HUMAN FORTRESS - Interview mit Thorsten, Volker & Andé
24.10.2025 | 22:48Die Hannoveraner HUMAN FORTRESS haben sich von uns mit Fragen zur Bandhistory, Live-Konzerten und dem neuen Album löchern lassen und dazu noch verraten, was die Zukunft bereithält! Viel Spaß.
Zu Beginn des Interviews sind mit Gitarrist Thorsten "Todd" Wolf (TW) und Bassist Andre Hort (AH) zwei Drittel der Saitenfraktion von HUMAN FORTRESS in der Zoom-Interview-Session anwesend. Volker Trost (VT), der Mann an der zweiten Gitarre, stößt etwas verspätet dazu.
André, Thorsten, schön, dass ihr Zeit für uns habt. Ich würde gerne am Anfang beginnen. Gegründet hat die Band sich 1997 zuerst als Hardrock-Band mit dem Namen TIMEZONE, dann habt ihr euch zwei Jahre später in HUMAN FORTRESS umbenannt und den musikalischen Stil geändert. Es war die Hochzeit des wiederauferstandenen Heavy Metals, von Power Metal mit Bands wie HAMMERFALL, RHAPSODY, STRATOVARIUS und Co. Hat euch das beeinflusst, oder wie kam es auch zu diesem Stilwechsel? Warum habt ihr euch umbenannt?
TW: Das war eine natürliche Entwicklung. Als wir TIMEZONE hießen, hatten wir noch eine Sängerin, die jetzt nicht unbedingt eine Metal-Stimme hatte, sie kam eher aus dem Blues, konnte aber schon sehr gut kratzig singen. Aber Power Metal passte einfach nicht zu ihr und es war, ehrlich gesagt, auch nicht wirklich ihr Ding, daher ging es musikalisch zunächst mehr in Richtung melodischer Hardrock. Als sie dann ausgestiegen ist, haben wir bewusst einen Sänger gesucht und so kam 1999 Jioti Parcharidis dazu, da kam völlig anderer Schwung in die Band und plötzlich wurde auch die Musik schneller. Wir hatten einen richtigen Metal-Sänger und durch seine Einflüsse hat sich die Musik weiterentwickelt. Er war stark von Bands wie SYMPHONY X oder DREAM THEATER beeinflusst, aber auch von einigen Power-Metal-Bands, da aber eher von den älteren Bands wie JUDAS PRIEST, nicht unbedingt von der damals neuen Generation an Bands, die du genannt hast. So hat sich das einfach nach und nach entwickelt. Jioti hatte schon sehr großen Einfluss darauf, dass die Musik in diese neue Richtung ging. Wir alle sind in diese Richtung auch gerne mitgegangen und dadurch kam es auch zum Namenswechsel.
Mit "Lord Of Earth And Heaven's Heir" habt ihr 2001 euer erstes Album aufgenommen und gleich einen kleinen Klassiker des deutschen Metals erschaffen, den ihr über Limb Music herausgebracht habt. Ist euch eigentlich bewusst, welchen Stellenwert dieses Album in der Metal-Szene hat?
TW: Ehrlich gesagt nicht. Ich höre das zwar auch zwischendurch mal, dass Menschen sagen, dass das Album irgendwie sowas wie ein deutscher Metal-Klassiker ist, wir haben das aber noch nie so empfunden. Wir waren damals einfach sehr glücklich mit dem Album und mit den Songs, die uns da gelungen sind. Aber so weit haben wir nicht gedacht, dass es vielleicht mal irgendwie Jahre später noch einen Stellenwert haben könnte – zumindest war es bei mir nicht so. Ich glaube, bei den anderen Jungs auch nicht. Aber wir freuen uns natürlich, dass das Album immer noch so gut ankommt.
AH: Ich merke das dadurch, dass ich den ganzen Social-Media-Kram für HUMAN FORTRESS mache. Da wird man darauf schon immer wieder angesprochen und es werden auch Vergleiche mit anderen Bands und Alben aufgestellt, das passiert online schon häufiger.
Ihr wart damals, aus meiner Wahrnehmung, eine der ersten Power-Metal-Bands, die bewusst diese mittelalterlich anmutenden Melodien genutzt hat und die nicht das Fantasy-Element mit Drachen und Elfen etc. bedient hat, sondern ihr habt eher ein mittelalterliches, ritterliches Feeling erzeugt - woher kam das?
TW: Wir hatten damals drei Mittelalter-Fans in der Band. Das war einmal der Jioti, aber auch unser Keyboarder Dirk (Marquardt), der ein großer Mittelalter- und vor allem Folk-Metal-Fan war. Und der Pablo (J. Tammen), der damalige Bassist, der schwamm auch auf dieser Welle. Daher war das für uns ganz natürlich, dass diese Einflüsse auch bei HUMAN FORTRESS Einzug gehalten haben. Ich komme ja aus der klassischen Metal-Schiene, genauso wie Volker auch. Und dieser Mix, der hat unseren Sound ausgemacht.
Mit dem zweiten Album "Defenders Of The Crown" (2003) seid ihr dann zu Massacre Records gewechselt, wo ihr jetzt ja auch wieder seid. Wie seht ihr die Entwicklung vom ersten zum zweiten Album?
