HIDDEN IN THE FOG: Interview mit Ghash

25.08.2005 | 22:50

HIDDEN IN THE FOG kommen mit ihrem neuen Album "Damokles" in beträchtliche Nähe von solchen Finsternisgöttern wie EMPEROR oder ARCTURUS – und die Metalpresse ist samt und sonders begeistert. Das liegt daran, weil die Band aus Magdeburg eben nie wie eine billige Kopie wirkt, sondern ziemlich viel zu sagen hat: zur Kreativität, zum Metal und zu ihrer Musik ganz besonders. Der farbige Gitarrist Sidi "Ghash" Kone beantwortet eine lange Mail.

Henri:
Hallo HIDDEN IN THE FOG! Kommen wir gleich zum Wesentlichen, eurem neuen Album "Damokles" – habt ihr damit vor, als deutsche Antwort auf EMPEROR abgefeiert zu werden?

Ghash:
EMPEROR waren bereits seit unserem ersten Demo die Band, mit welcher unser Sound über die Jahre hinweg am Häufigsten verglichen wurde. Selbstverständlich ehrt uns dieser Vergleich nach wie vor unvermindert, dennoch kann man - so denke ich - deutlich erkennen, dass unser Streben viel mehr einer Weiterentwicklung und Perfektionierung unseres eigenen Stils und unserer eigenen musikalischen Vorstellung gilt. Wenn man nämlich einmal analytisch an den formalen Aufbau unserer Songs herangeht, findet man heraus, dass die Struktur eines HITF-Songs sich grundlegend von der eines EMPEROR-Stückes unterscheidet. Dennoch stellt die fantastische Musik von Ihsahn und Co. natürlich eine bedeutende Inspirationsquelle für unser Schaffen dar. Unser neues Album "Damokles" hat sich in dieser Hinsicht allerdings von solchen direkten arrangier- bzw. kompositionstechnischen "Vorbildern" doch ziemlich "freigeschwommen" - es fließen hierauf die unterschiedlichsten Einflüsse zusammen, von denen auch ein Großteil nicht viel mit Metal zu tun hat. Es kommt halt immer drauf an, wie man die Musik letztendlich arrangiert und instrumentiert, dann fügt sich mit dem nötigen Fingerspitzengefühl letztendlich auch alles in ein einheitliches und für uns charakteristisches Klangbild.

Henri:
Es ist ja euer zweites Album. Was war vorher, erzählt kurz eure Geschichte...

Ghash:
Nun, nach drei Demos haben wir im Jahr 2003 erstmals unsere vorige Scheibe "Abstract Maelstrom Paragon" - damals noch in Eigenregie - veröffentlicht. Die CD ist auf Anhieb extrem euphorisch von der Presse aufgenommen worden und konnte bald Höchstpunktzahlen in sämtlichen wichtigen Blättern sowie etliche Ehrungen als "Demo des Monats" (z.B. Metal HAMMER), "Demo des Jahres" (z.B. Aberration Mag) usw. einsacken. Davon haben natürlich auch einige Firmen Wind bekommen, welche dann mit Vertragsangeboten an uns herangetreten sind, mit deren Details wir allerdings nie wirklich einverstanden waren. Als sich nach ein paar Wochen keine Einigung abzeichnete haben wir einfach einmal von uns aus Kontakt mit Twilight aufgenommen, die dann auch Interesse zeigten. Die Vertragsbedingungen hier erschienen uns zumindest fair und vor allem ehrlich, weswegen wir uns dann auch dafür entschieden. Im Frühling letzten Jahres wurde die "Abstract..." von Twilight neu veröffentlicht, bevor wir uns auf den letztendlich mehr als eineinhalbjährigen Schaffensprozess von "Damokles" konzentrieren konnten.

Henri:
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben - und inwiefern steht der Bandname HIDDEN IN THE FOG für diesen Sound?

Ghash:
Den typischen Sound von HIDDEN IN THE FOG zu beschreiben ist nicht unbedingt eine leichte Aufgabe, schließlich arbeiten wir mit einer Vielzahl an Stilmitteln, die jegliches Nischendenken von vornherein ausscheiden lassen. Wir legen Wert darauf, unsere Musik sowohl gehalt- und anspruchsvoll, als auch extrem zu halten und scheuen weder Choralgesänge auf der einen, noch Blastbeat-Attacken auf der anderen Seite. Ein sehr hoher Grad an Vielfalt in den Harmonien und den melodisch-rhythmischen Motiven ist ebenfalls ein dominantes Merkmal unseres Stils. Unser Klangbild ist gleichermaßen sehr komplex und sehr dicht, was die ungeteilte Aufmerksamkeit des Hörers voraussetzt, welcher dafür aber auch fürstlich entlohnt wird. Härte, Komplexität und Perfektionsdrang muss Atmosphäre nicht ausschließen. Genau dies soll sich in unserer Musik widerspiegeln. Dies alles vermengen wir zu einem Cocktail, der unseren speziellen Sound ausmacht, welcher sich jedoch trotz Detailreichtum niemals in instrumentalen Orgien verlieren soll. Ich denke aber auch, dass wir vor allem einen sehr starken Antrieb aus uns selbst heraus haben, neue kompositorische Wege jenseits ausgetretener Pfade zu erschließen, gerade was den formellen Aufbau der Songs angeht.

