HAMMERFALL: Interview mit Oscar Dronjak

08.08.2024 | 14:57

Oscar gibt ausführlich Auskunft zum neuen Album "Avenge The Fallen", seinem Verhältnis zu Sänger Joacim und zu einem Thema, das wohl die wenigsten mit dem Gitarristen von HAMMERFALL in Verbindung bringen dürften: Tierschutz und im speziellen Pflegehunde aus Irland.

Hallo Oscar, wie geht es Dir? Du steckst mitten in der Promo für euer neues Album! Es sind noch ein paar Wochen bis dahin – bist Du nach all den Jahren noch nervös, wenn ein Release ansteht?
Nein, nicht mehr. Wobei beim letzten Album ("Hammer Of Dawn") war ich nervös, hauptsächlich weil wir wegen der Pandemie gute zwei Jahre nicht live gespielt hatten. Daran hat es damals wohl gelegen, aber dieses Mal bin ich absolut nicht aufgeregt.

Cover Avenge The FallenWie ist denn das Feedback auf das neue Album bisher?
Oh gut, wie wir es uns erhofft, aber auch erwartet haben. Diesmal haben die Leute viele unterschiedliche Lieblingssongs! Manchmal weiß ich schon vorher, dass die Lieder, die wir als Singles auswählen und auch live spielen werden, die Stücke sind, die im Großen und Ganzen am besten ankommen, aber diesmal nennen die Leute so viele unterschiedliche Stücke... Das ist großartig und in meinen Augen ein Zeichen für ein starkes Album.

Das kann ich nur bestätigen. Ich konnte es in den letzten Tagen ein paar Mal hören und es ist meiner Meinung nach eines der besten Alben, die ihr je gemacht habt. "Hammer Of Dawn" war schon sehr stark und schwer zu toppen.
Oh Shit! Danke Dir!

Wie schafft ihr es, dass das Songwriting von Album zu Album besser wird?
Ich denke, das liegt an der Leidenschaft, die wir immer noch für unsere Musik in uns haben. Wir haben die Band vor gut 30 Jahren gegründet, um die Musik zu machen, die wir selbst lieben und auch hören, und das haben wir uns über all die Jahre erhalten.
Menschen entwickeln und verändern sich im Laufe der Zeit, ich war Mitte 20, als "Glory To The Brave" erschienen ist, und ich bin heute in einem anderen Lebensabschnitt, aber was immer gleichgeblieben ist, ist die Leidenschaft für großartigen Heavy Metal, und das ist die treibende Kraft für uns. Es gibt nur wenige Emotionen, die damit vergleichbar sind, wenn ein Song fertig geschrieben ist. Nicht wenn er fertig aufgenommen wurde, denn da habe ich das Lied dann schon hunderte Male gehört. Das Beste ist wirklich für mich, wenn ich die Musik fertig geschrieben, das Demo aufgenommen habe, ich mir das Stück am nächsten Tag nochmal anhöre und mein Bauchgefühl mir dann sagt: Das ist ein klasse Song!
Die Songs von HAMMERFALL schreibe ich ja zusammen mit Joacim (Cans, Sänger). In der Regel nehme ich ein fertiges Demo mit einem Drumcomputer auf, manchmal sogar schon mit etwas Gesang bzw. Gesangsmelodien und Joacim schreibt dann die Texte und passt die Melodien entsprechend an. Für dieses Album ist einer der Schlüssel, dass jede von Joacims Vocal-Lines, egal ob im Refrain oder Vers oder der Bridge, einen Hook hat. Das hat er diesmal außergewöhnlich gut hinbekommen. Bei vielen Lieder, die man so hört, wartet man auf den Chorus, es gibt Parts, die halt nur auf den Refrain hinarbeiten, wir nennen sowas "Transport Parts" - aber bei Hammerfall gibt es das nicht, da ist jeder Teil des Songs gleich wichtig, jede Melodie eingängig und auf den Punkt gebracht.
Wenn ich Joacim einen Song zukommen lasse, weiß ich nie genau, was dabei herauskommt, Joacim ist der, der Stücken den letzten Schliff gibt – und bei diesem Album hat er sich selbst übertroffen!