TW: Beim ersten Album war alles noch sehr frisch. Jioti kam neu in die Band, aber einiges von dem Material war vorher schon sehr weit fertig. Der Keyboarder kam sogar erst kurz vor der Produktion dazu. Bei "Defenders Of The Crown" haben wir uns dann gefunden, man kannte sich und war aufeinander eingespielt. Wir waren zu der Zeit mindestens zweimal die Woche im Proberaum, das war einfach die Entwicklung, dieses gemeinsame Finden, dass wir dann noch mehr in die Richtung gegangen sind, ohne dass wir jetzt plötzlich eine Mittelalter- oder Folk-Metal-Band geworden sind. Am Ende war es diese Mischung der unterschiedlichen Einflüsse, die dazu geführt hat, dass "Defenders Of The Crown" so geworden ist, wie es ist.
Der zweite Klassiker.
TW: Ja, habe ich auch schon mal gehört. Das Witzige ist allerdings: Das zweite Album hat mehr Die-Hard-Fans, obwohl das Debüt-Album viel erfolgreicher war, laut den Verkaufszahlen haben wir fast das Doppelte davon verkauft als von "Defenders…". Aber trotzdem, die Die-Hard-Fans schwören mehr auf das zweite Album. (schmunzelt)
Ich glaube, das liegt daran, dass das zweite ein bisschen härter und metallischer ist als das Debüt, dazu in sich geschlossener, platt gesagt: runder.
TW: Da stimme ich dir zu, aber das kam sicherlich auch durch die gesamte Entwicklung der Band. Es haben ein paar Leute gefragt, ob "Defenders Of The Crown" ein Konzeptalbum ist, aber für uns ist es das nicht. Wir hatten damals ein gutes Händchen dafür, dass die Songs in sich stimmig waren und am Ende auch noch wirklich richtig gut zusammengepasst haben. Da war auch ein bisschen Glück dabei.
Habt ihr mit den beiden Alben eigentlich viel live gespielt?
TW: Ja, wir haben schon mehr live gespielt damals, gerade hier in der Region Hannover und im Umkreis. Der Nachteil war, dass wir nie einen Booker gefunden haben. Dadurch ist es uns nicht gelungen, irgendwo auf eine Tour aufzuspringen. Und wir hatten auch nicht die Mittel, um sowas wie Supportslots zahlen zu können, das war bei uns nicht drin. Demzufolge hatten wir damals leider nicht die Möglichkeit, irgendwo eine größere Tour mitzuspielen. Natürlich gab es da ein paar Angebote, auch von größeren Bands. Aber was wir da an Geld hätten bezahlen müssen, das hätte uns wahrscheinlich nur in die Insolvenz geführt - von daher haben wir es dann lieber gelassen.
Und was ist dann bis 2008 zum "Eternal Empire"-Album passiert?
TW: Was ist passiert… Einmal ist etwas passiert, was nicht schön für HUMAN FORTRESS war, und zwar, dass unser Keyboarder Dirk Marquardt ausgestiegen ist. Dirk war, auch kreativ, eine ganz wichtige Kraft in der Band, gerade auch für unseren Sänger. Vor allem Jioti, Dirk und ich waren immer so ein Dreiergespann, die die Songs geschrieben haben - dann war plötzlich eine wichtige Person nicht mehr dabei. Für Jioti war das besonders schlimm, Dirk war ein wahnsinnig wichtiger Songwriting-Partner für ihn. Und dann passierte leider das Nächste, nämlich, dass Jiotis Stimmprobleme anfingen. Anfangs hat er sich noch da durchgekämpft. Aber so richtig funktioniert hat es nicht mehr und er ist ausgestiegen.
Später hat er es nochmal probiert und ist bei VICTORY eingestiegen, er hat auch ein paar Alben mit VICTORY gemacht, aber das ging auch nicht lange, weil ihn dann leider die Stimmprobleme wieder eingeholt haben. Aber weil plötzlich zwei wichtige Personen weg waren, kam es dadurch natürlich zum großen Bruch innerhalb der Band, und man musste schauen, wie man weitermacht.
Ihr habt mit dem GALLOGLASS-Sänger Carsten Frank jemanden geholt, bei dem ich eigentlich gedacht hatte, das könnte sogar passen. Die beiden GALLOGLASS-Alben fand ich auch hervorragend. Und dann singt der Carsten plötzlich nicht mehr richtig, sondern growlt! Was hat euch beziehungsweise ihn denn da geritten?
TW: Das ist eine sehr gute Frage. Es liegt einfach daran, dass Carsten bei GALLOGLASS den klassischen Metal-Sänger hat raushängen lassen. Aber eigentlich hört er viel härteren Stoff. Also sowas wie AMORPHIS und IN FLAMES. Wobei IN FLAMES noch melodisch ist, gegen die Sachen, die er sonst so hört. (lacht)
Da kam auch der neue Einfluss her, wobei auch Jioti schon die Idee hatte, etwas anderes zu machen. Auch der war beeinflusst von diesen etwas moderneren Bands und wollte versuchen, die Musik ein bisschen härter klingen zu lassen und die Gitarren ein bisschen runterzustimmen. Das war eine Entwicklung, die ich auch nicht besonders toll fand, denn die Leute da draußen haben ja eigentlich ein zweites "Defenders"-Album oder zumindest einen würdigen Nachfolger erwartet. Und "Eternal Empire" war nun etwas komplett anderes. Ich weiß, dass André das Album heute immer noch gefällt. Aber es hat einen großen Nachteil. Es steht HUMAN FORTRESS drauf. Und es ist nicht HUMAN FORTRESS drin. Das war der große Fehler.