Ich habe ehrlich gesagt noch keine Band gehört, die ihre Songs so konstruiert wie wir es uns zu Eigen gemacht haben. Die große Herausforderung besteht hier nun darin, dem Ganzen dennoch Schlüssigkeit und Fluss zu verleihen, ohne in dieses unsäglich abgenutzte Refrain-Strophe-Schema zurückzuverfallen. Wir erreichen dies unter anderem durch leitmotivartige Verarbeitung von melodischen Figuren, die häufig relativ unmerklich in verschiedenen Riffs in abgewandelter Form durch die Instrumente wandern - oft auch über Songgrenzen hinweg. Oder aber eine bestimmte Harmoniestruktur wird durch Modulationen und/oder rhythmische Umgestaltungen in immer neue Bahnen gelenkt. Dies verleiht der Musik dann die notwendige Schlüssigkeit - und der aufmerksame Hörer wird über einen langen Zeitraum zunächst verborgen gebliebene Details innerhalb der Songs aufspüren können. Technik gehört da in gewisser Weise immer dazu und ist - wie ich einigen Leuten immer wieder deutlich machen muss - in keinster Weise hinderlich an der Entwicklung von Kreativität - im Gegenteil! Erst durch das Beherrschen der Form wird man beim Schreiben von Musik in die Lage versetzt, eben jenen Klang, welchen man sich im Kopf vorstellt, auch frei und adäquat in die Wirklichkeit zu übertragen.

Das ist auch der Hauptgrund, weshalb ich eigentlich so gut wie überhaupt nicht am Instrument komponiere. Dies würde das Ergebnis in gewisser Weise limitieren, denn jeder hat seine speziellen Eigenheiten und motorischen Vorlieben beim Spielen seines Instruments. Durch die Loslösung davon kann ich die Form und den Klang der Musik bei weitem freier gestalten - der Klang entspringt direkt der Kreativität und wird dann in Noten fixiert. Es leuchtet von selbst ein, dass für diese Herangehensweise die Kenntnis von formeller Tonsatz- und Kompositionstechnik letztendlich unabdingbar ist. Es ist aber unglaublich nützlich, denn es eröffnen sich dadurch für jedes neu erdachte Riff oder Motiv tausend neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Musik. Ohne Umschweife denke ich, dass mittlerweile der Name HIDDEN IN THE FOG für einen charakteristischen Sound steht, dem Liebhaber von komplexer, anspruchs- und gehaltvoller extremer Musik einiges abgewinnen sollten.

Henri:
Zurück zu "Damokles": Welches künstlerische Konzept liegt "Damokles" zu Grunde? Gibt es eine rote Linie durch das Album, etwa lyrisch? Was soll der Albumtitel aussagen - also in Verbindung mit der Sage vom Damokles-Schwert?

Ghash:
Ja, es gibt durchaus einen roten Faden, welcher das Album textlich durchzieht. Im Endeffekt beschreibt es die Selbstfindung eines Charakters. Aus Unerfahrenheit resultierende Überheblichkeit angesichts von Überschwang und Sorgenfreiheit in der Jugend wandelt sich über Erfahrungen wie aufziehendes Leid und damit verbundene Furcht, Wut und Verzweiflung in eine gefestigte Erkenntnis des Selbsts. Auf dem Weg dorthin muss in der Selbstreflexion so manches Gedankengebäude neu hinterfragt und auch gegebenenfalls abgebrannt werden. Der Titel "Damokles" symbolisiert in diesem Zusammenhang das stets latent drohende Unheil über dem zunächst recht naiv-gedankenlosen Protagonisten. Wir benutzen somit den Namen "Damokles" zur Symbolisierung des innerhalb der Sage selbst aufgezeigten Sinnbilds, ohne dieses direkt anzustrengen. Der "Handlungsstrang" verläuft jedoch keineswegs linear von Anfang bis Ende durch, sondern ist durchzogen von Rückblenden und Verweisen auf andere Stellen innerhalb des Albums, was auch auf musikalische Art und Weise geschieht. Beispielsweise beginnt das Album durch den Opener 'The Ignoramus' Elegy' mit einem Rückblick, in dessen Folge sich die Einzelteile Song für Song mosaikartig zu einem letztendlich großen und schlüssigen Gesamtbild zusammenfügen. Wichtig ist, daß man dieses Album als Ganzes hören muss, damit es die beabsichtigte Wirkung entfaltet, denn die Songs "funktionieren" nur in Abhängigkeit voneinander.

