INDECENT BEHAVIOR: Sänger Henrik über die Magie des Pop Punks

01.10.2025 | 09:54

Guter Pop Rock mit Ohrwurmgarantie geht immer – speziell als Kind der 1990er Jahre. 2013 hat sich INDECENT BEHAVIOR gegründet, um nicht nur der alten Zeit Tribut zu zollen, sondern auch der Szene einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Nun erscheint mit "Sick" bereits der vierte Output und verspricht ein ganz heißes Eisen zu werden. Frontmann Henrik Bergmann klärt uns über die Hintergründe der neuen Scheibe auf.

Moin Henrik, alles im Lot?

Moin Marcel, bei uns ist alles bestens! Ich hoffe, bei dir ist auch alles super!

Alles bestens! Ihr könnt mit drei Alben, Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park sowie Touren mit ZEBRAHEAD und DONOTS schon einiges vorweisen. Welche Erfahrungen habt ihr denn beispielsweise auf den großen Zwillingsfestivals sammeln können?

Das letzte Jahr war der absolute Wahnsinn. Ein Slot bei Rock am Ring und Rock im Park war schon immer ein kleiner Traum von uns. Wir waren alle auch schon mehrfach als Besucher auf den Festivals, und dann selbst auf der Bühne zu stehen ist natürlich krass. Wir hatten die große Ehre, Rock am Ring 2024 sogar zu eröffnen und hätten niemals mit so einem Ansturm gerechnet.

Natürlich trifft man bei solchen Festivals auch eine Menge Leute vor und hinter der Bühne. Keanu Reeves, der vor unserem Bus sitzt und Kaffee trinkt, sieht man auch nicht jeden Tag…

Aber auch die Shows mit ZEBRAHEAD, NECK DEEP oder den DONOTS waren genauso ein Highlight wie die Shows auf den Zwillingsfestivals. Es ist einfach immer wieder total schön, durch Deutschland, Österreich, Luxemburg und die Schweiz zu fahren und zu sehen, wie die verschiedenen Menschen anfangen zu tanzen, wenn wir die Bühne betreten. Absolut nichts Selbstverständliches, und dafür sind wir sehr dankbar!

Ich habe gelesen, dass ihr zumindest bis vor kurzem noch im Keller eurer Eltern geprobt habt. Hat sich das mittlerweile geändert oder macht das noch immer den Charme eurer Songs aus?

Haha, das machen wir tatsächlich immer noch seit der Gründung in der Schulzeit… Irgendwie hat sich seitdem auch nichts verändert außer der Größe der Bühnen und der Anzahl der Menschen davor. Langsam kann die Garage auch nicht mehr genutzt werden wegen des ganzen Equipments darin, haha! Ich denke, dass es schon einen gewissen Charme hat.

Erst vor zwei Jahren erschien  "Therapy In Melody" – dir scheint das Songwriting sehr schnell von der Hand zu gehen. Was ist dein Geheimnis?

Ich weiß nicht, ob es da wirklich ein Geheimnis gibt… Ich hab' ein sehr großes Sammelsurium an Songs auf meinem Handy. Meistens sind das Melodien, die ich schnell über ein paar Akkorde auf der Akustik-Gitarre gesungen habe. Solche Ideen bekomme ich in den absurdesten Momenten und zücke dann immer schnell das Smartphone, haha! Ich bin schon öfter nachts aufgestanden, nur um eine Melodie einzusingen, die wir dann am Tag darauf ausgearbeitet haben. Wenn die Inspiration kommt, muss man sie eben irgendwie einfangen… Mich beschäftigen aber auch sehr viele Themen, sodass eigentlich immer genug Material da ist, um einen neuen Song zu schreiben.

Nun steht mit "Sick" euer neues, bereits viertes Album in den Startlöchern. Was genau macht euch denn krank heutzutage oder wie ist der Titel zu deuten? An wen richtet sich "Sick"?

Was das Wort "Sick" so besonders macht, ist, dass es auf der einen Seite für etwas Negatives, aber auf der anderen Seite auch für etwas sehr Positives steht. Man kann sich "sick" fühlen, man kann aber auch beispielsweise einen Song "sick" finden.

Genau dieses Wortspiel passt super zu unserem Befinden. Auf der einen Seite gibt es so vieles in der Welt, was uns einfach nur runterzieht. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer die Hoffnung, dass alles wieder gut wird.

Gerade wenn wir auf Tour sind und sehen, welcher Zusammenhalt und welche Akzeptanz in der Punk-, Metal- und Hardcore-Szene herrscht, bekommt man auch echt Hoffnung. Das wollten wir irgendwie auf einem Album festhalten und genau dafür steht das Wort "Sick".

Im Vorfeld habe ich natürlich auch in den Vorgänger reingehört, und die neuen Songs wirken noch frischer, spontaner – worin siehst du die Unterschiede zwischen beiden Alben?