Ich habe lange mit dem Album gehadert und habe es seit der Veröffentlichung wirklich nicht oft gehört, aber jetzt, zur Vorbereitung auf das Interview mal wieder laufen lassen. Und ich sehe es heute tatsächlich ein bisschen versöhnlicher. Es sind schon ein paar schöne Sachen drauf, muss ich im Nachhinein sagen. Aber, wie du schon gesagt hast - es steht eben der falsche Bandname drauf.
Und damit sind wir auch schon bei eurem Comeback im Jahr 2013, bei dem Album "Raided Land", mit dem ihr wieder auf einem neuen Label, diesmal bei AFM, gelandet seid. Die alte Besetzung hat sich zum großen Teil wieder zusammengefunden, aber mit einem neuen Keyboarder (Dirk Liehm) und einem neuen Sänger (Gus Monsanto), und auch die alte Magie ist zurückgekommen! Was ist da passiert, wie seid ihr wieder zusammengekommen?
TW: Das fing schon 2008 an, nach der Veröffentlichung von "Eternal Empire" hatten wir uns zum ersten Mal wieder mit Jioti getroffen. Eigentlich gar nicht, um die Band wiederzubeleben, sondern einfach so auf einen Kaffee, auf ein Bierchen. Da haben wir schön miteinander gequatscht und in Erinnerung geschwelgt. Ja, irgendwie kam Laki (Drummer Apostolos Zaios) dann drauf: So, warum reformieren wir uns denn nicht einfach?
Nun ja, das wird ein bisschen schwierig… Wir waren ja alle schon in anderen Bands aktiv, Jioti war bei VICTORY und Laki hat bei IN CASE OF FYRE gespielt. Ich hatte zu der Zeit schon einen neuen Plattenvertrag bei Frontiers Records und hatte ein Album mit Michael Bormann gemacht (THE TROPHY - "The Gift Of Life", erschienen 2009). Ich hatte die Band zu dem Zeitpunkt auch längst verlassen und war eigentlich gar nicht mehr auf diesem HUMAN FORTRESS-Zug unterwegs. Ich habe dann gesagt: Okay, also wenn wir das überhaupt machen, dann kompromisslos zurück zum Stil der ersten beiden Alben. Vielleicht, wenn die Promo für THE TROPHY durch ist, dann kann ich es mir vorstellen, wenn ich da ein Zeitfenster sehe, dann kann es sein, dass ich sage: Wir versuchen es mal.
Ah, jetzt ist Volker ja auch da. Grüß dich, ich berichte gerade, wie es bei HUMAN FORTRESS dann nach "Eternal Empire" weiterging. In jedem Fall habe ich dann Volker am selben Tag angerufen und gesagt, wir überlegen uns zu reformieren. Und du bist auch aus allen Wolken gefallen, aber wir haben gesagt, okay, wir gehen mal in den Proberaum und versuchen es mal. Und das, was dann da zustande kam, das war gar nicht so schlecht. Willst du noch etwas ergänzen, Volker? Fällt dir noch etwas ein?
VT: Also ich finde, man hat ziemlich schnell gemerkt, dass dieser alte Spirit, dieses Gänsehaut-Feeling noch da ist und die Songs beim Proben richtig gut funktionieren, so dass wir uns gedacht haben: Mensch, das könnte klappen!
Zu der Zeit hattet ihr ja noch euren alten Sänger Jioti, aber er hatte ja weiterhin diese Stimmprobleme, und ihr musstet euch jemanden Neuen suchen.
TW: Das war tatsächlich ein längerer Weg, den wir nehmen mussten, um da einen Ersatz zu finden, weil Jioti, du kennst ja seine Stimme, ein fantastischer Sänger ist. Da will man selbstverständlich jemanden haben, der stimmlich ebenbürtig ist, wobei es uns wichtig war, dass wir keine bloße Kopie wollten. Wir haben angefangen, uns erstmal hier in der Szene in Hannover umzuschauen, dann auch deutschlandweit und haben dann auch mal über die Grenze geguckt - wir haben schlichtweg niemanden gefunden. Und dann hatte ich die Idee: Es gab ein damals recht gutes Webzine, melodicrock.com von Andrew McNeice. Andrew war ein langjähriger Unterstützer unserer Band.
VT: Aus Tasmanien!
TW: Ja, richtig. Und den hatte ich mal angefunkt: Mensch, Andrew, wir suchen einen Sänger. Ich weiß, du bist keine Musikerbörse, aber kannst du das bitte mal bei dir online stellen, vielleicht meldet sich einer - und das hat er wirklich auch gemacht. Dem Andrew kann man gar nicht genug dafür danken. Dann haben Freunde von Gus aus Frankreich, wo er damals sieben oder acht Jahre gelebt hat, das gesehen und ihn informiert: Gus, HUMAN FORTRESS sucht einen neuen Sänger, das wäre doch was für dich. Daraufhin hat er uns kontaktiert und sich beworben.
Wenn man Gus hört, muss man sagen: Er ist ein Sänger, der sich vor einem Jorn Lande oder Ronnie Romero nicht verstecken muss!
TW: Ja, und er ist nicht nur ein fantastischer Sänger. Er ist ein herzensguter Mensch. Der ist so pflegeleicht, es ist so wunderbar von der Zusammenarbeit her. Das ist so entspannt, und musikalisch passt es auch. Er kommt, genauso wie wir, aus der melodischen Schiene des Metals, von daher passt das wunderbar - er ist ja nicht umsonst schon so lange dabei.