Henri:
Von welchen Musikern fühltet ihr euch inspiriert, als ihr "Damokles" aufnahmt?

Ghash:
Zu viele, um sie alle hier aufzählen zu können. Wir verarbeiten sowohl bewusst als auch unbewusst eigentlich alles, was in unseren Augen gehaltvolle Musik darstellt. Das geht quer durch alle Spielarten und Epochen, ist also ganz bestimmt nicht auf den Metal beschränkt. Hervorzuheben ist vielleicht, dass innerhalb der Songs drei melodische Motive gleichsam als "Hommage" übernommen und teilweise in ein hartes Metal-Gewand gekleidet wurden, so dass sie sich unmerklich in die Arrangements einfügen und wohl nur von wirklich aufmerksamen Ohren bewusst wahrgenommen werden dürften. Es handelt sich hierbei um Motive solch unterschiedlicher Künstler wie der Jazzpianistin Aziza Mustafa-Zadeh, JETHRO TULL und dem meiner Meinung nach größten Komponisten der Geschichte, Johann Sebastian Bach. Mit "Damokles" nun haben wir allerdings wie bereits erwähnt ein Klangbild erzeugt, welches - wie ich glaube - mit keinem anderen Künstler oder Album direkt verglichen werden kann.

Henri:
Welche anderen Bands haben euer Schaffen beeinflusst?

Ghash:
Selbst wenn man sich nur auf den Metal-Bereich beschränkt, gibt es natürlich noch immer eine Vielzahl grandioser Bands, welche über die Jahre unser Schaffen beeinflusst haben. Ob es die Komplexität der EMPERORschen Übersongs, die Weite und Größe von OPETH, die Abgefahrenheit von TOOL oder die Genialität von DEATH ist - alles fließt irgendwie zusammen und ergänzt die eigene Vision von atmosphärischer, dunkler, anspruchsvoller und extremer Musik. Zudem wird man ja auch immer von dem beeinflusst, was einen tagtäglich unmittelbar umgibt. Man absorbiert auch solche Dinge und lässt sie in die Musik einfließen, wenn auch auf eine weit subtilere Art und Weise. Somit wird die Musik selbst zu einer Art Katalysator für Emotionen, Gedanken und eben alles, was einen über die Schaffensphase hinweg bewegt.

Henri:
Wo habt ihr die Scheibe aufgenommen? Wie lange hat das gedauert? Gibt es eine markante Geschichte aus der Zeit, die das Album mit geprägt hat?

Ghash:
Das Album ist an verschiedenen Orten parallel entstanden. Die Schlagzeugaufnahmen wurden komplett in den "Catacomb Studios" erledigt, welches von Wolfram Fenske, einem guten Bekannten von uns, betrieben wird und in welchem wir bereits die komplette "Abstract Maelstrom Paragon" - allerdings in einem winzigen Bruchteil der Zeit - produziert hatten. Die Gitarren- und Bassaufnahmen wurden dann hier in Magdeburg in meinem eigenen FBGS Rec. Studio eingespielt, während parallel in den "Catacomb Studios" auch bereits am Gesang gearbeitet wurde. Dazu kamen dann noch die separaten Arbeiten an Synth-Arrangements und Effekten. Nach monatelanger Detailarbeit wurde im Mix schließlich alles zusammengeführt. Das Ganze musste ein organisches Gesamtbild ergeben, und obwohl wir die Songs vor Beginn der Aufnahmen bereits komplett schwarz auf weiß in Partitur vor uns liegen hatten, entfiel ein Großteil der insgesamt sechsmonatigen Studioarbeit auf das Formen des Klangbildes um bei aller Komplexität das volle Maß an Emotionalität durch die Musik fließen zu lassen und auf den Hörer zu übertragen. Das war bei weitem mehr Arbeit als Vergnügen, aber dennoch ist das Ergebnis absolut fantastisch und im Nachhinein rechtfertigt das Album jeden einzelnen Beinahe-Nervenzusammenbruch und jede einzelne durchgearbeitete Nacht! Am Ende ist es dann natürlich auch immer sehr spannend, wie die ersten Reaktionen ausfallen. Wir haben die Scheibe kurz nach der Fertigstellung in einer Art privaten Listeningsession ein paar guten Freunden und Musikerkollegen vorgespielt - und alle waren ausnahmslos begeistert von dem Album. Das ist dann wirklich ein unbeschreibliches Gefühl, wenn sich all die langwierige Arbeit, die letztendlich in dem Werk steckt, in den erhofften Reaktionen auszahlt.

