IMPERIUM DEKADENZ: Interview mit Horaz
20.01.2023 | 15:27Dreieinhalb Jahre nach "When We Are Forgotten" erinnern wir uns wieder an die beiden Black-Metaller von IMPERIUM DEKADENZ. Warum? Weil Vespasian und Horaz mit ihrem nunmehr sechsten Bollwerk "Into Sorrow Evermore" an den Start gehen und wir ob der Atmosphäre und Klasse des neuen Albums Horaz einige Fragen stellen. Das Gespräch möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten.
Hallo Horaz. Wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei IMPERIUM DEKADENZ?
Grüß dich und auch besten Dank von uns. Es ist viel Arbeit, aber umso besser schmeckt das Erreichte, wenn man das Gefühl hat, alles getan zu haben. Erste Meinungen zum Album beflügeln uns auch, wenn man nun mehrfach von gestandenen ID-Hörern gesagt bekommt, dass es das bisher beste Album von uns ist. Pandemie sei Dank, konnten wir emotional wie auch zeitlich aus dem Vollen schöpfen und auf dem Album befinden sich acht Stücke von insgesamt über 20 Songideen. Ein IMPERIUM DEKADENZ-Best-of der letzten dreieinhalb Jahre... oder Corona... Wie man möchte, hehe.
"When We Are Forgotten", euer letztes Album, hat dreieinhalb Jahre auf dem Buckel. Kannst du mir ein kleines Update geben, was bei euch, bei der Band, in der letzten Zeit passiert ist?
In Sachen Band hat sich prinzipiell nicht viel getan. Wir haben als Live-Besetzung immer noch unsere Freunde von VARGSHEIM an Bord, der Producer ist noch immer Christoph Brandes (Iguana Studios) und ich trinke auf der Bühne immer noch am liebsten Weißwein und nach dem Auftritt Whiskey Cola (oder einen guten Singe Malt, ohne Cola versteht sich). Privat hatte ich persönlich in dieser Zeit leider ein paar finstere Täler zu durchschreiten, was aber keine Spuren hinterlassen, jedoch emotional gesehen der Musik sicherlich beigetragen hat.
Ich hoffe sehr, dass du aus diesen Tälern herausfinden konntest. Ihr macht schon seit fast 20 Jahren gemeinsam Musik. Könnt ihr sagen, dass ihr den anderen besser als euch selbst kennt?
So weit würde ich nicht gehen. Aber wir wissen ganz klar, wer welche Stärken und Schwächen hat und die Freundschaft ist groß genug dies auch zu nutzen und damit das Optimum für unser Projekt herauszuholen. Zwei Mann, eine Vision. Natürlich gibt es auch Streit und Uneinigkeit auf einem konstruktiven Level, aber das Ergebnis ist nicht von Kompromissen geprägt, sondern von der Vision.
Mit "Into Sorrow Evermore" steht euer neues Album in den Startlöchern. Es ist euer zweites Album bei Napalm Records. Was macht die Arbeit mit diesem Label so besonders?
Napalm dürfte mittlerweile das größte Indie-Label für Metal sein und so fühlt es sich auch an. Wir bekommen hier zu 100% die Unterstützung, die wir uns wünschen. Wir sind uns im Klaren, dass wir im Vergleich zu den größten Nummern im Roster eine Underground-Band sind, aber umso mehr freut es uns, dass wir deswegen kein Light-Programm serviert bekommen. Zudem möchten einige glauben, dass das Label versucht Einfluss zu nehmen. Das ist in keinster Weise so. Alle künstlerischen Entscheidungen sind allein uns überlassen. Ich denke, das aktuelle und letzte Album sind Beweis genug.
Verfolgt das neue Album ein bestimmtes Konzept? Was genau ist für euch das ewige Leid und mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten zu "Into Sorrow Evermore" herangetreten?
Prinzipiell geht es darum den Leuten bewusst zu machen, dass es eine gewisse mentale Vollendung ist, wenn man sich der Dunkelheit – oder grundsätzlich den dunklen Formen der Kunst – hingezogen fühlt. Melancholie ist kein Hindernis, sondern eine erweiterte Wahrnehmung der Wirklichkeit. Das
Cover kann als eine Art Waage verstanden werden. Wir entscheiden uns für die grässliche Fratze, das Entsetzen und die erschreckende, dunkle Geschichte, die sich dahinter verbergen mag... Schrecken und Leid, welche Wahrheit und Erkenntnis bringen.
Wenn ihr das neue Album mit dem Vorgänger "When We Are Forgotten" vergleicht, worin liegen eurer Meinung nach musikalisch die Unterschiede? Wie seht ihr die musikalische Entwicklung der Band in den letzten Jahren?
Wir haben über die Jahre unseren Stil gefunden und sofort wird auf dem neuen Album klar, es ist aus der Hand von IMPERIUM DEKADENZ. Unser Ziel ist dennoch stets Schwerpunkte zu setzen und die Darbietung unserer Hauptzutaten weiter zu intensivieren. Bei "Into Sorrow Evermore" haben wir uns zum Ziel gesetzt einen Schwerpunkt auf Melancholie zu legen und dabei zielgerichteter und mehr auf den Punkt zu sein... weniger ausschweifend. Das Album sollte auch wie alle Alben zuvor eine Reise sein, die den Hörer durch unterschiedliche Welten führt. Wir finden, unser wertvollstes Gut ist nicht, dass wir uns mit jedem Album neu erfinden, sondern ein Album abwechslungsreich und trotzdem stimmig erschaffen zu können, welches viele Bilder im Kopf erzeugt und auch nach dem zehnten Mal Hören neue geistige Welten schafft.
