HELLBUTCHER: Interview mit Hellbutcher

27.06.2024 | 00:02

Gerade einmal zwei Tracks hat es gebraucht, um einen Branchenriesen wie Metal Blade vom eigenen Material zu begeistern. Entsprechend euphorisch ist der Namensgeber, Ex-Bassist und Vokalist der Truppe nun in jenem Moment, da die erste vollwertige Scheibe das Licht der Welt erblickt hat. In einem kurzweiligen Dialog berichtet Mastermind Hellbutcher, was bei den Skandinaviern Phase ist.

Zunächst einmal muss man an dieser Stelle gratulieren: Für ein Debüt klingt die neue Platte extrem reif und dennoch ungehobelt und dreckig. Welche Erwartungen hast du an die Veröffentlichung von "Hellbutcher"?

Ich bin mir noch gar nicht sicher, was ich erwarten darf, danke dir aber schon mal für das Kompliment. Unser Ziel ist es natürlich, möglichst viele Zuhörer für unsere neue Band zu begeistern und sie mit straightem Metal zu überzeugen. Ich bin selbst ebenfalls sehr zufrieden mit der Scheibe und denke, dass wir einen guten Start hingelegt haben.

Dem kann man nur zustimmen. Ihr habt vor zwei Jahren mit "Death's Rider" lediglich ein 2-Track-Demo veröffentlicht und offenbar sofort Gehör gefunden. Wie seid ihr mit eurer Plattenfirma in Kontakt gekommen?

Die EP war tatsächlich nur unser Demo in einer Vinylfassung, und ich war selber ziemlich überrascht, dass die Songs so viel Aufmerksamkeit erzielen konnten. Bei der Wahl eines Labels war es mir unheimlich wichtig, dass wir einen Deal über mehrere Alben an Land ziehen können und die Plattenfirma auch an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert ist. In der Tat hatten wir schon die Hoffnung, einen Deal bei einem Label auf dem Level von Metal Blade zu bekommen. So nahmen wir Kontakt zu einem Kumpel in Deutschland auf, der sich mit Plattenverträgen ausgezeichnet auskennt, und über diesen Weg sind wir schließlich tatsächlich bei Metal Blade gelandet. Bis hierhin bin ich total begeistert, was man schon alles für uns getan hat. Es ist fantastisch, mit so einem großen Partner zusammenarbeiten zu können.

Als ich die neue Platte zum ersten Mal aufgelegt habe, kamen mir sofort die ganz alten SODOM-Scheiben in den Sinn. Ist die teutonische Szene ein elementarer Einfluss für das Material von HELLBUTCHER gewesen?

Die traditionellen deutschen Speed/Thrash-Bands sind auf jeden Fall ein sehr großer Einfluss für uns gewesen. Ich lege immer noch die alten Scheiben von SODOM, KREATOR, DESTRUCTION, VAMPYR, VECTOM, MAD BUTCHER, SDI, RUNNING WILD, NECRONOMICON, usw. auf. Diese Songs sind meine musikalische DNA, weshalb wir beim Songwriting gar nicht um die Verbindung zur deutschen Szene herumkommen.

"Hellbutcher" beinhaltet außerdem einige klare Reminiszenzen an die skandinavische Black-Metal-Szene. Gerade Bands wie NIFELHEIM und NECROPHOBIC erkennt man in einigen Stücken immer wieder heraus. War das Interesse an extremerem Material von Anfang an gegeben, oder bist du klassisch mit den üblichen Kapellen aufgewachsen?

Wie bei vielen anderen Musikern auch, so war es auch bei mir ein steter Prozess. Ich habe anfangs klassischen Hard 'n' Heavy-Stoff wie JUDAS PRIES, KISS und ALICE COOPER gehört, vor allem aber auch IRON MAIDEN. Ich denke aber, dass ich schon in einem sehr jungen Alter mit den heftigeren Sachen vertraut gemacht wurde. Gruppen wie WHIPLASH, SODOM, BATHORY und DARK ANGEL haben mich infiziert, aber dennoch bin ich auch dem klassischen Heavy Metal immer treu geblieben. Der finale HELLBUTCHER-Sound resultiert wohl daraus, dass ich traditionellen Stoff immer noch gehörig abfeiere, gleichzeitig aber auch Elemente von SARCOFAGO und VULCANO berücksichtigen wollte.