VT: Der Gus kann dir halt nicht nur Gesang im Stil eines Jorn Lande bringen, sondern auch Axl Rose, er hat WHITESNAKE drauf, oder AEROSMITH, das ist alles bei ihm stimmlich drin. Gus hat sich sehr viel mit der Musik beschäftigt, und wir haben definitiv gemeinsame musikalisch Wurzeln. Als wir uns dann hier in Hannover getroffen haben, sind wir sehr schnell dabei gewesen, die eigene CD-Sammlung durchzugehen, da waren so viele Übereinstimmungen, egal ob er die rechte oder die linke Tür vom CD-Schrank aufgemacht hat. Irgendwann meinte er: Uns zu treffen, hat sich für ihn direkt wie Nachhausekommen angefühlt.
Wie Thorsten schon sagt, das ist eine entspannte Atmosphäre, mit ihm zu arbeiten - das kennen wir aus früheren Zeiten halt auch anders. Es ist ein Geben und Nehmen. Gus macht auch Vorschläge: Jungs, wollen wir das nicht mal so machen, er singt also nicht nur, was wir ihm vorgeben. Und er ist so zufrieden mit der Situation bei uns. Mal ehrlich, wir haben uns zuerst schon gefragt: Wollen wir einen Sänger aus Brasilien? Das ist mal eben auf der anderen Seite des Planeten.
Aber wie Thorsten sagt, wir haben ganz einfach keinen anderen Sänger gefunden. Wir haben ein, zwei andere Kandidaten ausprobiert, das hat aber nicht richtig gepasst - und dann kam Gus, das muss 2012 gewesen sein, vielleicht auch schon 2011. Wir hatten drei Songs fertig, die haben wir ihm geschickt und haben ihm gesagt: Geh doch mal ins Studio und sing das mal ein, dann hören wir uns das an und schauen mal, ob das passt.
TW: Und es passte wie Arsch auf Eimer!
VT: Ab da gab es keine Fragen mehr.
Die Gesangsaufnahmen macht Gus aber normalerweise bei euch in Hannover, oder?
VT: Normalerweise schon. Bei der Produktion zu "Raided Land“ waren wir uns noch nicht ganz sicher, wir kannten Gus ja noch nicht so gut, daher haben wir den Gesang bei Michael Bormann aufgenommen. Da hatte ich einen guten Draht, ich hatte vorher das THE TROPHY-Album mit ihm gemacht und habe Michael gefragt, ob er uns helfen könnte. Wir fänden es gut, wenn wir jemanden hätten, der Gus da so ein bisschen bei den Aufnahmen coacht. Ein Sänger hört einen Sänger ganz anders bei den Aufnahmen. Wir sind dann mit Gus nach Duisburg zu Michael ins Studio gefahren und haben dort eine Woche lang aufgenommen. Aber die kleinen Sorgen, die wir hatten, waren absolut unbegründet, aber wir sind auf Nummer sicher gegangen.
TW: Seitdem ist uns sehr wichtig, dass wir die Vorproduktion zusammen machen, und die Gesänge gemeinsam hier in Hannover ausarbeiten. Wir haben bisher auch den Gesang hier aufgenommen.
VT: Aber Gus hat jetzt eigenes Studio in Brasilien, das ist aber noch gar nicht so lange fertig. Für unser aktuelles Album "Stronghold" haben wir die Vorproduktion bei uns gemacht und er die Gesänge zum ersten Mal bei sich in Brasilien aufgenommen. Aber was Thorsten meinte, zu Zeiten von "Raided Land" hatten wir auch noch keine Erfahrung damit, auch den Sänger aufzunehmen. Gitarren, damit kannten wir uns aus. Daher haben wir halt gesagt, wir gehen zu Michael Bormann und nehmen dafür externe Hilfe in Anspruch. Die eigentliche Produktion hat dann Seeb (Levermann, ORDEN OGAN) in seinem Studio übernommen.
Als nächstes folgt mit "Thieves Of The Night" eines meiner liebsten Alben, weil da passt für mich einfach von vorne bis hinten alles. Das Cover, der Sound, der Gesang, die Songs, allein der Anfang mit dem verträumten 'Amberstone' und dann das melancholische 'Alone' als Ausklang, einfach traumhaft. Vielleicht nicht Top 10, aber auf jeden Fall Top 20 von meinen All-Time-Favorite-Alben. Wie seht ihr "Thieves Of The Night" im Rückspiegel?
TW: Erstmal vielen Dank! Sehr cool, dass dir das Album so gut gefällt. Für mich ist das Album eher ein typischer Nachfolger für "Raided Land". Wir wollten diesen Stil weiter durchziehen, den wir mit "Raided Land" begonnen haben, aber ich habe jetzt beim Schreiben der Songs keine Schablone angelegt, sondern ich habe einfach geschrieben und am Ende sind dann für das Album diese Songs übriggeblieben, die alle für gut befunden haben. Aber ja, auch ich bin nach wie vor sehr, sehr zufrieden mit der "Thieves", ich glaube auch, da hatten wir einen ganz guten Lauf. (grinst)
Dann ist 2019 "Reign Of Gold" erschienen, ein Album, auf das ich mich wahnsinnig gefreut habe, aber mit dem ich mich lange sehr schwergetan habe. Ob das an meinen hohen Erwartungen nach der "Thieves Of The Night" und "Raided Land" gelegen hat, weiß ich nicht genau. In meinen Ohren ist das Album sehr stark vom Keyboard dominiert und die Keys lassen den Songs einfach keine Ruhe.
