MAEL MÓRDHA: Interview mit Rob
21.08.2007 | 22:15Auch wenn Bandname und auch "Gealtacht Mael Mordha", der Titel des aktuellen Albums dieser Band, für uns eher nach spanischen Dörfern klingen als nach Metal-Themen, wird der Liebhaber von elegischen Doom-Klängen diese Band schlicht und ergreifend ins Herz schließen, sobald er mit ihr vertraut ist. Das Quintett aus Irland macht aber keineswegs nur durch diese ungewöhnlichen Namensgebungen auf sich aufmerksam, sondern viel mehr durch ihre beinahe verzaubernde Musik. Originell ist dieser Doom Metal in gälischer Form, den uns MAEL MORDHA offerieren, ebenso, wie auch intensiv und tiefgründig. Was man sonst so zum Thema MAEL MORDHA wissen sollte, versuchte ich vor kurzer Zeit in Erfahrung zu bringen, weshalb Sänger Rob zum Interview antreten musste.
Walter:
Vielleicht ist manchen Historikern hierzulande bekannt, dass MAEL MORDHA ein antiker gälischer König gewesen ist, Genaueres dazu ist hierzulande aber nicht wirklich bekannt.
Beginnen wir unser Interview also erst einmal mit einer Geschichtsunterrichtsstunde...
Rob:
Mael Mórdha Mac Murchadh war ein König von Laighin (in etwa jene Region von Irland zwischen dem Süden von Dublin und dem Osten von Cork). Er lebte bis 1014 AD, als er in der Schlacht von Cluain Tarbh von den Truppen des "High King of Ireland" und dem König der Mumhan, Brían Bóroimhe getötet wurde. Um die Sache noch ein bisschen unkomplizierter zu machen, sollte man auch wissen, dass seine Schwester zunächst mit dem nordischen König der Iren, dann mit Mael Seachlainn ("High King of Ireland" bis er von seinem Widersacher Brían Bóroimhe vom Thron gestoßen wurde) und schlussendlich mit Brían Bóroimhe verheiratet war. Aus dieser Familienangelegenheit hat sich dann sogar ein Krieg entwickelt. Dank der Beziehungen von Brian nach Dublin kam eine sehr große Anzahl von Nordmännern nach Irland um an dieser Schlacht teilzunehmen und um Mael Mordha zu töten.
.
Walter:
Nach diesem Exkurs in die Historie eurer Heimat steht als nächstes ein solcher in die Geschichte der Band selbst auf dem Plan...
Rob:
Wo genau soll ich anfangen? Die Gründung der Band liegt nun bereits fast zehn Jahre zurück. Ganz genau war es im Jänner 1998, als wir uns im City Arts Centre von Dublin, einer Art Probraum und Studiokomplex in einem, in dem viele andere Metaller ebenfalls anzutreffen waren, zusammengetan haben um eine Band aus den Taufe zu heben. Nach einigen Line-up-Problemen zu Beginn, können wir seit vier Jahren mit einer stabilen Besetzung aufwarten, was sich sehr positiv auf die Band ausgewirkt hat. Schon in den ersten Jahren war ich der Hauptkomponist der Band, die zunächst UAIGNEAS genannt wurde. Meine Kompositionen sind zu jener Zeit ausschließlich am Piano entstanden, weil ich damit vertraut war. Dazu kamen Einflüsse aus meiner Vorlieben für Doom Metal und der irischen Folklore, die am Piano jedoch unmöglich zu spielen waren und sehr ungewöhnlich geklungen haben, weshalb die Instrumentierung dann doch einen andere geworden ist. Gerry (g.), Dave (b.), Shane (dr.) und Anthony (g.), die anderen Mitglieder, haben mir geholfen meine musikalischen Visionen umzusetzen und sind mittlerweile unersetzbar für mich geworden.
Walter:
Welche Bands waren es denn, die euch zu jener musikalischen Ausrichtung verholfen haben?