Es ist ja häufig so, dass man junge Newcomer-Acts, die sich klangtechnisch an den frühen 80ern orientieren, immer sofort mit den großen Namen vergleicht. Manchmal spricht man auch direkt von Plagiaten. Empfindest du das als fair, oder denkst du, dass hier jungen Bands oftmals unnötig Steine in den Weg gelegt werden?

Ich denke schon, dass viele aktuelle Truppen versuchen, die alten Haudegen zu kopieren und sich dabei ein bisschen zu stark verrennen. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen, doch die Mehrheit klingt eher wie eine Coverband und bringt nicht viel Eigenes zutage. Ich wünsche mir einfach wieder ein bisschen mehr Originalität. Natürlich sollen die Einflüsse erkennbar sein, aber ohne eigene Note wird es meistens sehr schnell sehr langweilig.

Die Band wurde unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie gegründet. Welche Einschränkungen hat das Covid-19-Virus auf die Anfangszeit von HELLBUTCHER gehabt?

Eigentlich hatten wir keine allzu großen Probleme. Da es unglaublich schwierig war, in dieser Zeit an Gigs heranzukommen, haben wir uns darauf konzentriert, neue Songs zu schreiben. Von den Nachwehen spüren wir glücklicherweise nichts. Wir haben also eine Menge richtig gemacht.

Die Diskussion um physische Tonträger und digitales Material geht in den letzten Wochen wieder arg viral. Wie stehst du zu den Streamingdiensten, und welchen Stellenwert haben für die physische Produkte?

Nun, es könnte alles viel, viel besser sein. Die Streamingdienste werfen nahezu überhaupt nichts ab. Doch nicht nur deshalb plädiere ich dafür, immer noch echte Tonträger zu kaufen, weil es auch viel mehr Spaß macht, Kassetten, Schallplatten und CDs anzufassen und schließlich anzuhören. Ein tolles Artwork, ein wertiges Booklet und eine coole Verpackung sind doch durch nichts zu ersetzen. Glücklicherweise sind die Metal-Fans hier noch ziemlich loyal und legen großen Wert auf diese Dinge. Für mich gehört das einfach auch dazu, wenn man Teil dieser Szene sein möchte. Deswegen wird es die neue Platte auch in verschiedenen Editionen geben. Eine limitierte Auflage wird zum Beispiel eine Bonus-DVD mit der Aufzeichnung unserer ersten Liveshow überhaupt enthalten. Außerdem gibt es Vinyl in verschiedenen Farben - ich finde es großartig.

Vom Studio auf die Bühne ist nun der logische Schritt. Was erwartet uns?

Wir haben auf jeden Fall große Pläne. Nach den drei Shows zum Album-Release hoffen wir noch auf den einen oder anderen Festival-Slot. Außerdem planen wir für den Herbst eine Headliner-Tour durch Schweden, bleiben aber guter Hoffnung, dass sich auch sonst noch einiges ergeben wird.

Das hoffen wir natürlich auch. Wie kann man potenzielle Interessenten denn vorab schon mal heiß auf euer Material machen?

Das ist eine witzige Frage. Natürlich hat jeder seinen eigenen Geschmack und seine persönlichen Vorlieben, doch ich würde sagen, dass HELLBUTCHER eine extreme Intensität und Authentizität auf die Bühne bringt, und er sich in der rauen Essenz des Metals wiederfindet. Wenn ihr den gesamten Wahnsinn um unsere Präsenz noch nicht begriffen habt, rate ich euch, die Platte einmal anzutesten und euch selbst ein Urteil zu verschaffen.

Fotocredit: Soile Siirtola

Hordes Of The Horned God



https://www.youtube.com/watch?v=25Xsij7TX50&t=1s

Inferno's Rage



https://www.youtube.com/watch?v=A7Ca7CVkWvc

Redakteur:
Björn Backes

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