LIFESICK: Interview mit Frontmann Simon

27.03.2025 | 13:37

Keine Kompromisse und heftigst auf die Zwölf: LIFESICK hat mit dem aktuellsten Werk "Loved By None, Hated By All" nicht nur einen extrem rotzigen Abriss zusammengestellt, sondern gleichzeitig auch eine sehr konfrontative Haltung eingenommen. Frontmann und Texter Simon, der mehrfach betont, dass ihm die Weltherrschaft am Herzen liegt, gibt sich in einem kurzen Dialog die Ehre.

Bei LIFESICK ist aktuell eine Menge los. Ihr hattet eine 3-Track-EP Anfang des Jahres, jetzt gibt es ein komplettes Album. Wie kommt es, dass ihr so schnell neues Material nachschießen konntet?
Wir befinden uns im Moment in einem guten Flow und tun unser Bestes, um diese Dynamik so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Wir haben einfach eine Menge Leidenschaft für dieses Projekt und arbeiten hart, um permanent am Ball bleiben zu können.

Das ganze Metal/Hardcore-Business dreht sich für viele Bands immer schneller und schneller. Es ist immer extrem wichtig, in dieser Szene präsent zu sein. Fühlst du einen gewissen Druck, neue Sachen so schnell wie möglich zu veröffentlichen?
Immer. Der Hype geht heutzutage schnell zu Ende. Es gibt so viele wahnsinnig gute Bands auf der ganzen Welt, und die Szene bewegt sich schnell. Wir haben viele Bands gesehen, die kommen und gehen und mit diesen Gegebenheiten überfordert sind. Man muss nur mithalten und sich entwickeln.

Dann lass uns über "Loved By None, Hated By All" reden. Zuerst war ich besorgt über den Titel der Platte - ist das wirklich, was ihr als Band ausdrücken wollt, oder was steckt genau dahinter?
Es ist eine persönliche Entscheidung für mich. Ich mache die meisten Themen und Texte in LIFESICK. Also ist es irgendwie eine Sammlung meiner dunklen Tage, die in Songs umgemünzt werden. Das ist mein Ausweg aus meiner Depression, aus Missbrauch und Angst. Ich will nichts versüßen. Es ist purer Hass auf das Leben, die Erde und die Menschheit. Das Leben ist eine Reise mit Höhen und Tiefen. Die Lebenswelt dreht sich um meine dunkelsten Stunden.

Würdest du sagen, dass ihr mit eurer Musik und den Texten polarisieren möchtet, damit dieser Titel noch besser passt? Stehen die Fans hier nicht hinter euch?
Natürlich kümmern wir uns um die Meinung unserer Fans, das ist schon wichtig. LIFESICK ist meistens nur der Kanal, auf dem wir unsere Emotionen filtern wollen. Und wir stellen fest, dass unser Sound exakt in dieses Bild passt, ohne hierbei bewusst polarisieren zu wollen. Wir sind einfach froh, dass wir nicht die einzigen sind, die diese nihilistische Denkweise ausgraben.

Was ich an diesem neuen Album liebe, ist die Tatsache, dass es ziemlich in your face ist. Von Anfang an steckt viel Energie in den Songs. Was war im Vorfeld so inspirierend, dass ihr es geschafft habt, dieses hohe Maß an Energie und Qualität zu erreichen?
Wir streben immer nach dem Besten. Wir machen normalerweise sehr spontane Sachen zwischen den Songs auf unseren Platten. Aber das ist unser erstes Album bei Metal Blade. Wir wollten die Essenz von LIFESICK zeigen, bevor wir die Leute verängstigen. Und das wird immer diese Hardcore-Death-Metal-Musik sein, die wütend und energisch klingt und auch klingen muss. Das bedeutet aber nicht, dass wir keine seltsamen Sachen mehr machen werden.

Es kommt nicht sehr oft vor, dass man diesen HATEBREED-Effekt spürt, wenn es um neue Platten geht. Mit diesem Effekt meine ich, dass es etwas gibt, das dir vorher nicht wirklich wichtig war, dich dann aber so heftig packt wie euer neues Album. Bei HATEBREED habe ich das damals besonders gefühlt, aber auch bei PRO-PAIN gab es diesen besonderen Kick, der heutzutage nur noch sehr, sehr selten in Erscheinung tritt. Bei LIFEKICK ist dieses Gefühl sofort wieder da - kennst du es?
Verdammt, ich bin dir sehr dankbar für diese Worte. Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Und wir sind total begeistert, zu wissen, dass unsere Platte diese Art von Reaktion von euch bekommt. Wir werden immer in der Lage sein, Dinge zu finden, die wir selbst verbessern können und unser Bestes tun, um die Entwicklung voranzutreiben. Aber ja, es wird immer schwieriger, sich von Album zu Album zu verbessern. Wir tun unser Bestes, um in unserer Musik aufrichtig zu sein. Die meisten Songs sind über düstere Zeiten in unserem Leben geschrieben, und wir versuchen lediglich, dieses Gefühl in diesem Moment einzufangen.

Du bist aus Dänemark und ich bin mir nicht sicher, ob es dort eine größere Szene für Hardcore oder Metalcore gibt. Die landestypischen Death-Metal-Combos mit ihren schweren Grooves gefallen mir sehr - aber ich habe von dort aus selten auch mal einen ordentlichen Hardcore-Abriss erlebt. Was kannst du mir über die Szene in deinem Heimatland erzählen?
Als wir aufwuchsen, war unsere Heimatstadt bekannt als die Hardcore-Hauptstadt von Dänemark und hatte viele gute Bands. Aber die Leute wurden alt und zogen weg. Wir spielen jetzt seit zehn Jahren, und haben viele Acts kommen und gehen sehen. Aber aktuell befindet sich die Szene wieder deutlich im Aufschwung und hat auch ein entsprechend hohes Niveau erreicht.

Gibt es in deiner lokalen Szene Bands, die einen großen Einfluss auf deine Songs hatten? Was macht dänische Musik so besonders?
Nicht wirklich. Wir sind hauptsächlich von US-amerikanischen Künstlern beeinflusst. Aber Skandinavien wird immer diese kleine Besonderheit mit finsteren und morbiden Inhalten haben, die der Szene einen besonderen Charakter verleiht. Vielleicht ist es aber auch nur das ganze Bier...

In meiner Rezension habe ich darauf hingewiesen, dass die Songs zwingend auf die Bühne gehören. Was kannst du mir über deine Live-Pläne im Moment sagen?
Wir arbeiten an US- und Europatourneen für das laufende Jahr. Wir sind zu 110% eine Live-Band und alle Songs entstehen mit diesem Hintergedanken. Auf Platte kickt das schon ordentlich, aber den echten Deal erlebt ihr erst bei unseren Shows.

Wenn es eine Kristallkugel gäbe, die dir von deiner Zukunft als Band erzählt - was würdest du gerne in dieser Kugel sehen?
Die Weltherrschaft!

Und was sind deine Pläne für die nächsten Monate?
Touren und Schreiben, wie immer. Weiter Gas geben, weiter spielen!

Fotocredit: Allan Kristiansen

Redakteur:
Björn Backes

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