Interview mit SKELETONWITCH
23.09.2011 | 07:17Seit nunmehr fast neun Jahren machen SKELETONWITCH die Metal-Szene unsicher und vermischen in ihrem Sound fast jeden Einfluss von Heavy Metal bis Black Metal. Dieses Jahr beehren die Jungs aus Ohio zum ersten Mal ausgiebig die europäischen Open Airs mit ihrer Anwesenheit. Adrian und Johannes haben für POWERMETAL.de diese Gelegenheit genutzt, um mit Nate Garnette, Evan Linger und Neuzugang Dustin Boltjes zu reden.
Adrian: Hallo. Vielen Dank, dass ihr euch für dieses Interview genommen habt. Wie geht es euch momentan?
Nate: Wunderbar. Alles läuft super. Wir sind seit etwas über einer Woche hier, glaube ich, und bisher gab es keine Beschwerden.
Adrian: Momentan seid ihr auf Tour durch Europa, seid ihr mit allem zufrieden oder gibt es Punkte (z.B. bei der Organisation), die verbessert werden könnten?
Evan: Es ist alles so ziemlich perfekt. Die Festivalveranstalter, besonders die Deutschen, machen ihre Sache bestens. Es ist das erste Mal, dass wir den Festival-Zirkus mitmachen und wir wussten nicht was uns erwarten würde. Wir waren schon auf dem Wacken und gestern noch auf dem Brutal Assault. Es war wirklich toll, ich bin beeindruckt.
Nate: Wenn man so etwas in den USA veranstalten würde, würde es den Bach runtergehen. Es würde einfach auseinanderfallen. Wir haben zwar das Ozzfest, aber keine dreitägigen Festivals, wo Leute campen können. Das ist klasse.
Johannes: Was gefällt euch besser das WOA oder das Party.San?
Nate: Das ist eine schwere Frage.
Evan: Wir müssen ja auch schon bald wieder weg. Wir haben eine zwölf Stunden Fahrt zum Bloodstock vor uns. Aber für mich persönlich ist das Line-Up hier und heute großartig. TAAKE und ENSLAVED spielen. Es spielen viele Black-Metal-Bands, die ich mag. Zum Beispiel auch 1349, mit denen wir auch schon getourt sind. Von daher kennen wir die Typen.
Nate: Aber wir konnten uns in Wacken JUDAS PRIEST nicht entgehen lassen. Ebenso wie MOTÖRHEAD, die auch in der Nacht gespielt haben. Ich würde beiden Festivals eine ähnliche Wertung geben.
Adrian: Ihr werdet diesen Herbst ein neues Album veröffentlichen. Ich konnte bereits reinhören und mir gefällt es sehr gut. Es ist vielleicht sogar eine eurer stärksten Scheiben bisher. Ist es möglich dass eure Zusammenarbeit mit Produzent Matt Hyde dabei geholfen hat euer volles Potenzial zu nutzen.
Evan: Ich denke Matt Hyde hat das genommen was wir bereits taten und hat ihm lediglich einen super Sound verliehen. Es war großartig mit ihm zu arbeiten.
Nate: Er ist echt ein cooler Kerl und wir haben es wirklich genossen mit ihm zu arbeiten. Aber er musste gar nicht soviel verändern. Wir haben ihm unsere Demos geschickt und er mochte sie. Er war von Beginn an sehr begeistert. Ich glaube sein Verdienst ist, dass er unser Album fantastisch klingen lässt und ich finde, das hat er auch geschafft.
Dustin: Bei den Schlagzeugaufnahmen hatte er einen Assisstenten namens Rake, mit dem ich zusammen das Schlagzeug eingespielt habe. Bei den Albumaufnahmen hat er mich wirklich hart rangenommen. Er ließ auch keine Beschwerden meinerseits zu. Und ich glaube das hört man der CD auch wirklich an.
Evan: Ähnlich ging es mir bei den Bassaufnahmen. Er sagte ständig "Das ist schlecht, mach es noch mal" und Ich machte es nochmals. Das Ergebnis ist unglaublich.
Adrian: War es ein anstrengender Prozeß das Album zu produzieren?
Evan: Nein, Nein. Es war eigentlich eine sehr entspannte Sache ohne viel Druck. Es war einfach aber auch...
