In der Gruppentherapie: WHILE HEAVEN WEPT - "Vast Oceans Lachrymose"

25.11.2009 | 20:27

Der Untergrund jubelt im beinahe uneingeschränkten Kollektiv über das neue Werk der Epic Doomster von WHILE HEAVEN WEPT. Wir jubeln mit.


Alben, die ich nur in der richtigen Stimmung hören kann, sind selten. Und doch baut man gerade zu diesen Werken eine besondere Beziehung auf. Das neue Album der Epic Doomer WHILE HEAVEN WEPT ist solch ein Werk. Eine Scheibe, auf die man sich einlassen muss, die man bewusst hört. Am besten unter dem Kopfhörer mit voller Aufmerksamkeit für die vier wunderbaren Epen, die sich im Spannungsfeld zwischen dem Vorgänger "Of Empires Forlorn", kraftvollen Metal und frühen FATES WARNING bewegen. Der neue Sänger Rain Irving singt sich famos durch den inoffiziellen 'The Apparition'-Nachfolger 'To Wander The Void' und lässt alle Haarreihen stramm stehen beim unglaublich emotionalen 'Vessel'. Vom mächtigen 'The Furthest Shore' will ich gar nicht anfangen. Dass unter dieser Rezi dennoch "nur" 8,5 Punkte stehen, liegt an den beiden eintönigen und mit insgesamt acht Minuten deutlich zu langen Instrumentalen am Ende. Ansonsten ist "Vast Oceans Lachrymose" für jeden Doomster und Traditionellen absolutes Pflichtprogramm.

Note: 8,5/10
[Peter Kubaschk]

Eine wirklich außergewöhnliche Scheibe, die die Amerikaner hier verbrochen haben. Keine andere CD konnte in diesem Monat "Vast Oceans Lachrymose" das Wasser reichen wenn es darum ging, Emotionen hervorzurufen. Zu Beginn geht die Band im Epic Doom in die Hocke, doch anstatt einen großen Satz zu machen und wieder im Doom zu landen, springen WHILE HEAVEN WEPT auf und tippeln mal in den Power Metal, mal zum Thrash, dann in den Goth und proggen auch mal kurz, nur um mit fortschreitender Spieldauer hängenden Kopfes wieder zurück zum Doom zu schreiten und sich für die Ausrutscher zu entschuldigen. Als roter Faden dient dabei ein Konzept, das es eigentlich zwingend vorschreibt, das Album als Ganzes zu hören, einzelne Tracks herauszugreifen ist tatsächlich schwierig. Man nennt so etwas üblicherweise Gesamtkunstwerk, und das trifft es tatsächlich. Deswegen ist die Kritik daran, dass das Werk zu lange und zu ruhig instrumental zu Ende geht, zwar gefühlt richtig, aber trotzdem schwierig anzubringen. Denn "Vast Oceans Lachrymose" ist kein Album, das man immer auflegen kann, sondern eine musikalische Reise für bestimmte Stunden. Zu diesen Zeiten darf auf die Note gerne noch ein Zähler addiert werden, und dann geht man nach dem letzten Ton wahrscheinlich sowieso ins Bett.

Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]

Ein großartiger Epic-Doom-Happen, der mit jedem Durchlauf mehr zu fesseln weiß, ist den Amis mit "Vast Oceans Lachrymose" zum 20-jährigen Jubiläum geglückt. Das Album kommt mit einem hohen Maß an Vielseitigkeit daher, vor allem aber sind es die mitreißenden Hooklines, egal ob zerbrechlich oder kraftvoll intoniert, die für Begeisterung sorgen. WHILE HEAVEN WEPT ist hier ohne Frage ein Meisterwerk gelungen, das an keiner Stelle auch nur ansatzweise langatmig oder uninspiriert klingt. Das Wechselspiel zwischen ruhigen und wilden Passagen ist sehr gelungen, auch in punkto Gesang wird mit Erfolg auf Variabilität gesetzt. Hier geht tatsächlich beides: Rübe schütteln und ein Tränchen verdrücken. Fesselnd, bedächtig, aggressiv, schlicht außergewöhnlich. WHILE HEAVEN WEPT ergehen sich nicht in endlosen Wiederholungen (mal abgesehen vom sanften Ausklang des Albums), und genau das hebt die Platte von den meisten anderen Epic-Doom-Exzerpten ab und macht die Geschichte so spannend. Man wildert gern auch mal in anderen Gebieten und das mit einer filigranen Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht. Toller Gesang, ergreifende Melodien und zudem auch immer wieder eine ordentliche Portion Härte eingestreut - hier passt alles zusammen. Das ansprechende Coverartwork rundet das Album auch in optischer Hinsicht eindrucksvoll ab. Progressive Epic Doom at its very best!

