MEVÁDIO: Interview mit Kenneth

11.02.2005 | 22:01

Der Kerl ist noch gar nicht so alt und dennoch schon fast eine Legende:

Jede Metalgeneration hat ihre Helden. Und jeder dieser Metalhelden benötigt zum Erfolg vor allem eines: einen eigenen Sound! Heutzutage gibt es nur wenige Soundtüftler, die es blind verstehen, das Besondere einer Band in den Vordergrund zu stellen und der jeweiligen Produktion zudem soviel Arsch hinter die Druckventile zu zimmern, dass dem Hörer beim Genuss der jeweiligen Scheibe ordentlich die Haare gefönt werden.

Tue Madsen ist Däne und Tue Madsen ist eine solche Ikone. Ein wahrer Soundpapst, dessen Terminkalender auf Jahre ausgebucht sein dürfte. Wenn dieser Tue Madsen ein guter Freund von dir ist und du selbst eine Band hast, kannst du eigentlich nur dem Herrgott danken. Denn Freundschaftsdienste beinhalten manchmal auch die Produktion deiner Scheiben. Und wer hat schon gottverdammt noch mal das Glück, zwischen all die Megaproduktionen des Antfarm Studios zu rutschen, um die Soundwand eines Tue Madsen aufzufahren? MEVÁDIO genießen dieses Privileg und Drummer Kenneth gibt nur zu gerne Auskunft: "Unsere Freundschaft begann im Jahr 1999, als Tue für einen anderen Produzenten einsprang, der uns kurz vor Beginn der Recordings sitzen ließ. Seitdem arbeiteten wir fünfmal zusammen, inklusive der Vorproduktion zum neuen, in diesem Herbst erscheinenden Album. Wir verstehen uns einfach sehr gut. Auf der persönlichen, musikalischen und auch kreativen Ebene, ohne dass es jemals zu routiniert zugeht. Er versteht es einfach, uns zu pushen und zu motivieren. "Hands Down" ist ja unser Full-Length-Debut, unser Baby, und wir sind wirklich extrem stolz auf die Scheibe. Bevor wir unseren Labelkontrakt unterschrieben, haben wir sieben Jahre live gespielt und eigenfinanzierte Releases unters Volk gebracht. Es wird also ein großartiges Gefühl sein, wenn "Hands Down" endlich auf dem Erdball einschlagen wird. Manche Songs sind dementsprechend alt, an die fünf Jahre schon. Es gibt deshalb auch einige Stellen, mit denen wir nicht so ganz zufrieden sind. Aber im Großen und Ganzen ist die Arbeit absolut geglückt."

Wie ich persönlich finde, fallen MEVÁDIO etwas aus dem gängigen Skandinavienmuster raus, da sie weit mehr rockige Elemente und ein dezent alternatives Flair versprühen. Kenneth ist da gar nicht so weit von meiner Einschätzung entfernt: "Ich bin froh, dass du das so siehst. Viele Rezensenten entsprechen deiner Meinung und sehen unser Fundament auf rockigen Riffs. Fakt ist, dass einige von uns die magische Dreißig bereits überschritten haben und wir mit dem Metal begannen, als die Achtziger ihre Hochphase hatten. Ich denke, dass uns diese Roots etwas von dem entfernen, was andere skandinavische Bands kreieren. Sie sind vielleicht einfach neumodischer als wir. Wir fragen uns nie wie dieses oder jenes KORN oder SLIPKNOT interpretieren würden. Eher schon, wie das früher wohl ANTHRAX, SLAYER und OZZY umgesetzt hätten. Hell yeah, der erste Metal der bei mir einschlug war made in Germany. HELLOWEEN hießen die Schuldigen, haha. Ich liebe die "Keeper Of The Seven Keys"-Scheiben und vor allem "Walls Of Jericho"."