Dustin (vollendet Evans Satz): ...passiv Aggressiv. (Alle lachen)
Nate: Matt hat uns einfach dazu gebracht gut zu spielen. Viel mehr war das nicht. Er sagte meist so etwas wie "Ich weiss du kannst das besser, also mach es noch einmal." Das war toll.
Adrian: Worum geht es hauptsächlich bei euren Songtexten auf dem neuen Album? Wenn man sie sich mal so anschaut, ist ja kein großer Unterschied zu euren anderen Alben zu erkennen. Geht es wirklich nur um blasphemische Horrorgeschichten oder steckt noch mehr dahinter?
Nate: Ich muss sagen, mein Bruder Chance (Garnette – Sänger) schreibt alle Texte und vergibt sämtliche Songtitel. Wir werden nicht versuchen über Motorräder, Freundinnen und Probleme an der Führerscheinstelle zu singen. Ich denke, dass Chance schon unterschwellig ein paar Sachen in seine Texte packt. Zum Beispiel kann ein Track von einem x-beliebigen Thema handeln und er meint damit dann soviel wie "Fick dich, du Schlampe!". Das ist alles etwas komplexer. Es geht oberflächlich immer um böse und düstere Themen. Trotzdem könnten wir auch über Verfolgungsjagden singen und dabei immer SKELETONWITCH sein.
Adrian: Wie würdet ihr selbst die neuen Stücke von "Forever Abombination" beschreiben? Ist es möglich das Album ist eine Schublade wie Black Thrash Metal oder Death Thrash Metal zu packen oder lehnt ihr diesen ganze Subgenre-Krempel ab?
Nate: Jeder versucht dich in eine Schublade zu stecken. Wir sind die ganze Sache ganz grundlegend angegangen. Wir sind eine Heavy-Metal-Band. Vor allem da auch das letzte Wort in jedem Heavy-Metal-Subgenre immer Metal ist.
Johannes: Gerade in euren Solos habe ich eine Menge Heavy-Metal-Einflüsse entdeckt. Gibt es Bands an denen ihr euch orientiert?
Nate: Nun, bei uns ist mehr Scotty (Hedrick) für die Solos zuständig, ich mache ja nur ein paar. Meine gehen ja nur über ein paar Skalen und ich muss mich auch immer ganz schön ins Zeug legen. Deswegen glaube ich nicht, dass ich abkupfere, dafür ist mein Gitarrenspiel eigentlich zu einfach. (grinst)
Adrian: Das neuste Mitglied bei SKELETONWITCH ist euer Drummer Dustin Boltjes. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie kam es dass er bei euch eingestiegen ist?
Dustin: Ich habe eigentlich in einer anderen Band names DEMIRICOUS gespielt und wir sind mal vor vier Jahren zusammen mit SKELETONWITCH getourt. Wir haben uns auf dieser Tour angefreundet und blieben seitdem in Kontakt. Dann entstand die Situation, dass es ruhiger wurde bei DEMICIROUS und diese Jungs hier einen Drummer suchten. So führte eins zum anderen. Ich bin schon seit Jahren ein Fan von SKELETONWITCH, von daher hätte es gar nicht besser laufen können.
Nate: Und wir sind auch verdammt froh ihn zu haben.
Adrian: Was ist eigentlich mit eurem alten Drummer Tony Laureano passiert. Wieso verließ er die Band?
Nate: Tony ist in die Band nie wirklich eingestiegen. Er hat uns bei einer Tour ausgeholfen und es gab die Möglichkeit, dass er fest einsteigt, aber manchmal ist ein Typ einfach nicht der richtige Mann. Beispielsweise hätte man Tony immer aus Florida nach Ohio einflügen müssen, um zu proben. Für Dustin ist das nur ein Fahrt von drei Stunden. Aber auch stilistisch ist er anders. Dem Schlagzeugspiel von Tony fehlte das gewisse Gefühl und die Emotionen, die Dustin auf jeden Fall mitbringt. Aber wir wollen keine dreckige Wäsche waschen. Er war eben nicht der Richtige, er hat uns bei der Tour damals geholfen und das war wirklich großartig.
Adrian: Aber ihr versteht euch noch gut mit ihm?
Nate: Ich denke schon. (muss lachen)
Adrian: Was ist eure Meinung zu Metal in Videospielen? Ihr habt ja einige Songs zum Xbox-Spiel „Brütal Legend“ beigesteuert. Glaubt ihr, dass das ein guter Weg ist seine Musik zu vermarkten oder ist das nur ein netter Gag?
