über unsere Anfrage gefreut.
Martin:
Während ich diese Zeilen schreibe, seid ihr mit in den Proben für die kommende Tour im Haus von Joacim in Orsa zugange. Wie lief es bis jetzt? Hattet ihr eine gute Zeit bisher?
Fredrik:
Wir sind derzeit schon in Lyon in Frankreich und ich muss sagen, dass die Proben in Orsa eine sehr gute Vorbereitung für die Band waren. Die ersten Shows liefen aus unserer Sicht sehr gut und ich glaube, dass unsere Proben in Orsa einen großen Anteil daran haben.
Martin:
Was können wir denn von euren kommenden Konzerten erwarten? Macht doch mal ein wenig Werbung für euch! Welche Songs eurer ersten drei Studioalbum werdet ihr dieses Jahr in eurer Setlist haben?
Fredrik:
Uns fällt es zunehmend schwer, die Songs für die Setlist auszuwählen. Die Spielzeit ist halt immer zu kurz, weißt du. Wir haben auf dieser Tour eine tolle Lichtshow und auch etliche Laser-Effekte. Ich glaube, dass du die Setlist im Internet finden kannst, aber wir haben einige Stücke, die wir von Show zu Show austauschen. Wer proben auch die neuen Stücke, um auch einige davon in die Setlist einzubauen.
Martin:
Euer Gitarrist Oscar ist doch immer noch in Sachen Taekwon-Do sehr stark aktiv, oder? Weißt du, wie er bei den schwedischen Meisterschaften im letzten Jahr abgeschnitten hat? Was machen denn die anderen Bandmitglieder neben HAMMERFALL als Band?
Fredrik:
Also Anders [Johansson, Schlagzeuger - d. Verf.] macht auch viel Taekwon-Do und er spielt ständig Patterns, um sich aufzuwärmen an seinem Instrument. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie Oscar bei den Wettbewerben abschnitt. Pontus arbeitet übrigens als Sound Engineer und als Studiotechniker. Joacim macht sich viel aus gutem Essen und ich denke, dass er irgendwann mal so eine Art Chefkoch sein möchte.
Martin:
Möchtest du zum Schluss noch irgendetwas an unsere Leser richten?
Fredrik:
Seht bitte zu, dass zur einer unserer Liveshows kommt, weil wir wirklich eine gute Performance hinlegen! HAMMERFALL haben noch nie besser geklungen und die visuelle Inszenierung der Shows ist der Hammer.
Martin:
Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich wünsche dir viel Erfolg auf der Tournee und alles Gute!
Fredrik:
Mach's gut!
- Redakteur:
- Martin van der Laan