Songtitel wie etwa 'When Bullshit Walks' sprechen eine sehr eigene Sprache, deren Inhalt etwas transparenter rüberkommen könnte. "Nun ja", beginnt Kenneth, "die Texte sind alle sehr persönlich, bezogen auf das soziale Leben innerhalb dieser Welt. Dazu gehören zwischenmenschliche Beziehungen, Krieg, Kontrolle und deren Missbrauch und so weiter. Manche Lyrics sind aber einfach nur crazy Gedanken, die ihren Weg sonderbar zu Papier fanden, haha." Ich gehe mal schwer davon aus, dass das bisherige Feedback zu "Hands Down" gut ausfiel, was mir Gedanken an eine MEVÁDIO-Tour in deutschen Landen in die Rübe schießen lässt. Kenneth wird bei diesem Thema richtig überschwänglich. "Wir haben Dutzende Reviews erhalten und saubere neunzig Prozent sind richtig gut. Wir haben lediglich ein totales Hassreview erhalten und ein mächtiger Verriss war auch dabei. Das ist doch eine prima Ausbeute! Die Zukunftspläne sehen kurz und knapp so aus: die Vorproduktion der nächsten MEVÁDIO-Scheibe ist bereits im Kasten und wir werden im Juni wiederum mit Tue die Antfarm Studios entern um die Scheibe einzuknüppeln. Tourtechnisch werden wir dann auf jeden Fall nach Deutschland kommen. So wie es aussieht im August/September/Oktober. Und da kann ich euch schon mal einiges versprechen. Wir packen in unsere Gigs soviel Energie wie es geht. Dabei versuchen wir, die größtmögliche Dynamik zu entfalten. Dabei kann dann alles passieren. Zarte Zurückhaltung kippt in bloße Raserei, in den puren Wahnsinn."

Mir bleiben zum Ende hin nur noch zwei Dinge von Interesse, nämlich zum einen die dänische Metalszene an sich und zum anderen die Privatpersonen, die hinter MEVÁDIO stehen. Kenneth beginnt mit ersterem und zwar nicht gerade begeistert: "Die dänische Metalszene ist beschissen zur Zeit. Der schlimmste Platz an dem du als Metalband rumgammeln kannst. Es gibt so viele geile Bands hier und alle treten sich mit viel Respekt gegenüber. Tue hat viel dazu beigetragen, auch wenn er heutzutage mehr internationale Acts produziert als dänische. Der Fokus kommt aber dennoch nur von außen, landesintern läuft da leider wenig. Aber international scheint unsere Szene einen richtig guten Ruf zu genießen. Ich meine, Bands wie MERCENARY, MNEMIC, HATESPHERE, BARCODE, AS WE FIGHT, ILLDISPOSED und RAUNCHY sprechen ja auch für sich. Zum zweiten Thema muss ich zunächst mal sagen, dass wir alle ausnahmslos höhere Ausbildungen haben oder gerade dabei sind, sie zu erwerben. Ich finde es niemals schlecht, viel Wissen in deinen Kopf zu packen, deinen Horizont zu erweitern und dir neue Bereiche zu erschließen. Jedoch läuft unser derzeitiges Leben mit unserem Job, der Familie und der Band richtig gut und entspannt. Das Ziel ist, privat wie auch mit der Band, immer der Intuition zu folgen und alles in die eigenen Hände zu nehmen, sobald die Dinge eine Eigendynamik gewinnen. Hinsichtlich der Band wären das die Businessaspekte."

MEVÁDIO scheinen wirklich alle Fäden in eigenen Händen zu behalten. Und wenn die nächste Scheibe, die ja bereits mit einem Bein in der Tür steht, genauso Arsch tritt wie das Quasidebüt "Hands Down", dürfte der Band eine rosige Zukunft beschert sein. "Haltet Ausschau nach unserem nächsten Output", schließt Kenneth ab. "Er wird euer Hirn wegblasen. Ich hoffe wir sehen uns auf der Tour Ende des Jahres. Cheers!"

Redakteur:
Alex Straka

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