Nate: Das ist definitiv ein guter Weg um seine Musik an den Mann zu bringen. Denn es gibt einfach viele junge Metaller, die du einfach nicht erreichen kannst. Nicht jedes Metal-Kid geht auf unsere Konzerte, sondern sitzt zu Hause und spielt ein Computer- oder Videospiel. Wenn sie also nebenbei einen Song von uns hören, ihn mögen und sehen, dass er von SKELETONWITCH ist, dann ist es möglich, dass sie auf eine unserer Shows kommen. Von daher ist es definitiv ein guter Weg, um sich zu vermarkten.
Adrian: Vor einigen Monaten haben noch alle von einem Thrash-Revival gesprochen. Glaubt ihr, dass die Bewegung ihren Zenit schon überschritten hat oder war es die ganze Zeit nur ein Hype der Medien?
Evan: Ich glaube es gibt eine Menge guter Bands da draußen, die Retro-Thrash spielen und dass auch anständig machen. Die Musiker in diesen Bands sind oftmals auch ziemlich talentiert. Wir alle lieben Thrash Metal à la VIO-LENCE oder NUCLEAR ASSAULT. Wir finden das alle großartig, aber man muss auch sagen, dass eine Band immer mit etwas eigenem daherkommen sollte. SKELETONWITCH haben auf jeden Fall auch einen Thrash-Metal-Einschlag. Das wird sich wohl auch nicht ändern, aber wir versuchen auch immer andere Einflüsse in unsere Musik einzubauen. Auf der neuen Scheibe haben wir zum Beispiel auch Anleihen aus Death und Black Metal benutzt. Deswegen würde ich soweit es mich betrifft uns nicht mit diesem Thrash-Revival in Verbindung bringen. Denn wir sind einfach mehr Heavy Metal als nur Thrash Metal. Denn das ist etwas, worauf wir uns alle einigen können. Weisst du, Chance ist mehr der Death-Metal-Typ, was man auch an den Lyrics merkt. Ich dagegen stehe eher auf Black Metal und Classic Rock, Das wird auch deutlich daran, dass ich mich bei meinem Bassspiel mehr an Classic Rock orientiere.
Adrian: Was sind eure Pläne für die Zukunft? 2013 wird SKELETONWITCH ja zehn Jahre alt werden. Habt ihr schon Pläne gemacht, wie ihr dies feiern werdet?
Nate: Wenn wir besoffen sind, dann reden wir darüber. Ich weiß aber noch nicht was wir machen werden. Wenn wir heute Nacht sterben, wird es wohl nichts geben. (lacht) Aber ich wette wir werden uns schon was einfallen lassen. Viele Bands machen ja dieses "Ein Abend mit..."-Ding. AMON AMARTH haben so was zum Beispiel gemacht und ihre erfolgreichste Tour aller Zeiten gespielt. Sie haben einfach zwei Sets gespielt, wo sie einmal das neue Album gespielt haben und zum anderen nur Klassiker rausgehauen haben, und jede verdammte Show davon war ausverkauft. Vielleicht machen wir auch so etwas. Vielleicht gibt es auch ein T-Shirt auf dem so was Cleveres steht wie "Ten Fucking Years".
Evan: Vielleicht besaufen wir uns auch einfach und spielen eine Show.
Adrian: Hat euer Label nicht schon irgendwelche Pläne wie zum Beispiel die Veröffentlichung eines Best-Of-Albums?
Nate: Die haben dazu noch nichts gesagt, aber wir haben im Spass schon darüber geredet und uns entschieden dass wir unser Best-Of-Album "Skeletious Selection" nennen würden. (alle lachen erneut)
Adrian: Die letzten Worte gehören euch. Wollt ihr euren Fans noch irgendetwas mit auf den Weg geben?
Nate: Danke für alles. Kommt her und macht Party. Wir trinken Bier und ihr trinkt Bier.
Dustin: Danke für die jahrelange Unterstützung. Diese Tour, wo wir soviele Festivals gespielt haben, war bisher unglaublich. Ich habe wirklich das Gefühl dass wir von der europäischen Metal Kultur akzeptiert wurden.
- Redakteur:
- Adrian Wagner