KEEP IT TRUE: Interview mit Oliver Weinsheimer

30.09.2005 | 18:52

Das "Keep It True" hat sich binnen kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Pflichttermine des internationalen Heavy-Metal-Undergrounds entwickelt und ist aus dem Festivalkalender nicht mehr wegzudenken. Wie bereits in den Vorjahren präsentieren wir auch die fünfte Auflage des Kultfestivals, welches am 4. und 5. November 2005 wieder im Fränkischen stattfinden wird. Über den derzeitigen Stand der Vorbereitungen und über das, was uns heuer alles an besonderen Leckerbissen erwartet, gibt uns Mitveranstalter Oliver Weinsheimer im folgenden Vorab-Interview ausführlich Auskunft...

Rüdiger:
Das "Keep It True"-Festival hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Festival von internationalem Ruf entwickelt und geht im November nun schon in die fünfte Runde. Habt ihr euch diese Erfolgsgeschichte träumen lassen, als ihr das Billing zum ersten Festival auf die Beine gestellt habt?

Oliver:
Definitiv nicht. Das erste KIT war ein sehr riskantes Unterfangen, da es etwas in dieser Art und Weise vorher noch nicht gegeben hat. Mit OMEN und BROCAS HELM hatten wir ja auch nicht gerade Mainstream-Headliner und die Tage vor dem Festival waren schon sehr nervenaufreibend. Zum Glück wurde das Festival schon gleich von Beginn an gut aufgenommen und so konnten wir auf dieser Basis gut aufbauen. Wäre KIT 1 gefloppt, hätte es wahrscheinlich kein weiteres gegeben. Aber so schnellten wir gleich von Null auf Hundert und ich bin immer noch von den Reaktionen geplättet.

Rüdiger:
Ich weiß, dass ihr das KIT nicht wegen des Geldes durchzieht, sondern wegen der Bands und der Fans dieser einzigartigen Szene und nicht zuletzt auch für euch selbst, weil ihr die Bands einfach auch selbst so gerne sehen wollt, aber trotzdem, niemand will regelmäßig draufzahlen, deshalb die Frage: Inwieweit rechnet sich das KIT inzwischen? Müsst ihr immer noch froh sein, wenn ihr "rauskommt", oder könnt ihr inzwischen stabil für die Zukunft planen?

Oliver:
Im Endeffekt ist das KIT finanziell sehr überschaubar. Die paar Kröten, die am Ende übrig bleiben, brauchen wir immer gleich wieder für die Vorfinanzierung des nächsten KIT. Viele haben keine Vorstellung, welchen Rattenschwanz so ein Festival mit sich zieht. Da ist es nicht einfach nur mit Halle mieten und Bands buchen getan. Die meisten Kosten entstehen durch das Drumherum wie Stadt, Reinigung, Hotels und viel Verwaltungskram. Deswegen kann sich jeder vorstellen, dass der Eintrittspreis von 17 Euro sehr knapp kalkuliert ist. Es haben tatsächlich schon Leute gedacht, wir machen das KIT hauptberuflich, aber das ist definitiv unmöglich. Deswegen ist es wichtig, dass wir unsere Leidenschaft für diese Musik immer wieder in die Waagschale werfen, denn von der Planung her findet das KIT bereits das ganze Jahr statt. Man darf auch nicht vergessen, dass ich einen normalen Job habe und Tarek von seinem P.A.-Verleih und MAJESTY lebt. Das muss erst mal alles unter einen Hut gebracht werden.

Rüdiger:
Widmen wir uns nun erstmal dem im November anstehenden Event, das der metallische Underground ja mehr als sehnsüchtig erwarten dürfte. Gibt es noch irgendwelche brandaktuellen News oder Ankündigungen zum kommenden KIT, welche vielleicht noch nicht alle potenziellen Gäste mitbekommen haben? Hoffentlich keine Absagen!

Oliver:
Absagen wird es diesmal hoffentlich keine geben. Die Flüge sind alle definitiv schon gebucht. Es kann also eigentlich nur noch so etwas wie Krankheit dazwischen kommen, was wir aber nicht hoffen. Als spezieller Gast wird uns an der Warm-Up-Show noch Rod Gonzales von den ÄRZTEN beehren, der mit POWERGOD ein paar Stücke zum Besten geben wird. Aber bevor das Gejammer wieder losgeht: Rod hat auf dem POWERGOD-Album mitgespielt und ist selbst ein beinharter Metalfan und hat die ganzen Scheiben von SAVAGE GRACE, NASTY SAVAGE usw. alles daheim. Er ist also vielleicht mehr Metal, als man es von ihm gedacht hätte. Ich finde die Aktion echt geil, da er auch aus freien Stücken dazu gekommen ist. Dass RAVEN, ANVIL und POWERGOD am Freitag zum Jam auflaufen werden, ist denke ich schon bekannt. Ich denke, das wird definitiv eines der Highlights der KIT-Geschichte werden.