Oscar + Joachim liveDamit hast Du mir die Frage, wie das Song Songwriting bei HAMMERFALL abläuft, schon beantwortet. Du arbeitest also nach wie vor sehr eng mit Joacim zusammen?
Enger als vorher, würde ich sogar sagen! Wir haben im Laufe der Zeit eine kleine Änderung vorgenommen: heute landet nicht mehr jeder Song, den ich schreibe, auf dem nächsten Album. Das ist für mich etwas Neues. Seit einigen Jahren, ich denke für die letzten drei Alben, habe ich begonnen, Musik zu schreiben und aufzunehmen, wo immer ich gerade bin. Ich habe meinen Computer, ein Interface und eine kleine Gitarre, die ich überallhin mitnehmen kann und egal, wo, ob auf Tour oder in meiner Freizeit, wenn ich eine Idee habe, kann ich sie sofort festhalten. Früher ist so viel verlorengegangen, wenn ich z.B. auf Tour im Hotel aufgewacht bin und eine Inspiration hatte, musste ich versuchen, die irgendwie festzuhalten, bis ich diese Idee später im Studio aufnehmen konnte. Heute kann ich das sofort aufnehmen und den Moment festhalten, es geht nichts verloren und dadurch schreibe ich auch viel mehr Material.
Deshalb schicke ich Joachim auch viel mehr zu, manchmal sind es schon fast vollständige Songs, aber heutzutage kann ich ihm auch halbfertige Demos schicken und ihn nach seiner Meinung fragen, ob er den Song mag und was ihm im dazu einfällt. Er kritisiert dann auch, wenn er etwas nicht so mag, aber in einer sehr konstruktiven Art und Weise, und so geht es dann hin- und her, genauso mit den Melodien, die er für meine Musik schreibt. Am Ende kann alles dabei herauskommen. Vor zwanzig Jahren hatten wir so ein Zusammenspiel nicht, es fühlt sich im Moment alles sehr, sehr gut an!

Oscar Live'Hope Springs Eternal' ist – meiner Meinung nach – eure beste Ballade seit 'Glory To The Brave'. Letzteres ist eines der Stücke, die bei meiner Beerdigung gespielt werden sollen.
Eine gute Wahl, aber ich hoffe, bis dahin dauert es noch etwas (lacht)
Aber vielen Dank für das Kompliment zu 'Hope Springs Eternal'. Der Song basiert auf einer Idee, die ich schon vor ungefähr 20 Jahren hatte. Zu der Zeit hatte ich erstmals einen Computer beim Songwriting zur Verfügung, und ich habe diese Idee aufgenommen, nur die Gitarrenmelodie mit diesen mittelalterlich anmutenden Keyboards. In der ganzen Zeit haben wir immer wieder daran gearbeitet, mal war dieses Stück Musik sogar als Intro zu einem anderen Song gedacht.
Ich wusste, dass ich da etwas Gutes geschrieben habe, aber ich habe es einfach nicht fertigbekommen, maximal zu 30 oder 40 Prozent. Stephen King, einer meiner Lieblingsautoren, hat mal gesagt, wenn er anfängt, eine Geschichte zu schreiben, weiß er nie, wie sie endet, die Geschichte fließt aus ihn heraus, während er tippt. Und so ist es mit der Musik- ich kann da nichts erzwingen, ok, ich kann schon, aber dann wird es einfach nicht gut. Ich mache das nicht mehr und lasse der Musik Zeit zu wachsen und sich zu entwickeln. Hier hat es eben etwas gedauert, aber das Ergebnis spricht für sich, denn ich gebe Dir Recht: Das ist wirklich eine großartige Ballade.
Als Joacim den Text geschrieben hat, der erst in eine andere Richtung ging, tauchte diese Zeile "Hope Springs Eternal" (auf Deutsch etwa: Die Hoffnung stirbt zuletzt.) auf und als wir die zum Titel des Songs gemacht haben, ergab sich der Rest wie von selbst.

