MAHAVATAR: Interview mit Karla Williams

03.02.2005 | 23:15

Manchmal passieren wirklich komische Dinge. Da trudelt bei mir eine Scheibe einer Band ein, deren Bandköpfe aus zwei Frauen bestehen, die laut Hörensagen brettharten Metal mit allem Drum und Dran durch die Boxen pusten. Soweit alles absolut in Ordnung. Allerdings kommen die Mädels aus New York und frönen laut Presse dem Nu Metal. Leider ist dieser neumodische Metal-Amisound eigentlich überhaupt nicht mein Ding. Doch dann pustet mir absolut wider Erwarten genau diese Scheibe die Kniescheiben durch. MAHAVATAR könnten sich mit "Go With The No!" rund um den Erdball einen klangvollen Namen machen, wenn die Promotionräder wohlwollend ineinander greifen. Denn die erbrachte Leistung ist mehr als reif, limitiert sich nicht und erstreckt sich über viele Bereiche der harten Rockmusik!
"Die Band existiert jetzt seit 1999, als ich sie zusammen mit der israelischen Sängerin Lizza Hayson aus der Traufe hob", berichtet mir die jamaikanische Bandcheffin und Gitarristin Karla Williams und gibt gleich, wenn auch etwas augenzwinkernd, die Marschrichtung der Band vor: "Bewaffnet mit dem Wunsch nach Freiheit, der Entfaltung von Körper, Geist und Seele, kreieren MAHAVATAR explosive Atmosphären, beflügelt mit Visionen der Finsternis und des Lichts!" Wow, gut gebrüllt Löwe. Das hat definitiv poetische Züge! Etwas nüchterner fährt die charismatische Axtfrau fort: "Nach zwei Demos und einigen Line-Up-Wechseln landeten wir endlich bei Cruz Del Sur Music. Im Februar 2004 konnten wir die Purple Light Studios entern und unser Debüt einholzen. Dabei unterstützten uns drei Sessionmusiker. Zum einen T-Bona Motta an den Drums, Szymon Maria Rapacz am Bass und Miko an den Keys. Nach fünf Monaten Recording- und Mixarbeit sind wir endlich bereit der Welt zu zeigen, aus welchem Holz MAHAVATAR geschnitzt sind."

Drei Sessionmusiker hört sich recht aufwendig an, wenn man bedenkt, dass sich die Jungs ja auch gefühlsmäßig auf die Mucke einstimmen müssen. Karla gibt Auskunft: "So einfach gestaltete sich die Sache nicht. Vor den Aufnahmen führten wir zwischen 30 und 35 Stunden Rehearsals mit eventuellen Bassisten und Drummern durch. Für die Keyboards brauchten wir keine, da der Kerl einfach ins Studio kam und drauflos spielte. Vier Stunden später ging er wieder und die Sache war gelaufen. Unglaublich! Irgendwann hatten wir die Richtigen für den Job herausgefischt. Fünf unserer acht "Go With The No!"-Tracks standen zum Beginn der Recordings bereits auf unseren vorhergegangenen Demos, was die Sache schon mal immens erleichterte, da schon mal Basismaterial zum Verinnerlichen vorhanden war. Aufgenommen haben wir dann über einen Zeitraum von fünf Monaten, wobei wir nicht ständig im Studio hockten, im Purple Light in Brooklyn, in Zusammenarbeit mit dem Engineer/Mixer/Producer Michael Barile. Der Kerl ist ein absoluter Profi, was das Recording wirklich harter Musik angeht. Er ließ uns Gott sei Dank auch alle Freiheiten und förderte innerhalb unserer Möglichkeiten immens unsere Kreativität. Das Ergebnis hast du vor Kurzem gehört." Und es hat definitiv einen guten Eindruck hinterlassen. Fraglich bleibt, ob MAHAVATAR nun eine richtige Band oder ein Projekt zweier Metalaktricen ist? "MAHAVATAR sind kein Projekt", stellt Karla unmissverständlich klar. "Zur Zeit suchen Lizza und ich nach fähigen Leuten, die den Spirit MAHAVATARs mit uns verkörpern. Für die Aufnahmen beschlossen wir, uns von unseren damaligen Weggefährten zu trennen und unser Vertrauen in professionelle Sessionmusiker zu legen, was rückblickend die richtige Entscheidung war. Tja, es ist aber nicht leicht, gleichgesinnte Individuen zu finden. Wenn sich aber jemand angesprochen fühlt, der einen unserer Plätze an den Kesseln, am Vierseiter oder den Keys ausfüllen kann, dann melde er oder sie sich bitte unter http://www.mahavatar.net." Ich werd's weitergeben und vielleicht fühlt sich ja ein Powermetal.de-Leser wirklich dafür auserkoren, nach New York überzusiedeln und MAHAVATAR zum Bandstatus zu verhelfen.