Rob:
Ich denke, die großen Drei der britischen Doom-Szene waren sehr wesentlich dafür, wie MAEL MORDHA heute klingen. Ohne MY DYING BRIDE, PARADISE LOST und ANATHEMA gäbe es uns in der aktuellen Form bestimmt nicht. Aber auch Bands wie SOLSTICE waren sehr wichtig für uns und sollten deshalb nicht ungenannt bleiben. Obwohl wir allesamt unterschiedliche musikalische Vorlieben haben, konnten wir uns sehr schnell auf diese Art von Musik einigen. MAEL MORDHA waren von Anfang regelrecht dazu bestimmt Doom zu zelebrieren.
Walter:
Was ihr speziell durch die Hinzunahme von traditionellen irischen Klängen perfektionieren konntet.
Rob:
Diese Art von Musik ist mehr oder weniger entstanden. Es gab keine spezielle Intention, dass wir so klingen wollten, sondern wir haben unseren Ideen freien Lauf gelassen. Trotz unserer Liebe für Doom Metal ist die irische Musik dermaßen tief in uns, dass diese immerzu vorhanden ist, egal was man gerade macht. Wir sind nun mal damit aufgewachsen, so dass es kein Entrinnen gibt. Genauso sieht es auch bei den Texten aus, denn dieser gälische Hintergrund ist tief in uns.
Walter:
Ehrlich gesagt muss ich anfügen, dass ich zunächst auf Grund der ersten Photos von euch (Stichwort: "Corpse-Paint") eher an eine Art PRIMORDIAL-Nachahmer-Truppe dachte, als an eine dermaßen eigenständige Formation, wie ihr es zweifelsfrei seid.
Rob:
Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass wir keineswegs "Corpse-Paint" benützen. Die blaue Farbe, zu der mitunter auch andere Flüssigkeiten kommen, mit der wir auf die Bühne gehen, basiert auf einer Tradition. Die Iren haben immerzu auf diese Farbe, die man "Giormin" nennt, zurückgegriffen, wenn sie in den Krieg gezogen sind. Mit Bands wie FINNTROLL, von denen ich auch schon Photos mit blauer Kriegsbemalung gesehen habe, haben wir definitiv nichts gemeinsam. Ich kenne aus dieser Ecke ansonsten auch nur KORPIKLAANI, von denen ich mir ein Album zugelegt habe, um zu wissen, was an deren Art von Folk Metal so originell ist. Zugegeben, diese Jungs haben es wahrlich drauf zu unterhalten, ich persönlich kann aber das Akkordeon als Instrument nicht ausstehen und fange deshalb auch mit deren Metal nicht viel an. Um auf PRIMORDIAL zurückzukommen, muss ich sagen, dass wir zu dieser Band eine ganz besondere Beziehung haben. Nicht nur, dass wir untereinander bekannt sind, PRIMORDIAL waren es auch, die jene Musik aus Irland generell für das Metal-Publikum zugänglich gemacht haben und die uns immerzu unterstützt haben, wo es nur möglich war.
Walter:
Obwohl bereits fünf (oder gar sechs) Alben in Umlauf gebracht werden konnten, hat es bislang noch nicht zum Durchbruch gereicht. Hast du eine Idee weshalb?
Rob:
Bis zu jenem Zeitpunkt, als uns Grau unter Vertrag genommen haben, ist einmal so gut wie nichts passiert. Aber jetzt sieht sie Sache viel besser aus und ich denke in Zukunft werden viel mehr Fans die Möglichkeit haben sich mit MAEL MORDHA zu beschäftigen.
Walter:
Das von euch schlicht "IV" betitelte Werk wurde nie offiziell veröffentlich. Woran lag es?
Rob:
"Caoineadh na nGael", oder "IV", wie der andere Titel dafür lautet, sollte eigentlich via Karmageddon veröffentlicht werden. Doch daraus wurde leider aus businesstechnischen Gründen nichts. Deshalb bildeten die Songs davon auch die Basis von unserem nächsten Album "Cluain Tarbh".
Walter:
Eben jene "Zusammenarbeit" mit Karmageddon zählt mit Sicherheit mit zu den unglücklichsten aller Geschäftsbeziehungen im Metal überhaupt, lässt für mich aber auch eure Einstellung zu dieser Band erst so richtig in hellem Licht erstrahlen.