Es gibt eine großartige Textzeile, die nicht nur für den Songs, sondern allgemein für das Leben sehr wichtig ist: "What is hope, but beeing able to see that there is light inside the dark?" Ich denke, diese Einstellung müssten die Menschen öfter haben. Es hart, wenn Du deprimiert bist, wenn das Leben dich runterzieht, diesen Funken Licht im Dunklen zu sehen. Aber selbst während der Pandemie, als es allen wirklich dreckig ging, habe ich versucht das Positive zu sehen. Für mich war es, da ich nicht auf Tour und auch sonst nirgendwo hingehen konnte, bewusst Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Was ich dann auch zwei Jahre lang getan habe. In dem Song geht es darum, bestimmte Situationen im Leben anzunehmen, damit umzugehen und das Beste daraus zu machen, statt den Kopf in den Sand zu stecken.

Ein weiterer herausragender Song ist die zweite Single 'The End Justifies'. Ein Lied über HAMMERFALL, den Status der Band und eine Art lyrischer gehobener Mittelfinger an all die Leute, die euch immer kritisieren und euch vorwerfen, ständig das Gleiche zu machen. Aber ihr seid immer noch da und größer denn je.
(schmunzelt) Ja, genau... Du triffst den Nagel auf den Kopf. Wenn jemand sagt, HAMMERFALL klingt immer gleich, dann hört er nicht zu. Ja, vielleicht ist es auf den ersten Blick der gleiche Stil, es ist Heavy Metal, aber HAMMERFALL ist vielschichtiger, als es uns die Leute oft zugestehen. Ich liebe den Text: "We're the H in Heavy Metal / Solid F in Fundamental / All in all, we are HAMMERFALL". Das ist ein typischer Joacim-Text!

Dazu noch textliche Referenzen zu alten Songs von euch ('Steel Meets Steel'), an MANOWAR ('Join Our Glory Ride') – Absicht oder Zufall?
(lacht) Oh, Du kannst davon ausgehen, dass das zu 100% beabsichtig war (lacht) Joacim und ich lieben MANOWAR!

Oscar b/wWie kommt es dazu, dass Leute wie John Bush die Backing Vocals für euch auf dem neuen Album singen?
Wenn wir ein Album aufnehmen, spielen wir Bass, Schlagzeug und die Gitarren hier in Schweden in unserem eigenen Studio ein. Joacim arbeitet für Gesang gern woanders, am liebsten in Amerika, wo er nicht von alltäglichen Dingen abgelenkt ist. Irgendwo hinfahren, in zwei Wochen konzentriert seine Arbeit erledigen und dann war's das, das liegt ihm am meisten. Er hat schon häufiger mit James Michael, der in L.A. lebt, zusammengearbeitet, James hat auch die Gesangsproduktion für uns übernommen. Aber er ist nach Irland gezogen, so dass er Joacim in L.A. nicht zur Verfügung stand. Also haben wir uns umgeschaut und Jay Ruston gefunden, der unter anderem ANTHRAX und STEEL PANTHER und eine Menge anderer Sachen produziert hat. Er ist Kanadier und ein ganz wunderbarer Mensch, den wir letztes Jahr kennen gelernt haben, als wir 2023 mit HELLOWEEN in den Staaten gespielt haben.

Jay lebt in L.A. und hat Unmengen von Kontakten, also hat er rumtelefoniert und ein paar Leute angerufen, dass er gute Sänger für eine Backing Vocal Session braucht und ob sie nicht Lust hätten, dabei zu sein. Und so kam John Bush dazu. Wir hatten auch den aktuellen Sänger von METAL CHURCH, Marc Lopez, den wir vorher beide noch nicht persönlich kannten, aber auch einige alte Freunde von uns, Howie Simon oder Bjorn Englen, die auch schon auf den letzten Alben dabei waren und auch in L.A. leben. Und dann hatten wir noch... verdammt, mir fällt der Name nicht ein... einen Stand-Up-Comedian. Ich sehe ihn vor mir, aber... Joacim kennt ihn schon länger... tut mir leid, ich komme nicht drauf, wie er heißt. Er tritt live auch mit einer Gitarre auf und singt ähnlich wie Jack Black, auch von der Stimme.

