MALADIE: Interview mit Björn

08.09.2012 | 07:28

Wem MALADIE ein Begriff ist und sich "Plague Within" mal genauer anhört, kommt an eine besondere, außergewöhnliche Symbiose aus Gefühlen, Sensibilität und klirrend kaltem Black Metal nicht vorbei. So brannten uns einige Fragen auf der Seele, die uns Björn ausführlich beantwortete.

Hallo Björn, Marcel von POWERMETAL.de hier. Vielen Dank zunächst, dass du
dir in deinem stressigen Terminkalender etwas Zeit für meine Fragen nimmst.
Alles soweit im Lot bei Dir?

Servus Marcel, ich habe zu danken für das Interview und die damit verbundene Unterstützung. Momentan ist echt viel los bei mir. In Zukunft werde ich auf jeden Fall versuchen nicht zwei Alben gleichzeitig raus zu bringen, hehe. Aber ich  wollte es ja nicht anders, also ist das natürlich auch schön, wenn sich Leute für MALADIE und TOMBTHROAT interessieren. Ansonsten alles wunderbar, wie immer bei mir, oder so....


Mit MALADIE hast du ein neues, besonderes Projekt auf die Beine gestellt.
Willst du uns dieses und deine Mitstreiter kurz vorstellen? Wie weit geht
die Grundidee für MALADIE zurück?

MALADIE war mein Soloprojekt. Ich hatte einfach zuviel Musik und Lyrik im Kopf, die ich endlich mal loswerden musste. Da das alles nicht zu TOMBTHROAT passen würde und ich keinen Stilbruch begehen, und meinen Bandkollegen nicht vor den Kopf stoßen wollte, habe ich endlich angefangen das ganze unter anderem Namen zu machen. Diese Idee ist nicht neu. Die Grundidee zu MALADIE geht schon sehr sehr weit zurück. Eigentlich seit ich aktiv selbst Musik mache. Ich habe vor ca. 10 bis 13 Jahren (ich weiß es echt nicht mehr genau) schon mal ein ganzes Album aufgenommen. Dieses wurde aber nie veröffentlicht und auf "Plague Wihtin" kann man einiges von damals wieder finden. Auch auf dem nächsten Album wird es Riffs und Ideen von dieser alten Platte zu hören geben.
Da ich aber weit davon entfernt bin, viele Instrumente gut genug zu beherrschen (nicht mal mein eigenes), musste ich mich natürlich nach geeigneten Musikern umsehen. Das hat sich aber doch als wirklich sehr einfach herausgestellt. Als ich den Entschluss gefasst habe das Ganze ernsthaft anzugehen – was auch schon gute fünf Jahre her ist – habe ich Corny Althammer (Schlagzeug, Percussions, Keyboards und Bass auf dem aktuellen MALADIE-Album) gefragt, ob er Bock drauf hätte. Nachdem ich ihm das Konzept erklärt hatte, war er direkt davon überzeugt. Dann ging erst mal viel Zeit ins Land und das ganze fand weiterhin nur in meinem kranken Kopf statt. Als ich dann aber im Studio bei der Vorproduktion zur neuen TOMBTHROAT Platte zu viel Zeit übrig hatte, habe ich einfach mal angefangen, die Gitarrenspuren für MALADIE aufzunehmen. Allerdings gab es da eine Melodie in hohen 16tel Noten, mit der ich einfach nicht zufrieden war. Ich habe es einfach nicht so hinbekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Mein Spiel war einfach nicht "schön" genug. So fragte ich Mark Walther von SPHERON, der ein hervorragender Gitarrist ist, ob er diese nicht mal eben schnell für mich einspielen könnte. Hat er im Gegensatz zu mir natürlich in kürzester Zeit hinbekommen. Es hat ihm augenscheinlich sehr gefallen und so habe ich
ihn gefragt, ob er nicht ein Teil von MALADIE sein möchte. Das war eine sehr gute Idee, hat er doch einen Großteil der Riffs zu 'Pes Equinovarus' beigetragen.
Mit Alex Wenz mache ich schon seit über 18 Jahren zusammen Musik. Er ist ja eigentlich Schlagzeuger, ich weiß aber, dass er im extremen Gesangs-Bereich viel Talent hat und meine Ideen so umsetzen kann, wie ich mir das vorstelle. Da war es nur logisch, dass er einen Teil der Vocals übernimmt. An Déhà bin ich über seine Band DEVIANT MESSIAH gestoßen. Ich war direkt beeindruckt von seinem Gesangsstil und den Emotionen, die er dadurch rüberbringt. Ich habe ihm Demos geschickt und er war ebenfalls sofort dabei. Cleanen Gesang, weitab vom üblichen Metalstandard, wollte ich auch haben. Da kam für mich nur Bernd Wener in Frage, der bei SHAPESHIFT und BLINDFLUG zeigt(e), was er drauf hat. Ein technisch sehr guter Sänger, der aber sehr viel Gefühl und Überzeugung mitbringt, und das war mir bei allen Beteiligten sehr wichtig. Ich bin sehr glücklich mit dem Haufen und das Ergebnis spricht ja auch für sich...


