IRIDIO: Interview mit Valentina

01.01.1970 | 01:00

IRIDIO ist das Projekt der beiden Italiener Valentina (Gesang) und Franz (Musik), die gerade das erste Album "Waves Of Life" unter diesem Namen veröffentlicht haben. Die mystisch-verträumte Musik sollte Freunde so unterschiedlicher Künstler wie LOREENA MCKENNIT, ENYA, BLACKMORE’S NIGHT, KATE BUSH oder DEAD CAN DANCE ansprechen. Ihr liebevoll arrangierter Gothic Art Pop verbindet akustische Instrumente mit elektronischen Klängen und populäre Harmonien mit rituellen Elementen. Eine besondere Vorliebe hegen IRIDIO für keltische Musik und Kultur. Sängerin Valentina erzählte mir etwas über den vielschichtigen Background der beiden Musiker, darüber, wie Musik Herz und Seele anspricht und über die besondere Kraft des Träumens:

Jörg:
Franz und du bilden den Kern von IRIDIO. Ihr habt auch einige Gastmusiker dabei, die u. a. Harfe, Mandoline und Gitarre spielen. Wie wurde IRIDIO gegründet?

Valentina:
Wir spielten viele unterschiedliche Arten von Musik und waren Mitglieder der verschiedensten Bands von Heavy Metal bis Dance Music. Ich sang auch in einem Klassikchor als Sopran-Stimme und Franz hatte sich schon immer mit Soundtechnik beschäftigt. Wir trafen uns wieder im Jahre 1998... in einem Proberaum, wo wir gerade mit unseren jeweiligen Bands spielten! Einige Jahre lang blieben wir dabei, getrennt Musik zu machen. Wir begannen 2001 darüber nachzudenken, gemeinsam etwas aufzunehmen und so wurde IRIDIO geboren. Wir gründeten IRIDIO, weil wir einen neuen Sound erschaffen wollten, der starke Gefühle in den Herzen der Hörer auslösen sollte. Wir machen Musik, denn es ist ein wundervoller und kraftvoller Weg, uns selbst auszudrücken. Ein einfacher Klang kann eine sehr tief gehende Empfindung vermitteln und wir denken, dass es manchmal wie Magie ist. Mit Musik kann man eine andere Dimension aus Träumen und Gefühlen erschaffen und das ist, was wir mit IRIDIO versuchen!

Jörg:
Auf der einen Seite stehen bei IRIDIO Einflüsse aus alter archaischer und mittelalterlicher Musik, auf der anderen Seite elektronische Musik und Pop. Das wirft die Frage auf, wo ihr euch mehr "heimisch" fühlt. Wieso habt ihr beides miteinander verbunden?

Valentina:
Wir fühlen uns "heimisch" in jedem Stil, den du auf "Waves Of Life" hören kannst. Wir mischen akustische Instrumente wie Harfe, Violine, Oboe, Flöte und Gitarre mit modernen Sounds und elektronischen Grooves, weil wir eine Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart kreieren wollen, eine Art von zeitloser Dimension...

Jörg:
Als Beschreibung der Musik auf der CD "Waves Of Life" taucht u. a. das Wort "Celtic" auf und viele Melodien erinnern an irische Harfenmusik und Volkstänze. Gibt es einen besonderen Bezug zur keltischen Kultur?

Valentina:
Oh, ja, wir lieben die keltische Kultur und natürlich haben wir eine Menge Bücher und Musikaufnahmen dazu! Wir gehen oft zu keltischen Festivals, die hier im Sommer in Italien stattfinden. Momentan können wir gar nicht sagen, wo dieses Interesse herkommt... Wir entdeckten dieses Welt und verliebten uns sofort darin! :)

Jörg:
In dem Stück 'The Free Ride Of The Spirit' verarbeitet ihr auf schon sehr ungewöhnliche Weise die unterschiedlichsten Stile – so hören wir rituelle Percussion und gleichzeitig einige Blues-Harmonien. Worin siehst du das Gemeinsame dieser Einflüsse? Was wolltet ihr mit diesem Song aussagen?

Valentina:
'The Free Ride Of The Spirit' ist ein Song über Natur und Freiheit. Wenn du ihn hörst, kannst du dir vorstellen, wie ein Adler frei über eine dieser wundervollen amerikanischen Landschaften mit all den Felsen und tiefen Schluchten fliegt. Die rituelle Percussion, die Melodie, die von der Flöte gespielt wird, und die Stimme repräsentieren die Seele der amerikanischen Ureinwohner, die in diesen Ländern leben. Die Blues-Harmonien und das Pfeifen repräsentieren die Seele des typischen amerikanischen "Cowboys"... Der ausgewogene Mix dieser beiden Elemente ist eine Metapher für das friedliche Zusammenleben, das zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen existieren sollte und zwischen den Menschen jeder Rasse überhaupt.

Jörg:
Worüber singst du eigentlich generell? Schreibst du die Texte?

Valentina:
Ich schreibe alle Lyrics. Beinahe alle Songs sprechen von der Liebe... Liebe für die Natur, die uns Antworten auf unsere tiefsten Fragen geben kann, so in den Songs 'The Windy Shore' und 'Night Prayer', Liebe zu Kindern, die die Zukunft unserer Welt sind und immer unterstützt und respektiert werden sollten, so in 'New World Child', Liebe für einen Mann oder eine Frau wie in 'Silent Song', 'My Sweet Leonore' und 'Moondust'. 'My (Dream)world' handelt von einem anderen Thema: Es ist eine Reflektion über den schmalen Grat, der den Traum von der Realität trennt... Manchmal scheinen sich diese beiden Dimensionen zu vermischen und dann weißt du nicht mehr, ob das, was geschieht, real ist oder ob du träumst...