Die Jungs waren also im Studio und haben wohl nicht damit gerechnet, dass sie so viel singen müssen (lacht). Auf dem Album wollten wir, dass alle Backings von echten, professionellen Sängern gesungen werden, die einen Ton auch mal etwas länger halten können. Sie waren schon ein paar Stunden beschäftigt.

Früher hatten wir oft nur diese Shouts oder Eishockey-Chöre wie ich sie gern nenne, aber diesmal wollten wir das nicht. So wäre z.B. der Chor im zweiten Refrain von 'Hope Springs Eternal' nicht möglich gewesen, wenn wir nicht diese großartigen Sänger im Studio gehabt hätten. Dazu hatten wir auch noch eine zweite Session in Göteborg mit den Mitgliedern von DREAM EVIL, zu denen auch Frederic Nordström gehört, der das Album produziert und gemixt hat, und Jake E von CYHRA.
Wir hatten also nur Leute dabei, die singen können und die die Backing Vocals auf ein neues Level gebracht haben. Die Backings nehmen wir normalerweise ganz am Ende auf, wenn alles andere schon im Kasten ist. Diesmal hat eine der Sessions aber schon früher stattgefunden und wir konnten so Joacims Gesang daran anpassen. Das war auch eine interessante Arbeitsweise.

Und ich liebe die diese Sessions, man hat seinen Spaß, kann ein Bier trinken, sich entspannt zurücklehnen und genießen, wie die anderen arbeiten (lacht)

Werdet ihr die "20 Anniversary-Re-Release-Reihe" der alten Alben als Boxsets fortsetzen?
Ja, das ist der Plan. Zwischen "Crimson Thunder" und "Chapter V" hat es ja drei Jahre Pause gegeben, unter anderen, weil ich mir den Arm bei einem Motorrad-Unfall gebrochen habe.
Das nächste Boxset kommt also erst im nächsten Jahr, wobei wir noch nicht mit den Planungen dafür begonnen haben. Es wird aber immer schwieriger, interessantes Bonusmaterial zu finden, wir haben aus dieser Zeit meist keine Demos oder sowas, aber wir werden sicher etwas finden und ja, nächstes Jahr geht es mit der 20 Anniversary Reihe weiter.

Auf "Chapter V – Unbent, Unbowed, Unbroken" habt ihr – zum ersten und bisher einzigen Mal – mit 'Knights Of The 21st Century' einen Longtrack mit 12 Minuten Laufzeit auf einem HAMMERFALL-Album. Ist sowas nochmal für die Zukunft geplant?
Ich sag mal so: kein Kommentar! (lacht)

OscarKannst Du Dir ein Leben ohne HAMMERFALL vorstellen?
Unmöglich. HAMMERFALL ist ein so großer Teil meines Lebens, ich mache das jetzt etwas mehr als die Hälfte meines Lebens und könnte mir nichts anders mehr vorstellen.
Als wir das erste Album Mitte der 90er aufgenommen haben, hätten wir nie geglaubt, dass wir mit dieser Art von Musik weit kommen würden. Ich hätte nie auch nur davon geträumt, um die Welt zu touren und dass Millionen Menschen unsere Lieder mögen. Ich habe zu der Zeit studiert und etwas gejobbt und geschaut, wohin es für mich im Leben gehen könnte. Zwar war HAMMERFALL genau das, was ich machen wollte, aber ich hätte nie daran gedacht, dass daraus etwas wird. Als Joacim dann eingestiegen ist, wurde die Band schlagartig viel besser. Joacim und ich hatten den gleichen Background, wir mögen die gleiche Musik und hatten die gleiche Vision, wie ein Metalband sein sollte. Kaum jemand wollte mit einem uncoolen, veraltetem, ja für tot erklärtem Musikstil etwas zu tun haben. Joacim hat das nicht gekümmert, er interessierte sich genauswenig für diesen damals angesagten, Rhythmus-basierten und von Wut getriebenen Stil. Wir haben dabei beide die Melodien vermisst!
Es hat bis nach dem Renegade-Album gedauert, bis ich akzeptiert habe, dass wir es geschafft haben, dass HAMMERFALL etwas Dauerhaftes ist - obwohl wir ja schon erfolgreiche Alben veröffentlicht haben und mehrfach um die Welt getourt sind. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich realisiert habe, dass wir tatsächlich das machen können, wovon ich immer geträumt habe, ich musste mich da erst dran gewöhnen und die Zweifel abschütteln.