Wie seid ihr an den Deal mit Apostasy Records gekommen?

Nach all der Arbeit ging es an das Rumschicken eines mehr schlechtem als rechtem Rohmix. Da ich nicht wollte, dass all die Arbeit umsonst war, musste ein Label her, das die Platte zu schätzen weiß und sie veröffentlicht. Außerdem musste noch ein gescheiter Mix und ein Master her. Es gab tatsächlich einige interessierte Plattenfirmen. Am Ende habe ich mich aber doch für Apostasy entschieden. Erstens weiß ich, dass der Chef dort wirklich hinter seinen Bands steht und nichts veröffentlicht, von dem er nicht überzeugt ist, und zweitens ist MALADIE dort keine Band unter Hunderten, die schnell mal untergeht, sondern wir bekommen den Support, den wir brauchen und den wir uns vorgestellt haben. Das hatte ich bei Apostasy Records einfach im Gefühl, und das hat sich letztendlich auch so herausgestellt. Wir sind sehr froh mit diesem Deal, ohne den "Plague Within" sicher nicht das geworden wäre, was es nun ist. Durch Apostasy war es uns auch möglich den perfekten Mix und das perfekte Master für das Album von niemand geringerem als Christoph Brandes in den legendären Iguana Studios machen zu lassen. Einen besseren Sound kann ich mir für diese Platte nicht mal vorstellen...


Wie kamst du auf die Idee, die klirrende Kälte des Black Metals mit derart
viel Emotionen und Gefühl zu versehen? Dieser Mix ist großartig, wenngleich
auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Auf diese Idee kam ich nie. MALADIE ist nicht geplant. Das ist einfach die Musik, die aus mir herauskam. Ich selbst hatte nie vor, eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Ich habe einfach drauflos komponiert/gespielt. Das Ergebnis ist "Plague Within". 95 % aller Hörer sagen, das wäre Black Metal. Damit kann ich leben. Jede Emotion, jedes Riff, jede Harmonie und auch jede Dissonanz ist echt und wirklich. Ich war eigentlich jedes mal, wenn ein Lied fertig gestellt war, selbst überrascht und gar erschrocken, was dabei nun wieder rausgekommen ist. Aber ich denke, das macht das Album auch aus, es ist nichts konstruiert oder dergleichen, es ist einfach ehrliche Musik. Klar hat nicht alles auf Anhieb gepasst, da musste teilweise schon gefeilt werden, aber im Groben ist das alles einfach so, fast automatisch entstanden, und ich finde, das hört man auch. Hätten wir da zu lange überlegt und dran rumgeschraubt, würde die Platte sicherlich ganz anders klingen...

Warum fanden die Aufnahmen in verschiedenen Studios in
Deutschland und Belgien statt?

Die Aufnahmen fanden in so vielen Studios statt, weil wir eben alle doch recht weit auseinander wohnen. Da war es einfach günstiger, Studios vor Ort zu benutzen, als alle immer her zu karren. Die Aufnahmen haben sich ja auch über 2,5 Jahre hinweg gezogen. So war es letztendlich am einfachsten. Das meiste ist aber in den Happy Cadaver Studios in Ludwigshafen aufgenommen worden. Als alles dann in trockenen Tüchern war, habe ich, wie schon erwähnt, das Iguana Studio von Christoph Brandes noch mal für eine Woche gebucht, um dem Teil den perfekten Sound im Mix und beim Master zu verpassen. Und das ist dem Meister mehr als gelungen! Wir haben dort aber auch wirklich hart gearbeitet. Unter 14 Stunden pro Tag ging da gar nichts. Das ist halt der Nachteil an solch vielschichtiger Musik. Das ist dann im Endmix viel Fuddelarbeit, die sich aber mehr als gelohnt hat! Ich freue mich jetzt schon auf die erneute Zusammenarbeit mit Christoph...


Es wird anspruchsvoll, atmosphärisch und authentisch, 'Animus Fatalis' ist
ein großartiger Opener, 'Pes Equinovarus' driftet höllisch böse aus den
Boxen und 'Morbus' ist einfach nur schön. Welche Bedeutung haben die Stücke
für dich und hast du irgendwelche Lieblinge parat?

Mein Favorit ist 'Yersinia Pestis'. Ich kann dir nicht mal sagen warum, aber alleine diese 'Katharsis'-Brücke verpasst mir heute noch eine Gänsehaut. Aber jedes einzelne Stück, bedeutet mir extrem viel, steckt doch in jeder einzelnen Note, in jedem einzelnen Wort ein Teil von mir. MALADIE ist das mit Abstand persönlichste, was ich in meiner Musikerlaufbahn je auf einen Tonträger gebracht habe. Jedes Lied erzählt lyrisch, wie auch musikalisch eine eigene Geschichte. Am Ende ergeben sie aber ein Ganzes. Auf "Plague Within" dürfte kein Takt mehr sein, aber auch kein einziger weniger. So, und nur so wie es jetzt ist, funktioniert es...


