HATE: Im Krieg der Könige mit Frontmann Adam

02.05.2025 | 14:55

Ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster, aber mit "Bellum Regiis" ist den Blackened-Death-Metal-Veteranen von HATE ein absoluter Volltreffer gelungen! Brutal, episch, mystisch und voll auf die Glocke – so kennt man die Warschauer, doch Album Nummer 13 holt die ganz großen Brocken aus dem Regal. Über die doch tiefgreifenden Hintergründe dieser durch und durch besonderen Platte, über griechische Mythologie, über Parallelen zu "Erebos"-Großtaten und über einige andere, sehr verheißungsvolle Dinge sprachen wir mit Sänger und Gitarrist Adam.

Adam, wie geht es dir, ist alles in Ordnung?
Hey Mann, schön, hier mit dir zu reden! Wir sind gerade auf Europatournee, zusammen mit KRISIUN, VENOM INC. und ATER. Wir haben noch etwa 20 weitere Shows vor uns. In der Zwischenzeit haben wir zwei erste Singles veröffentlicht, die unser neues Album "Bellum Regiis" promoten. Das gesamte Album wurde weltweit am 2. Mai über Metal Blade Records veröffentlicht. Bisher war die Resonanz auf die Singles großartig und wir spüren eine enorme Unterstützung von unseren Fans und auch neuen Anhängern!

Tiermes und Nar-Sil sind seit 2020 Teil der HATE-Party. Gemeinsam habt ihr es geschafft, 2021 "Rugia" zu veröffentlichen. Kann man sagen, dass das Album die Stärke der neuen HATE-Konstellation getestet hat und ihr nun mit voller Wucht zurückschlagt?
Ja, das kann man so sagen. Wir haben in den letzten Jahren gelernt, effektiver zusammenzuarbeiten, und die Formel ziemlich weiterentwickelt. Ich denke, "Bellum Regiis" präsentiert einen neuen, mutigen, aggressiven Stil mit einer anderen Produktion, die dieses Mal von David Castillo (OPETH, CANDLEMASS, CARCASS, DARK TRANQUILLITY, KATATONIA, etc.) im Stockholmer Grondahl Studio übernommen wurde. Bei der Zusammenarbeit wollten wir einen kraftvollen, irgendwie modernen Sound mit viel unheimlicher Atmosphäre und Tiefe kombinieren.

Jetzt seid ihr zurück mit einem neuen, vielleicht dem besten, weil vielschichtigsten HATE-Album. Ich habe gelesen, dass "Bellum Regiis" lyrisch viel menschlicher und persönlicher ist als "Rugia". Warum ist das so und wie kam es zu dieser Entwicklung?
Nun, es ist in einem gewissen Sinne des Wortes menschlich. Es handelt von der Machtgier unserer Spezies und dem Kampf, der damit einhergeht. Es stellt auch die große Frage - warum sind wir Menschen so stark von Begriffen wie Macht, Ruhm und Reichtum motiviert? Man findet auch viele Anspielungen auf die aktuelle Dynamik der politischen Ereignisse. Der Titel des Albums kann mit "Krieg der Könige" oder "Krieg der Royals" übersetzt werden, und er wurde hauptsächlich durch das inspiriert, was wir um uns herum beobachten können, nämlich einen großen geopolitischen Wandel. Es sieht so aus, als würde ein Kampf der Titanen bevorstehen... Die Weltordnung verändert sich direkt vor unseren Augen.

Inwieweit hat dich die antike griechische Literatur bei diesem Album beeinflusst? Die Zeit war voll von Kriegen und Königen.
Das ist richtig. Ich denke, die klassischen Mythologien vermitteln einige universelle Botschaften über uns (Menschen) im Allgemeinen. Wir unterscheiden uns nicht so sehr von den Menschen, die in der Antike lebten. Ich denke, wir stehen vor denselben Dilemmas und schwierigen Entscheidungen. Nur das Umfeld ist ein bisschen anders. Deshalb greife ich normalerweise nach Geschichten aus der Mythologie, die universelle Beispiele für Dramen und schwierige Entscheidungen aufzeigen, denen die meisten von uns in ihrem Leben gegenüberstehen. Das ist eine Quelle der Inspiration für mich, vor allem die griechische und slawische Mythologie. Das Interessanteste ist die Essenz, die jeden von uns ausmacht. Vor allem das dunkle, obskure Element der menschlichen Seele. Manche nennen es Satan, andere nennen es einfach einen dunklen Teil des Selbst. In der Zeit der Kriege und Konflikte tritt dieser Teil des menschlichen Selbst immer stärker zutage. Und die Zeit ist jetzt.