Henri:
Wie stellt ihr euch eure Musik in zehn Jahren vor – viele Bands werden ja ruhiger oder auch elektronischer oder wollen dauerhaft an ihrem Sound festhalten. Was schwebt euch vor?

Ghash:
Nun, das kann ich beim besten Willen nicht schlüssig beantworten. Genauso wie heute werden wir sicher nicht klingen, das ist klar. Es kommt logischerweise auch mit auf das jeweilige Gesamtkonzept an, welches den Klang ja durchaus wesentlich mitbestimmt. Eine Zunahme elektronischer Elemente kann ich mir allerdings nicht wirklich vorstellen, weil das unserem Klangbild nur bis zu einem gewissen Maße förderlich ist. Vielleicht nehmen wir ja auch mal so eine Art "Damnation" auf, haha... Scherz beiseite, ich glaube eher, dass wir auch in Zukunft neue Wege finden werden um unsere Arrangements weiter zu vervollkommnen. Als Musiker hat man IMMER die Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern und neue interessante Kompositionstechniken für sich zu entdecken. Doch zunächst einmal wollen wir - wenn sich die Möglichkeit dazu ergeben sollte - natürlich den größtmöglichen Erfolg erzielen, allerdings ohne dafür Kompromisse bei der Gestaltung unserer Musik einzugehen.

Henri:
Ihr benutzt noch Pseudonyme – warum?

Ghash:
Naja mit Sicherheit nicht, weil es so unglaublich "true" ist... Wir haben uns dafür entschieden, als wir 1996 mit der Band angefangen haben und es entspricht nicht unbedingt unserer Art zu sagen: "Hey, das ist momentan nicht angesagt - also gehen wir auch davon ab..." Natürlich verändert sich im Laufe der Jahre das Erscheinungsbild einer Band, aber bei uns war das immer eine natürliche Entwicklung die vollkommen harmonisch mit der Entwicklung unserer Musik einherging. Pseudonyme machen Musik weder besser noch schlechter und sind letztendlich unbedeutend für den Hörer, können jedoch dem Musiker ein wenig beim Erschaffen der eigenen künstlerischen Identität behilflich sein. Pauschalaussagen greifen da jedoch letztendlich nicht – die Entscheidung ist letztlich eine persönliche...

Henri:
Ihr habt mit "Twilight Records" ein Label - zufrieden?

Ghash:
Bislang funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos. Es war uns vor Vertragsunterzeichnung sehr wichtig, dass wir uns auf die Absprachen hundertprozentig verlassen können und bis zum heutigen Zeitpunkt gab es diesbezüglich auch noch keinerlei Schwierigkeiten - was wirklich selten der Fall zu sein scheint, wenn man mal unter der Hand bei Bands nachfragt, welche bei anderen Firmen unter Vertrag stehen. Wir hoffen natürlich, dass "Damokles" von Twilight die maximal mögliche Unterstützung und Promotion erhält, denn wir sind von diesem Album wirklich absolut tausendprozentig überzeugt! Wir sind diesbezüglich aber durchaus zuversichtlich.

Henri:
Wenn ihr freie Auswahl für Gastmusiker hättet – auf wen würde eure Wahl fallen?

Ghash:
Puh, das ist hart. Also als erstes würde ich mal den unvergesslichen Chuck Schuldiner anführen. Dazu vielleicht noch Marty Friedman für ein paar Zusatzsoli, EMPEROR-Gehirn Ihsahn darf nicht fehlen, dazu PRIMUS-Basser Les Claypool und Mike Portnoy hinter der Schießbude. Daniel Gildenlöw und Mike Akerfeldt teilen sich den Gesang... Naja, das würde bei soviel versammelter Genialität wohl in einem heillosen Durcheinander der Stilistiken enden, haha... Aber ein schönes Gedankenexperiment ist es allemal.

Henri:
Wie steht ihr denn zu Bands, die Black Metal mit Nazi-Elementen verbinden? Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, politische Inhalte in eurer Musik unterzubringen?