Rüdiger:
Mit JAG PANZER und VIRGIN STEELE habt ihr ja dieses Mal zwei wirklich ganz dicke Fische an Land gezogen. Habt ihr keine Angst, dass das KIT irgendwann zu groß werden könnte? Oder anders gefragt, wie wollt ihr ein Billing mit Bands von diesem Rang noch toppen können, ohne zwangsläufig auf eine größere Location ausweichen zu müssen?

Oliver:
Das KIT wird nie zu groß werden. Wir werden nie aus der Halle herausgehen oder das Ganze als Open Air aufziehen. Wir fühlen uns in dieser Größenordnung wohl und sind zufrieden damit. Wenn wir größer werden wollten, müssten wir andere Bands buchen und das wollen wir nicht. Das KIT soll so bleiben wie es ist: Ein gemütliches Metalfestival für den Underground. Ich denke, mit den Bands, die wir bereits für nächstes Jahr in der Tasche haben, können wir auf jeden Fall mit diesem Billing mithalten. Die Aufklärung gibt es traditionell wieder mit Flyern am 5. November.

Rüdiger:
Wer wird formell der Headliner sein und wie werden die Spielzeiten auf VIRGIN STEELE, JAG PANZER und RAVEN verteilt sein?

Oliver:
VIRGIN STEELE sind Headliner und spielen ca. 90 Minuten. Vorher spielen RAVEN ca. 75 Minuten und davor JAG PANZER mit ebenfalls 75 Minuten.

Rüdiger:
Nachdem JAG PANZER beim wetterbedingt stark gekürzten Gig in Balingen ja nur neuere Songs gespielt haben, gibt es in Königshofen dann das Kontrastprogramm. Erzähl doch mal, was uns erwartet, und ob es schwer war, die Band für diese Idee zu begeistern!

Oliver:
Nun, JAG PANZER werden einen speziellen "Ample Destruction"-Set spielen, aber dennoch die neuzeitlichen Klassiker nicht vernachlässigen. Es war eigentlich nicht schwer, die Band von dieser Idee zu überzeugen, da sie das KIT bereits kennen und wissen, welche Fans sie dort erwarten. Zudem kenne ich die Jungs der Band schon länger und deswegen war die Kommunikation auch recht einfach.

Rüdiger:
Bei AGENT STEEL hattet ihr ja das selbe Konzept. Bist du der Meinung, dass es einem beträchtlichen Teil eures Publikums besonders wichtig ist, eben DIESEN EINEN Klassiker komplett zu hören?

Oliver:
Jedes Mal hört man doch gerade bei den alten Bands: "Och Mann, warum haben sie den oder den Song nicht gespielt". Im Endeffekt ist es doch genau das, was die Leute hören wollen. Fakt ist, dass die meisten Klassiker auf den frühen Scheiben der meisten Bands zu finden sind und wir versuchen einfach das Bestmögliche aus einem Gig heraus zu holen.

Rüdiger:
Ich finde das - so wie ihr das macht - bei Acts mit Headlinerstatus in Ordnung, weil die ja noch immer genug Zeit haben, auch ihre aktuelleren Sachen vorzustellen, aber ansonsten fände ich es schade, wenn eine Band gezwungen wäre, nur alte Songs zu spielen und komplett auf neueres Material zu verzichten. Wie siehst du das?

Oliver:
Nun, gezwungen wird eh keiner. Wir schlagen das, wenn es sich ergibt, den Bands vor und sie entscheiden dann selber, was sie machen wollen. Ich denke, es kommt immer auf die Band an, ob sich so etwas lohnt. Bei JAG PANZER schreien einfach immer alle nach den "Ample Destruction"-Songs und deswegen haben wir das so probiert. Dazu kommt, dass man bei Bands, die schon öfters in Deutschland gespielt haben, auch etwas Außergewöhnliches bieten muss, um die Leute zum Festival zu ziehen. Das spielt natürlich auch eine erheblich Rolle.

