IMPIOUS: Interview mit Valle Adzic

21.02.2007 | 23:52

Mag sein, dass der Name IMPIOUS noch nicht allzu vielen Fans ein Begriff ist, dennoch wissen diese Jungs aus Schweden nicht erst seit gestern, wie man derlei Klänge zu intonieren hat. Mit ihrem brachialen Gebräu aus Thrash und Death Metal wussten IMPIOUS bereits auf ihrem im Jahre 1998 veröffentlichten Debüt "Evilized" zu überzeugen und auch das aktuelle Werk der Schweden "Holy Murder Masquerade", das bereits fünfte Langeisen in der Geschichte der Band, weiß voll und ganz mit brachialen Klängen zu gefallen. Darüber hinaus liefert der Fünfer dazu auch noch ein Comic ab, um das zum Titel passende Konzept auch in gezeichneter Form an den Fan zu bringen.
Gitarrist Valle Adzic outete sich als sehr unterhaltsamer Interviewpartner.

Walter:
Da ihr ja nicht unbedingt zu den Frischlingen im Musik-Business zu zählen seid, stellt sich eingangs natürlich die Frage, mit welcher Erwartungshaltung IMPIOUS an das neue Album herangehen?

Valle:
Ich habe überhaupt keine Idee. Das Problem, zeitgleich aber auch das Spannende an diesem Geschäft ist es ja, dass du als Künstler niemals im Voraus wissen kannst, was die Hörer erwarten. Allerdings sind die Reaktionen auf "Holy Murder Masquerade" bislang sehr positiv ausgefallen, was uns sehr glücklich stimmt. Außerdem scheint nicht nur die Musik gut anzukommen, sondern auch der Comic.

Walter:
Dazu kommen wir erst später. Zunächst wollte ich wissen, wie ihr eure Klänge selbst beschreiben würdet.

Valle:
Auch das ist sehr schwierig zu beantworten. Unsere Musik klingt für dich wohl ganz anders als für mich und für jede andere Person womöglich wieder anders. Aber auf modernen Thrash/Death Metal werden uns sicherlich einigen können.

Walter:
Mit Sicherheit. Siehst du IMPIOUS nur als jene Band an, in der du gerade aktiv bist, oder steht für dich mehr im Hintergrund?

Valle:
Da wir weder an Gott noch an Satan glauben und auch keinerlei politische Messages mit unserer Musik transportieren wollen, lautet die Antwort einfach: Nein. IMPIOUS haben kein Image, wir wollen nur einfach Musik machen und eben genau jene, die uns persönlich am Herzen liegt. Die Tatsache, dass wir mit unserer Band auf Tournee gehen können und immerzu reichlich dabei Spaß haben, ist für uns völlig ausreichend. Die Sache der Einstellung mancher Bands ist eine ganz eigene Angelegenheit, denn der Großteil aller Musiker will wohl nur Spaß an der Sache haben.

Walter:
Verständlich, aber verhöker das einmal dem Herrn Benton. Weniger spaßig war für euch mit Sicherheit wohl die Tatsache, dass ihr im Laufe der Jahre immer wieder einen neuen Drummer suchen musstet.

Valle:
Zu Beginn war das schon regelrecht langweilig, denn es war schlichtweg unmöglich einen Drummer finden zu können. Deshalb haben wir uns auch immer wieder mit Sessionmusikern ausgeholfen. Diese Situation war auch anlässlich der Aufnahmen zu unserem dritten Album "The Killer" (2002) nicht gerade witzig, denn der damalige Drummer teilte uns vier Wochen vor den Aufnahmen mit, dass er die Band verlassen werde. Aber im Endeffekt haben wir aus diesen Situationen viel gelernt und jetzt ist ja zum Glück alles im grünen Bereich.

Walter:
Wie lässt sich die musikalische Entwicklung von IMPIOUS beschreiben?

Valle:
Zu Beginn waren wir nicht mehr als Kinder, die Musik machen wollten. Bei den Aufnahmen zu unserem Debüt war ich gerade einmal 17 Jahre alt. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass wir noch nicht reif genug waren, um ein Album aufzunehmen. Es gibt zwar einiges an coolen Passagen darauf zu entdecken, aber wir hätten die Songs zum Großteil besser reifen lassen sollen. Musikalisch gesehen hat sich vor allem in der Spieltechnik viel geändert und die Tatsache, dass wir zu wesentlich besseren Arrangeuren geworden sind. Die Riffs sind zwar auch heutzutage nicht unähnlich, aber wir wissen jetzt besser, wie man aus vielen Riffideen auch amtliche Songs bastelt. Wir sind uns bewußt, dass man nicht zwingend 20 Riffs für einen Songs benötigt und haben gelernt, eingängige Melodien zu komponieren.

Walter:
Diese Erfahrung kann man der Scheibe auch keineswegs absprechen. Hat auch die Bühnenerfahrung dazu etwas beigetragen?

Valle:
Auf jeden Fall, denn Erfahrung ist immer wichtig. Unsere erste Tournee fand 2003 statt, als wir für SATARIEL und NECROPHOBIC eröffnen durften. Es war eine sehr unterhaltsame Angelegenheit, aber dennoch auch sehr lehrreich für uns. Du kannst dir wohl aber auch vorstellen, was passiert, wenn drei schwedische Bands zusammen in einem Bus unterwegs sind. Wir Musiker sind gute Freunde geworden, aber zugleich gab es Personen, die regelrecht froh darüber waren, dass diese Tour wieder zu Ende war. Auch mit AMON AMARTH durften wir schon auf Tournee gehen, von diesen Jungs konnten wir ebenfalls sehr viel lernen und außerdem haben sie uns ganz phantastisch behandelt und sind so etwas wie unsere Brüder geworden. Für mich persönlich war aber unsere erste Reise nach Japan bis jetzt das ultimative Erlebnis. Dieser Auftritt war einfach magisch und derart energiereich, dass ich es kaum schaffe, das Erlebte in Worte zu fassen.