Rob:
Das ist wohl das Understatement des Jahres! Wir verzögerten zunächst die Verhandlungen mit Karmageddon, da sie von Beginn an nicht wirklich die schnellsten in derlei Angelegenheiten waren, haben den Kontrakt jedoch dennoch unterzeichnet, was sich als Fehler herausgestellt hatte, denn Karmageddon waren schon damals pleite. Nur drei Wochen später erhielten wir aber zum Glück ein Offert von Grau für einen Lizenzdeal von "Caoineadh na nGael", da ihnen das Material zugesagt hatte. Darüber waren wir wirklich sehr glücklich! Das klingt vielleicht verrückt, aber wir Iren sind nun einmal sturköpfig, aber auch sehr treu, weshalb wir nach dem Dilemma bei Karmageddon froh waren bei Grau untergekommen zu sein. Aus diesem Vertrag werden wir auch nicht so schnell wieder aussteigen.
Walter:
Wie seid ihr denn bei Grau überhaupt ins Gespräch gekommen?
Rob:
Über Duncan Patterson. Duncan hat uns vor einigen Jahren, als er nach Irland gezogen ist, vorgeschlagen eine Kopie von "Caoineadh na nGael" zu Prophecy Productions zu senden, da er dort gerade für sein ANTIMATTER-Project einen Vertrag erhalten hatte. Er war voll es Lobes über diese Firma, was wir nur bestätigen können. Vor allem Martin hat sich als ein sehr korrekter und freundschaftlicher Typ erwiesen, denn er war es auch, der unsere Scheibe an Grau weitervermittelt hatte.
Walter:
Und seitdem läuft es nun wohl ein wenig besser für euch, zumindest einmal geschäftstechnisch. Wie sieht es denn an der Live-Front aus?
Rob:
Ich denke, dass ein Großteil unserer Fans sagen wird, dass wir den Durchbruch längst geschafft hätten, wenn wir auf Platte genauso intensiv klingen würden wie auf der Bühne.
Es macht uns ungeheuren Spaß vor Menschen zu spielen und diese schlichtweg zu unterhalten. Wenn sie noch dazu unsere Musik gut finden, kann das nur positiv sein. Zudem hoffen wir auch ein wenig unserer Kultur vermitteln zu können, was uns ebenfalls sehr wichtig ist.
Walter:
Welche Gigs waren denn bisher die wichtigsten in der Bandgeschichte?
Rob:
Auf jeden Fall das "Heathen Crusade-Festval" in St. Paul, Minnesota im letzten Jänner. In den USA ist die Underground-Szene wesentlich kleiner als hier in Europa, aber keineswegs wenig enthusiastisch. Seit damals haben wir ungemein viele Zugriffe auf unsere Website zu verzeichnen können und an jenem Wochenende konnten wir unser gesamtes Merchandise absetzen. Aber auch unser Auftritt beim "Doom Shall Rise" bei euch in Deutschland war ein großer Erfolg und eine ebensolche Erfahrung für uns.
Walter:
Welche Shows stehen denn demnächst noch auf dem Programm um das neue Album amtlich zu promoten?
Rob:
Hier in Irland spielen wir des Öfteren kleinere Gigs und dann ist da noch das "Day Of Darkness"-Festival, bei dem wir auftreten werden. Ansonsten hoffe ich natürlich, dass noch einige Gigs mehr für uns anfallen werden, am liebsten überall auf der Welt.
Walter:
Lass uns nochmals auf das Album zurückkommen. Wovon genau handeln denn die Texte auf "Gealtacht Mael Mordha"?
Rob:
"Gealtacht Mael Mórdha" bedeutet auf englisch übersetzt "The Madness of Mael Mórdha". Die Person Mael Mórdha ist mehr oder weniger das zentrale Thema des Albums. Wir beginnen bei seinem Aufstieg und beenden die Sache mit seinem Tod in der Schlacht von Cluain Tarbh im Jahre 1014. All das haben wir in unseren Texten verarbeitet. Als ich mich mit der Person des Königs auseinandergesetzt hatte, bemerkte ich sehr rasch, dass es mir nicht möglich sein würde, mich in seine Position hineinzuversetzen. Erst als ich mich immer wieder dazu überwunden hatte, bemerkte ich, dass ich sogar mit ihm zu sympathisieren begann. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber ich denke, dass gerade deshalb die Intensität des Albums noch weiter verstärkt werden konnte.
Walter:
Was bitte inspiriert einen Musiker zu derlei Texten?