TW: Ja, das war aber auch Absicht, dass wir dem Keyboard mehr Platz geben wollten…
AH: Das Album ist für mich für HUMAN FORTRESS so etwas wie die "…And JusticeFor All" von METALLICA, denn auf beiden Alben höre ich den Bass überhaupt nicht (lacht) - also, zumindest nur noch ganz wenig. Aus meiner Sicht ist das richtig, die Produktion hat ein bisschen zu viele Keyboards, ansonsten ist es aber eine tolle Platte!
TW: Also wir wollten die Scheibe eigentlich nicht überproduzieren, wir wollten, dass es wirklich natürlich klingt, so ein bisschen mehr wie das Debüt. Bei der Produktion wollten wir halt nicht so viel an Technik draufpacken, irgendwelchen Plugins, um es irgendwie fetter zu machen, die Produktion sollte halt natürlicher klingen. Aber dadurch fehlt auch ein bisschen Druck. Mit solchen Entscheidungen muss man dann leben.
VT: Wir können auf der anderen Seite auch sagen, das war ja die dritte Scheibe, die wir mit Dirk (Liehm, Keyboards) gemacht haben. Wir haben auch mit Dirk zusammen Songs geschrieben und ihm seinen Freiraum gelassen. Wir haben aber selbst schon gemerkt haben, dass der Einfluss von den Streichern etc. zugenommen hat. Das ist dann vielleicht in letzter Konsequenz so das i-Tüpfelchen. Ich finde schon, da hast du recht, das ist Keyboard-mäßig sehr prägnant - im Gegensatz jetzt zur "Stronghold". Aber wie sollen wir dir das sagen… Dirk ist da reingewachsen, seitdem er 2009 zur Band gekommen ist. Er hat echt gute Ideen als Schreiber gehabt, und für uns gab es über die drei Alben seit der Reunion auch eine Entwicklung innerhalb der Band, die auch Dirk durchgemacht hat. Ich finde es jetzt nicht unbedingt schlimm, dass die Keyboards auf "Reign Of Gold" so laut sind.
TW: Aber es ist halt auch eine Geschmackssache. Aber mit den Songs, muss ich nochmal sagen, bin ich nach wie vor sehr zufrieden. Da sind uns auch einige richtig gute Stücke gelungen, so wie 'Thunder', einer der am häufigsten gestreamten Songs von uns. Auch die epischen Sachen wie 'Shining Light'. Auf dem Album sind schon viele Sachen, die mir immer noch richtig gut gefallen.
Definitiv, "Reign Of Gold" ist alles andere als ein schlechtes Album. Und man kann natürlich auch sagen, dass ihr euch nicht vom Sound her wiederholt, sondern mal was anderes ausprobiert habt.
VT: Dirk hat fast mit dem ganzen Orchester gearbeitet, er immer so ganze Sätze, sprich, er hat nicht ein Cello oder sowas aufgenommen, sondern immer gleich zwei, drei Celli. Das war schon ein ganz schöner Teppich. Und es ist schon viel von dem, was er gemacht hat, soweit unten im Mix, dass du das gar nicht mehr hörst. Da ist eigentlich noch viel, viel, viel mehr gewesen.
TW: Wir haben es schon reduziert.
VT: Und irgendwann haben wir dann auch gesagt, also Entschuldigung, aber irgendwo sind wir eine Metal-Band. So ein, zwei Gitarren wären auch nochmal ganz schön.
Damit sind wir im Jahr 2025 angelangt, bei "Stronghold", das im Oktober veröffentlicht wird. Es gibt einen Besetzungswechsel an den Keyboards und das Keyboard ist auch wesentlich weniger präsent. Das Album ist rauer, düsterer und soundtechnisch ein bisschen reduzierter, vor allen Dingen gegenüber seinem Vorgänger.
Warum ist euer vorheriger Keyboarder Dirk Liem nicht mehr dabei und war euer neuer Mann an den Tasten, Axel Herbst, schon an dem Album beteiligt?
TW: Erstmal hat Dirk aufgehört – wir haben ihn nicht rausgeworfen. Er hatte schlicht und ergreifend keine Lust mehr und auch seine Lebensumstände haben sich geändert. Er hat eine neue Liebe, einen neuen Job, ist im Außendienst und dadurch viel unterwegs. Dirk wohnt auch nicht mehr in Hannover und er hatte auch einfach nicht mehr die Lust und die Motivation und daher ist er ausgestiegen.
Der zweite Teil deiner Frage: Axel ist erst in die Band gekommen, als das Album schon fertig geschrieben war. Er hat nur die fehlenden Keyboards, die wir uns ausgedacht hatten, eingespielt und ja, dadurch, dass wir beim Schreiben keinen Keyboarder dabeihatten, ist das Album deutlich gitarrenlastiger ausgefallen. Damit kann ich aber auch gut leben. (lacht)
VT: Wir wussten ja nicht, was ohne Keyboarder auf uns zukommt. Thorsten und ich habe dann angefangen zu schreiben und nach sechs, sieben Songs haben wir gemerkt: Das ist ein echtes Brett. Irgendwann, da war Axel noch nicht dabei, haben wir uns gesagt, wir müssen auch unseren Roots treu bleiben und haben mal selbst ein Keyboard angeschlossen. Einiges davon wurde von Axel übernommen, anderes hat er noch verbessert, aber dadurch sind die Keyboards erheblich weniger als auf dem Vorgänger. Und im Mix sind sie leiser. Aber man hört trotzdem Keyboards, Klavier hier und da, aber super stimmig, das hat Alex echt gut gemacht. Leider fehlt er auf den aktuellen Promofotos.