Ich denke, ein wichtiger Unterschied ist die Zeit, in der die Songs entstanden sind. "Therapy In Melody" haben wir mitten in der Pandemie geschrieben. Es war, wie der Name auch sagt, für uns wirklich eine Art Therapie, um mit der Situation umgehen zu können. Aktuell gibt es aber auch einige andere Baustellen, die uns so jeden Tag beschäftigen. Wir sind natürlich auch wieder zwei Jahre älter und haben uns weiterentwickelt – menschlich wie musikalisch.

'Not In A Lifetime' ist ein sehr cooler Vorgeschmack auf die Platte. Was würdest du denn niemals im Leben machen? Oder was genau will der Song uns mitteilen? Worüber handelt der Track?

Aufhören, das zu tun, was wir lieben! Wir machen das hier schon eine ganze Weile, und es gab natürlich unzählige Menschen, die uns immer davon abgeraten haben, die Musik-Karriere weiterzuverfolgen. Natürlich ist es auch anstrengend, neben einem normalen Job noch zu touren und Musik zu schreiben, aber aufgeben würden wir das niemals –auch wenn wir schon einige Sachen in unserem Leben FÜR die Musik aufgeben mussten. Hat sich aber definitiv gelohnt. Wenn man einen Traum hat, sollte man sich auch von nichts und niemandem davon abbringen lassen.

Zudem habt ihr mit ALL TO GET HER in Form von 'The Story Never Ends' eine sehr coole Kollaboration am Start. Wie kam diese denn zustande, und spielt ihr auf eure eigene Story damit an?

Ich hab die Band irgendwann mal bei Spotify entdeckt und mich sofort in den Sound verliebt. Als wir letztes Jahr dann einen Support für eine kleine Headline-Rutsche gesucht haben, haben wir die Jungs eingeladen. Für ALL TO GET HER waren das damals ihre ersten Shows in Deutschland und wir haben uns super verstanden. Haben dann bei ein paar Getränken festgestellt, wie geil ein gemeinsamer Song wäre, und uns dann ans Werk gemacht! Dieses Jahr sind sie auch wieder bei ein paar Konzerten als Support dabei, was uns sehr freut! Ich denke, so etwas, wie im Song angesprochen wird, haben viele schon erlebt. Wir natürlich auch.

'Shoot' spricht ein sehr ernstes Thema an: die brutale Realität von Gewalt. Möchtest du das Thema des Tracks ein wenig weiter ausführen?

Es ist einfach komplett unverständlich, warum so etwas wie Gewalt und Krieg überhaupt existiert. Wir konnten es noch nie verstehen, was einen dazu bewegt, jemandem Gewalt anzutun.

Das Thema poppt ja auch immer mal wieder in Songs von uns auf. Schade, dass man es immer noch behandeln muss…

Im November seid ihr nochmal quer in Deutschland unterwegs – auch mit ALL TO GET HER – tatsächlich hatte ich noch nie die Chance, euch live zu sehen. Auf was kann ich mich denn bei einem Konzert von INDECENT BEHAVIOR einstellen?

Auf jeden Fall jede Menge Energie und Schweiß, haha! Unsere Konzerte sind immer wie große Familienfeiern. Mal kurz alles vergessen und eine gute Zeit haben an einem Ort, an dem man sich verstanden und sicher fühlen kann. Das ist uns ganz wichtig.

Wir freuen uns auf jeden Fall wieder drauf, ganz viele alte Freunde und Freundinnen zu treffen und neue Leute in die Familie aufzunehmen. Das wird super! Komm auf jeden Fall mal vorbei!

Ich versuche es! Vor allem vor 20, 25 Jahren war der Pop Punk groß und hat unzählige Evergreens herausgebracht. Welche Bands haben euch denn nachhaltig geprägt, oder welche Songs von damals kommen euch automatisch den Sinn, wenn ihr an die Zeit zurückdenkt?

Da gibt es auf jeden Fall einige! BLIND 182, SUM 41, SIMPLE PLAN, ALL TIME LOW oder ZEBRAHEAD sind so meine Favorites. Allerdings laufen auch NOFX, LAGWAGON oder IGNITE damals wie heute hoch und runter.

Ich denke auch, diese Zeit bekommt in den nächsten Jahren wieder ein richtiges Hoch. Uns hat die Musik jedenfalls nie losgelassen.

Henrik, ich wünsche dir und euch mit "Sick" alles Gute! Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Vielen lieben Dank!

Wir würden uns natürlich super freuen, wenn ihr euch die neue Platte anhört und wenn sie euch gefällt, weiterempfehlt – Kommt auch gerne auf der Tour vorbei.

Und bleibt wir ihr seid! Wir freuen uns drauf, euch alle kennenzulernen, hehe.

 

Fotocredits: Blackstage Photography

Redakteur:
Marcel Rapp

Login

Neu registrieren