Ghash:
Metal ist mit Sicherheit die definitiv falsche Musikrichtung, um politische Statements oder gar Propaganda loszuwerden. Ganz einfach aus dem Grunde, da das Zielpublikum viel zu unpolitisch ist. Dafür gibt es weitaus sinnvollere Plattformen. Und diese ganzen NS-Dummheiten sind keine politischen Statements, sondern einfach nur ein Haufen weichgequirlter Bockmist ohne jegliche Grundlage. Zum Teil werden die Leute meiner Meinung nach auch durch das sehr verbreitete Elitär-Geschwafel für solche Dinge empfänglicher. Es ist immer ein komfortable Position, sich aus einer eingebildeten erhöhten Position über den geistigen Verfall der Gesellschaft zu ereifern - nicht ohne sich selbst (natürlich) komplett davon freizusprechen. Der Blick für die Wirklichkeit kommt dabei schnell vollkommen abhanden, denn tatsächlich sind Personenkult, ungeschriebene "Kleidungsgesetze" und aggregierte Meinungsbildung ein massives Erscheinungsbild der Metalszene. Um jedoch auf die Frage zurückzukommen: sehr bedenklich finde, dass diese vergiftende Unterwanderung von Rechtsaußen vielerorts anscheinend achselzuckend hingenommen wird.

Henri:
Ihr kommt aus Magdeburg, dass nicht gerade als Metal-Hochburg bekannt ist - gibt es dort überhaupt noch andere Metal-Bands außer euch?

Ghash:
Metal-mäßig ist hier in Magdeburg und Umgebung wirklich eher tote Hose. Zwar gibt es hier ein paar durchaus talentierte Bands und von Zeit zu Zeit auch mal ein Underground-Konzert, aber so richtig was geht hier nicht... Das lässt sich auch dadurch erkennen, daß sämtliche Touren von etwas renommierteren Bands einen weiten Bogen um die hiesige Gegend machen. Es scheint mir so zu sein, dass es hier zwar durchaus eine beträchtliche Metal-Hörerschaft gibt, dennoch haben sich Metalkonzerte in der Vergangenheit größtenteils als unrentabel erwiesen, weil die Leute einfach nicht ihren Hintern hochkriegen. Traurig, aber leider wahr...

Henri:
Wie sieht's mit einer Tour aus?

Ghash:
Wir werden im Oktober zusammen mit den US-Death-Metal-Pionieren von VITAL REMAINS auf unsere erste ausgedehnte Europareise gehen. Es wird Shows in den Niederlanden, Belgien, England, Irland, Frankreich, Luxemburg und natürlich Deutschland geben - wir hoffen natürlich, daß die Fans in Scharen erscheinen! Auf jeden Fall freuen wir uns schon riesig darauf und sind bereits intensiv am Proben des neuen Live-Sets. Für diese Tour werden wir zwei Gastmusiker mit an Bord nehmen, da auf Grund vorübergehender Auslandsaufenthalte von Gorbag und Draug sowohl ein Gitarrist als auch ein Bassist neu für diese Tour angelernt werden müssen. Dies stellt jedoch kein gravierendes Problem für uns dar, denn es handelt sich hierbei wirklich um exzellente Instrumentalisten.

Henri:
Und mit wem würdet ihr gern mal zusammen auftreten?

Ghash:
Oh - da gäbe es wohl viele, quer durch die Bank... MAIDEN, OPETH, NEVERMORE... Auf einer riesigen Stage mit einer Monster-Lichtshow... Aber das Größte wäre natürlich eine Position als Supportband zur EMPEROR-Reunion... ;-) Oder Aufnahmen mit einem großen Filmorchester und 80-Personen-Chor. Am besten noch mit Howard Shore am Dirigentenpult... Naja, man wird ja noch träumen dürfen...

Henri:
Famous last words...

Ghash:
Vielen Dank für das Gespräch! Wir hoffen selbstverständlich, dass wir mit unserem Album "Damokles" eine Vielzahl von Leuten erreichen und ansprechen. Es scheint so, dass in der jüngsten Zeit wieder etwas vermehrt Wert auf musikalischen Gehalt und Qualität gelegt wird und diese erfreuliche Entwicklung möchten wir mit diesem Album natürlich weiter vorantreiben. Jeder der sich irgendwie davon angesprochen fühlt, sollte unbedingt die Scheibe anchecken und über zahlreiches Erscheinen bei unseren Live-Shows freuen wir uns natürlich auch riesig! Alle Infos zu Band, Hörbeispiele, Tourdaten etc. gibt es auf unserer Website zu begutachten. See you all!

Redakteur:
Henri Kramer

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