Jörg:
Spielt Spiritualität eine Rolle in eurer Musik?

Valentina:
Ja, das tut sie. Aber die wichtigsten Dinge sind Gefühle und Empfindungen; sie sind unsere größte Inspirationsquelle.

Jörg:
Erzähl mir etwas darüber, wie eure Stücke entstehen... Komponierst du die Musik gemeinsam mit Franz?

Valentina:
Ja, in der Regel schreibt Franz die erste Idee für einen Song, vielleicht nur einen Groove oder eine Notensequenz. Dann beginnt er, diese Idee zu entwickeln, bis sie zu einem komplexeren Song mit Melodien und Strukturen wird. An diesem Punkt beginne ich ihm zu helfen: Ich schreibe die Lyrics, wir nehmen den Gesang auf und dann beginnen wir den Song gemeinsam zu arrangieren: Wir verändern etwas, wir fügen Sounds und Effekte hinzu, bis er seinen letzten Schliff erhalten hat!

Jörg:
Ich denke, IRIDIO machen Musik für Träumer. Hat Träumen einen hohen Stellenwert für dich?

Valentina:
Oh, ja! Träumen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich träume, selbst wenn ich wach bin!!... Jeder, der mich kennt, sagt, dass ich ein echter Tagträumer bin! :) Du hast recht: IRIDIO machen Musik für Träumer. Aber unser Ziel ist es, Träume und Gefühle auch in jenen Menschen zu erwecken, die niemals ihrem Herz folgen und nicht an Träume glauben!

Jörg:
Auf der Webseite stehen auch eure Lieblingsfilme. Hatten Filme einen großen Einfluss auf IRIDIO?

Valentina:
Wir denken, dass alles im Leben eine Quelle der Inspiration sein kann: ein Film, den du siehst, ein Platz, den du besuchst, jemand, den du triffst, eine Musik, die du hörst... Wir bekommen unsere Hauptinspiration aus dem Leben selbst und von unseren Empfindungen und Gefühlen. Musikalisch haben uns Künstler wie LOREENA MCKENNIT, ENYA, MADONNA, THE CHIEFTAINS und andere Folkmusiker, vor allem aber elektronische und klassische Musik beeinflusst. Doch die Musik, die wir hören, stellt nur einen indirekten Einfluss dar, weil wir sehr darum bemüht sind, unseren eigenen Sound zu erschaffen. Filme stellen eine Inspirationsquelle dar, nicht so sehr wegen der Geschichten, die sie erzählen, sondern wegen der Gefühle und Gedanken, die sie hervorrufen in unserem Herzen und im Geist.

Jörg:
Wenn ich mir die Bandbilder anschaue, scheint es euch um eine Art von romantischer Ästhetik zu gehen (manchmal erinnert mich das an den Achtziger New Romantic Pop). Spielt diese Ästhetik eine große Rolle bei IRIDIO?

Valentina:
Ja, so ist es. Bilder und Artwork sind sehr wichtig, denn sie repräsentieren die Seele des Künstlers genauso, wie die Musik es tut. Es sollte eine starke Verbindung zwischen jedem Element geben.

Jörg:
Du hast in der Vergangenheit an sehr unterschiedlichen Musikprojekten mitgearbeitet. Was war - außer IRIDIO natürlich ;) – die befriedigendste musikalische Tätigkeit für dich?

Valentina:
Wir hatten in der Vergangenheit viele Projekte, die uns mit fast jeder Art von Musik bekannt machten. Einige waren nur zum Spaß (wie die Punkband, in der ich spielte, als ich fünfzehn war!!) und andere wieder waren ernsthafter ausgerichtet (wie der Job, den Franz als Studiotechniker für ein wichtiges italienisches Orchester erledigte)... Wir sind zufrieden mit allem, was wir in der Vergangenheit machten, aber es ist nicht vergleichbar mit der Befriedigung, die wir dank IRIDIO verspüren! :)

Jörg:
Du hast bei der Metalband BEHOLDER gesungen. Würde es dich eigentlich noch reizen, wieder etwas in einer Metalband zu machen?

Valentina:
Ja, das dritte BEHOLDER-Album wird im August in Europa erscheinen und es wurde vor einigen Wochen in Italien veröffentlicht und, natürlich, ich übernehme immer noch den Gesangspart! Ich denke, dass ich eine wirklich vielseitige Sängerin bin, die sich heimisch in verschiedenen Stilen und Arten von Musik fühlt...

Jörg:
Wird es IRIDIO auch live zu sehen geben und, wenn ja, was erwartet den Konzertbesucher?

Valentina:
Anfangs war IRIDIO nur als Studioprojekt geplant, aber nun denken wir über eine Gelegenheit nach, live zu spielen. Wir würden gerne eine komplexe Show machen mit Musik, Tanz und Szenographie... vielleicht in Theatern... Wir lassen es dich wissen! :)

Jörg:
Danke für das Interview!

Valentina:
Klar, wir wollen dir danken und auch allen Lesern von Powermetal.de.
Wir laden euch ein, unsere Webseite zu besuchen - www.iridiomusic.com - und wir hoffen, dass unsere Musik eure Gefühle anspricht!

Tschüss!
Valentina & Franz

Redakteur:
Jörg Scholz

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