Aber: The End Justifies! Ihr habt es allen gezeigt.
Haha, genau!

The End Justifies

https://www.youtube.com/watch?v=ktA2Ui79mUE

Wir haben noch ein paar Minuten… Am Ende eine kleine persönliche Frage, die nichts mit HAMMERFALL zu tun hat. Ich habe auf deinem Facebook-Profil gesehen, dass du dich für den Tierschutz einsetzt, genauer gesagt für Hunde und auch Pflegehunde aufnimmst.
Oh, da würde ich gerne drüber reden. Aber dann musst Du mir einen neuen Link schicken, die zwei Minuten, die in der Session noch übrig sind, sind dafür zu kurz...

Sehr gern, Oscar! Hast Du denn noch Zeit?
Ja, ich habe im Anschluss hieran keinen weiteren Termin.

(Gesagt, getan. Also starten wir eine weitere Zoom-Session.)

Also, ich mache das hier ja nun schon einige Jahre und es ist immer wieder schön, über HAMMERFALL und Heavy Metal zu reden und ich liebe das und es macht mir immer noch Spaß, obwohl ich das schon so viele hunderte Male gemacht habe. Aber dass ich jetzt auch mal über ein Thema reden kann, das mir fast genauso wichtig ist, finde ich klasse, Danke dafür!  

Also, meine Familie und ich haben vor ungefähr sechs Jahren angefangen, Pflegehunde aufzunehmen. Ich hatte einen Hund, Leo, den ich als Welpen bekommen habe und der uns lange begleitet hat, bis er 2017 gestorben ist, während ich mit HAMMERFALL auf Tour war, so dass ich nicht zu ihm nach Hause konnte, das war das Schlimmste daran. Darüber will ich gar nicht reden, weil es mich heute noch so traurig macht... (seufzt)

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich über den Verlust hinweg war, über ein Jahr, eher eineinhalb Jahre. Wir hatten aber noch einen zweiten Hund, und er war allein ziemlich verloren, da Leo sowas wie sein großer Bruder war und ihm Sicherheit gegeben hat. Mit der Zeit hat er dann wirklich ein paar komische Angewohnheiten entwickelt. Echt verrückt! Und so haben wir uns gedacht, wir holen einen Pflegehund, damit er etwas Gesellschaft hat, wir aber nicht sofort einen Hund für immer bei uns aufnehmen müssen. Wir haben uns dann mit der schwedischen Organisation "Hundar Utan Hem" (Dogs without a home / Hunde ohne Zuhause) in Verbindung gesetzt.
In Schweden haben wir keine streunenden Hunde, ein paar vielleicht, aber das ist absolut gar nichts im Vergleich zu Rumänien, als Beispiel, wo du überall Streuner an jeder Straßenecke findest.
"Hundar Utan Hem" kümmert sich hauptsächlich um Hunde aus Irland, wo es unglaublich viele Streuner gibt, auch wenn man meinen sollte, dass die Iren einen anderen Blick auf Tiere haben, wie die meisten westlichen Staaten. Versteh mich nicht falsch, es gibt auch in Irland sehr tierliebe Menschen, die Hunde gut behandeln, aber viele Iren haben die Einstellung, dass Hunde nur Werkzeuge sind, zum Beispiel als Hütehund für Schafe. Sie behandeln die Tiere gut, solange sie ihre Arbeit machen, aber wenn das nicht mehr der Fall ist, holen sie sich einen neuen Hund und der alte Hund wird ausgesetzt. Wie gesagt, es handeln nicht alle Iren so, aber diese Einstellung ist dort durchaus weit verbreitet.