Ihr beschäftigt euch mit der Menschheit und der Frage, warum wir so stark von Macht, Reichtum, Ruhm und Glauben motiviert sind. Hast du eine Antwort auf diese Frage gefunden? Und ist das Konzept angesichts der aktuellen politischen Lage vielleicht aktueller denn je?
Es geht mehr um die Frage selbst als um mögliche Antworten darauf. Sie bringt einen dazu, über das Thema nachzudenken und es aus der eigenen Perspektive zu betrachten. Wettbewerb findet in unserem Leben überall statt. Normalerweise gewöhnen wir uns daran und nehmen jeden Tag daran teil. Aber in der Politik wird er auf eine andere Ebene gehoben. Es ist wie ein erbitterter Wettstreit um Ressourcen.

Für das Album konntet ihr die Sängerin Eliza Sacharczuk gewinnen, die der Musik noch mehr Tiefe verleiht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für euren Sound?
Eliza ist eine großartige Sängerin und Musiklehrerin. Sie ist zufällig die Frau meines Freundes, also trafen wir uns irgendwann und ich dachte, ich könnte sie bitten, mit uns ins Studio zu gehen. Wir machten zunächst einige Voraufnahmen, die sehr vielversprechend waren, und ganz nebenbei stellte ich fest, dass sie Griechisch spricht. Sie hatte zuvor ein paar Jahre ihres Lebens in Griechenland verbracht. Ich hatte die Idee, dass sie einige klassische griechische Texte in der Originalsprache singen könnte. Deshalb habe ich einige Fragmente aus Tragödien von Aischylos ausgewählt - Teile, die zur Musik und zum Thema passen - und sie hat sie auf Griechisch gesungen. Ich finde, sie hat das großartig gemacht. Ihre Stimme kontrastiert mit meiner auf die bestmögliche Weise. Ich denke, wir haben es geschafft, ein gutes Gleichgewicht zwischen dem weiblichen Gesang und der wilden Musik zu finden, die wir machen. Es sind nur Fragmente der Musik, die so aussehen. Es baut eine Menge Atmosphäre an den Stellen auf, die auf diese Weise unterstrichen werden müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die Arbeit weiterentwickeln werden.

'The Vanguard' ist sechs Minuten pure Epik und purer Wahnsinn! War dies vielleicht der schwierigste Song auf dem Album, was ihn letztendlich zum besten Song machte?
'The Vanguard' ist einer der schnellsten und wahrscheinlich epischsten Songs, die wir bisher gemacht haben. Es war eine ziemliche Herausforderung, ihn aufzunehmen, aber unser Schlagzeuger hat dabei einen großartigen Job gemacht. Ich bin sicher, dass wir den Song in unser Live-Set aufnehmen werden. Auf dieser Tournee spielen wir allerdings nur zwei Songs vom neuen Album – 'Iphigenia' und den Titeltrack.

Musikalisch bin ich besonders von eben 'Iphigenia' beeindruckt, die in der griechischen Mythologie die Tochter von König Agamemnon und Königin Klytaimnestra war. Was ist so beeindruckend an dieser Geschichte, was erzählt sie?
In der Geschichte der Iphigenie geht es darum, sein Leben für eine größere Sache zu opfern. Iphigenie war die älteste Tochter von König Agamemnon und Königin Klytaimnestra. Sie wusste es nicht, aber ihr Schicksal war besiegelt. Sie sollte geopfert werden, um die Göttin Artemis zu besänftigen. Die Geschichte ist sehr beeindruckend, denn an einem Punkt wird sie vor die Wahl gestellt und kann ihr Leben retten, doch sie entscheidet sich für den Tod und unterstützt auf diese Weise die griechische Seite im Trojanischen Krieg.