Rüdiger:
Erwartet uns bei VIRGIN STEELE auch eine ganz besondere Überraschung oder müssen wir uns mit der genialen Musik zufrieden geben (was natürlich kein Problem wäre)?

Oliver:
VIRGIN STEELE werden Songs aus allen Phasen der Band spielen und wir haben mit der Band ein paar Überraschungen in songtechnischer Hinsicht besprochen. Dazu wird es noch ein auf VIRGIN STEELE zugeschnittenes Bühnenbild geben. Den Rest macht die Musik.

Rüdiger:
Mit RAVEN habt ihr wohl eine der energischsten und besten Livebands aller Zeiten verpflichtet. Beim Bloodstock soll die Band ja ordentlich Gas gegeben haben. Schön zu sehen, dass Mark nach seinem schweren Unfall wieder so weit auf dem Damm ist. Sind die Bühnenaufbauten für die Turnübungen der Athletic Rocker gut verankert und gesichert?

Oliver:
Nun, ich denke, dass RAVEN die Leute total wegfegen werden. John Gallagher sagte mir erst letzte Woche, dass Bloodstock ganz gut gelaufen wäre, sie sich aber wie kleine Kinder auf das KIT freuen und die Halle zum Beben bringen werden. Nach der langen Pause hat sich einiges an Energie bei den Jungs aufgestaut...

Rüdiger:
Waren die Resonanzen auf COUNT RAVEN beim letzten Mal so positiv, dass ihr erfreulicherweise auch dieses Mal mit SOLITUDE AETURNUS (die ja leider absagen mussten) und den Maltesern von FORSAKEN wieder wahrhaftigen Doom zum Festival gebeten habt?

Oliver:
Ja, COUNT RAVEN sind sehr gut angekommen, aber das ist nicht der Grund, warum Doombands beim KIT spielen. Der traditionelle Metalbereich umfasst meiner Meinung nach alles vom Doom bis hin zum Thrash Metal. Deswegen wollen wir auch Bands aller Schattierungen die Möglichkeit geben am KIT zu spielen. Dazu gehört logischerweise auch der Doom. Wenn wir den ganzen Tag nur Mid-Tempo-Power-Metal-Bands spielen lassen würden, wäre das auf Dauer sehr langweilig.

Rüdiger:
Habt ihr vor, den SOLITUDE AETURNUS-Auftritt irgendwann nachzuholen?

Oliver:
Wir verhandeln gerade mit der Band um eine Nachholung des Gigs im April 2006...

Rüdiger:
Wird nach dem Headliner noch eine Band spielen? Für kleinere Bands ist das ja manchmal nicht so toll, weil nach dem Headliner schon ein Großteil der Fans den Heimweg antritt.

Oliver:
Nein, VIRGIN STEELE werden letzte Band des Abends sein. Wir wollen wieder zur klassischen Headlineranordnung zurückkehren. Nach einem so langen Tag lässt sich die Spannung nach den Headlinern einfach nicht mehr richtig aufrecht erhalten.

Rüdiger:
Das ist eine gute Entscheidung, wie ich finde. Wie entscheidet ihr, wer den Warm-Up spielt und wer beim Hauptfestival ran darf? Ich denke, gerade ADRAMELCH oder dieses Jahr ANVIL würden sicher viele Leute auch gerne am Samstag sehen.

Oliver:
Ich sehe den Freitag inzwischen nicht mehr als klassischen Warm-Up, sondern als ersten Festivaltag. Man darf auch nicht vergessen, dass man die Kosten für den Freitag auch erst mal einspielen muss, und das gelingt nur mit hochklassigen Bands. Viele der KIT-Fans sind sowieso schon am Freitag da und deswegen ist es natürlich eine gute Möglichkeit in Dittigheim diese Show zu machen. Angenommen wir würden nur kleine, unbekannte Bands am Freitag spielen lassen, dann wäre dieser Warm-Up schnell am Absterben, da der Anreiz einfach nicht da ist. So können wir vier geile Bands dort auftreten lassen und es kommt noch viel mehr Clubatmosphäre auf.

Rüdiger:
Nun noch ein wenig Rückblick: Ohne die anderen Bands schmälern zu wollen, jeder hat seine ganz persönlichen Favoriten. Was waren für dich die absoluten musikalischen Höhepunkte der KIT-Geschichte? Vielleicht eine Top 5 ggf. mit kurzer Begründung...

Oliver:
Hmmm, echt schwer. Ich mache das Ganze am besten ohne Nummerierung.