Es gibt in Irland – warum auch immer - viele Huskys und es ist auch nicht ungewöhnlich, einen Welpen zu Weihnachten zu verschenken – egal, ob derjenige sich einen Hund gewünscht hat oder nicht. Ein Hund ist nun mal kein Spielzeug, das man zur Seite legen kann, wenn man es nicht mehr möchte – aber genau das machen sie dann mit den Hunden. In den großen Städten laufen kaum Streuner herum, weil sie verjagt oder gefangen werden, aber im ländlichen Raum ist das schon anders. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kommt dazu noch die alte Tradition des Windhundrennens, und diese Rennkultur hat ebenfalls einige sehr grausame Züge. Ein Hund kann ungefähr für zwei oder drei Jahre an Rennen teilnehmen, danach ist er verbraucht. Ein Windhund lebt aber bis zu zehn, manchmal auch bis zu 15 Jahren. Was passiert also, wenn der Hund nicht mehr gut genug ist für die Rennen? Der Hund wird abgegeben oder ausgesetzt, oder noch vor Ort getötet, im besten Fall durch einen Veterinär eingeschläfert, aber das ist nicht immer der Fall... Es gibt einen Aberglauben, dass, wenn der Windhund möglichst grausam getötet wird, der Nachfolger dieses Hundes dadurch stärker und schneller wird... absoluter Wahnsinn, dass Leute heutzutage an sowas glauben. Und natürlich ist in dem Business mit den Hunderennen auch eine Menge Geld im Spiel.

Wie auch immer, ich bin im Laufe der Zeit eine Art Botschafter für "Hundar Utan Hem" geworden, worauf ich echt stolz bin. Unseren ersten Pflegehund hatten wir dann Ende 2018 und haben dann noch zwei Hunde aus Irland gekauft, einen Windhund und einen Husky. Wir haben also in der Regel vier Hunde, drei eigene und einen Pflegehund.
Ich kümmere mich aber nicht um die Adoption, wir geben dem Hund nur ein Zuhause für die Zeit, bis er vermittelt ist, wie lange da auch immer dauert. Die Leute, die sich um die Adoption kümmern, machen einen Riesenjob, denn sie müssen wirklich gut aufpassen. Die Hunde, die wir aufnehmen, hatten in der Regel kein so gutes Leben, von daher sollten sie nicht hin- und hergereicht werden, sondern von der Pflegestelle dauerhaft in ein gutes, liebevolles Heim einziehen.

Du müsstest den Husky sehen können, sie schleicht hier im Hintergrund herum.

Ich kann einen Fleck sehen, der sich bewegt. Du hast den Hintergrund unscharf gestellt…
Oh, warte... wo geht das nochmal... Moment. Hier!

(Ein Husky liegt mittlerweile hinter Oscar auf der Treppe und schaut leicht skeptisch in Richtung Kamera.)

Das ist unsere Freya, sie ist immer noch sehr ängstlich und mag Menschen nicht gern, sie muss schwer misshandelt worden sein – wir wissen aber nicht, was sie erlebt hat. Selbst mir vertraut sie nicht wirklich, wenn sie nicht an der Leine ist. Es ist zwar um ein Vielfaches besser geworden, aber obwohl wir sie schon seit über drei Jahren haben, ist sie selbst mir gegenüber noch unglaublich misstrauisch und läuft oft vor mir weg, wenn ich versuche, mich ihr im Garten zu nähern, wenn sie frei rumläuft.  
Unser aktueller Pflegehund hat die wohl traurigste und fürchterlichste Geschichte, die ich je gehört habe, hier wissen wir ziemlich genau, was ihm passiert ist... Du kennst Hundekämpfe mit Pitbulls? Er war der Köder, mit dem die Pitbulls geübt haben, kein Kämpfer, sie haben ihn von den Pitbulls beißen lassen, um ihre Blutlust zu steigern und so eine Scheiße. Absolut unnormal! Er hat nur noch drei Beine, hinten fehlt eines, aber er rennt trotzdem wie verrückt und hat seine Lebensfreude nicht verloren und liebt das Leben! Er ist einer der fröhlichsten, glücklichsten Hunde, die ich kenne, er liebt es, gekuschelt zu werden und hat, kurz bevor wir unser Meeting begonnen haben, noch mit mir auf der Couch gelegen, während ich ein Buch gelesen habe.
Er hat es – im Gegensatz zu Freya - geschafft, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und die guten Dinge im Leben zu akzeptieren - wie im Text von 'Hope Springs Eternal'. (lächelt) Er heißt Al Pacino und ist schon acht oder neun Jahre alt, also auch schon ziemlich alt.