Mit 'November Monument' habt ihr vergangenes Jahr einen ersten Vorboten zur neuen Platte veröffentlicht. Was macht den November für euch und euren atmosphärischen Black Metal so besonders und hebt ihn von anderen Wintermonaten ab?
Genau, zusammen mit 'Memories ... A Raging River' sind wir ins Feld gezogen. Der November ist Sinnbild der Melancholie, Dunkelheit, des Sterbens, Loslassens, In-Sich-Kehrens, aber auch des Neuanfangs. Während der September und Oktober durchaus noch lichte Momente haben, ist der
November der Schlusspunkt eines Vergehens. Die Bilder, die der Begriff November im Kopf erzeugt, passen exakt in das Konzept des Albums und unterstreichen unsere Liebe zur Dunkelheit. Wie auch die anderen Stücke ist es ein Bekenntnis zur Erkenntnis, dass wir Kraft aus etwas schaffen können, wo die meisten nur etwas sehen, das überwunden werden muss.
Habt ihr bei einzelnen Songs noch mit anderen Musikern gearbeitet?
Nein, auf diesem Album sind es nur Vespasian und ich.
Generell passt die Veröffentlichung unheimlich gut in Monate wie den Januar. Wie wichtig ist euch hierbei die richtige Atmosphäre und wie weit machen sich die Tiefen des Schwarzwaldes darin bemerkbar?
Wir sind froh, dass es in der dunklen Jahreszeit erscheint. Eine passende musikalische Untermalung würde ich sagen. Der Schwarzwald hat unsere Kindheit und Jugend stark geprägt und hat dazu beigetragen, dass wir uns für Black Metal und andere dunkle Spielarten begeistern, da ja entsprechende Naturmotive eine gängige Begleiterscheinung oder sogar ikonisch dafür sind. Heute ist es ein Ort für mich, in den ich mich so oft wie möglich begebe, um mich zu erden, die mentalen Batterien zu laden und Inspiration zu suchen.
Das Artwork ist sehr vieldeutig. Wie weit passt es zum Konzept der Scheibe und wer hat es entworfen?
Das Foto wurde von Void Revelations geschossen und das Artwork von Alejandro Tedín Suárez (Heresie Studio) gemacht. Das Cover ist als eine Art Waage zu sehen, dafür, dass eine Entscheidung getroffen wird. Es passt zum generellen Konzept des Albums, auf das ich bereits eingegangen bin.
Was wird 2023 für IMPERIUM DEKADENZ noch bereithalten? Was ist geplant und stehen eventuell auch Live-Dates in Aussicht?
Wir sind z.B. bisher für das Chronical Moshers oder das neue Festival Dat Unland Fier bestätigt. An weiteren Terminen sind wir dran. Wir hoffen auch auf eine Tour im Herbst dieses Jahres. Ansonsten schielen wir schon auf nächstes Jahr, wenn IMPERIUM DEKADENZ sein Jubiläum feiert.
Ihr seid nun seit fast 20 Jahren im Geschäft. Wie siehst du in dieser Zeit grundsätzlich die Entwicklung des Black Metals und wie könnte es mit diesem in den nächsten Jahren weitergehen?
Ich persönlich suche und finde immer wieder Underground-Perlen und daher gehe ich davon aus, dass diese Stilrichtung aktiv ist und es auch bleiben wird. Die Masse an Veröffentlichungen ist aber auch Schuld daran, dass einzelnen schlicht die Aufmerksamkeit fehlt. Vor allem in Randbereichen zu anderen Richtungen passiert viel. Vor allem Künstler, die bisher nichts mit Black Metal zu tun hatten, greifen nun auf Farben der klassischen Black-Metal-Palette zurück. Ich denke, auch hier kann man etwas für sich entdecken, auch wenn bisher gänzlich genre-fremde Anteile drin sind. Geschmackssache würde ich sagen. Was negativ zu beurteilen ist, ist die Tatsache, dass in letzter Zeit sehr viele Touren und Konzerte abgesagt werden mussten, weil zu wenige Karten im Vorverkauf raus gingen. Hier muss man sich also schon fragen, ob Corona einige Leute in Couch-Zombies verwandelt hat, haha. Klar, die Schwerkraft ist groß und der Geldbeutel sitzt nicht mehr so locker, zumal die Karten auch teurer werden, aber Konzerte sind in jeglicher Hinsicht essenziell für die meisten Bands.
Definitiv. Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Besten Dank! Wie gesagt, besucht die Konzerte der Bands, die euch begeistern! Ansonsten auch vielen Dank an alle, die uns über die vielen Jahre unterstützt haben... und das sind ja schließlich schon ein paar Jahre geworden, hehe.
- Redakteur:
- Marcel Rapp