Warum hat sich der ursprüngliche Release-Termin von März auf Oktober verschoben?
TW: Oh, da gab es mehrere Faktoren…
VT: Es war ja nicht nur dieses halbe Jahr!
TW: Oh ja, das sollte schon im Sommer 2024 kommen. Aber Axel ist neben HUMAN FORTRESS ein vielbeschäftigter Musiker, dadurch hat sich die Produktion etwas verschoben und als wir dann endlich fertig waren, war der Release-Kalender von Massacre Records für 2024 voll und wir haben das Album für Januar 2025 angekündigt. Dann kam es zu Änderungen im Business, Soulfood wurde verkauft, es kam zur Kooperation von Massacre Records mit Mystic Production und all diese Dinge haben dazu geführt, dass wir ein gutes Jahr verloren haben.
VT: Was ich dazu noch sagen möchte, ist, dass wir das Album im Alleingang produziert haben, das habe ich auch etwas unterschätzt, diese ganzen Spuren mit den Gitarren, dem Gesang etc. zusammen zu bekommen, das hat uns auch im Vorfeld einige Monate gekostet.
TW: Stimmt, das kommt auch noch dazu!
VT: Bei den älteren Alben, um nochmal zur "Raided Land" zu springen, da hat Seeb, der Produzent, zwei Gitarrenspuren aufgenommen, eine rechts und eine links und ab und an noch eine im Zentrum. Das war es. Bei "Stronghold" kam Alex und meinte: Ich hätte gern zwei Gitarrenspuren links und zwei Gitarrenspuren rechts. Das macht das Ganze vom Sound her schön fett, aber das heißt: Vier Gitarren, und die musst du ja auch erstmal vorbereiten, schreiben und einspielen, das hatte ich mir auch leichter vorgestellt. (grinst)
Warum habt ihr dem Album den Namen "Stronghold" gegeben und was war als erstes da? Der Song, der dann zum Titelstück wurde, oder dieses Wort?
TW: Der Begriff stand schon länger im Raum, der kam sogar noch von Jioti, der war ja ein Gamer. Und so wie "Defenders Of The Crown" ist auch "Stronghold" ein beliebtes Spiel gewesen. Und das Wort, das passt ja wunderbar zu HUMAN FORTRESS und hat auch einen sehr starken Ausdruck, wie ich finde. Dann war tatsächlich irgendwann ein Song da, mit einem Refrain, wo dieses Wort so wunderbar reingepasst hat. Und weil ich finde, dass der Song richtig gut ist, dachte ich mir, der könnte ein guter Titeltrack sein - und die anderen Jungs haben es dann zum Glück auch so gesehen.
VT: Bei uns ist es eigentlich in den meisten Fällen so, dass erst die Melodien da sind. Wenn wir finden, dass es keine gute Melodie ist, dann da wird sehr viel über Bord gekickt. Wir setzen uns hin, schreiben mit den Gitarren oder mit dem Keyboard, und wenn uns eine Melodie irgendwie anfixt, dann schauen wir, wie machen wir damit weiter. Sprich: Wie baut sich das Ganze auf, was hat diese Musik für einen Charakter? Ist das eher eine Strophe oder könnte daraus ein Chorus werden?
Bei 'Stronghold' weiß ich gar nicht mehr genau, ob der Chorus am Anfang da war. Bei dem Lied gibt es das Intro, das ist quasi der Refrain. Und dann kommt aber eine ganz böse Strophe. Und da hatten wir intern Diskussionen in der Band, denn die Strophe ist für HUMAN FORTRESS wirklich böse. Das ist ein wirklich hartes Riffing und dann auf einmal geht der Chorus auf. Da haben wir auch überlegt: Können wir das machen, können wir das nicht machen? Da gab es halt Stimmen in der Band, die gesagt haben: So eine brutale Strophe und dann so einen schönen Chorus, wollen wir das nicht irgendwie ein bisschen entschärfen? Im Endeffekt haben wir haben gesagt, nein, wir lassen das so.
TW: Mir gefällt gerade dieser Kontrast.
VT: Wenn ich den Song heute höre, kriege ich bei dem Chorus immer noch Gänsehaut. Also aus meiner Sicht haben wir alles richtig gemacht. Und wenn Maik jetzt noch sagt, dass ihm der Song auch gefällt, dann haben wir alles richtig gemacht! (schmunzelt)
Das ist eines meiner Highlights auf "Stronghold". Es war echt schwer, hier einzelne Songs rauszupicken, aber neben dem Titelstück ragt noch die erste Single, 'Abyss Of Your Soul' heraus und ganz besonders mag ich 'Road To Nowhere'.
