MACHINE HEAD: Interview mit Phil Demmel

25.02.2010 | 11:49

Drei Jahre nach der Veröffentlichung von "The Blackening" gab es im Januar endlich die erste Headliner-Tour zum Album. Wir nutzten die Gelegenheit und sprachen in Hamburg mit Gitarrist Phil Demmel.

In den Katakomben der Großen Freiheit 36 kann man sich ganz wunderbar SPINAL-TAP-mäßig verlaufen. Trepp auf, Trepp ab, überall Türen und einige Gänge. Da ist es schon wichtig, dass der Weg zur Bühne ausgeschildert ist. Der Tourmanager führt uns schließlich in einen kleinen Aufenthaltsraum, wo Phil Demmel relaxt auf uns wartet. Phil stellt sich als redseliger und freundlicher Zeitgenosse heraus.

Obwohl MACHINE HEAD die vergangenen drei Jahre fast ununterbrochen auf der Bühne waren, gibt es keine Tourmüdigkeit festzustellen. "Wir hatten jetzt mal drei Monate Pause und sind wieder absolut heiß darauf zu spielen. Wir wollten alle auf jeden Fall noch diese Headliner-Tour spielen, denn wir sind nachwievor unglaublich stolz aufs und überzeugt von dem Album." Die Gewissheit ein besonderes Album abzuliefern, hatten MACHINE HEAD bereits beim Songwriting. "Es war einfach diese spezielle Atmosphäre schon im Studio. Wir hatten diese Energie und wussten, dass die Songs sehr, sehr stark sind. Überhaupt waren wir da auch einfach eine neue Band, die Chemie zwischen uns vieren stimmt einfach und das macht es natürlich auch leichter ein gutes Album zu schreiben." Die Reaktionen auf "The Blackening" haben die Band dennoch umgehauen. "Es war natürlich eine tolle Bestätigung, dass "The Blackening" in so vielen Magazinen zum Album des Monats, des Jahres und kürzlich sogar mehrfach zum Album des Jahrzehnt gewählt wurde. Und das von Lesern und Journalisten. Dieser Respekt, der uns da gezollt wird, ist natürlich eine unglaublich tolle Sache.", strahlt Phil. Seinen Einfluss auf das Album will er dabei aber nicht überbewerten. "Dass das Album so gut geworden ist, liegt sicher nicht nur daran, dass ich erstmalig komplett an einem Album mitschreiben konnte. Es sind wir vier. Robb ist eindeutig der Mastermind, Dave (McClain, dr. - PK) und ich haben mit Riffs und Arrangements geholfen, es liegt also eindeutig an der Band, nicht an mir."

An ein neues Album ist derzeit aber noch nicht zu denken. "Da müssen unsere Fans schon noch ein bisschen Geduld haben.", bestätigt Phil. "Es gibt einige Riffs und Ideen, die wir haben, aber das sind bislang nur Fragmente und ich habe keine Ahnung, ob wir diese überhaupt verwenden. Wenn wir mit der Tour fertig sind, machen wir sicher keine zu lange Pause und wenn wir dann hungrig sind, gehen wir ins Studio und nehmen das neue Album auf." Das DEF-LEPPARD-Syndrom ist da also nicht nah. "So weit soll es bei uns nicht gehen.", lacht Phil. "Aber vor allem liegen wir nicht auf der faulen Haut, sondern spielen halt extrem viel."


Selbst wenn sie auf der faulen Haut liegen würden, würde dies die extrem loyalen Fans wohl nicht stören. Auch als die Platten arg modern wurden und das Feedback auf Alben wie "Supercharger" sehr durchwachsen war, war die Gefolgschaft immer da. "Unsere Fans sind in der Tat unglaublich. Sie sind extrem loyal, absolut verrückt und sind der Grund, warum MACHINE HEAD immer noch existieren." ist Phil sichtbar stolz. "Selbst die Alben, die nicht so gut ankamen, haben sich immer noch gut verkauft und "The Blackening" hat sich sogar besser verkauft als "Through The Ashes Of Empire" und das in Zeiten einer Rezession. Das ist schon echt unglaublich." Warum MACHINE HEAD mehr Erfolg haben, als alle anderen Bands in den Phil spielte (VIO-LENCE, TORQUE, TECHNOCRACY - PK), hat für ihn verschiedene Gründe. "Natürlich spielen Glück, Fleiß und zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, eine große Rolle. Aber ich muss auch sagen, dass bei MACHINE HEAD die Musiker einfach besser sind. In allen anderen Bands war ich immer der beste Musiker, hier bin ich eher der schlechteste." gibt sich Phil in Understatement. "Ich weiß auch, dass wir immer hart dafür gearbeitet haben. Wir haben Bands wie DEATH ANGEL oder FORBIDDEN gesehen und sahen wie unglaublich gut sie waren und wir wollten immer noch besser sein als sie. Darüber habe ich mich erst kürzlich mit Robb unterhalten und wir haben festgestellt, dass wir da einen sehr ähnlichen Ehrgeiz hatten."

Ehrgeizig gehen MACHINE HEAD auch auf der Bühne zu Werke, wo sie in der Regel 100 Minuten und mehr spielen und das, obwohl Phils Herz dabei nicht immer mitspielt. "Es gab schon diverse Shows, wo ich auf der Bühne einfach umgefallen bin, was mir immer ausgesprochen peinlich ist. Aber mein Herz macht gerade zum Ende einer Show hin manchmal schlapp und dann kann ich mich einfach nicht mehr auf den Beinen halten." Die im Internet kursierenden Videos machen das natürlich nicht besser. "Passiert mir so etwas heute, kann man es morgen bei YouTube sehen und alle glauben, dass ich zu viel getrunken oder irgendwelche Drogen genommen habe, das ist natürlich nicht so schön." Gerade, weil viele gar nichts von Phils Leiden wissen. Doch muss man als öffentliche Person heutzutage eh immer vorsichtig sein, was man macht. "Ja, das Leben ist durch das Internet und die Handycams natürlich nicht einfacher geworden. Man muss sich seiner Rolle als öffentliche Person sehr bewusst sein. Letztendlich übernehme ich immer die Verantwortung für das, was ich tue." Das Ende des Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Mythos sieht er dennoch nicht gekommen. "Wir sind alte Männer, bei uns geht es eh nicht mehr so rund, aber die jungen Bands werden immer genauso wild sein, wie wir es damals waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich benehmen, nur weil jemand es aufnehmen könnte." Wohl wahr.

Redakteur:
Peter Kubaschk
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