Das Album hat mich sehr an "Erebos" erinnert, mit dem ich euch 2010 kennengelernt habe. Vor allem die Atmosphäre ist unglaublich gut. Warum glaubst du, dass es diese Bezüge gibt, oder bilde ich mir das nur ein?
Ich glaube, da hast du recht. Es gibt generell mehr Death-Metal-Vibes auf dem ganzen Album mit einigen klaren Bezügen zu "Erebos", aber ich sehe diese Platte auch als ein neues Kapitel. Es ist sozusagen eine neu definierte Formel mit einer Menge neuer Elemente darin. Es ist viel abwechslungsreicher als unsere vorherigen Alben.

Das Artwork von Daniel Rusiłowicz ist eine Wucht! Ein König, der nur noch seine Krone hat. Das Artwork sagt viel aus - inwiefern bezieht es sich auf das Thema des gesamten Albums?
Es ist ein starkes Bild und auch ein tiefgründiges visuelles Kunstwerk, das von Daniel Rusiłowicz - unserem langjährigen Kollaborateur - sehr schön umgesetzt wurde. Der König auf dem Cover ist kein triumphierender Monarch. Er sieht aus, als hätte er Mühsal und Kämpfe hinter sich. Er ist wie jemand, der vor einem Abgrund steht, sozusagen am Rande des Zusammenbruchs. Er hat alles verloren - außer der Krone, dem einzigen sichtbaren Zeichen seiner einstigen Größe. Und doch hat er noch etwas Würde, einen Funken des "Stirps Regia" - des Gesetzes, das von seinen Vorfahren stammt. Daran hält er trotz aller Widrigkeiten fest. Dieses ganze Bild zeigt, dass Macht ihren Preis hat. Und der Preis kann zu hoch sein, um ihn zu zahlen...

Ich habe euch als eine sehr naturverbundene Band in Erinnerung. Welche Rolle spielt die Natur für euch als Individuen, aber auch für euch als Band? Und lebt ihr eher isoliert in eurem Heimatland oder mitten in Warschau?
Ich lebe im äußersten Norden Warschaus und in der Nähe des Nationalparks, also ist es eine Kombination aus beidem. Ich verbringe viel Zeit im Wald, besonders im Sommer. Das Leben in der Natur gibt einem das Gefühl der Verbundenheit mit ihr und dem Kosmos. Man erkennt, wie sehr man ein Teil davon ist. Wir sind wie eins zu eins aus ihm aufgebaut. In diesem Sinne gibt es keine übernatürlichen Elemente in uns. Die archaischen Slawen verehrten die natürlichen Elemente und nannten sie Götter. Sie glaubten, dass die Menschen nicht von den Göttern geschaffen wurden, sondern dass sie Kinder der Götter sind.

Bands wie BEHEMOTH, VADER, BLAZE OF PERDITION, DECAPITATED oder HATE haben den Metal aus Polen wirklich bekannt und groß gemacht. Inwieweit spielt euer Heimatland eine wichtige Rolle in eurer Musik? Und wie denkst du über die polnische Metalszene?
Die polnische Metalszene ist ziemlich phänomenal und sehr produktiv, da es immer wieder neue Bands gibt. Es ist schwer zu sagen, wie das Land, aus dem man kommt, die Kreativität beeinflusst, aber es gibt definitiv den kulturellen und historischen Hintergrund, den wir alle haben und den wir irgendwie mit uns tragen. Ich denke, wir sind uns der schwierigen Geschichte des Landes bewusst, aber wir glauben auch an sein Potenzial. Es gibt viele Beispiele für die großartige Entwicklung, die unser Land in den letzten Jahren genommen hat, und die Musikszene ist da keine Ausnahme.

Adam, danke für die Beantwortung der Fragen. Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mitteilen?
Vielen Dank für das Interview. Ich grüße alle eure Leser, die uns unterstützen, und diejenigen, die unsere Arbeit noch nicht kennen. Folgt HATE auf den unten stehenden Medien, denn es wird in Zukunft noch viel mehr kommen!

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Metalblade.com/Hate

Fotocredits: Mariusz Kowal

Redakteur:
Marcel Rapp

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