HUTCHINSON: Interview mit Sven Pschichholz

17.12.2006 | 20:42

Das deutsche Quartett HUTCHINSON wandelt auf seinem Debüt "Bogey Down Babylon" auf dem ausgetretenen Pfad von Combos wie KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE. Als ob das nicht genug wäre, "würzt" die Gruppe die 19 (!) Stücke umfassende Scheibe mit Crossover- und Rapeinlagen. Außerdem klingen die Songtitel sehr interessant und lassen der Phantasie freien Lauf. Dabei ist es offensichtlicht, dass nicht nur die Musik, sondern auch die Songtitel den Charme der Sechziger- und Siebzigerjahre versprühen. Sven Pschichholz hat zu den nicht gerade angenehmen Fragen Stellung bezogen und so das eine oder andere Geheimnis gelüftet.

Tolga:
Wie kommt ihr denn auf den Bandnamen HUTCHINSON? Da ist man schon fast geneigt "Gesundheit!" zu wünschen, weil es sich so anhört, als ob einer geniest hat. Das einzige, was ich mit HUTCHINSON in Verbindung bringe, ist ein Mischkonzern aus Hong Kong namens "Hutchinson Whampoa".

Sven:
Ich bin '76 geboren - wie die "Starsky and Hutch"-Serie - und großer Fan. Da war einfach alles drin. So viele Stile, so viel Liebe, Verzweiflung und Hawaiihemden. Gorgeous! So viele Zitate, auch Harvey mag die.

Tolga:
Ihr habt verdammt viel KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE gehört, oder?

Sven:
Nö, aber andere Leute bestimmt, sonst wären die ja nicht so bekannt. Die sind aber glaub ich ganz gut und schwerst vom ursprünglichen R'n'B infiziert, das mag ich. SLAYER sind doch derbe? Keine Frage, aber da rennt seit 70 Jahren ein Mann rum, da draußen, der hat nur ein Klavier, und den nennen sie seit einem knappen halben Jahrhundert den Killer!!

Tolga:
Welche anderen Einflüsse haben bei "Bogey Down Babylon" eine Rolle gespielt?

Sven:
CPT.BEEFHEART, TOM WAITS, PENTAGRAM, VAST AIRE, EL-P, CURTIS.

Tolga:
Wo wir schon beim Albumtitel sind: Was hat es denn damit auf sich?

Sven:
Bogey ist ein anderer Begriff für Teufel oder Schreckgespenst und ein Begriff aus dem Golf. Die Kernaussage ist ein augenzwinkerndes: "What comes around, goes down and around".

Tolga:
Die Songtitel sind sehr amüsant zu lesen. Was könnt ihr mir z.B. zu 'Barbarella' sagen? Ist es eine Hommage an Jane Fondas Jugend?

Sven:
Ich weiß nichts über die Jugend von Jane Fonda, dachte eher, dass es ein passender Name für ein zerbrechlich wirkendes, aber besonderes Mädchen ist.

Tolga:
Was erwartet einen beim Flug von 'Santa Monica Airlines' bzw. gibt es die Fluggesellschaft wirklich?

Sven:
Nein. Ist eine alte Skateboardfirma und ein Statement über den Retrowahn. Ebay my ass!

Tolga:
Was habt ihr mit den "Gilmore Girls" am Hut? Und vor was sollen sie euch denn abhalten, wie man anhand des Songtitels 'It Takes A Nation Of Gilmore Girls To Hold Us Back' herauslesen kann?

Sven:
Es gibt eine P.E.-Platte, die so heisst (mit "Millions" statt "Gilmore Girls"). Es soll nur heißen: Solange nicht alle Mädchen oder Menschen wie die "Gilmore Girls" sind, geben wir die Hoffnung nicht auf. Yeah. Du fragst Sachen. Hab eine Gänsehaut.