Gibt es ein besonderes Konzept hinter "Plague Within"?

Ja, das gibt es. Nicht nur hinter dieser Platte, sondern hinter dem ganzen Projekt. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es um Krankheit. Um selbst gemachte allzu menschliche Krankheiten, die psychisch sind und sehr schnell auch zu physischen führen können. Der Mensch neigt dazu krank zu sein. Man könnte das Leben an sich schon als Krankheit bezeichnen. Meine Texte sind sehr metaphorisch verfasst, also kann jeder sein eigenes Muster darauf legen und sich somit rein versetzen. Oder eben nicht. Das liegt am Hörer/Leser
selbst, ob er es wagt sich, auf diese Krankheit einzulassen. Ich habe schon einige Mails bekommen, in denen mir Leute schrieben, dass MALADIE sie sehr berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Das war sicherlich keine meiner Intentionen, freut mich aber natürlich sehr. Wir werden das auch weiter verfolgen, denn diese spezielle Krankheit wird es immer geben, so lange es den Menschen gibt. Stoff wird uns also vorerst nicht ausgehen...


Hand aufs Herz, ist MALADIE nur ein Projekt oder eine richtige, feststehende
Band? Gibt es Pläne, mit MALADIE auf der Bühne zu stehen oder stellt sich
das in Anbetracht der Bandmitglieder als schwierig heraus?

MALADIE war bis vor Kurzem ein Projekt, und wird auch weiterhin einen Projektcharakter inne haben. Wir haben aber nun lange überlegt und diskutiert und kalkuliert, und sind uns nun einig, dass wir MALADIE doch auf die Bühne bringen wollen. Die Vorbereitungen fangen demnächst an und ich bin sehr gespannt. Ab 2013 wird man MALADIE dann auf ausgewählten Festivals und Konzerten erleben können.
Das wird in der Tat sehr schwierig und es wird harte Arbeit alle sieben Mann ("Plague Within" Line Up + Basser) unter einen Hut zu bekommen. Von der Logistik ganz zu schweigen. Aber wir sind guter Dinge. Wir sind ja nun auch alle keine Anfänger mehr, sodass wir vor einem Auftritt drei Jahre proben müssten....


Wie sieht nun die Zukunft von MALADIE und deiner anderen Band, TOMBTHROAT, aus? Schon irgendetwas Genaueres geplant?

Japp, Planungen laufen. Wir haben bereits das Studio geentert, um die Gitarren für das zweite MALADIE-Album aufzunehmen. Drei Lieder sind im Rohbau schon im Kasten. Die drei haben jetzt schon eine Gesamtspielzeit von 30 Minuten. Kürzer werden die neuen Lieder also eher nicht. Es wird auch einige neue Elemente geben. Letztendlich bleibt es aber MALADIE. Außerdem können wir bereits den ersten Auftritt bekannt geben: MALADIE wird 2013 auf dem Ragnarök Festival spielen.
Desweiteren planen wir gerade eine schicke Vinyl-Veröffentlichung von "Plague Within" wodurch wir uns einen Traum erfüllen. Shirts sind natürlich auch in Planung und da kommt sicher noch das ein oder andere dazu. Man kann also gespannt bleiben. Heilung ist noch lange keine in Sicht...

Mit TOMBTHROAT haben wir ja auch vor kurzem erst unser viertes Album veröffentlicht. Dieses heimst auch überschwängliche Rezensionen ein und somit wird man natürlich auch wieder öfter gebucht. Da sind einige sehr schicke Sachen bisher schon gefixt. In Wolfsburg zum Beispiel mit PROTECTOR und unseren MALADIE-Labelkollegen OBSCENITY. Dann headlinen wir das legendäre Waldpark Open Air. Ganz frisch kam die Bestätigung, dass wir auf dem Sultans Of Death Festival ebenfalls spielen werden. Und noch einige andere. Da es dieses Jahr leider nicht mehr geklappt hat mit den Tourneen, werden wir
nächstes Jahr die ein oder andere aber sicher fahren. Es juckt einfach in den Fingern! Wir müssen wieder mehr raus! Außerdem planen wir eine sogenannte 4-Way-Split mit einigen namhaften alten geilen Bands auf der es darum geht ganz altes Material (12 Jahre oder älter) in die heutige Zeit zu verfrachten. Keine plumpen Neuaufnahmen sondern neue Versionen, die dem heutigen Standard der Bands gerecht werden. Die Aufnahmen dafür fangen in wenigen Wochen an und ich bin sehr auf das Ergebnis gespannt....

 

Dann vielen Dank für deine Geduld und Zeit, viel Erfolg mit MALADIE und TOMBTHROAT.


Redakteur:
Marcel Rapp

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