Rob:
Alle unsere Texte basieren auf Überlieferungen der gälischen Tradition und Geschichte. Speziell jene Klagelieder und Elegien, die von gälischen Poeten im 17. und 18. Jahrhundert komponiert und dargeboten wurden, haben mich immer wieder inspiriert. Eine Menge von deren Symbolismus haben wir für uns übernommen und diesen für unsere Art von Musik auch adaptiert. Während unsere Kollegen in England eher die romantische Seite des Lebens und Ablebens in ihre Doom/Death-Metal-Kompositionen einfließen lassen, ist es bei uns eben "unsere" Geschichte. Auch hier gibt und gab es eher romantische Poesie, aber in erster Linie handeln die meisten dieser Überlieferungen von Missgunst, Leid und Elend.
Walter:
Bessere Themen für Doom kann ich mir auch gar nicht vorstellen. Auch das Cover stellt offenbar den König dar, und das in sehr imposanter Form. Wer hat denn dieses Kunstwerk erschaffen?
Rob:
Das Artwork ist im Prinzip unmittelbar durch unsere eigene Arbeit zu "Cluain Tarbh" entstanden. Wir haben einen sehr talentierten griechischen Künstler namens Vasilis Zicos dafür begeistern können und er hat im Endeffekt für mehrere Ausschnitte der Schlacht von Cluain Tarbh Zeichnungen angefertigt. Eine dieser war eine Art irischer Minotaurus, den wir von ihm zur gälischen Figur ummodeln ließen. In der Schlacht von Cluain Tarbh hat Mannanán Mac Lír, der gälische Gott des Meeres, der im Endeffekt auf dem Cover von "Gealtacht Mael Mordha" zu sehen ist, viele Schiffe der Nordmänner zerstört. Ebene jene Szene ist auf unserem Cover zu sehen.
Walter:
Dieses kann sich wahrlich sehen lassen. Wo sollte das Album denn absatzmäßig zum "Renner" werden?
Rob:
Hoffentlich überall. Aber völlig realistisch betrachtet, wird es wohl in Deutschland am besten verkauft werden und das nicht nur weil Grau dort ihren Firmensitz haben. Auch in den Staaten und in England scheint man uns zu mögen, aber dennoch wird es wohl dabei bleiben, dass irische Bands in ihrer Heimat am bekanntesten werden.
Walter:
Gutes Stichwort. Wie ist es um die Szene in Irland eigentlich bestellt? Einige Bands sind zwar auch hier auf dem Festland bekannt, allzu viele aber auch nicht.
Rob:
Irland ist als Gesamtheit betrachtet völlig "unmetallisch". Es gibt zwar einige Bands hier, die wirklich gut und originell sind, aber das Gefolge ist dennoch sehr gering. Aber nichtsdestotrotz gibt es hier eine Basis und eben jene ist ungemein euphorisch, selbst bei kleinen Bands und selbstorganisierten Gigs. Geschäftsmäßig ist die Szene aber zumindest sehr gut strukturiert und organisiert. Es gibt einige kleine Firmen hier, mit denen wir auch schon sehr häufig zusammengearbeitet haben, wie Sentinel Records, Acheron Productions, Invictus Productions oder Dublin Metal Events. All diese Firmen arbeiten ungemein korrekt, aber auch viel und supporten uns Bands wo es nur möglich ist.
Die wichtigsten Bands sind wohl PRIMORDIAL, MOURNING BELOVETH, CRUACHAN, ABBADON INCARNATE, GEASA, WAYLANDER und wir. Aber darüber hinaus gibt es noch Truppen wie FOR RUIN, MASS EXTINCTION, SIROCCO, CARNUN RISING und FLATLIN, die für euch von Interesse sein sollten. Es gibt keine besondere Stilrichtung, die hier bei uns angesagt wäre, weshalb diese Bands auch sehr unterschiedlich und individuell klingen.
Walter:
Das klingt aber sehr interessant und lässt uns zum Schluss, dem Blick in die Zukunft der Band, kommen...
Rob:
World domination!! That's it!
Ansonsten sind wir aber eher bescheiden und verabschieden uns mit "Slán agus Beannacht" und dem besten Dank für euer Interesse an MAEL MORDHA.
- Redakteur:
- Walter Scheurer