Tolga:
Was haben die Rap- und Crossovereinlagen zwischen den ganzen Rocksongs zu bedeuten? Wolltet ihr Acts wie LIVING COLOUR und den BEASTIE BOYS Tribut zollen, oder soll es die Scheibe ein bisschen auflockern, wie das beim LIFE OF AGONY-Meisterwerk "River Runs Red" der Fall war?

Sven:
Das ist schwer zu erklären; zumindest einigen Menschen. Du vergleichst uns ausschließlich mit Bands, die Black Music mit harten Gitarren mischen, oder dem entsprechenden Album dazu. Wir hören unglaublich viel Musik außerhalb des Rocks, die - verzeih - rockt. Es geht nicht um den Weg, sondern das Ziel. Wenn sich der Shit für uns deep anfühlt, ist er gebongt und wir sind bereit alles in den Song zu schmeißen, was wir mit unseren kleinen, weißen Pöschis reinwerfen können, double heeee-yeah. Das gefällt vielen nicht, stößt viele vor den Kopf, wegen Regeln, ach nenn es Dogmen. Man kann uns gerne nicht mögen, aber bitte nicht, weil wir nicht im Konsens bleiben. Rock den Rockern? Und Süßigkeiten dem Zucker?? Wie du vielleicht noch merken wirst, mischen wir keine harten Gitarren mit Black Music, die Vergleiche hinken also enorm.

Tolga:
Für mich klingt die Scheibe aufgrund dieser Zwischenspielereien weder nach Fisch, noch nach Fleisch. Warum habt ihr euch nicht ausschließlich auf der Stoner-Schiene ausgetobt?

Sven:
Siehe oben. Wer will nur Fisch oder nur Fleisch? Yeah! Warum sollte die Musik bloß anders sein? Was ist Stoner? Vielleicht kannst du das als erster erklären?! Das wäre super, das mal zu wissen. Sonst besteht doch immer weiter die Gefahr daraus ausbrechen zu können. Wenn einer nie Klassik hört, kann er keine Komponisten auseinanderhalten und sagt : "Klingt erstmal alles gleich." Dito Rap, Soul, Jazz, Metal - und das, wo es doch eine so bunte Vielfalt von alleine 13248 verschiedenen Metalspielarten gibt.

Tolga:
Wie kommt denn die Scheibe bisher in den Medien an? Wurden ebenfalls die selben Kritikpunkte angeschnitten, wie es in meiner Rezi der Fall war?

Sven:
Nimm's wie ein Lasso: Die Magazine, die mehrere Sparten des ausgelutschten Sockens namen Populärkultur in Nöten umreißen, warnen stets vor uns, das aber wenigstens schwelgerisch.

Tolga:
Wie würdet ihr euren Musikstil umschreiben?

Sven:
Drone Soul! Metro Soul and roll! ...oder einfach ... (Rezensierer darf eintragen)

Tolga:
Mal ganz provokant gefragt: Braucht die Rockwelt die x-te KYUSS-Kopie?

Sven:
Keine Ahnung! Der Mensch braucht Rituale. Jetzt wird's schon wieder pauschal! Wenn sie gut ist! Wieso? Wer hat denn eine KYUSS-Kopie-Scheibe rausgebracht? Doch wohl nicht wieder diese Natas? Lass die doch, die sind supernett!

Tolga:
Ihr werdet ja kommendes Jahr durch ein paar Städte touren. Sind noch weitere Liveaktivitäten geplant?

Sven:
Wir werden versuchen, 50-70 Konzerte zu spielen.

Tolga:
Was hat es mit dem Namen eurer Homepage http://www.homeofthehutch.com auf sich? War die Domain HUTCHINSON schon vergeben?

Sven:
Unsere Seite, unsere Band, unser zu Hause!

Tolga:
Habt ihr noch ein paar abschließende Worte an die Leser von POWERMETAL.de?

Sven:
Leben und leben lassen.
Scheiße kommt in allen Farben.
Peace.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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