Nach etwas Fun wieder zu ernsten Dingen, genauer gesagt zur Stimmung, die "Go With The No!" verbreitet. Dezente unterschwellige Aggression, die auch in den Texten Niederschlag findet, ist allgegenwärtig. "Unsere Themen handeln eigentlich nicht von speziellen Dingen," berichtet Karla. "Sie befassen sich mit dem Leben. Die Texte wollen dir helfen. Sie raten dir aufzustehen und die Augen weit aufzumachen. Die Kraft liegt in dir! Schau in die Vergangenheit und sieh dir all die Zerstörung an, die in ihr liegt. Die Wahl, diese Zerstörung auch in die Gegenwart und Zukunft zu transferieren, liegt allein bei dir. In dem Moment, in dem du "Nein" sagst, beginnst du dich mit den Dämonen zu konfrontieren, die alltäglich auf dich und deinen Willen einwirken. Zeige keine Angst und strebe nach dem Weg des Sehens, des Denkens und des Fühlens. Du kannst die Lügen entlarven und die erlangte Energie dafür nutzen um deinen Weg unbeirrbar zu beschreiten. Den Weg der Revolution... go with the no!" Poah, diesen Enthusiasmus und diese Power beschränkt Karla aber nicht nur auf New York. Der symphatischen Axtfrau geht es nicht einzig um den amerikanischen Markt. Nein, denn "wir streben nach globaler Herrschaft", gibt sie unter Magenkrämpfen zu Protokoll. "Und wenn wir schon mal dabei sind, wollen wir natürlich in Europa touren. Vor allem in Deutschland. Das ist unser vorrangiges Ziel. MAHAVATAR sind eine Liveband, die auf den Brettern ihre volle Energie entfaltet. Wir wollen uns der Welt beweisen. Und wenn es möglich ist on stage. Klar hoffen wir auch auf gute CD-Verkäufe. Die Presseresonanz ist auf jeden Fall bislang sehr ordentlich. Doch die Zukunft gehört der Livesituation. Wir sterben dafür in die Saiten hauen zu können."
Bei so viel sprühender Energie fragt sich nur noch, was dann live wirklich auf der MAHAVATAR-Bühne abgeht? "Nun", beginnt Karla ruhig," die Bühne wird zunächst stockdunkel und dann beginnt eine spirituelle Erfahrung, wenn die erste Lichtquelle die Düsternis durchbricht. Von da ab flutet das Licht, die Energie und die Kraft. Die Temperatur steigt und steigt und wir werden eins mit der Musik, alles und nichts!" Allein die Kraft dieser Worte lässt die Dunkelheit erhellen. Und so gehören die letzten Sprachfetzen ebenfalls MAHAVATARs Redensführerin: "Viele Grüße an all die Metalheads in Deutschland. Genießt MAHAVATARs Musik als eine hypnotische Vision der Revolution!!!"

Redakteur:
Alex Straka

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