Note: 9,5/10
[Stephan Voigtländer]


Hochverdient ist sie, die Silbermedaille für das nach unserer Einschätzung zweitstärkste Album in unserem November-Soundcheck. WHILE HEAVEN WEPT bieten mit "Vast Oceans Lachrymose" eine Scheibe, die Metal auf Champions-League Niveau bietet. Kraftvolle Riffs und unwiderstehliche Meldodiebögen gibt es im Überfluss, doch auch wenn die Band im Kern epischen Doom Metal/Heavy Metal spielt, so spicken WHW ihren Sound vereinzelt mit unerwartet heftigen Riffs und Doublebass-Pasagen, die sogar leicht in die Death-Metal-Richtung weisen - zu hören unter anderem im fantastischen Fünfzehn-Minüter 'The Furthest Shore'. Die Mischung machts und die ist WHILE HEAVEN WEPT vortrefflich gelungen. Ähnlich wie bei den traditionell klingenden Sakral-Doomstern GRIFTEGÅRD verstehen sich auch US-Amerikaner bestens darauf, große Emotionen beim Hörer zu wecken, wie beispielweise durch den hymnischen, prachtvollen Titeltrack 'Vast Oceans Lachrymose', der als reines Instrumental Hörgenuss pur bietet, und den ich mir fast in jeder Gemütslage anhören kann. Nicht nur instrumental ist die Performance von WHILE HEAVEN WEPT vom Feinsten, sondern auch gesanglich. Rain Irving singt mit seiner natürlichen, warm klingenden Stimme ergreifend - besonders das Stück 'To Wander The Void'. Kurzum: Anhänger von hochklassigem Epic Doom Metal und klassischem Heavy Metal kommen an dieser Scheibe nicht vorbei. Well done, guys!

Note: 9,0/10
[Martin Loga]

Es hat sich einiges getan im Hause WHILE HEAVEN WEPT in den sechs Jahren seit der Veröffentlichung von "Of Empires Forlorn" und der zugehörigen Tour. Bandleader Tom Phillips hat das Mikro den allenfalls in ausgesprochenen Prog-Underground-Kreisen bekannten Rain Irving weiter gegeben und konzentriert sich nunmehr vor allem auf Gitarre und Keyboard. Das musikalische Schaffen ist deutlich weniger doomig als in der Vergangenheit und lässt sich heute eher als progressiver Epic Metal beschreiben, der zwar eine melancholische Grundstimmung hat, aber niemals zäh oder depressiv wirkt. Die Melodien sind durchwegs erhaben und fesselnd, die Songs spannend gestaltet, die Hooklines unsterblich. Ganz egal ob beim flotten Opener 'The Furthest Shore' oder dem vehement an eine angedoomte Version zu FATES WARNINGs 'The Apparition' erinnernden 'To Wander The Void', bei dem Rain Irving alle Register seines Könnens zieht - hier sitzt alles. Und das überirdische 'Vessel' setzt dem nochmal eins drauf. Fraglos ein Jahrhundertsong! Warum dann doch nur 8,5 Punkte? Nun, schlicht deshalb, weil die Band am Ende der Scheibe ein knappes Viertel der Gesamtspielzeit des Albums darauf verwendet, acht Minuten lang zwei zwar schön klingende, aber sehr repetitive und somit wenig spannende Instrumentale aneinander zu reihen. Die regulären Songs an sich würden jedoch mit Nachdruck an der Höchstnote kratzen. Für Freunde progressiver, epischer und doomiger Klänge mit etwas Pathos und viel Emotion ist "Vast Oceans Lachrymose" ein Pflichtkauf, sofern sie sich hier und da an etwas viel Keyboard-Bombast nicht stören.

Note: 8,5/10
[Rüdiger Stehle]

Redakteur:
Peter Kubaschk
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