VT: Okay, 'Road To Nowhere'. Interessant. Ich hätte jetzt eher auf 'The Darkest Hour' getippt, das ist bei mir so ein kleines Highlight. Die Musik zu 'Road To Nowhere' war fertig, noch bevor Axel in die Bandgekommen ist. Wir haben das Material, das wir hatten, zusammen durchgehört. Axel meinte dann, dass das Stück für ihn klingt, als würde er sich in den Zug setzen und irgendwo hinfahren, daher wollten wir den Song zuerst 'Train To Nowhere' zu nennen. Thorsten hat dann den Text gebastelt, aber es ist dann halt 'Road To Nowhere' draus geworden. Interessant war für mich, wo man ankommt, aber man fährt ins Nirgendwo, bricht hinter sich alle Zelte ab und man fährt, aber eigentlich weiß man nicht, wohin. Hier war es aber eben, dass diese Grundidee für den Text von Axel kam.
Oder nimm den Song 'Pain', unsere zweite Single aus dem Album. Bei den Demo-Aufnahmen hier bei mir im Keller war das, glaube ich, der letzte Song, den wir mit Gus aufgenommen haben, am vorletzten Tag der Aufnahmen ist das gewesen. Die Musik, die Melodie, das war alles da, aber noch kein Text. Gus hat sich das angehört und angefangen, zu singen, dieses 'Embrace My Pain'… dann hat Thorsten sich mit Gus hingesetzt und innerhalb von 20 Minuten waren die Lyrics fertig.
TW: Ja, Rekord, so schnell habe ich noch nie einen Text geschrieben. Aber mit Gus ging das so schnell, der Kerl ist ja auch ein wandelndes Wörterbuch, der weiß sofort, welche Wörter da passen können. Unglaublich. Ich muss tatsächlich hier mal zwischendurch ein paar Hilfsmittel dazunehmen. So schnell bin ich normalerweise nicht, aber mit Gus, das ging wunderbar. Das war abgefahren.
VT: Bei einem Text müssen die Wörter ja in das Text-Schema passen, das ist ja das eine. Aber du musst ja auch eine Geschichte erzählen, und das ist, vor allem mit den Silben manchmal gar nicht so einfach. Das ist schon ein bisschen eine Sisyphusarbeit. Oft gibt es vorher eine Text-Idee und dann merkst du beim Singen, dass das so gar nicht funktioniert. Dann setzt du dich wieder hin und es wird wieder ein bisschen umgestrickt und dann werden wieder Silben oder ganze Wörter oder komplette Textzeilen verändert.
TW: Und dabei musst du noch schauen, dass es inhaltlich noch passt.
Die Texte auf "Stronghold" sind nicht mehr überwiegend im Fantasy-Bereich angesiedelt, oder?
TW: Nein, das stimmt, das hat sich doch ziemlich geändert. Also, Jioti war natürlich sehr auf dieser Schiene. Ich hingegen wollte nicht immer und immer wieder nur über dieselben Dinge schreiben. Diesmal haben wir die unterschiedlichsten Themen untergebracht, nicht nur Ritter und Fantasy. Gut, das Titelstück 'Stronghold' geht natürlich ausgerechnet wieder in diese Ritter-Richtung.
Es gab auch ein paar Sachen, die mich beeinflusst haben, die ich gesehen und gehört habe, wo ich dann dachte: Okay, das klingt jetzt nach Drama und da schreib ich eine traurige Geschichte dazu. Um jetzt Beispiele zu nennen: In 'Death Calls My Name' geht es um ein nicht gewolltes Kind. So etwas, solche Themen, hatten wir noch nie. Oder 'Mesh Of Lies'. Da kann man sich wahrscheinlich denken, um was es geht, nämlich um den Verrückten da aus Amerika, der gerade die ganze Welt auf den Kopf stellt und komischerweise mit seiner Art irgendwie überall durchkommt. Wo man denkt, der baut ja so ein Lügennetz um sich herum auf und die Leute lassen ihn einfach machen. Ich bin sonst überhaupt nicht politisch, aber da dachte ich, darüber musst du mal was schreiben.
VT: Und 'Lost With The Wind' hat auch ein interessantes und ernstes Thema. Das Lied geht musikalisch eher in eine balladeske Richtung, wobei es im Laufe der Zeit ein bisschen härter wird. Im Text setzen wir uns mit der Krankheit Demenz auseinander, mit den Gedanken und Erinnerungen, die dann, wie im Wind, verloren gehen. Schwieriges Thema. Aber ich glaube, der Song ist auf der zweiten CD drauf.
TW: Ja, der ist auf der zweiten CD drauf.
Genau da kommen wir zur nächsten Frage. Das Album erscheint als Digipack mit einer Bonus-CD mit vier weiteren Liedern. Mir liegen als Promo nur die zehn regulären Songs des Albums vor. Was sind das für Bonus-Songs und warum sind die nicht auf dem regulären Album?
TW: Das sind drei Songs aus den "Stronghold"-Sessions, die wir aus verschiedenen Gründen aus dem Album ausgeklammert haben, aber keinesfalls, weil das schlechte Songs sind, aber die haben am Ende in die Top-Ten nicht reingepasst, als wir die Tracklist festgelegt haben. Dazu gibt es mit 'We Are Legion' noch ein Stück, das stammt aus der Zeit von "Defenders Of The Crown", wo wir es mit Joiti auch schon aufgenommen hatten, es wurde dann als Bonus-Track auf dem 2016er Re-Release des Albums veröffentlicht.
Außerdem war es dann nochmal auf dem "Epic Tales & Untold Stories"-Album [ein Best of + Rare Tracks Album - ME] als "Gus-Version" vertreten. Aus der Session hatten wir eine dritte Version mit der japanischen Sängerin Saeko Kitamae übrig, und das war jetzt eine gute Gelegenheit, diese Version auch noch herauszubringen.