Bei uns wohnt eine fast 17jährige Jack Russel Dame, die wir als Welpe bekommen haben. Ich war nie ein Hundemensch, im Gegenteil. Aber der Hund eines Nachbarn hat Junge bekommen, und meine Frau wollte mit unseren Kindern "nur mal Welpen gucken".
Ja, so fängt das immer an (lacht)

Da hatte ich keine Chance mehr und ein paar Wochen später ist Lily bei uns eingezogen. Jetzt sind die Kids erwachsen und Lily eine alte Hundedame, sie ist ruhiger geworden und hört und sieht nicht mehr so gut... obwohl, ob sie wirklich nicht mehr hören kann oder einfach nicht will ...

Ja, selektives Hören! (lacht)
Wir haben auch einen alten Jack Russel, genauer gesagt einen Mix aus Jack Russel und Chihuahua, sie sieht aber aus wie ein Jack Russel. Sie ist 14, also etwas jünger als Dein Hund, aber ich weiß, was Du meinst, das Leben neigt sich langsam dem Ende zu. Ich hoffe aber, sie hat noch ein paar Jahre. Ein sehr anhänglicher Hund, sobald jemand daheim ist, ist sie auch da. Sie liegt da drüben in der Sonne vor dem Fenster.

Ja, anhänglich ist unsere Hündin auch. Während wir arbeiten sind, schläft sie die meiste Zeit, aber sobald wir nach Hause kommen, folg sie uns auf Schritt und Tritt.

Hunde sind großartig!

Auf jeden Fall.
Ihr in Deutschland behandelt euere Tiere gut, es gibt keine streunenden Hunde, wir haben zumindest nie einen gesehen, und wenn, dann kümmert sich sofort jemand darum. Das ist vorbildlich. In England ist es ähnlich, nur die Iren ticken da ein wenig anders. Da ist ein Hund kein Haus-, sondern ein Nutztier. Diese Ansicht versuchen wir zu verändern. Mal sehen, ob das irgendwann versuchen wir zu verändern. Mal sehen, ob das irgendwann Erfolg hat.

Da bleibt mir nur, Dir bzw. euch viel Erfolg dabei zu wünschen. Ich würde gerne noch einmal auf HAMMERFALL zurückkommen, wenn Du magst.

Sicher, gern!

JoachimVor einigen Wochen habe ich mit Bernhard, dem Sänger von AXXIS gesprochen. AXXIS löst sich auf, weil das Mitglied, welches neben Bernhard am längsten in der Band ist, aussteigt und er meint, ohne Harry, wäre AXXIS nicht mehr AXXIS. Was würde passieren, wenn Joacim dir eröffnet, dass er HAMMERFALL verlassen will?

Gute Frage. Tatsächlich habe ich da schonmal ganz kurz drüber nachgedacht. Ich glaube, HAMMERFALL ohne Joacim oder mich wäre nicht möglich. Wir beide sind HAMMERFALL. Anderseits habe ich nichts anderes als HAMMERFALL, es gibt keinen Plan B. Ich würde weiter Musik machen. Das wäre auf jeden Fall nicht mehr HAMMERFALL, wie man uns kennen würde. Schwierig. Aber ich denke nicht, dass das passiert. Joacim und ich haben gesagt, wir machen HAMMERFALL, solange wir Spaß daran haben, und im Moment haben wir mehr Spaß an HAMMERFALL als beispielsweise vor 20 Jahren.

Jeder hat heutzutage den Freiraum und die Privatsphäre, die er braucht. Wenn er aber sagen würde, dass er raus ist, bräuchte ich eine ganze Zeit, bis ich mich entscheide, wie es weitergeht, soviel ist sicher.
Aber am wichtigsten ist, dass ich gar nicht ohne Joacim weitermachen möchte!

Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Bandmitgliedern?
Ja, mit einigen schon, mit Anders (Johannson, Schlagzeug) aber auch mit Stefan (Elmgren, Gitarre), wobei der Kontakt zu ihm über die Jahre etwas nachgelassen hat. Aber mit den beiden bin hauptsächlich noch in Kontakt.

Macht Stefan noch Musik – er ist ja Pilot geworden, wenn ich das richtig im Kopf habe.
Ja, er arbeitet immer noch als Pilot, aber er spielt auch wieder Gitarre. Und Anders hat ja mit TUNGSTEN eine neue Band mit seinen Söhnen Nick und Karl und Mike Andersson als Sänger.

Hört Oscar Dronjak zu Hause noch Heavy Metal?
Ja, aber hauptsächlich die alten Bands, mit denen ich aufgewachsen bin. Die neue Scheibe von JUDAS PRIEST ist großartig! Eine neues W.A.S.P. Album würde ich mir auch sofort besorgen. Meine Liebe zum Heavy Metal ist genauso stark, wie zu unseren Anfangszeiten, aber neue Bands entdecke ich kaum noch. Als wir angefangen haben, gab es nur wenige Bands, die Old-School Metal gespielt haben und die Fahne hochgehalten haben. Von Bands, die nach uns herausgekommen sind, habe ich mir gerade in der ersten Zeit viele angehört, aber so richtig ist da nichts hängen geblieben.

Es gibt Ausnahmen, SABATON zum Beispiel, mochte ich gerne, als sie noch Newcomer waren, was ja auch schon einige Zeit her ist. Aber auch die habe ich dann aus den Augen verloren, bis wir 2019 mit ihnen auf Tour gegangen sind. Da habe ich mir im Vorfeld ihre neuen Sachen angehört und sie haben eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht, haben ihren Stil gefunden und perfektioniert. Ich bewundere sie, wie sie mit harter Arbeit und Planung ihr Ding durchgezogen habe.

Sie haben ja keinen Manager und machen wirklich fast alles rund um ihre Band selbst. SABATON ist als Band Stück für Stück gewachsen und kein zusammengestelltes Projekt, schreibt die Songs selbst, hat einen eigenen Stil und geht den eingeschlagenen Weg konsequent weiter.
Ja, genau wie HAMMERFALL. Wir managen uns übrigens auch selbst.

Ich habe großen Respekt vor HAMMERFALL, einer Band, die seit dem Debüt ein beständiger Begleiter ist, deren Alben ich meist direkt bei Erscheinen gekauft habe, die ich immer wieder live gesehen habe und in ein paar Tagen dann wieder auf dem Rockharz Festival sehen werde. Und heute darf ich mit Dir sprechen – hätte mir das vor einem Jahr jemand gesagt, hätte ich es nicht geglaubt!
Es freut mich, dass Du dabeigeblieben bist und uns weiterhin die Treue hältst.

Ein Song, der mir immer einen Kick gibt, wenn es mir nicht gut geht, ist 'Live Is Now' vom Album "No Sacrifice, No Victory". Der bestätigt mich dann immer darin, dass es okay ist, so zu sein, wie ich bin, hartnäckig meinen Weg zu gehen und ja, auch mal ein wenig dickköpfig zu sein.
Ich liebe es, sowas zu hören, und das ist genau das, was wir mit diesem und anderen Songs sagen wollen, das Gefühl, dass wir den Leuten geben wollen. Wunderbar!

Wird es eine Tour zum neuen Album geben?
Wir spielen auf einigen Sommerfestivals und gehen im Herbst mit POWERWOLF auf Tour, aber ob es im Jahr 2025 noch eine eigene Tour geben wird, steht noch nicht fest. Die beste Antwort, die ich heute geben kann, ist: Vielleicht.

Dann sehen ich Dich in Oberhausen mit POWERWOLF und auf dem Rockharz-Festival auf der Bühne! Alles Gute und viel Erfolg für das Album und mit den Pflegehunden.

Fotocredit: Andre Schnittker

Hail To The King

https://www.youtube.com/watch?v=N_do7NRfL9c

Redakteur:
Maik Englich

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