DEADLY BLESSING
Das war Progressive Power Metal in Perfektion. Ski ist einer der besten Livesänger, die ich je gehört habe.

HELSTAR
Absoluter Hammergig, der eigentlich keine Wünsche offen ließ.

MANILLA ROAD
Die Stimmung im Publikum war einfach einzigartig...

METAL INQUISITOR
Für mich einfach die beste deutsche Liveband.

TYRANTS REIGN
Kamen und siegten, unglaublich...

Rüdiger:
Was waren die schmerzlichsten Momente im Hinblick auf Bandabsagen, unerfreuliche Fanreaktionen oder sonstige Pannen?

Oliver:
Schlimmster Moment war definitiv der Anruf mit der Absage von SATAN um 12:00 am Tage des Festivals. Ich glaube, ich bin um Jahre gealtert...

Rüdiger:
Ihr habt ja stetig dran gearbeitet, Kritik der Besucher anzunehmen und euch zu verbessern (z.B. beim Sound). Wie sah es nach dem KIT IV aus? Gab es noch Dinge, die öfters kritisiert wurden und wenn ja, konntet ihr da gezielt Abhilfe schaffen?

Oliver:
Wir arbeiten bei jedem Festival daran, die Fehler der Vorgänger auszumerzen und ich denke, wir kommen mit kleinen Schritten gut voran. Wenn ich bedenke, wie es beim ersten gelaufen ist und jetzt... Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ansonsten denke ich, dass wir den Hauptkritikpunkt Sound von Mal zu Mal besser in den Griff bekommen werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.

Rüdiger:
Ihr habt nach dem letzten Festival angekündigt, dass MAJESTY bis auf weiteres nicht mehr beim KIT auftreten würden. War Tarek von diversen Dauernörglern in Foren und Gästebüchern genervt, oder hat das andere Gründe?

Oliver:
Nö, ich denke drei Mal ist einfach erstmal genug und ich denke es ist für MAJESTY auch besser nicht immer überall präsent zu sein. Deswegen haben wir uns beraten und MAJESTY im Bezug auf das KIT erstmal auf Halde gesetzt. Das hat aber nichts mit irgendwelchen Unmutsbekundungen zu tun, denn wenn wir auf jeden, der mault, eingehen würden, wäre das KIT mit Sicherheit nicht mehr am Start...

Rüdiger:
Zukunftsmusik: Du fragst ja gerne im Forum nach, wen die Leute denn gerne mal beim KIT sehen würden. Wer wird denn besonders häufig gewünscht? Und wie sind die Chance, dass ihr die Bands mal holen werdet?

Oliver:
Nun, die üblichen Verdächtigen sind CIRITH UNGOL, MEDIEVAL STEEL, EXCITER usw... Natürlich würden wir diese Bands alle gerne machen, aber das kommt immer auf die Umstände an. CU ist im Moment unmöglich, wir werden uns aber weiterhin bemühen, so viel gewünschte Bands wie möglich zum Festival zu holen.

Rüdiger:
Da meine Wunschband CIRITH UNGOL ja kaum realisierbar zu sein scheint, stellt sich mir die Frage, ob du dir vorstellen könntest, statt dessen mal FALCON zu holen? Ich wär auf jeden Fall begeistert.

Oliver:
Das Problem bei FALCON ist, dass sie zwar CIRITH UNGOL-Songs spielen, aber leider nur ziemlich unbekannte Demosongs. Sicherlich wäre die Band interessant, aber nicht in Ansätzen ein Ersatz für CIRITH UNGOL. Ich möchte CU auch nur machen, wenn Tim Baker singt, alle anderen Möglichkeiten schließe ich kategorisch aus.

Rüdiger:
Der Cheffe will noch wissen, ob du RECON zusammengetrommelt hast.

Oliver:
Wenn Schorschi STRYPER bei der "Night Of Power" macht, kümmere ich mich um RECON...

Rüdiger:
So, das war's... Ich wünsche euch viel Erfolg und uns ein entspanntes Festival mit großartigen Bands. Gibt's noch etwas, das du ankündigen oder loswerden willst?

Oliver:
Die Resonanzen auf KIT V sind bisher überwältigend, der Vorverkauf läuft sehr gut und ich denke, der Freitag könnte ausverkauft sein. Ich möchte auch hier noch mal allen auch im Namen von Tarek danken, die das KIT bisher unterstützt haben, denn ohne die Underground-Fans wäre ein KIT in dieser Weise nie möglich. Wir sehen uns hoffentlich am 04. und 05. November.

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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