Walter:
Eben jene Tournee mit AMON AMARTH war wohl hier in Europa auch die bislang erfolgreichste für IMPIOUS. Denkt ihr, dass es eine Chance gibt abermals in dieser Konstellation unterwegs zu sein?

Valle:
Wir waren im Jahre 2004 und im Sommer 2005 zusammen mit ihnen unterwegs, deshalb denke ich, dass es wohl besser wäre nun ein wenig abzuwarten um nicht noch einmal im selben Package unterwegs zu sein. Allerdings hoffe ich doch, zumindest ein paar Festivals gemeinsam mit AMON AMARTH spielen zu können, damit wir uns zumindest auf das eine oder andere Bierchen treffen können.

Walter:
Nette Idee. Gibt es generell schon Pläne, oder gar Details zum Thema Tournee, die uns verraten werden können?

Valle:
Nein, im Moment nicht, da wir noch keinen geeigneten Partner ausfindig machen konnten. Wir warten also erst einmal ab, was da so auf uns zukommen wird. Im selben Atemzug muss ich aber auch gestehen, es kaum erwarten zu können um wieder auf Tournee gehen zu können. Das ist es doch, worum es im Heavy Metal geht!

Walter:
Genau. Mit Metal Blade habt nun seit einiger Zeit ja auch einen Partner, mit dem es möglich wäre, Gelegenheiten gleich beim Schopf zu packen, um auf eine Tournee aufzuspringen. In der Frühphase der Band scheint es das Business ja nicht wirklich gut mit euch gemeint zu haben.

Walter:
Kann man so sagen. Metal Blade haben schon nach einem Album mehr für uns gemacht, als wir uns jemals erträumt hätten und das nicht nur geschäftstechnisch, sondern auch auf persönlicher Ebene. Die Jungs behandeln ihre Bands allesamt sehr gut und lieben es mit ihren "Angestellten" abzuhängen und zu feiern. Das ist doch wesentlich besser, als es mit irgendwelchen Anzug-Typen zu tun zu haben, denen es bloß um's Geschäft geht.

Walter:
Das hat was. Sehr gelungen finde ich aber nicht nur die Musik, sondern auch die Idee das Album mit einem Comic auszustatten. Von wem stammt denn dieser Geistesblitz?

Valle:
Danke für die Blumen, das war meine Idee.

Walter:
Gratulation, denn so werden auch die Texte perfekt versinnbildlicht. Was inspiriert einen Künstler denn zu derlei Texten?

Valle:
Filme, Filme, Filme und ein krankes Gehirn.

Walter:
Verstanden. Gibt es eventuell Pläne auch andere Medien zu verwenden, um eure Songs an den Fan zu bringen?

Valle:
Ideen gibt es reichlich. Zumal sich ein Konzeptalbum wie "Holy Murder Masquerade" ja gerade perfekt dazu eignen würde es auch zu verfilmen. Allerdings mangelt es uns an einigen Millionen Dollars, die wir benötigen würden, um diese Idee auch umzusetzen.

Walter:
Ich weiß, Geld ist nicht alles im Leben, aber zumindest ein großer Teil davon. Wenn sich das Album aber erst einmal richtig gut verkauft hat, lassen sich vielleicht auch derlei Ideen umsetzen. Wo denkt ihr denn, dass die meisten Käufer beheimatet sein sollten?

Valle:
Bisher war Japan unser größter Markt. Wir sind nur eine Horde Metal-Heads aus Trollhättan in Schweden, die nichts anderes als Metal im Kopf haben, aber als wir in Japan angekommen sind, war es für uns wie ein Traum. Ansonsten denke ich, dass wir in Deutschland uns Italien die größten Fanscharen mobilisieren können, denn bislang war es dort auch immer recht gut um uns bestellt. Ich persönlich würde mich auch auf die USA freuen, aber ich weiß nicht, ob man dort mit unserer Musik überhaupt eine Tour realisieren kann.

Walter:
Schwedische Metaller neigen nicht nur dazu, ab und an ein Gläschen mehr zu trinken als andere, sie haben auch die Eigenschaft in mehr Bands gleichzeitig aktiv zu sein als andere Musiker. Wie sieht es bei IMPIOUS diesbezüglich aus?

Valle:
Ich war bis vor kurzer Zeit auch noch bei ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET, habe aber aus Zeitgründen diese Band wieder verlassen. Mit Ausnahme von Martin, der stolzer Vater ist, spielen alle Jungs von IMPIOUS auch in anderen Formationen. IMPIOUS würden aber im Fall einer Tournee mit Sicherheit als Priorität betrachtet werden!

Walter:
Na denn, auf ins Vergnügen! Was außer einer eventuellen Tournee steht den ansonsten noch an?

Valle:
Eine Tournee wäre wohl der Traum aller Bandmitglieder! Abgesehen davon gilt es aber nun erst einmal das neue Album zu promoten. Außerdem haben wir auch schon damit begonnen Songs für ein weiteres Werk zu schreiben, damit es nicht wieder drei Jahre dauert, bis IMPIOUS mit einem neuen Album auf den Markt kommen.
Hope to see you all on tour with a beer in your hand. Or in both hands.


Scheinbar ist es auch abseits der Arbeit mitunter ganz brauchbar mehr als nur zwei Hände zur Verfügung haben...

Redakteur:
Walter Scheurer

Login

Neu registrieren