VT: Saeko ist in Japan ziemlich bekannt und hatte Anfang der 2000er versucht, hier in Europa im Metal-Bereich Fuß zu fassen. Der Michael Ehré, der Schlagzeuger (u.a. METALIUM, GAMMA RAY, heute THE UNITY), war da involviert. Der Kontakt ist über unseren Drummer Laki (Zaios) zustande gekommen. Du wirst dich wundern, wenn du diese Version hörst!
Neben den oben genannten Stücken ist auf der Bonus-CD noch 'Obey Another Lord' drauf, der hätte auch gut in die "Defenders"-Ära gepasst, da geht es textlich auch um mittelalterliche Schlachten und so. Aber der Song hat ein sehr interessantes Intro, und es ist schade, dass du den nicht hören konntest, denn der ist wirklich ein bisschen anders, und nach hinten raus wird der aber auch ziemlich hart.
TW: Ich kann natürlich das Label verstehen, die Presse soll ja das Album bewerten und nicht die Beigaben.
Keine Sorge – ich habe das Album eh bestellt, ich kriege die Lieder schon zu hören. Wäre es für euch eigentlich möglich, wenn ihr eine längere Tournee angeboten bekommt, diese mitzunehmen oder ist das durch Gus in Brasilien und Day-Jobs eher unwahrscheinlich oder gar unmöglich?
TW: Gus ist zu allen Schandtaten bereit, er würde dann rüberkommen, das ist kein Problem. Aber es muss sich natürlich lohnen, ihn für ein oder zwei Wochenend-Gigs einzufliegen, ist natürlich nicht möglich.
VT: Dazu ist jeder in der Band bereit! Das lässt sich alles arrangieren. Es muss finanziell machbar sein, und man möchte am Ende ja nicht draufzahlen. Es gab schon Angebote, aber wenn Gus sich in den Flieger setzt, steht schon einmal Summe X im Raum, und ehrlich - wir möchten, wenn wir auf einem Festival spielen, auch nicht mehr im Zelt schlafen. Von daher müssen gewisse Kosten schon gedeckt sein und da wird die Luft, die ein Veranstalter für eine Band wie HUMAN FORTRESS hat, schon dünn. Und natürlich wäre es schön, wenn auch noch ein paar Taler übrigbleiben, die man dann wieder in die Band und neue Produktionen investieren kann.
Klar gab es auch schon Tour-Angebote, aber da kommt ja einiges auf eine Band zu, was man erstmal stemmen muss. Ich will da gar nicht so sehr ins Detail gehen – aber für das, was da vorab für eine kleine Tour auf HUMAN FORTRESS zukommt, können wir zwei CDs produzieren. Wir haben damals 2003 mit der "Defenders" in Wacken gespielt, da haben wir im Zelt geschlafen, das war echt cool, eine richtig gute Erfahrung. Aber da waren wir auch jünger… ach, es ist schade, verdammt schade.
Gus war, wie ich auf Social Media gesehen haben, schon wieder in Deutschland, um an neuen Songs zu arbeiten – von daher bewerbt ihr ja einen für euch schon alten Hut.
VT: Da kann Thorsten was zu sagen – nur soviel: Ein Album reicht nicht! (lacht)
TW: Ich will noch nicht zu viel verraten, aber Gus hat schon Songs für zwei Alben bei uns eingesungen. Wir hatten einiges an Zeit, weil wir ja auf den Release von "Stronghold" warten mussten. Dessen Nachfolger ist fertig komponiert. Bisher gibt es nur Demos, aber wir werden uns, wenn die Promotion für das aktuelle Album vorbei ist, dransetzten, das Ganze sauber einzuspielen. Es wird also in nicht allzu ferner Zukunft Nachschlag von HUMAN FORTRESS geben. Und am Nachfolger des Nachfolgers basteln wir halt auch schon.
Geht denn das nächste Album wieder in die gleiche gitarrenlastige Richtung wie "Stronghold" oder macht ihr, jetzt wo wieder ein fester Keyboarder dabei ist, wieder den Schlenker hin zu etwas epischerer Musik?
TW: Das muss man abwarten. Aber ich würde tatsächlich aus dem Gefühl sagen, es sind wieder ein paar Keyboards mehr da, aber natürlich nicht so wie bei "Reign Of Gold", die Keys werden sicherlich nicht so präsent sein. Aber es sind schon einige Songs, wo ich sage, da gehören Keyboards rein. Zumindest hier und da, oder als Fläche unterstützend im Refrain. Doch, denke ich schon. Oder - was meint ihr?
VT: So sehr viel mehr als bei "Stronghold" werden es nicht sein, glaube ich, aber… vielleicht ein paar mehr, das ist noch schwer zu sagen.
TW: Muss man dann wirklich hören, wenn wir die Songs fertig haben und dann beim Durchhören schauen, ob da noch was fehlt, oder ob es vielleicht auch mal ein Stück ganz ohne Keyboards gibt.
Dann wünsche ich viel Erfolg für das Album, ich hoffe, euch irgendwann einmal live erleben zu können und freue mich auf alles, was da in Zukunft aus dem Hause HUMAN FORTRESS kommt!
Fotocredit: Carsten Nacke
- Redakteur:
- Maik Englich





